Slowakisches Kartenhaus stürzt ein Schließung von

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sir charles:

Slowakisches Kartenhaus stürzt ein Schließung von

 
06.02.02 10:36
Slowakisches Kartenhaus stürzt ein Schließung von Investmentfirmen

Zwei dubiose Investmentgesellschaften wurden in der Slowakei bereits zugesperrt. Weitere Zusammenbrüche könnten folgen.




PRESSBURG. "Mein ganzes Leben lang habe ich gespart, um in der Pension etwas zu haben - und alles habe ich denen anvertraut", weint eine verzweifelte Frau in die Fernsehkamera. Vorwiegend sind es ältere Leute wie sie, die fassungslos vor den verschlossenen Filialen der Anlagefirma BMG Invest und ihrer Muttergesellschaft Horizont Slovakia stehen. Ohne Vorwarnung waren am Montag alle Geschäftsstellen geschlossen worden. Nur ein formloses Papier an den Filialtüren behauptet, die "vorübergehende" Schließung diene der Durchführung eines "Audits", weil ein nicht namentlich genannter "ausländischer Investor" beide Firmen kaufen wolle.

Gestern, Dienstag, verbreiteten die Medien die Nachricht, daß sich die Firmeneigentümer ins Ausland abgesetzt haben. Und ein Finanzexperte stellte klar: "So eine Firma kauft niemand." Formell gibt es noch keine Beweise für einen Betrug. Daß der Krach der beiden Firmen und einer Reihe ähnlich arbeitender Gesellschaften aber unvermeidlich ist, liegt in ihrem System: Die beiden gehören zu den größten der im rechtsfreien Raum agierenden sogenannten "Nichtbanksubjekte". Mit riesigem Werbeaufwand und irrealen Zinsversprechen (im Fall von BMG Invest 48 Prozent) locken sie gutgläubigen Privatpersonen ihre Ersparnisse aus der Tasche, um sie angeblich gewinnbringend zu "investieren".


Daß sie bisher weitgehend unbehelligt blieben, liegt auch daran, daß die Medien über den gigantischen Werbeaufwand der Finanz-Netzwerke kräftig mitverdient haben. Neben der Telekom-Branche zählen die verschiedenen "Nichtbanksubjekte" zu den größten Werbekunden aller Medien. Sie kaufen die teuersten Werbezeiten in Radio und Fernsehen und schalten täglich ganzseitige Inserate. Der Versuchung, an diesem Kuchen mitzunaschen, konnte kein einziges der relevanten Medien widerstehen.


Wie ein Pyramidenspiel

Nur zaghaft erschienen im Vorjahr einzelne Zeitungsartikel, in denen vorsichtig angedeutet wurde, daß dieses Finanzsystem äußerst "risikoreich" sei. Erst ein Bericht der "Presse" wies im November darauf hin, daß die "Nichtbanksubjekte" nur nach dem Prinzip der Pyramidenspiele funktionieren können: Indem sie immer neue "Investoren" und damit neues Kapital gewinnen, können sie tatsächlich ihren ersten Kunden die versprochenen sagenhaften Gewinne auszahlen und damit ihre Glaubwürdigkeit gegenüber potentiellen neuen Opfern erhöhen. Seit dem damaligen "Presse"-Bericht taucht der Vergleich mit den Pyramidenspielen auch in slowakischen Zeitungen immer öfter auf und wurde nun in Zusammenhang mit dem vermutlichen Zusammenbruch von Horizont und BMG Invest auch von oppositionellen Politikern übernommen, die der Regierung und Nationalbank Versagen bei der Kontrolle vorwerfen.


Der Großunternehmer Jozef Majsky, über den bereits Gerüchte kursierten, er selbst sei an Horizont Slovakia beteiligt, schätzt die Gesamtsumme der allein in dieser Firma deponierten Einlagen auf etwa zwölf Mrd. Kronen (290 Mill. €/3,99 Mrd. S). Das tatsächliche Eigentum, das zur Deckung herangezogen werden kann, betrage aber bestenfalls 500 Mill. Kronen, verriet er in der Tageszeitung "Narodna obroda".


Eine ähnliche Struktur haben auch die anderen dubiosen Investmentfirmen. Der Name "Nichtbanksubjekte" rührt daher, daß die Firmen ähnlich wie Banken mit ihnen anvertrautem Geld von kleinen Anlegern operieren, ohne aber unter das Bankgesetz zu fallen. Daher sind sie im Unterschied zu den Banken zu keinerlei Sicherungen für das eingesammelte Kapital verpflichtet.


Mitarbeiter der Nationalbank befürchten nun einen Dominoeffekt gerade dadurch, daß der mutmaßliche Zusammenbruch von Horizont und BMG Invest viele gutgläubige Anleger zu später Vernunft bringen wird: Wenn die verunsicherten Klienten nun auch bei den anderen "Nichtbanksubjekten" ihr Geld abheben wollen, "bevor es zu spät ist", brechen auch diese wie Kartenhäuser zusammen.



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