Schill: Spät kommen, früh gehen

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Brummer:

Schill: Spät kommen, früh gehen

 
03.02.02 23:03
Von Marion Kraske

Die Bilanz von Hamburgs Innensenator Ronald Schill sorgt für Spott im Rathaus. Mit Vetternwirtschaft, zweifelhaften Partys und fehlenden politischen Konzepten verspielt er jeden Kredit. Jetzt droht ihm möglicherweise auch noch ein Untersuchungsausschuss.

Hamburg - Seinen Start als Senator hat sich Ronald Schill vermutlich anders vorgestellt. Nach fast 100 Tagen im Amt ist der Rechtspolitiker, der im Wahlkampf mehr Sicherheit, mehr Ordnung und die Beseitigung des Hamburger Filzes gepredigt hatte, auf dem besten Wege, zur politischen Nullnummer zu werden. Der Law-and-Order-Mann, der gerne mit seiner angeblichen Durchschlagskraft prahlte, erweist sich als zahn- und hilflos zugleich.
Von den ursprünglich versprochenen 2000 Polizeibeamten hat sich "Richter Gnadenlos", wie Schill wegen seiner harten Urteile als Amtsrichter genannt wurde, verabschiedet. Stattdessen tingeln ganze 20 bayerische Beamte für einige Zeit an die Elbe, um ihren Hamburger Kollegen unterstützend zur Seite zu stehen. "Das ist allenfalls eine touristische Attraktion, die nichts bringt", geißelt die Gewerkschaft der Polizei die bajuwarische Entwicklungshilfe.

Gemessen an Schills vollmundigen Versprechungen erscheint die Einstellung von 280 Polizeianwärtern und die Berufung von 250 Angestellten in den Polizeidienst wie eine Lappalie. Immerhin: Die Richtung stimmt.

Dagegen hat sich die von Schill lautstark angekündigte Halbierung der Kriminalität in den ersten hundert Tagen in Luft aufgelöst. "Jeder Fachmann weiß, dass das dummes Zeug war", unken Ermittler schon. Dafür glänzt Schill mit Nebensächlichkeiten: Wenigstens können sich Hamburgs Polizisten dank seiner Initiative bald in einer neuen Uniform zeigen. Und auch im Straßenverkehr tut sich was: Autofahrer dürfen sich neuerdings über einen grünen Pfeil freuen, der ihnen beim Rechtsabbiegen freie Fahrt beschert.

Wo sind die Konzepte?

Einschneidende Ergebnisse hat der politische Shooting-Star, dessen neu gegründete Partei Rechtsstaatlicher Offensive bei den Bürgerschaftswahlen auf Anhieb 19,4 Prozent erreichte, nicht zu bieten. Schills Ziel, die grassierende Drogenszene zu zerschlagen, wird wie vieles in der Realität nicht angepackt. Im Gegenteil: Durch die Jagd auf Groß- und Kleinstdealer verteile sich die Szene inzwischen auf die ganze Stadt, heißt es in Polizeikreisen.

"Es gibt viele Ideen, aber es hapert an der Umsetzung. Es gibt keine Konzepte", fasst ein Vertreter der Gewerkschaft der Polizei gegenüber SPIEGEL ONLINE den wachsenden Ärger der Beamten über die Arbeit des neuen Senators zusammen.

Arbeit ohne Eifer

Neben der politischen Desorientierung gerät auch Schills Amtsführung zunehmend in die Kritik. Hartes Aktenstudium und lange Sitzungen gelten nicht als Stärke des neuen Innensenators. Persönliche Abwesenheit, sachliche Uninformiertheit und mangelnde politische Leitlinien sorgen für erheblichen Unmut. "Spät kommen, früh gehen" - mit diesem Spruch nehmen Schills Mitarbeiter den laschen Arbeitseifer des Behördenchefs auf die Schippe.

Blickten viele Polizisten dem neuen Amtsinhaber unmittelbar nach dem Regierungswechsel noch voller Wohlwollen und Optimismus entgegen, weil sie nach 44-jähriger SPD-Herrschaft auf frischen Wind hofften, sind viele nun frustriert. Bei einigen Kollegen setze derzeit ein Prozess des Nachdenkens ein, verrät ein Polizeivertreter. "Viele fragen sich: Was ist eigentlich los mit diesem Senator? Wie kann man sich so aufführen?"

Doch das ist noch nicht alles, Schill sieht sich weiteren Vorwürfen ausgesetzt. So soll er während des Wahlkampfes einen verurteilten Straftäter als Bodyguard beschäftigt haben. Einen entsprechenden Bericht des SPIEGEL nahm die SPD inzwischen zum Anlass, dem Senator mit einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu drohen.

Quelle: Spiegel.de
brudini:

War doch von Anfang an klar

 
03.02.02 23:12
Schill ist nur ein Schaumschläger, der gleich nach Regierungsantritt zu einem gewöhnlichen Politiker verkommen ist. Die ganze Euphorie wird ruck-zuck verfliegen und Sachsen-Anhalt zu einem Waterloo für Schill.
Aber in Hamburg ist das ja kein Einzelfall. Die Statt-Partei hatte sich auch sehr schnell überlebt.

Gruß
brudini
Tyler Durdan:

Jetzt: RTL- Spiegel TV o.T.

 
03.02.02 23:14
Brummer:

Focus: Querschüsse aus den eigenen Reihen

 
04.02.02 10:33
Hamburgs ins Gerede gekommener Innensenator Ronald Schill wird jetzt auch aus seiner Partei heraus kritisiert. Zu Party- und Drogengerüchten sagte der Partei-Koordinator der Schill-Partei für Sachsen, Ulf Mäder, der Chemnitzer „Freien Presse“ vom Montag: „Ich würde so eine Haltung nicht an den Tag legen“. Zudem habe Mäder in Bezug auf Schill von einer „Verantwortungslosigkeit dem Amt gegenüber“ gesprochen, berichtete das Blatt.

Medien hatten unter anderem gemeldet, Schill habe sich während seines Wahlkampfes von einem verurteilten Straftäter beschützen lassen. Die Hamburger SPD drohte Schill mit einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

„Bin kein Mönch“

Schill selbst wehrt sich dagegen, seine Pflichten zu vernachlässigen. Wer wie er hart arbeite, dürfe sich auch mal abends amüsieren, sagte er FOCUS. Er sei „als Innensenator gewählt worden, und nicht als Mönch“. Zudem sei der Besuch von Partys nicht nur reines Vergnügen. Als Bürgermeister und Chef der Schill-Partei müsse er Kontakt zu normalen Menschen halten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) „macht es doch genauso“.

Hamburgs Zweiter Bürgermeister versicherte im FOCUS, niemand müsse sich Sorgen machen, dass bei ihm „die Arbeit liegen bleibt“. Den grünen Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Manfred Mahr, der ihm Nähe zur Kokain-Szene unterstellt hatte, bezeichnete Schill als „Dreckschleuder“.

Um die Kokain-Gerüchte zu entkräften, würde Schill nach eigener Aussage auch einen Drogentest machen. „Wenn es konkrete Anschuldigungen gegen mich gibt, dann werde ich auch eine Haarprobe machen lassen. Aber solche Anschuldigungen gibt es derzeit nicht“, sagte er dem „Hamburger Abendblatt“ vom Samstag.

Der als Richter Gnadenlos berüchtigte Politiker und Ex-Strafrichter hatte bereits am Freitag alle Gerüchte, er habe Kontakt zur Kokain-Szene, wild dementiert. „Ich habe nie Drogen genommen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. In der „Welt“ bekräftigte er, dies gelte für Kokain und jede andere Droge.

Focus: 04.02.02, 8:48 Uhr


flexo:

Selbst wenn diese Behauptungen stimmen

 
04.02.02 11:50
frage ich mich warum man sich darüber ereifert. In unserer Öffentlich Rechtlichen Republik läuft es in den anderen Parteien auch nicht anders. Die Republik befindet sich im Würgegriff der Parteien der Gründungsväter von 1949.
Und das Sheriff Schill in kurzer Zeit nichts bewegen kann war von vorherein klar - die Sozi´s haben das "Törchen zur Welt" fest im Griff ;-)
rohrberg:

schill

 
04.02.02 13:53
alle spd-sender und -blätter haben schaum vorm mund
das ist wahlkampf und hat mit ideologien nichts zu tun
es geht nur um pöstchen und kohle
oder meint ihr die linken kriegen ausser in der politik noch woanders einen job
die meisten haben nur POLITIK gelernt, und nie irgendwo anders gearbeitet.
jede neue partei nimmt hochbezahlte funktionärsjobs weg
Brummer:

Alles ganz anders und Schuld sind die anderen

 
05.02.02 08:41
Auf seinen Bürgermeister kann er sich verlassen, noch zumindest. Hamburgs Regierungschef Ole von Beust hat sich demonstrativ hinter seinen in die Kritik geratenen Innensenator Schill gestellt. Der streitet alle Vorwürfe gegen seine Person ab.

Hamburg - Schill dementierte, einen umstrittenen Aktenvermerk über die Bekämpfung der Kokain-Szene verfasst zu haben. Nach Informationen des SPIEGEL soll Schill in einem internen Vermerk festgehalten haben, die Polizei sollte ihre Mittel auf die offene Drogenszene konzentrieren, nicht aber auf Drogenkonsum in Schickeriakreisen.

Schill sagte dazu am Montag: "Von mir kommt diese Anmerkung nicht." Schill bestätigt jedoch die Existenz des Vermerks und fügte hinzu, er teile inhaltlich die Einschätzung des Autors. In der Verfolgung der Drogenszene müssten angesichts der Personalknappheit Schwerpunkte gesetzt werden.

Die Weitergabe des Vermerks aus einer internen Besprechung der Polizeiführung an die Presse sei eine "schwere Dienstpflichtverletzung, der nachzugehen sein wird", sagte Schill am Montag.

Nach SPIEGEL-Informationen hat Schill bei der Besprechung gesagt, die Ressourcen der Polizei seien dort zu konzentrieren, wo Verelendungstendenzen sichtbar sind. Handschriftlich sei zu dem Vermerk hinzugefügt worden: "S.: Dies ist dort nicht der Fall, wo Drogen in Schickeriakreisen konsumiert werden".

Rückdeckung vom Bürgermeister

Zu Vorhaltungen, er habe sich vor der Wahl von einem vorbestraften Leibwächter beschützen lassen, sagte Schill, er habe erst vergangene Woche aus den Medien von den Vorstrafen erfahren. Beim Aufbau der Partei hätten viele Menschen ehrenamtliche Arbeit geleistet, so auch der Personenschützer. "Ich habe von diesen Menschen weder Führungszeugnis noch Lebenslauf verlangt."

Ole von Beust, Hamburgs Erster Bürgermeister, stellte sich hinter seinen Senator: "Es ist infam, wie aus einer Gemengelage aus Bösartigkeiten, Tratsch und Klatsch etwas gestrickt wird", sagte von Beust am Montag im Norddeutschen Rundfunk. Es ist politisch legitim, alte Rechnungen zu begleichen. Aber was hier geschieht, ist bösartig". Es überschreite die "Grenze des Zulässigen", Schill in die Nähe der Kokain-Szene oder dessen Staatsrat Walter Wellinghaus in das Umfeld der organisierten Kriminalität zu rücken, sagte der Erste Bürgermeister von Hamburg.

Opposition droht mit Untersuchungsausschuss

Die Grünen in der Bürgerschaft verlangten Einsicht in die Akten der Innenbehörde. Die GAL werde dies im Innenausschuss der Bürgerschaft beantragen, kündigte Fraktionschefin Krista Sager am Montag an. Damit soll geklärt werden, ob der Vermerk Schills zur Verfolgung der Drogenszene existiere. Die SPD drohte dem Innensenator Ronald Schill mit einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Unterdessen gerät Schill auch in den eigenen Reihen in die Kritik. Zu den Anschuldigungen, die seine Arbeitsmoral in Frage stellen, sagte der Partei-Koordinator der Schill-Partei für Sachsen, Ulf Mäder, der Chemnitzer "Freien Presse": "Ich würde so eine Haltung nicht an den Tag legen". Zudem habe Mäder in Bezug auf Schill von einer "Verantwortungslosigkeit dem Amt gegenüber" gesprochen, berichtet das Blatt.

Quelle: www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,druck-180771,00.html
Brummer:

Schill macht einen Haartest

 
08.02.02 10:21
Nach schwer belastenden Koks-Aussagen eines Insiders will der Hamburger Innensenator nun einen Haartest machen lassen. Im ARD-Magazin „Panorama“ hatte ein anonymer Augenzeuge am späten Donnerstagabend berichtet, dass er Ronald Schill mehrmals bei der Einnahme eines „weißen Pulvers“ beobachtet habe.

Der populistische Politiker sagte der „Bild"-Zeitung vom Freitag, dass er zwar Haartests grundsätzlich kritisch gegenüber stehe. Er sehe sich jetzt allerdings „genötigt“, sich dem Verfahren zu unterziehen, um alle Gerüchte endgültig auszuräumen.

Darüber hinaus kündigte Schill an, Strafanzeige wegen Verleumdung und falscher Versicherung an Eides statt gegen unbekannt zu erstatten. Schill behalte sich Schadensersatzforderungen gegenüber „Panorama“ vor.

Was der Insider sagte

Der Zeuge schilderte in „Panorama“, Schill habe am 23. September auf einem Schiff im Hamburger Hafen „weißes Pulver“ mit einem Finger auf das Zahnfleisch gerieben. Dies sei eine für Kokain-Konsumenten durchaus übliche Praxis. Binnen zwölf Monaten habe er dies dreimal beobachtet, sagte das Mitglied der Schill-Partei.

Der Zeuge gab eine eidesstattliche Erklärung ab.

Schill war vor einigen Tagen ins Gerede gekommen, nachdem er mehrmals auf Partys auftauchte, wo dubiose Figuren aus der Schickimicki-Szene Koks zu schnupfen pflegen.

Quelle: focus.de
Hiob:

das heißt doch "Daumtest", brummer o.T.

 
08.02.02 10:29
Brummer:

@ Hiob Entschuldigung habe die schreibweise

 
08.02.02 10:35
vor der Rechtschreibreform gewählt.

Gruß Brummer
Elend:

Wenn jetzt alle Politiker den Haar-/Daumtest

 
08.02.02 11:46
machen, dann wird das ne SEHR haarige Angelegeheit ...

Man stelle sich vor, Helmut Kohl hätte während seiner Amtszeit nachweislich unter Drogen gestanden ... Nicht nur unfähig, sondern auch noch SCHULDUNFÄHIG

Außerdem könnte dann erklärt werden, warum Scharping iiiimmmmmmmmeeeeerrrrr eeettttwwwaaassss länger braucht und Gerhard S. so ein abwesendes Grinsen hat (mal von Gysi abgesehen ...)
EURO-Hasser:

Immer das gleich Muster.

 
08.02.02 12:01
Die selbsternannten Demokraten der "Einheitspartei CDUCSUSPDFDPGRÜNE"  fürchten wieder um Ihre Stimmen bei der nächsten Wahl. Schill hatte Erfolg, doch der wird ihm nicht gegönnt. An den Mißständen ist nicht Herr Schill schuld sondern die, die seit Jahrzehnten an der Macht sind. Eben die Personen der oben erwähnten Partei.

Jetzt werden gleichgeschalteten Medien wieder in Bewegung gesetzt um einen
unbequemen Politiker und seine Anhänger zu diffamieren.

Aber in ca. 6 Monaten ist ja auch Bundestagswahl! Jedes Mal das gleiche Muster.

Mich wundert es auch nicht wenn spätestens im Sommer wieder jede Menge
Asylbewerberheim brennen. Das man die Bösen Rechten auch nicht vergißt, bzw. auf keinen Fall wählen soll.

Schönes Wochenende.
E.H.

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