Tumulte, Pfiffe und Buhrufe - der Außerordentliche Kongress des Fußball-Weltverbandes endete am Dienstag mit einem Eklat.
Seoul - Negativer Höhepunkt einer unwürdigen Veranstaltung im Grand Hilton von Seoul war eine lautstarke verbale Auseinandersetzung ausgerechnet zwischen Fifa-Boss Joseph Blatter und seinem Herausforderer Issa Hayatou. Beide gifteten sich auf dem Podium an, nachdem der Präsident den knapp viereinhalb Stunden dauernden Kongress im Stile eines Diktators für beendet erklärt hatte, obwohl sich noch 15 Vertreter nationaler Verbände zu Wort melden wollten.
Hayatou, der am Mittwoch bei den Wahlen auf dem 53. Ordentlichen Kongress Blatter als Chef des Weltverbandes ablösen will, war außer sich vor Wut: Der Präsident der afrikanischen Konföderation wollte ebenfalls noch Stellung nehmen, wurde aber vom Fifa-Chef förmlich „abgewürgt“. Mit einer für alle 197 stimmberechtigten Mitgliedsländer erkennbaren wegwerfenden Handbewegung trottete der hünenhafte Kameruner wutschnaubend von dannen. „Ich habe Hayatou so noch nie erlebt. Ich dachte: Jetzt passiert es“, sagte Uefa-Chef Lennart Johansson, der offensichtlich eine handgreifliche Auseinandersetzung der beiden Kandidaten um den Fifa-Thron befürchtete.
Der Kongress, der eher einer Farce glich, machte einmal mehr die tiefen Gräben in der Fifa nach der monatelangen „Schlammschlacht“ zwischen Blatter auf der einen und elf Mitgliedern der 24-köpfigen Exekutive, darunter die fünf Vize-Präsidenten Hayatou, Johansson (Schweden), Chung Mong-joon (Südkorea), David Will (Schottland) und Antonio Matarrese (Italien), auf der anderen Seite deutlich. Die Exko-Vertreter hatten sogar Klage vor einem Schweizer Gericht gegen Blatter wegen Misswirtschaft und Korruption erhoben. Obwohl Blatter nach „Gutsherrenart“ durch den Außerordentlichen Kongress führte und seine Kritiker einmal mehr vor den Kopf stieß, gilt die Wiederwahl des 66-jährigen Eidgenossen am Mittwoch im Seoul Hilton als sicher. Auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit, getragen vor allem von den kleinen und finanzschwächeren Verbänden, kann Blatter wohl bauen. „Ich bin zuversichtlich, dass ich wiedergewählt werde“, verkündete der Fifa-Boss, „schon im Januar haben sich 100 Verbände für mich ausgesprochen. Ich bin sehr ruhig.“
Allerdings waren der tumultartige Kongress-Verlauf und das selbstherrliche Auftreten des Fifa-Chefs wieder Wasser auf die Mühlen der Blatter-Kritiker. Sogar DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, der dem Walliser für die Wahlen ebenfalls seine Unterstützung zugesagt hatte, war nicht einverstanden mit dem abrupten Ende des Außerordentlichen Kongresses. „Das war taktisch falsch. Formal nach den Regularien war es richtig, aber es hat einen schlechten Eindruck gemacht“, sagte „MV“. An der Pro-Blatter-Haltung des Stuttgarters hat sich allerdings nichts geändert. Des DFB-Chefs Hauptargument lautet: „Europa darf den Führungsanspruch in der Fifa nicht aufgeben.“ (sid, dpa)