Anleger verhalten sich in der Regel irrational. Psychologie
spielt eine wichtige Rolle bei Investmententscheidungen. Die
traditionellen Finanztheorien reichen nicht mehr aus, um die
Maerkte zu verstehen, sagt Christian Elsmark, Investment Direc-
tor European Equities bei JP Morgan Fleming Asset Management.
Neue Ansaetze wie Behavioral Finance halten zunehmend Einzug in
die moderne Finanzanalyse. "Die vergangenen Monate haben deut-
lich gezeigt: Die Masse der Anleger verhaelt sich irrational",
erklaert Christian Elsmark, Investment Director European
Equities bei JP Morgan Fleming Asset Management. Die Entwicklung
der weltweiten Aktienmaerkte, insbesondere der Technologie-
Boersen, sei deutlich uebertrieben gewesen - nach oben wie nach
unten. "Nicht nur die Spekulationsblase im Technologie-Bereich
entbehrte jeglicher Logik. Auch das Ausmass der derzeitigen
Baisse ist als Überreaktion der Anleger zu werten", sagt Els-
mark.
"Doch wer denkt, solch irrationalen Kursverlaeufe finde man nur
in jungen Wachstumsmaerkten, der irrt", so der Investment-
Experte weiter. Auch die Old Economy spiele nicht immer nach
klaren Regeln. "Die beiden Oelkonzerne Royal Dutch und Shell
sind jeweils in den Niederlanden und in Grossbritannien als Ka-
pitalgesellschaften eingetragen. Im Jahr 1907 unterzeichneten
sie ein Abkommen ueber einen Zusammenschluss im Verhaeltnis 60
zu 40 und stimmten gleichzeitig darueber ab, zwei separate Ein-
heiten zu bleiben. Aufgrund der so geregelten Verbindung sollte
das Verhaeltnis der beiden Aktienkurse sich linear entwickeln.
Die Bewertungsniveaus schwanken jedoch stark - und niemand weiss
warum."
Schon laengst habe sich gezeigt, dass die herkoemmlichen Ansaet-
ze der Finanztheorie allein nicht ausreichen, um solche Phaeno-
mene zu erfassen und - noch wichtiger - in konkrete Investment-
entscheidungen umzusetzen. Die traditionelle Oekonomie stehe auf
dem Standpunkt, dass Anleger rational handeln und deshalb immer
die Entscheidungen treffen, die den erwarteten Gewinn maximieren
und gleichzeitig das Risiko reduzieren. "Wenn sich alle Anleger
so verhielten, muessten Aktienpreise immer alle verfuegbaren
Informationen enthalten. Oekonomen nennen das einen effizienten
Markt", sagt Elsmark. "Doch was wir in den letzten Monaten er-
lebt haben, war alles andere als effizient und rational."
Die Aktienmaerkte seien zu einem erheblichen Teil vom Faktor
Psychologie abhaengig. "Anleger sind keine Maschinen. Jedes Ver-
halten wird durch Emotionen und psychologische Faktoren beein-
flusst", sagt Elsmark. Die Kernfrage laute deshalb: Ist es moeg-
lich, Strategien zu entwickeln, um dieses Verhalten systematisch
und konsequent auszunutzen? Ein vielversprechender Ansatz sei
Behavioral Finance. "Es handelt sich hierbei um einen relativ
jungen Zweig der Kapitalmarktanalyse", erklaert Elsmark. "Beha-
vioral Finance versucht, Ansaetze aus Oekonomie und Psychologie
miteinander zu verbinden." Die Verhaltensweisen der Marktteil-
nehmer werden analysiert. Dabei wird vor allem untersucht, wie
Informationen aufgenommen, ausgewaehlt und verarbeitet werden
und wie daraus letztlich konkrete Entscheidungen resultieren.
"Die Studien im Rahmen des Behavioral Finance haben klar gezeigt,
dass Anleger meist immer wieder die gleichen Fehler machen",
sagt Elsmark. "Ein haeufig auftretendes Phaenomen ist, dass
Aktiengewinne zu frueh realisiert, Aktien in der Verlustphase
jedoch zu lange gehalten werden." Der Grund sei vor allem eine
ungleiche Risikowahrnehmung. "Die Risikobereitschaft ist bei
Verlustpositionen hoeher als in der Gewinnzone." Bei Verlustak-
tien ueberwiege die Hoffnung, dass sich die Werte erholen und
die Verluste ausgeglichen werden. "Rational betrachtet erschei-
nen die meisten Verlustsituationen hingegen eher hoffnungslos",
so Elsmark. "Denn: Hat eine Aktie beispielweise 80 Prozent ver-
loren, muss sie um ganze 400 Prozent zulegen, um wieder den Ein-
stiegskurs zu erreichen." Die logische Konsequenz waere deshalb
die rechtzeitige Verlustbegrenzung.
JP Morgan Fleming hat den Behavioral Finance-Ansatz bereits seit
Beginn der Neunziger Jahre in die Marktanalyse integriert. "In
Kombination mit anderen Analyse-Techniken hilft Behavioral Fi-
nance, die Maerkte besser zu verstehen", sagt Elsmark. So folge
beispielsweise das von JP Morgan Fleming praktizierte Style In-
vesting der Erkenntnis, dass die Maerkte an den extremen Raen-
dern des Value- bzw. Growth-Spektrums die geringste Effizienz
aufweisen und somit am staerksten zu Übertreibungen neigen.
Elsmark: "Daher uebergewichten wir zum einen sehr niedrig bewer-
tete Unternehmen, deren Kurse aufgrund bestimmter Ausloeser wie
beispielsweise einem Wechsel im Management oder Uebernahmege-
ruechten ploetzlich stark ansteigen koennen. Zum anderen suchen
wir Unternehmen mit hohem Wachstumspotential, das vom Markt noch
unterschaetzt wird."
spielt eine wichtige Rolle bei Investmententscheidungen. Die
traditionellen Finanztheorien reichen nicht mehr aus, um die
Maerkte zu verstehen, sagt Christian Elsmark, Investment Direc-
tor European Equities bei JP Morgan Fleming Asset Management.
Neue Ansaetze wie Behavioral Finance halten zunehmend Einzug in
die moderne Finanzanalyse. "Die vergangenen Monate haben deut-
lich gezeigt: Die Masse der Anleger verhaelt sich irrational",
erklaert Christian Elsmark, Investment Director European
Equities bei JP Morgan Fleming Asset Management. Die Entwicklung
der weltweiten Aktienmaerkte, insbesondere der Technologie-
Boersen, sei deutlich uebertrieben gewesen - nach oben wie nach
unten. "Nicht nur die Spekulationsblase im Technologie-Bereich
entbehrte jeglicher Logik. Auch das Ausmass der derzeitigen
Baisse ist als Überreaktion der Anleger zu werten", sagt Els-
mark.
"Doch wer denkt, solch irrationalen Kursverlaeufe finde man nur
in jungen Wachstumsmaerkten, der irrt", so der Investment-
Experte weiter. Auch die Old Economy spiele nicht immer nach
klaren Regeln. "Die beiden Oelkonzerne Royal Dutch und Shell
sind jeweils in den Niederlanden und in Grossbritannien als Ka-
pitalgesellschaften eingetragen. Im Jahr 1907 unterzeichneten
sie ein Abkommen ueber einen Zusammenschluss im Verhaeltnis 60
zu 40 und stimmten gleichzeitig darueber ab, zwei separate Ein-
heiten zu bleiben. Aufgrund der so geregelten Verbindung sollte
das Verhaeltnis der beiden Aktienkurse sich linear entwickeln.
Die Bewertungsniveaus schwanken jedoch stark - und niemand weiss
warum."
Schon laengst habe sich gezeigt, dass die herkoemmlichen Ansaet-
ze der Finanztheorie allein nicht ausreichen, um solche Phaeno-
mene zu erfassen und - noch wichtiger - in konkrete Investment-
entscheidungen umzusetzen. Die traditionelle Oekonomie stehe auf
dem Standpunkt, dass Anleger rational handeln und deshalb immer
die Entscheidungen treffen, die den erwarteten Gewinn maximieren
und gleichzeitig das Risiko reduzieren. "Wenn sich alle Anleger
so verhielten, muessten Aktienpreise immer alle verfuegbaren
Informationen enthalten. Oekonomen nennen das einen effizienten
Markt", sagt Elsmark. "Doch was wir in den letzten Monaten er-
lebt haben, war alles andere als effizient und rational."
Die Aktienmaerkte seien zu einem erheblichen Teil vom Faktor
Psychologie abhaengig. "Anleger sind keine Maschinen. Jedes Ver-
halten wird durch Emotionen und psychologische Faktoren beein-
flusst", sagt Elsmark. Die Kernfrage laute deshalb: Ist es moeg-
lich, Strategien zu entwickeln, um dieses Verhalten systematisch
und konsequent auszunutzen? Ein vielversprechender Ansatz sei
Behavioral Finance. "Es handelt sich hierbei um einen relativ
jungen Zweig der Kapitalmarktanalyse", erklaert Elsmark. "Beha-
vioral Finance versucht, Ansaetze aus Oekonomie und Psychologie
miteinander zu verbinden." Die Verhaltensweisen der Marktteil-
nehmer werden analysiert. Dabei wird vor allem untersucht, wie
Informationen aufgenommen, ausgewaehlt und verarbeitet werden
und wie daraus letztlich konkrete Entscheidungen resultieren.
"Die Studien im Rahmen des Behavioral Finance haben klar gezeigt,
dass Anleger meist immer wieder die gleichen Fehler machen",
sagt Elsmark. "Ein haeufig auftretendes Phaenomen ist, dass
Aktiengewinne zu frueh realisiert, Aktien in der Verlustphase
jedoch zu lange gehalten werden." Der Grund sei vor allem eine
ungleiche Risikowahrnehmung. "Die Risikobereitschaft ist bei
Verlustpositionen hoeher als in der Gewinnzone." Bei Verlustak-
tien ueberwiege die Hoffnung, dass sich die Werte erholen und
die Verluste ausgeglichen werden. "Rational betrachtet erschei-
nen die meisten Verlustsituationen hingegen eher hoffnungslos",
so Elsmark. "Denn: Hat eine Aktie beispielweise 80 Prozent ver-
loren, muss sie um ganze 400 Prozent zulegen, um wieder den Ein-
stiegskurs zu erreichen." Die logische Konsequenz waere deshalb
die rechtzeitige Verlustbegrenzung.
JP Morgan Fleming hat den Behavioral Finance-Ansatz bereits seit
Beginn der Neunziger Jahre in die Marktanalyse integriert. "In
Kombination mit anderen Analyse-Techniken hilft Behavioral Fi-
nance, die Maerkte besser zu verstehen", sagt Elsmark. So folge
beispielsweise das von JP Morgan Fleming praktizierte Style In-
vesting der Erkenntnis, dass die Maerkte an den extremen Raen-
dern des Value- bzw. Growth-Spektrums die geringste Effizienz
aufweisen und somit am staerksten zu Übertreibungen neigen.
Elsmark: "Daher uebergewichten wir zum einen sehr niedrig bewer-
tete Unternehmen, deren Kurse aufgrund bestimmter Ausloeser wie
beispielsweise einem Wechsel im Management oder Uebernahmege-
ruechten ploetzlich stark ansteigen koennen. Zum anderen suchen
wir Unternehmen mit hohem Wachstumspotential, das vom Markt noch
unterschaetzt wird."