I shop, therefore I am" (Ich kaufe, also bin ich), schrieb die Künstlerin Barbara Kruger auf ein Bild für eine Ausstellung über Konsum in der Frankfurter Kunsthalle Schirn. Es mag Betrachter schockieren, wie man das Original "Cogito, ergo sum" (Ich denke, also bin ich) des französischen Philosophen Rene` Descartes so ins Gegenteil verkehren kann: Haben ersetzt demnach das Sein, Geld Gehirnschmalz.
Und doch trifft der Spruch das aktuelle Lebensgefühl genau. Erfolg = höheres Einkommen = Geld zum Ausgeben. Einkaufen ist heute mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Einkaufen ist das Ausleben von Freiheit, die Möglichkeit, sich von anderen abzugrenzen und gleichzeitig Seelenmassage. Wer hat nicht schon einmal eine fesche Hose oder Elektrobohrer erstanden, einen Kurztrip ans Mittelmeer gebucht, bloß um eine Enttäuschung zu verkraften?
Somit ist es nur logisch, dass das Normale nicht mehr zufriedenstellt. Da die Märkte gesättigt sind, geht es nur um den Zusatznutzen: Eine Zahnpaste wird nicht zum Zähneputzen gekauft, sondern gegen Zahnfleischbluten. Produkte, die sich nicht von anderen abheben, sind von Anfang an Ladenhüter. Deshalb müssen ständig neue her.
In schlechten Zeiten, möchte man meinen, verlangsamt sich das Tempo der Innovation. Dann genügt es, Basisbedürfnisse abzudecken. Das Gegenteil stimmt: Erzeuger und Handel geraten noch stärker unter Druck. Je kleiner der Kuchen ist, den Konsumenten zu verteilen haben, desto mehr verlangen sie. Das Mindeste: gleiche Qualität für weniger Geld.
In Sparzeiten wird mehr mit Köpfchen eingekauft. Wenigstens das wird den guten alten Descartes versöhnen. "Cogito, ergo sum" ist doch nicht ganz außer Kraft gesetzt.