Schweiz gleitet tiefer in die Rezession
Die Aussichten, dass sich die Schweizer Wirtschaft schnell aus der Rezession befreit, sind nach Einschätzung der nationalen Notenbank schlecht. Die Zentralbank nahm am Freitag ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum drastisch zurück und rechnet 2003 nun mit einer Stagnation der siebtgrößten Volkswirtschaft Europas.
Im März hatte sie noch ein Wachstum von 1,0 Prozent prognostiziert. Während die Notenbank Deflationsgefahren für die Schweiz ausschloss, warnten erste Analysten vor der Gefahr fallender Preise in der Schweiz. Erst am 5. Juni hatte die Regierung in Bern die Wachstumszahlen für das dritte und vierte Quartal 2002 deutlich nach unten revidiert und bekannt gegeben, dass die Wirtschaft zum Jahresbeginn erneut kräftig geschrumpft ist. Im letzten Quartal 2002 sank die Wirtschaftsleistung um aufs Jahr gerechnet 0,7 Prozent zum Vorquartal. In den ersten drei Monaten des Jahres ging die Wirtschaftsleistung um 1,0 Prozent zurück. Nach der in der Euro-Zone üblichen nicht annualisierten Darstellung entspricht dies einer Schrumpfung von 0,2 Prozent zum Jahresende und von 0,25 Prozent Anfang 2003.
Nach nur drei Quartalen Wachstum ist damit die Schweiz ähnlich wie Deutschland zurück in die Rezession gefallen. Sollte die Notenbank mit ihrer Prognose Recht behalten, würde die Wirtschaft im Gesamtjahr zum zweiten Mal in Folge stagnieren. Bereits 2002 erreichte das Bruttoinlandsprodukt lediglich Vorjahresniveau. Damit wäre das Wirtschaftswachstum in der Schweiz in den vergangenen beiden Jahren noch niedriger als in Deutschland ausgefallen, wo die Wirtschaft 2002 noch leicht wuchs.
Ein Grund für den Schweizer Double Dip, wie ein schneller Rückfall in die Rezession genannt wird, ist laut Experten die schwache deutsche Konjunktur. Rund 20 Prozent der Exporte der Schweiz gehen nach Deutschland, die Euro-Zone insgesamt nimmt rund 60 Prozent der Ausfuhren ab.
Sorgen bereitet der Schweizer Nationalbank (SNB), dass sie mit ihrer Geldpolitik angesichts des sehr niedrigen Leitzinses von 0,25 Prozent nur wenig Spielraum für Zinssenkungen habe. "Wir haben bei Zinssenkungen das Ende erreicht", sagte der SNB-Vorsitzende Jean-Pierre Roth am Freitag. "Wir haben versucht, das beste Umfeld zu kreieren, aber wir können die Situation nicht steuern. Was fehlt, ist das Vertrauen der Investoren."
Die SNB könne nun schweizerische Staatsanleihen zurückkaufen, um die langfristigen Zinsen nach unten zu bringen und die Wirtschaft mit mehr Geld zu versorgen, so Roth. Der direkte Aufkauf von Staatsanleihen zählt zu den eher unkonventionellen Mitteln der Geldpolitik, wie sie in den vergangenen Monaten auch in Kreisen der US-Notenbank diskutiert wurden, um mit der Geldpolitik auch dann expansiv zu wirken, wenn der Leitzins bereits nahe null liegt.
Die wirtschaftliche Krise könne auch die Banken in Gefahr bringen, warnte die Nationalbank in ihrem Report über die Finanzmärkte. Auch Kreditinstitute, die der Krise bisher getrotzt hätten, könnten in diesem Jahr niedrigere Gewinne erwirtschaften.
Angesichts der Konjunkturschwäche hat auch der Preisdruck in der Schweiz abgenommen. Die Notenbank rechnet für 2003 mit einer Inflationsrate von 0,6 Prozent, für 2004 mit 0,4 Prozent höheren Preisen. Eine Deflationsgefahr sah Roth aber trotz der niedrigeren Teuerungsraten nicht. Solange es nicht zu einer massiven Aufwertung des Franken komme, sei eine Deflationsspirale unwahrscheinlich. Die Nationalbank werde "eine allfällige starke Aufwertung des Frankens zum Euro weiterhin entschlossen bekämpfen", sagte Roth. Notfalls werde man am Devisenmarkt intervenieren.
Analysten privater Banken äußerten sich pessimistischer. Zwar sei ein Abgleiten der Wirtschaft in eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und stagnierender Produktion unwahrscheinlich, so Malcom Barr von JP Morgan. Ein leichter Preisrückgang sei allerdings zu erwarten. Barr prognostizierte im Jahresvergleich fallende Verbraucherpreise ab Anfang 2004. Erst Ende kommenden Jahres sei wieder mit positiven Inflationsraten zu rechnen.
© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD, Quelle: Seco
Die Aussichten, dass sich die Schweizer Wirtschaft schnell aus der Rezession befreit, sind nach Einschätzung der nationalen Notenbank schlecht. Die Zentralbank nahm am Freitag ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum drastisch zurück und rechnet 2003 nun mit einer Stagnation der siebtgrößten Volkswirtschaft Europas.
Im März hatte sie noch ein Wachstum von 1,0 Prozent prognostiziert. Während die Notenbank Deflationsgefahren für die Schweiz ausschloss, warnten erste Analysten vor der Gefahr fallender Preise in der Schweiz. Erst am 5. Juni hatte die Regierung in Bern die Wachstumszahlen für das dritte und vierte Quartal 2002 deutlich nach unten revidiert und bekannt gegeben, dass die Wirtschaft zum Jahresbeginn erneut kräftig geschrumpft ist. Im letzten Quartal 2002 sank die Wirtschaftsleistung um aufs Jahr gerechnet 0,7 Prozent zum Vorquartal. In den ersten drei Monaten des Jahres ging die Wirtschaftsleistung um 1,0 Prozent zurück. Nach der in der Euro-Zone üblichen nicht annualisierten Darstellung entspricht dies einer Schrumpfung von 0,2 Prozent zum Jahresende und von 0,25 Prozent Anfang 2003.
Nach nur drei Quartalen Wachstum ist damit die Schweiz ähnlich wie Deutschland zurück in die Rezession gefallen. Sollte die Notenbank mit ihrer Prognose Recht behalten, würde die Wirtschaft im Gesamtjahr zum zweiten Mal in Folge stagnieren. Bereits 2002 erreichte das Bruttoinlandsprodukt lediglich Vorjahresniveau. Damit wäre das Wirtschaftswachstum in der Schweiz in den vergangenen beiden Jahren noch niedriger als in Deutschland ausgefallen, wo die Wirtschaft 2002 noch leicht wuchs.

Ein Grund für den Schweizer Double Dip, wie ein schneller Rückfall in die Rezession genannt wird, ist laut Experten die schwache deutsche Konjunktur. Rund 20 Prozent der Exporte der Schweiz gehen nach Deutschland, die Euro-Zone insgesamt nimmt rund 60 Prozent der Ausfuhren ab.
Sorgen bereitet der Schweizer Nationalbank (SNB), dass sie mit ihrer Geldpolitik angesichts des sehr niedrigen Leitzinses von 0,25 Prozent nur wenig Spielraum für Zinssenkungen habe. "Wir haben bei Zinssenkungen das Ende erreicht", sagte der SNB-Vorsitzende Jean-Pierre Roth am Freitag. "Wir haben versucht, das beste Umfeld zu kreieren, aber wir können die Situation nicht steuern. Was fehlt, ist das Vertrauen der Investoren."
Die SNB könne nun schweizerische Staatsanleihen zurückkaufen, um die langfristigen Zinsen nach unten zu bringen und die Wirtschaft mit mehr Geld zu versorgen, so Roth. Der direkte Aufkauf von Staatsanleihen zählt zu den eher unkonventionellen Mitteln der Geldpolitik, wie sie in den vergangenen Monaten auch in Kreisen der US-Notenbank diskutiert wurden, um mit der Geldpolitik auch dann expansiv zu wirken, wenn der Leitzins bereits nahe null liegt.
Die wirtschaftliche Krise könne auch die Banken in Gefahr bringen, warnte die Nationalbank in ihrem Report über die Finanzmärkte. Auch Kreditinstitute, die der Krise bisher getrotzt hätten, könnten in diesem Jahr niedrigere Gewinne erwirtschaften.
Angesichts der Konjunkturschwäche hat auch der Preisdruck in der Schweiz abgenommen. Die Notenbank rechnet für 2003 mit einer Inflationsrate von 0,6 Prozent, für 2004 mit 0,4 Prozent höheren Preisen. Eine Deflationsgefahr sah Roth aber trotz der niedrigeren Teuerungsraten nicht. Solange es nicht zu einer massiven Aufwertung des Franken komme, sei eine Deflationsspirale unwahrscheinlich. Die Nationalbank werde "eine allfällige starke Aufwertung des Frankens zum Euro weiterhin entschlossen bekämpfen", sagte Roth. Notfalls werde man am Devisenmarkt intervenieren.
Analysten privater Banken äußerten sich pessimistischer. Zwar sei ein Abgleiten der Wirtschaft in eine Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und stagnierender Produktion unwahrscheinlich, so Malcom Barr von JP Morgan. Ein leichter Preisrückgang sei allerdings zu erwarten. Barr prognostizierte im Jahresvergleich fallende Verbraucherpreise ab Anfang 2004. Erst Ende kommenden Jahres sei wieder mit positiven Inflationsraten zu rechnen.
© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD, Quelle: Seco