Rendite - was ist das? - Teil 2

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calexa:

Rendite - was ist das? - Teil 2

 
02.04.03 21:19
Die Welt schreit nach Rendite, aber fragt man mal, was das überhaupt ist, herrscht Schweigen.
Wir vom Investorweb wollen uns deswegen einmal mit dem Begriff "Rendite" beschäftigen und Ihnen in einigen kurzen Teilen das Verständnis für die unbekannte Welt der "Rendite" näher bringen.

Die absolute Rendite kennt jeder: Wir geben der Bank 100 Euro und bekommen 105 Euro zurück. Wir haben also 5 Euro Rendite bekommen. Um den Prozentsatz herauszufinden setzen wir diesen Mehrbetrag (5 Euro) verhältnismäßig zu unserer Summe (100 Euro). Die Anfangssumme 100 Euro entspricht 100%. Nun berechnet man 5 Euro / 100 Euro = 0,05. Daraus wird deutlich, dass die 5 Euro genau 0,05 * 100 Euro (oder 0,05  * 100%) entspricht. Ergebnis: 5%.

Was sind diese 5%? Diese 5% sind die Gesamtrendite für die Anlage (100 Euro). Aber eigentlich sagt diese Gesamtrendite wenig aus. Man braucht einen Bezug zu dieser Zahl. Nimmt man einmal die Frage, ob man 5% in einem Jahr, oder nach Ablauf von zwei Jahren erhält, wird einem schnell klar, was gemeint ist. Nach Ablauf des ersten Jahres bekommt man 105 Euro ausgezahlt. Nun kann man sich aber überlegen, ob man nicht auf die Auszahlung der 5 Euro verzichtet und diese lieber weiter investiert. Denn nun werden auch die zusätzlichen 5 Euro im zweiten Jahr mit 5% verzinst. Nach zwei Jahren erhält man 100 Euro + 5 Euro + 5,25 Euro = 110,25 Euro.

So läßt sich leicht rechnen. Was passiert aber nun, wenn man keinen festen Zinssatz versprochen bekommt, sondern einen ganzen Betrag? Nehmen wir ein kleines Beispiel:

Der Staat gibt gerne so genannte Finazierungsschätze, mit ein- bzw. zweijähriger Laufzeit aus. Das bedeutet, nach einem Jahr (bei einjähriger Laufzeit) bekommt man 500 Euro ausgezahlt pro Wertpapier. Kauft man also heute ein solches Papier zum Preis von 483 Euro und bekommt in einem Jahr 500 Euro, wie viel Rendite bekommen wir? Die Berechnung erfolgt wie erwähnt: 500 Euro - 483 Euro = 17 Euro.
Die eingezahlte Summe war 483 Euro, daraus ergibt sich: 17 Euro / 483 Euro = 0,0352 oder anders gesagt: 3,52%.
Bei einem zweijährigen Finanzierungsschatz, welchen man nun für 475 Euro bekommt, rechnet sich die Sache ebenso: 500 Euro - 475 Euro = 25 Euro absolute Rendite. 25 Euro / 475 Euro = 0,0526 oder anders ausgedrückt: 5,26%.
Wieso ist das mehr im Gegensatz zum einjährigen Finanzierungsschatz? Weil man ja auch zwei Jahre warten muss. Dies wird mit einem höheren Zins "belohnt".

Nun noch eine kleine "Falle". Nehmen wir einmal eine Bundesanleihe ins Auge. Diese Anleihe hat eine Restlaufzeit von genau einem Jahr. Sie bringt uns 5% und hat einen Nennwert von 100 Euro. Nennwert bedeutet, dass dies der Betrag ist, der bei Fälligkeit ausgezahlt wird. Die Zinsen werden jedes Jahr bezahlt. In einem Jahr wird diese Anleihe mit 105 Euro pro 100 Euro Nennwert ausgezahlt. Nimmt man nun an, dass man 1000 Euro in dieser Anleihe anlegen möchte. Man stellt plötzlich fest, dass diese Bundesanleihe mit einem Kurs von 102% gehandelt wird. Hier ist nun die "Falle": Man muss pro 100 Euro Nennwert tatsächlich 102 Euro bezahlen. In Ordnung sagt man sich und bezahlt 1020 Euro für 1000 Euro Nennwert. Bekommt man jetzt noch eine schöne Rendite? Die Berechnung erfolgt nach dem alten Muster: Die absolute Rendite entspricht 1050 Euro - 1020 Euro = 30 Euro. Die Gesamtrendite beträgt nun 30 Euro / 1020 Euro = 0,0294 oder 2,94%. Was bedeutet dies nun? Obwohl die Bundesanleihe 5% verspricht, sind effektiv nur 2,94% rauszuholen. Kann immer noch ein gutes Geschäft sein, aber Vorsicht: Vater Staat geht nach dem, was die Anleihe verspricht. Man müßte also 5% versteuern, obwohl man nur 2,94% erhält. Mit Glück bekommt man die Anleihe aber mit einem Kurs unter 100%. Hier kann man glücklich sein. Man müsste ebenfalls nur 5% versteuern, auch wenn die Anleihe effektiv vielleicht 6% oder mehr einem selber bringt.

Klingt alles einfach? Ist es auch. Man muss nur aufpassen, das man oftmals beim Kauf von Anleihen noch Stückzinsen berechnen muss und im Verlauf noch Zinsen ausgezahlt bekommt.

Im nächsten Teil, werden wir uns Gedanken über die Berechnung der jährlichen Rendite machen. Bereiten Sie schon mal Papier, Bleistift und Taschenrechner vor, dann wird es etwas schwieriger. Aber keine Sorge, wir werden das Ganze langsam angehen.

(Quelle: www.investorweb.de )

So long,
Calexa
calexa:

Teil 2

 
05.04.03 19:33
Im letzten Teil haben wir uns über die Rendite „an sich“ unterhalten. Nun wollen wir uns die jährliche Rendite anschauen. Erinnern sie sich noch an unser Beispiel? 100 Euro auf zwei Jahre zu 5%? Wir hatten 100 Euro + 5 Euro + 5,25 Euro = 110,25 Euro zurückbekommen.

Wir wollen das Ganze uns jetzt etwas formeller betrachten. G0 sei unser Startguthaben. G1 das Guthaben am Ende des ersten Jahren. Und wir brauchen den jährlichen Zinssatz p. Daraus folgt:

G1 = G0 + G0 * (p / 100%) oder G1 = G0 * (1 + p / 100%)
Wenden wir nun unser Beispiel an: 100 Euro * (1 + 5 / 100) = 105

Nun haben wir aber nicht ein Jahr, sondern zwei Jahre Laufzeit. Und siehe, unsere Formel klappt immer noch: G2 = G1 * ( 1 + p / 100%)
Nun wird es etwas kompliziert. Ich ersetze nun G1 mit G0. Daraus ergibt sich: G2 = G0 * (1 + p / 100%) * (1 + p / 100%)

--> G2 = G0 * (1 + p / 100%) ^2

Nach drei Jahren können wir immer noch die gleiche Formel anwenden:

G3 = G0 * (1+ p / 100%) ^3

Die wesentliche Erkenntnis, die wir hieraus ziehen können ist, dass sich die Formel nur durch den Exponenten ("Hochzahl" am Ende der Klammer) ändert. Der Exponent n ist immer gleich der Jahreszahl!! Also vereinfachen wir unsere Formel noch etwas: Gn = G0 * ( 1+ p / 100%) ^n

Können sie noch folgen? Sicher, oder? Aber irgendwie ist die Formel immer noch etwas zu lang. Verkürzen wir sie nun einfach noch ein bisschen, indem wir für den lästigen Klammerausdruck (1 + p / 100%) umbenennen in Wachstumsfaktor (Wa). Dieser lässt sich leicht berechnen. Bei 3,8% wäre er 1,038. Bei 15% wäre er 1,15. Unsere Formel sieht nun folgendermaßen aus: Gn = G0 * Wa ^n

Der Ausdruck "Wa ^n" bezeichnet das Gesamtwachstum des Startguthabens. Der Wert sagt aus, wie viel mal wir das Startguthaben am Ende haben.

Nun rechnen wir aber noch ein kleines Beispiel:
Herr X braucht Geld und geht mit 100.000 Euro zur Bank und lässt sein Geld bei einem Zinssatz von 3,7% auf drei Jahre anlegen. Unsere Formel greift hier ein:
Wa = 1,037, n = 3, G0 = 100.000 Euro
G3 = 100.000 Euro * 1,037 ^3
Herr X wird (Steuern und Gebühren werden hier nicht berücksichtigt) 111.515,77 Euro von der Bank nach drei Jahren bekommen.

Nehmen wir nun an, wir kennen den Zinssatz nicht, weil wir nach drei Jahren nur einen zugesprochenen Festbetrag zurückerhalten. Dazu drehen wir nur die Formel um:
Wa = (Gn / G0) ^(1 / n)
In einem Bespiel:
Wa = (12000 / 10000) ^(1 / 3)
Wa = 1,0626
Das würde bedeuten, das wir zu einem Zinssatz von 6,26% angelegt hätte.

Nun geht diese ganze Berechnung davon aus, dass man einmal einzahlt und nach einer gewissen Laufzeit einen festen Betrag zurückbekommt. Im "normalen" Alltag zahlt man aber immer wieder etwas ein oder hebt etwas ab. Wie wir das dann berechnen werden wir uns in der nächsten Folge anschauen.
(Quelle: www.investorweb.de )

So long,
Calexa
DarkKnight:

Feines Posting: das war Finanzmathematik, jetzt

 
05.04.03 19:42
kommt aber meine Oma (verstorben anno 81, Gott hab sie selib): sie hat den Müll auch immer geglaubt. Und beim Ausräumen der Wohnung haben wir kistenweise Reichskreditkassenscheine vom Adolf gefunden, alle mit satten Zinsen drauf.

1948 gabs aber leider nur 40 Mark. Mehr ist vom Sparwahn nicht geblieben, und ich habe nicht einmal einen richtigen Ofen, wo ich die in Papier gedruckten Erwartungen eines enthaltsamen, ssparsamen und überflüssigen Lebens verfeuern und verbrennen könnte. Dann hätte es wenigstens noch einen Sinn gehabt: einen warmen Abend am Kamin.
calexa:

Teil 3

 
06.04.03 14:30
Im letzten Kapitel haben wir die Formel

Endkapital = Startkapital * Wachstumsfaktor hoch Haltedauer in Jahren

kennengelernt (oder kurzgeschrieben: Gn = G0 * Wa^n) Diese Formel gilt auch für kürzere Perioden (z.B. ein halbes Jahr).

Banken benutzen die Formel nur für volle Jahre. Dies ergibt sich aus der Geschichte heraus: Ohne Taschenrechner ist es sehr schwierig gebrochene Potenzen zu berechnen. Deswegen hat sich bis heute für unterjährige Perioden eine andere Zinsberechnung erhalten: die lineare Zinsberechnung. Hier werden die Zinsen gleichmäßig auf 360 Tage berechnet. Nehmen wir an, man bekommt für einen nominalen Prozentsatz von 5 Prozent 500 Euro. Dieser Betrag wird durch 360 geteilt. Für jeden Tag wird dann 500 / 360 = 1,39 Euro gutgeschrieben. Ja, jetzt kommt man ins grübeln... Ein Jahr hat doch mehr als 360 Tage... Stimmt schon, aber die Division durch 360 ist einfacher. Die Banken haben kurzerhand fünf Tage zu zinsfreien Tagen erklärt (manchmal noch den 29.Februar). Diese Tage sind die ersten fünf Monate mit 31 Tagen. Und jeweils dieser 31te Tag ist zinsfrei. Man erhält keine Zinsen, muss aber auch keine bezahlen.

Wenn man jetzt genau nachrechnet, ergibt sich, dass mit der linearen, unterjährigen Methode ein etwas höherer Zins errechnet, als die korrekte Methode. Dies muss so sein, aus mathematischer Sicht. Dieser höhere Zinssatz ist der effektive Zinssatz der Anlage.

Bei dem Beispiel hätte die lineare Methode uns 250 Euro nach einem halben Jahr gebracht. Um den effektiven Zinssatz zu berechnen stellen wir unsere wohlbekannte Formel um:

Wa^0,5 = Gn / G0
Nun fügen wir die Zahlen ein und erhalten:
Wa^0,5 = 10.250 / 10.000 = 1,025
Dieses Ergebnis quadrieren wir nun:
Wa = 1,025^2 = 1,050625

Was sagt uns dieses Ergebnis? Ganz einfach. Die Bank gab uns nicht die nominalen 5% Zinsen, sondern effektive 5,0625%.

Wichtig anzumerken wäre noch, dass dieser Unterschied zwischen Effektivverzinsung und Nominalverzinsung auch bei Krediten Verwendung findet, wenn man mehr als einmal jährlich Raten zahlt. Hier beeinflusst aber auch noch das Disagio und ähnliches den Effektivzins. Aber das ist ein anderes Thema.

Stellen wir uns in diesem Kapitel noch eine letzte Frage: Welcher Zinssatz ist nun der richtige bzw. der richtige? Die Frage können wir uns mit einer sehr simplen Antwort beantworten: Die effektive Zinssatzmethode ist die richtige. Sonst hätten wir sie nicht besprechen müssen. Die lineare Zinsberechnung wird normalerweise bei Anleihen verwendet, wenn diese Zinsen zahlen. Aber die Zinsberechnung bei Anleihen besprechen wir im nächsten Kapitel.
(Quelle: www.investorweb.de )
calexa:

Teil 4

 
10.04.03 10:33
Jetzt schauen wir uns einmal eine Anleihe an. Nehmen wir den beliebten Bundesschatzbrief des Typ B (Typ B ist diejenige Anleihe, bei der Zinsen nicht ausgezahlt werden, sondern weiter verzinst werden). Schatzbriefe dieses Typs laufen maximal sieben Jahre. In diesen Jahren steigt jedes Jahr die Verzinsung etwas an. Nun wollen wir also einen Bundesschatzbrief (der einfachheithalber ab jetzt BS genannt) kaufen. Wir würden gerne 10.000 Euro investieren. Nehmen wir weiter an, unser BS wird im ersten Jahr mit 2,5% in zweiten 3,0% und im dritten Jahr mit 3,5% verzinst. Die nächsten Jahre interessieren uns nicht, da wir nach drei Jahren unsere BS abgeben wollen. Was muss uns also nun interessieren?

Die Auflage des BS war der 1.März 2000.
Gekauft haben wir die BS am 15.März 2000.
Zinsen in Höhe von 2,5% erhalten wir bis 28.2.2001.
Vom 1.3.2001 bis 28.2.2002 erhalten wir 3,0% und
vom 1.3.2002 bis 28.2.2003 erhalten wir 3,5%.
Wir geben die BS am 31. Juli 2002 zurück.

Was interessiert uns darüber hinaus? Was kostet uns der Kauf der BS? Was bekommen wir bei der Rückgabe heraus und wie hoch ist unsere effektive jährliche Rendite?
Nun, die erste Frage lässt sich leicht herausfinden. Banken und Sparkassen sind verpflichtet die BS für Kunden gebührenfrei zu besorgen. Aber passen Sie beim Kauf auf. Manchmal vergessen das die freundlichen Damen und Herren hinter dem Schalter...... Es fallen auch keine Depotgebühren an, da man die BS bei der Bundesschuldenverwaltung (BSV) verwalten lassen kann. Gebührenfrei.

Aber trotzdem kostet unsere Beispiel-BS nicht 10.000 Euro. Wieso? Wir kaufen ja laut Beispiel nicht am Ausgabetag, sondern am 15.März, deswegen müssen wir Stückzinsen für 15 Tage zahlen. Berechnen wir das mal nach der linearen Zinsberechnung: Im ersten Jahr erhalten wir 2,5% Zinsen. Von 10.000 Euro sind das 250 Euro, diese verteilen wir auf 360 Tage und bekommen dadurch 10,42 Euro für 15 Tage (250 / 360 * 15 = 10,42). Also bezahlen wir 10.010,42 und erhalten unseren BS.

Nehmen wir nun an, es ist der 31. Juli 2002 und wir wollen unsere BS verkaufen (mit allen angelaufenen Zinsen). Wieviel Zinsen sind das nur? Dafür müssen wir aufgrund der jährlich unterschiedlichen Zinsen schrittweise vorgehen.

Für die Zeit von 1.3.2000 bis 28.2.2001 bekommen wir 250 Euro. Das haben wir eben ausgerechnet. ab dem 1.3.2001 bekommen wir also schon 10.250 Euro mit 3,0% verzinst. Das wären 307,50 Euro. Also bekommen wir ab dem 1.3.2002 3,5% Zinsen auf 10.557,50 Euro. Aber aufgepasst. Wir verkaufen am 31.Juli 2002 die BS. Das sind genau 150 Zinstage (bedenken Sie die zinsfreien Tage: 31.3., 31.5. und 31.7.). 3,5% von 10557,50 sind 369,52 Euro. Von diesen 369,52 müssen wir nun noch 150 360stel nehmen: 153,97 Euro. Alles in allem bekommen wir also 10.711,47 Euro. Das ist nicht so toll, dafür absolut sicher. Vergessen Sie bitte nicht, dass wir am Anfang 10.010,42 Euro für die BS gezahlt haben. Wir haben also insgesamt 701,05 Euro Gewinn gemacht. Das ergibt eine Gesamtrendite von 7,0032% (701,05 / 10.010,42). Mit diesem Ergebnis können wir uns die effektive jährliche Rendite ausrechnen. Wir haben die BS zwei Jahre und 138 Tage gehalten, das sind 2,37808 Jahre. Daraus ergibt sich eine jährliche Rendite von 2,9449%.

Wenn man sich die Rentenbörse anschaut, bemerkt man noch einen zusätzlichen Faktor: Den Kurs einer Anleihe. Börsennotierte Anleihen haben einen Kurs, der in Prozent zu dem Nennwert angegeben wird. Die Rechnung ändert sich dadurch etwas, weil man bei dem Verkauf und Kauf nicht einfach nur Nennwert + Zinsen berechnen kann, sondern auch den Kurs beachten muss. Solche Berechnungen werden wir uns aber in einem späteren Kapitel ansehen.
(Quelle: www.investorweb.de )
calexa:

Teil 5

 
17.04.03 16:03
Interessanterweise freuen sich alle Anleger, wenn ihr Deportwert wächst. Jeder ist zufrieden, dass er alles (anscheinend) richtig gemacht hat. Aber sobald man "Verlust" macht, stürzt das Selbstbewußtsein in unendliche Tiefen. Wenn man sich darüber einige Gedanken macht, bemerkt man aber schnell, dass es große Unterschiede zwischen den eigenen Fähigkeiten und der Depotentwicklung gibt.

Nehmen wir einmal an, das Herr A und Herr B (beide "Börsenneulinge") jeweils eine Million Euro gewinnen bei einem Glücksspiel. Nun schauen wir mal, wie die beiden ihr Geld in den nächsten zwei Jahren benutzen: Herr A investiert das gesamte Geld plus eigene Ersparnisse in Höhe von 10.000 Euro in die Aktie "Pfifferling". Nach einem Jahr hat sich der Wert der Aktie verdoppelt und Herr A beschließt das Geld auszugeben und nur noch 20.000 Euro in "Pfifferling"-Aktien zu stecken. Wieder ein Jahr später hat die Aktie ihren Wert aber halbiert. Im Endeffekt hat Herr A 1.000.000 Euro gewonnen.

Herr B investiert nur sein Gespartes: 10.000 Euro. Nach einem Jahr hat er also "Pfifferlinge" im Wert von 20.000 Euro. Nun gewinnt er den großen Jackpot (eine Million Euro) und investiert diese zu seinen "Pfifferlingen". Aber im darauffolgenden Jahr fallen diese ja. Herr B verliert also nicht nur die gewonnenen 10.000 Euro aus dem ersten Jahr, sondern auch 500.000 Euro seines Lottogewinns.

Was sagt uns das? Beide Herren haben im Endeffekt die gleiche Strategie gefahren, nämlich voll auf "Pfifferling"-Aktien zu setzen. Aber beide haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Es gibt also einen Unterschied zwischen der Leistung bei der Aktienauswahl (oder Fähigkeit) und der Rendite des Geldes. Ganz klar, es kommt auf die unterschiedlichen Ein- und Auszahlungen an. Hier spielt vor allem der Zeitpunkt eine wichtige Rolle. Dagegen spielt die Höhe des investierten Geldes keine Rolle. Hier haben weder Herr A, noch Herr B einen Fehler gemacht. Nur haben die beiden Herren die Perioden am Aktienmarkt mit unterschiedlich viel Geld gewichtet. Die Entwicklung des Vermögens misst man daher mit der geldgewichteten Rendite. Die Leistung bei der Aktienauswahl misst man mit der zeitgewichteten Rendite.

Bei unserem Beispiel macht die "Pfifferling"- Aktie über zwei Jahre gesehen +/- 0%. Tatsächlich ist dieser Wert auch die zeitgewichtete Rendite beider Depots.

Nehmen wir nun an, statt in Aktien hätten beide Herren ihr Geld auf ein Sparkonto getan, das immer gleich verzinst worden wäre (bei täglicher Zinsgutschrift). Am Anfang war dieses Konto leer, und am Ende der zwei Jahre soll der Kontostand dem Depotwert der beiden Herren entsprechen.
Herr A soll nach zwei Jahren zwei Millionen Euro abheben können, Herr Kanten seinen Gewinn einzahlen. Nun suchen wir den Zinssatz, mit dem die Sparkonten belegt sein müssen, damit wir dieses Ergebnis bekommen. Das ist die geldgewichtete Rendite.

So long,
Calexa
www.investorweb.de
das Zentrum d.:

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17.04.03 16:27
wer eine Anleihe unter 100% erwirbt und diese zu 100% zurückgezahlt bekommt muss zwar nur den Zinssatz zum Nennwert als Kapitalertrag versteuern, allerdings muss er die Differenz zwischen Kaufpreis und Rückzahlbetrag als Kursgewinn versteuern sofern dieser innerhalb eines Jahres realisiert wurde.


es grüßt

 € $ ¥  das Zentrum der Macht


calexa:

Teil 6

 
22.04.03 09:38
Wie wir in der letzten Folge gesehen haben, führt die Auswahl der Geldanlage noch lange nicht zum Erfolg. Es kommt auf den Zeitpunkt an, zu dem investiert wird. Wer vor steigenden Kursen viel investiert, hat mehr Freude als jemand, der vor fallenden Kursen noch mal nachkauft.

Oftmals kann man allerdings nicht beeinflussen, wieviel Geld man investieren kann. Plötzliche Ausgaben können auftreten, die man dann abziehen muß. Natürlich kann auch das Gegenteil eintreffen: ein Lottogewinn, eine Erbschaft, eine Sonderprämie usw. Im Endeffekt passiert so etwas mal stärker mal schwächer.

Gibt es für uns einen Trost, wenn wir schon Pech mit der Geldbeschaffung hatten, das unsere Anlage wenigstens gut ausgewählt wurde? Gibt es. Hierfür muss man nur die Kontostandentwicklung von den Ein- und Auszahlungen in der Zwischenzeit trennen.

Nehmen wir an, wir beginnen eine Anlage in Höhe von 1000 Euro. Diese wächst nach einem halben Jahr auf 1400 Euro. Schnell investieren wir nun nochmal 1000 Euro dazu. Aber wir merken uns die Gesamtrendite der ersten Periode (40% in sechs Monaten, entspricht einem Wachstumsfaktor von 1,4).

Leider läuft unsere Anlage nicht mehr so toll. Unsere 2400 Euro vermindern sich in den nächsten sechs Monaten auf 2000. Die Gesamtrendite für das zweite Halbjahr entspricht -16,67% (oder ein negativer Wachstumsfaktor von 0,8333. In diesem Beispiel haben wir weder gewonnen noch verloren. Wir haben 2000 Euro eingezahlt und das Geld ist immer noch da. Leider ohne Gewinn. Die geldgewichtete Gesamtrendite ist Null, aber die zeitgewichtete Gesamtrendite sieht anders aus. Man erhält sie, indem man die Gesamtwachstumsraten multipliziert. In diesem Fall wären dies 1,4 * 0,8333 = 1,1667. Dies sagt uns, dass unsere Gesamtrendite 16,67% für das Jahr entspricht.

Nehmen wir nun noch ein anderes Beispiel. Hier haben wir von Anfang an 2000 Euro. Nach einem halben Jahr geben wir 1000 Euro aus. Die Erstperiodengesamtrendite bleibt unverändert: 2000 Euro wachsen auf 2800 Euro und nach der Entnahme schrumpfen die restlichen 1800 Euro auf 1500 Euro. Insgesamt vermehrt sich also das Vermögen um 500 Euro pro Jahr. Und das, obwohl wir wie im ersten Beispiel, dieselbe Anlageauswahl getroffen haben. Die zeitgewichtete Rendite ist dieselbe wie im ersten Beispiel (2000 auf 2800 = 1,4 und 1800 auf 1500 = 0,8333). Für das Gesamtjahr ändert sich nichts. Es kam nur auf die unterschiedliche Investitionshöhe in den Zeitabschnitten an.

Leider sagt die zeitgewichtete Rendite nichts darüber aus, ob sich das Geld vermehrt oder vermindert hat. Dazu gibt es die geldgewichtete Rendite.

So long,
Calexa
www.investorweb.de

PS: Danke Zentrum. Werde ich einarbeiten!
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