Satte Renditen jenseits von Euroland
Experten favorisieren Investitionen in den polnischen Zloty - Anleger müssen Währungsrisiko beachten
von Barbara Brandstetter
Wer sein Geld sicher anlegen möchte, muss sich seit geraumer Zeit mit magerer Zinskost zufrieden geben. Ersparnisse auf dem guten alten Sparbuch bringen meist nicht einmal mehr ein Prozent Zinsen. Während die Leitzinsen in den USA seit Juni auf dem Weg nach oben sind, lässt die Zinswende bei uns weiter auf sich warten.
Daher lohnt der Blick ins Ausland. Denn in anderen Ländern ist das Zinsniveau um einiges höher als hier zu Lande. Spitzenreiter innerhalb der Europäischen Union ist nach wie vor Ungarn mit elf Prozent. Wer sich für eine Anlage auf einem Tagesgeldkonto in ungarischen Forint entscheidet, bekommt bei der American Express Bank oder der Nassauischen Sparkasse satte acht Prozent Zinsen gutgeschrieben.
"Dafür ist das Risiko bei einem Investment in den Forint dementsprechend hoch", warnt Lothar Hessler, Volkswirt bei Trinkaus & Burkhardt. Denn wenn der Wechselkurs der Fremdwährung gegenüber dem Euro an Wert verliert, ist der hohe Zinskupon schnell dahin. Steigt jedoch der Wechselkurs, profitiert der Anleger gleich doppelt: Er kassiert die attraktive Rendite und zusätzlich den Kursgewinn. "Der Anleger sollte jedoch nicht vergessen, dass er den höheren Zins mit einem deutlich höheren Risiko bezahlt", warnt Gerhard Müller von der Diba International in Luxemburg. Daher raten viele Experten von einem Investment in die ungarische Währung ab. "Die Achillesferse Ungarns ist das hohe Leistungsbilanzdefizit", sagt Harwig Wild, Währungsexperte beim Frankfurter Bankhaus Metzler. Den USA wird ihr hohes Staatsdefizit angekreidet, in Ungarn liegt dieses jedoch bei satten neun Prozent. "Die Staatsfinanzen drohen aus dem Ruder zu laufen", fürchtet auch Hessler und rät daher von einer Anlage in Forint ab.
Etwas anders stellt sich die Situation derzeit in Polen dar. Das Land kämpft mit einer historisch hohen Inflationsrate von 4,6 Prozent - zurückzuführen auf Sondereinflüsse durch den Beitritt zur EU. Der Hauptgrund, warum die polnische Zentralbank nun den dritten Monat in Folge die Leitzinsen anhob - jüngst überraschend um 50 Basispunkte auf mittlerweile 6,5 Prozent. "Für den Zloty bin ich mittelfristig positiv gestimmt", sagt Währungsexperte Wild. "Denn demnächst werden die ausländischen Direktinvestitionen und die Subventionszahlungen aus EU-Mitteln steigen." Daher erwarte er wie auch die polnische Zentralbank eine Aufwertung des Zloty.
Die für Zinsjäger bisher immer attraktivste Währung, der Südafrikanische Rand, musste nicht zuletzt wegen der Senkung der Leitzinsen Mitte August, Federn lassen. Wurden Anleger im vergangenen Jahr noch mit gut zwölf Prozent Zinsen auf Tagesgeldkonten in die Währung gelockt, kann beispielsweise das Tagesgeldkonto in Südafrikanischen Rand bei der Diba International lediglich noch mit 6,5 Prozent Zinsen aufwarten. Zudem hat der Rand die Währungsgewinne des laufenden Jahres mittlerweile abgegeben. "Die Kursentwicklung des Rand ist sehr volatil", sagt Müller. Der Rand sei eine sehr enge Währung. Die Liquidierung größerer Posten schlägt daher meist unmittelbar auf den Kurs durch. Doch wer Ende 2000 Geld in der Währung am Kap parkte, kann sich Ende Juli 2004 immer noch über ein Plus von 19,93 Prozent freuen. "Bei Fremdwährungskonten liegt die große Gefahr nicht in einer potenziellen Zinssenkung, sondern zu 100 Prozent in der Währungsentwicklung", stellt Müller klar.
Etwas risikoärmer sind Investments in die "kleinen Geschwister" des US-Dollar, den Neuseeländischen und den Australischen Dollar. Doch hier gibt es bei der Nassauischen Sparkasse lediglich vier beziehungsweise 3,5 Prozent Zinsen. Und mit Kurssteigerungen rechnen Experten mittelfristig nicht. "Charttechnisch deutet sich an, dass wir auf eine Stärkung des Euro hinlaufen", sagt Müller. Daher sei es gerade zurzeit mit erheblichen Risiken verbunden, aus dem Euro zu gehen. Auch Volkswirt Hessler geht davon aus, dass sich der Euro festigen wird. So gut wie keine Zinsen gibt es zurzeit für Anlagen in Schweizer Franken oder US-Dollar. Glatte null beziehungsweise 0,75 Prozent Zinsen auf dem Konto der American Express Bank sind keine echte Alternativen zur Anlage im Euroraum.
Wer nun Geld in ein Fremdwährungskonto investiert, sollte den Markt ständig beobachten und auch mental einen Stoppkurs setzen. Bei der Überlegung, wie weit der Währungskurs sinken kann, bis sich das Investment nicht mehr rechnet, muss auch bedacht werden, dass Kosten durch die unterschiedlichen An- und Verkaufskurse der Fremdwährung entstehen. Zudem verdient auch der Fiskus an Währungsgewinnen mit. Denn diese sind erst nach der Spekulationsfrist von einem Jahr steuerfrei. "Fremdwährungskonten sind etwas für risikofreudige Anleger und auch lediglich als Beimischung im Depot gedacht", sagt Müller. Denn wer Ende 2000 einen großen Teil seines Vermögens in den Mexikanischen Peso investierte, wird selbst der mageren Zinskost in Deutschland nachweinen. Denn ein Prozent plus ist immer noch besser als ein sattes Minus von knapp 20 Prozent.
Artikel erschienen am Mo, 6. September 2004
Welt.de
Experten favorisieren Investitionen in den polnischen Zloty - Anleger müssen Währungsrisiko beachten
von Barbara Brandstetter
Wer sein Geld sicher anlegen möchte, muss sich seit geraumer Zeit mit magerer Zinskost zufrieden geben. Ersparnisse auf dem guten alten Sparbuch bringen meist nicht einmal mehr ein Prozent Zinsen. Während die Leitzinsen in den USA seit Juni auf dem Weg nach oben sind, lässt die Zinswende bei uns weiter auf sich warten.
Daher lohnt der Blick ins Ausland. Denn in anderen Ländern ist das Zinsniveau um einiges höher als hier zu Lande. Spitzenreiter innerhalb der Europäischen Union ist nach wie vor Ungarn mit elf Prozent. Wer sich für eine Anlage auf einem Tagesgeldkonto in ungarischen Forint entscheidet, bekommt bei der American Express Bank oder der Nassauischen Sparkasse satte acht Prozent Zinsen gutgeschrieben.
"Dafür ist das Risiko bei einem Investment in den Forint dementsprechend hoch", warnt Lothar Hessler, Volkswirt bei Trinkaus & Burkhardt. Denn wenn der Wechselkurs der Fremdwährung gegenüber dem Euro an Wert verliert, ist der hohe Zinskupon schnell dahin. Steigt jedoch der Wechselkurs, profitiert der Anleger gleich doppelt: Er kassiert die attraktive Rendite und zusätzlich den Kursgewinn. "Der Anleger sollte jedoch nicht vergessen, dass er den höheren Zins mit einem deutlich höheren Risiko bezahlt", warnt Gerhard Müller von der Diba International in Luxemburg. Daher raten viele Experten von einem Investment in die ungarische Währung ab. "Die Achillesferse Ungarns ist das hohe Leistungsbilanzdefizit", sagt Harwig Wild, Währungsexperte beim Frankfurter Bankhaus Metzler. Den USA wird ihr hohes Staatsdefizit angekreidet, in Ungarn liegt dieses jedoch bei satten neun Prozent. "Die Staatsfinanzen drohen aus dem Ruder zu laufen", fürchtet auch Hessler und rät daher von einer Anlage in Forint ab.
Etwas anders stellt sich die Situation derzeit in Polen dar. Das Land kämpft mit einer historisch hohen Inflationsrate von 4,6 Prozent - zurückzuführen auf Sondereinflüsse durch den Beitritt zur EU. Der Hauptgrund, warum die polnische Zentralbank nun den dritten Monat in Folge die Leitzinsen anhob - jüngst überraschend um 50 Basispunkte auf mittlerweile 6,5 Prozent. "Für den Zloty bin ich mittelfristig positiv gestimmt", sagt Währungsexperte Wild. "Denn demnächst werden die ausländischen Direktinvestitionen und die Subventionszahlungen aus EU-Mitteln steigen." Daher erwarte er wie auch die polnische Zentralbank eine Aufwertung des Zloty.
Die für Zinsjäger bisher immer attraktivste Währung, der Südafrikanische Rand, musste nicht zuletzt wegen der Senkung der Leitzinsen Mitte August, Federn lassen. Wurden Anleger im vergangenen Jahr noch mit gut zwölf Prozent Zinsen auf Tagesgeldkonten in die Währung gelockt, kann beispielsweise das Tagesgeldkonto in Südafrikanischen Rand bei der Diba International lediglich noch mit 6,5 Prozent Zinsen aufwarten. Zudem hat der Rand die Währungsgewinne des laufenden Jahres mittlerweile abgegeben. "Die Kursentwicklung des Rand ist sehr volatil", sagt Müller. Der Rand sei eine sehr enge Währung. Die Liquidierung größerer Posten schlägt daher meist unmittelbar auf den Kurs durch. Doch wer Ende 2000 Geld in der Währung am Kap parkte, kann sich Ende Juli 2004 immer noch über ein Plus von 19,93 Prozent freuen. "Bei Fremdwährungskonten liegt die große Gefahr nicht in einer potenziellen Zinssenkung, sondern zu 100 Prozent in der Währungsentwicklung", stellt Müller klar.
Etwas risikoärmer sind Investments in die "kleinen Geschwister" des US-Dollar, den Neuseeländischen und den Australischen Dollar. Doch hier gibt es bei der Nassauischen Sparkasse lediglich vier beziehungsweise 3,5 Prozent Zinsen. Und mit Kurssteigerungen rechnen Experten mittelfristig nicht. "Charttechnisch deutet sich an, dass wir auf eine Stärkung des Euro hinlaufen", sagt Müller. Daher sei es gerade zurzeit mit erheblichen Risiken verbunden, aus dem Euro zu gehen. Auch Volkswirt Hessler geht davon aus, dass sich der Euro festigen wird. So gut wie keine Zinsen gibt es zurzeit für Anlagen in Schweizer Franken oder US-Dollar. Glatte null beziehungsweise 0,75 Prozent Zinsen auf dem Konto der American Express Bank sind keine echte Alternativen zur Anlage im Euroraum.
Wer nun Geld in ein Fremdwährungskonto investiert, sollte den Markt ständig beobachten und auch mental einen Stoppkurs setzen. Bei der Überlegung, wie weit der Währungskurs sinken kann, bis sich das Investment nicht mehr rechnet, muss auch bedacht werden, dass Kosten durch die unterschiedlichen An- und Verkaufskurse der Fremdwährung entstehen. Zudem verdient auch der Fiskus an Währungsgewinnen mit. Denn diese sind erst nach der Spekulationsfrist von einem Jahr steuerfrei. "Fremdwährungskonten sind etwas für risikofreudige Anleger und auch lediglich als Beimischung im Depot gedacht", sagt Müller. Denn wer Ende 2000 einen großen Teil seines Vermögens in den Mexikanischen Peso investierte, wird selbst der mageren Zinskost in Deutschland nachweinen. Denn ein Prozent plus ist immer noch besser als ein sattes Minus von knapp 20 Prozent.
Artikel erschienen am Mo, 6. September 2004
Welt.de