PLEITEWELLE: Die Angstmacher der Nation

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PLEITEWELLE: Die Angstmacher der Nation

 
10.02.02 13:16
Die Liste der angeschlagenen US-Konzerne scheint kein Ende zu finden. Anscheinend sind auch die strengen Bilanzvorschriften kein Rezept gegen die "Enronitis".

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Angeschalgene US-Konzerne: Tyco und Enron
 
"Überall Eis. Es scheint, dass die ganze Flotte kurz, bevor die Nacht anbricht, in ein Eisberg-Feld geraten ist." Diese E-Mail schickte Volvo-Ocean-Race-Teilnehmer Steve Hayles am 2. Februar dieses Jahres von Bord der "Tyco". Die Situation des gleichnamigen Sponsors scheint genauso gefährlich zu sein wie die Fahrt durch den südlichen Pazifik.

Noch wird Tyco auf der Ocean-Race-Homepage zwar als eine "giant Bermuda-based company" präsentiert, doch in Wahrheit hat die Zerschlagung des Mischkonzerns längst begonnen. Die Tochter Tyco Capital soll schon in einigen Wochen an die Börse gebracht werden. Anders ist der von Tyco-Chef Dennis Kozlowski aufgetürmte Schuldenberg von 25 Milliarden Dollar nicht zu tilgen.

Kozlowski hatte durch zahlreiche Zukäufe von Kleinstunternehmen seinen Konzern zu einem führenden Konzern in den Bereichen Sicherheitssysteme, Ventile und Medizinbedarf aufgebläht. In den vergangenen drei Geschäftsjahren übernahm Tyco International mehr als 700 Unternehmen im Wert von rund acht Milliarden Dollar (9,3 Milliarden Euro). Über die genauen finanziellen Dimensionen ließ Kozlowski seine Aktionäre aber im Unklaren. Teilweise wurden die Käufe gar nicht publik gemacht.

Die Regeln missbraucht

Der als die strengste Bilanzierungsvorschrift der Welt geltende US-GAAP-Standard (Generally Accepted Accounting Principles) konnte diese Verschleierungstaktik nicht verhindern: Das Verschweigen von kleinen Übernahmen ist laut US-GAAP legal.

Auch beim unrühmlichen Namensgeber der aktuellen Pleitewelle, dem Energiehändler Enron, wurden die Bilanzierungsregeln bis an den Rand der Legalität und darüber hinaus ausgenutzt. Für Breitband-Kapazitäten wurden zum Beispiel unrealistisch hohe Einnahmen veranschlagt. Vom Prinzip ist die vom Marktpreis abweichende Veranschlagung legal. Vorgesehen ist sie aber eigentlich für Preis- und damit Einnahmeabweichungen nach unten. Im Fall Enron wurde somit aus der Möglichkeit, Risiken in die Bilanz einzustellen, das eigentliche Risiko.

Kriminelle Energie und Mastbruch

Dennoch macht man es sich zu leicht, die aktuellen Skandale allein auf die Schwächen von US-GAAP zu schieben. "Sie können das beste Regelwerk haben, und trotzdem können die Leute es falsch anwenden", bleibt der New Yorker Commerzbank-Analyst Andre Maede Realist. Denn auch Unternehmen, die nach dem Konkurrenzstandard IAS (International Accounting Standards) bilanzierten, sorgten für Schlagzeilen und strafrechtliche Folgen. Bestes Beispiel: Das belgische Unternehmen Lernout & Hauspie. Wer über eine gehörige Portion an krimineller Energie verfügt, versucht jedes System zu überlisten.

Nachdem mit Global Crossing, Worldcom, Mirant und Andarko weitere US-Konzerne in Schieflage geraten sind oder im Verdacht stehen, unsauber bilanziert zu haben, ist es nun vor allem an den Wirtschaftsprüfern, das Vertrauen in die oftmals undurchsichtigen Zahlenwerke wieder herzustellen. Vor allem die Banken haben ein Interesse daran, die Kreditwürdigkeit ihrer Gläubiger besser abschätzen zu können, um nicht selber in Not zu geraten. Für die "SEB" kommt unabhängig davon jede Hilfe zu spät. Am Donnerstagmorgen meldete die vom schwedischen Finanzkonzern gesponserte Ocean-Race-Yacht Mastbruch und die Aufgabe des Rennens.
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