Scheinblüte bei Lebensversicherungen

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Scheinblüte bei Lebensversicherungen

 
03.07.03 11:40
Geschäft läuft schleppender, als die Zahlen der Unternehmen zeigen


Scheinblüte bei Lebensversicherungen


Von Frank Wiebe


Boom in der Lebensversicherung? Bei der Allianz schon. „Als wir mit unserer Verzinsung bei 8 % lagen, hatten wir harte Konkurrenz anderer Produkte. Jetzt sind wir bei 5 %, und die Kunden kommen in Scharen“, sagt Eckhard Marten, Leiter der Allianz-Leben-Pressestelle.


DÜSSELDORF. Allein im ersten Quartal 2003 wuchs das Neugeschäft des größten deutschen Lebensversicherers im Vergleich zum Vorjahr um 36 % auf ein Beitragsvolumen von 871 Mill. €. Das überdurchschnittliche Wachstum hat sich seither fortgesetzt. Die Allianz profitiert von ihrer Größe – in Krisenzeiten setzen die Kunden auf Sicherheit. Hinzu kommt, dass die Branche als solche von der Börsenkrise profitiert – viele Kunden haben von Aktien und Fonds die Nase voll.

Über gute Nachfrage berichten auch andere bekannte Gesellschaften. Die Debeka profitiert davon, dass sie die Finger von Aktien gelassen und damit ihre Kapitalanlage frei von Problemen gehalten hat. Sie legte im Neugeschäft in den ersten Monaten des Jahres um mehr als 40 % zu. Aber selbst ein Unternehmen wie Axa Leben, das erhebliche stille Lasten in der Aktienanlage vor sich herschiebt, dafür aber Teil eines starken Konzerns ist, berichtet über hohen Zuwachs: Von Januar bis April wird das Plus mit 40 % beziffert.

Walter Thießen, Chef der AMB Generali, sieht den Boom im Neugeschäft allerdings mit Skepsis. „Das ist eine Scheinblüte“, sagt er. Das Wachstum komme zum Teil aus der Anpassung der Policen mit Beitragsdynamik, außerdem aus spezielleren Bereichen wie der betrieblichen Altersvorsorge und den Einmalbeiträgen, die rein der Kapitalanlage dienen. Im traditionellen Geschäft hingegen gebe es einen deutlichen Rückgang – dies komme im Rückgang der Vertragsstückzahlen zum Ausdruck. Nach Ansicht von Thießen schlägt hier die unsichere wirtschaftliche Lage voll durch.

Ein Blick auf die Branchenzahlen per Ende April zeigt: rund 8 % Zuwachs beim laufenden Beitrag gegenüber dem Vorjahreszeitraum und gut 20 % bei den Einmalbeiträgen. Die Stückzahlen hingegen sanken um 34 %. Michael Gaedicke vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft nennt für den Rückgang der Stückzahlen als wichtigen Grund auch die Riesterrente, die im 1. Quartal 2002 in hohen Stückzahlen in die Statistik einging und die Basis erhöhte.

Besonders schlecht sah es zuletzt im Geschäft mit fondsgebundenen Produkten aus: Hier gingen auch die Werte für die Neubeiträge stark zurück. Einige Experten erkennen jedoch Anzeichen für eine Wende. So auch Till-Oliver Wendt, der für die Nürnberger Versicherung den gesamten Markt beobachtet. „Es geht wieder nach oben“, sagt er. Ein besonderer Renner sind bei seinem eigenen Unternehmen aber Fondspolicen mit Beitragsgarantie, bei denen der Anleger in jedem Fall als Minimum die eingezahlten Beiträge zurückerhält. Thießen, dessen Konzern Marktführer bei den fondsgebundenen Produkten ist, sieht indes noch keine Besserung.

Das Bild hat viele Facetten. Die Inter Lebensversicherung in Mannheim zum Beispiel hat nach Aussage ihres Vertriebsvorstands Hans-Wilhelm Zeidler in den ersten fünf Monaten einen leichten Rückgang des Geschäfts verzeichnet. „Der Markt ist sehr differenziert“, sagt Zeidler. Probleme gibt es zum Beispiel im gewerblichen Bereich, wo weniger Finanzierungen nachgefragt und verstärkt auch Verträge zurückgekauft werden, um auf diese Weise finanzielle Lücken zu stopfen. Die Inter ist davon besonders betroffen, weil ihre wichtigste Zielgruppe Handwerker sind.

Fazit: Der Boom im Neugeschäft der Lebensversicherung steht auf schwachen Füßen.

Quelle: Handelsblatt

HANDELSBLATT, Donnerstag, 03. Juli 2003, 08:22 Uhr

gruß Maxp.
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