Spekulationsfrist
Neue Zeitrechnung
Junge Aktien haben in Deutschland Hochkonjunktur. Allein an der Spekulationsfrist scheiden sich noch immer die Geister
Die teuerste Aktie der Welt kommt aus den USA: Warren Buffetts Berkshire Hathaway kostet derzeit stolze 58 150 Euro pro Stück.
Viel zu viel, um die Papiere bei Privatanlegern unterzubringen. Die rechnen meist in kleineren Dimensionen. Das weiß auch SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann und splittete am Montag die Papiere seines IT-Unternehmens im Verhältnis 1:3. Anstatt 517 Euro kostet eine Aktie nur noch 172,80 Euro, dafür haben Altaktionäre gleich dreimal so viele Papiere im Depot.
Aktiensplit
Das Unternehmen teilt sein Grundkapital neu auf. So werden etwa aus einer 50-Euro-Aktie zehn Fünf-Euro-Aktien. Weder Beteiligungsverhältnis noch Aktienkapital ändern sich. Für Privatanleger werden die Kurse attraktiver.
Neubeginn der Spekulationsfrist NEIN
Berichtigungsaktie
Nach einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln erhalten Aktionäre ohne Einzahlung eines Betrags aus den Rücklagen oder dem Gewinn der AG zusätzliche Aktien. Die Maßnahme dient vor allem der Kurspflege.
Neubeginn der Spekulationsfrist JA
»Die Aktionäre erleiden allein durch einen Aktiensplit keinerlei Nachteile«, versichert Stephan Heinemann, Partner in der Münchner Kanzlei Wessing. »Sogar die Spekulationsfrist läuft für die neu eingebuchten Aktien einfach weiter.« Anders ist das jedoch, wenn ein Unternehmen etwa Gratisaktien an seine Aktionäre verteilt. Zwar haben weder Gesetzgeber noch Richter bislang verbindliche Regeln aufgestellt. Grundsätzlich gilt aber: »Die Frist beginnt bei der Ausgabe von jungen Aktien dann neu zu laufen, wenn sich der Anteil des Aktionärs an der Gesellschaft durch die Ausgabe ändert«, erläutert Heinemann. Und das ist bei einem Aktiensplit gerade nicht der Fall.
Bonusaktie
Meist zusätzlich zur Bardividende ausgeschütteter Gewinn. Eine Gesellschaft verteilt Bonusaktien nach einem vorher festgelegten Verhältnis zu den alten Aktien. Es handelt sich hier um eine Art Sonderausschüttung.
Neubeginn der Spekulationsfrist JA
Freiaktie
Aktionäre erhalten Freiaktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln. Weil er schon am Vermögen der AG beteiligt war, erzielt der Anleger keinen einkommensteuerpflichtigen geldwerten Vorteil.
Neubeginn der Spekulationsfrist JA
Aktionäre der Hofheimer D.Logistics sollten sich jedoch nicht auf die offizielle Unternehmensinformation verlassen: Zwar bekamen sie am vergangenen Montag sechs zusätzliche Aktien pro gehaltenes Papier. Doch die Firma splittete nicht wie angekündigt die Aktien, sondern gab tatsächlich sechs Freiaktien aus. Wollen Anleger auf Nummer Sicher gehen, müssen sie sich folglich mit einem steuerfreien Verkauf der jungen Aktien ein Jahr gedulden.
Gratisaktie
Echte Gratisaktien sind ein Geschenk etwa für ausscheidende Mitarbeiter. Als geldwerter Vorteil sind sie einkommensteuerpflichtig. Die Spekulationsfrist beginnt mit der Aushändigung dieser Wertpapiere.
Neubeginn der Spekulationsfrist JA
Zusatzaktie
Zwölf für zehn. Ordern Privatanleger etwa beim Börsengang oder bei einer Kapitalerhöhung, ködern Unternehmen mit kostenfreien Extra-Aktien. Die Spekulationsfrist beginnt bei Einbuchung der neuen Aktien ins Depot.
Neubeginn der Spekulationsfrist JA
Birgit Bonerz
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Nr. 27
29. Juni 2000
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