FJH - aussichtsreiche Shortspekulation nach Gewinnwarnung
In unserer Ausgabe vom 23.11.2003 haben wir eingehend auf die Risiken und die aggressive Bilanzpolitik des Unternehmens hingewiesen und die Aktie zum Verkauf empfohlen.
Der rasche Kursverfall der Aktie wurde erst durch ein Gutachten von KPMG gestoppt, das die Bilanzen des Unternehmens für richtig erklärte. Wörtlich heißt es dazu in einer FJH Pressemitteilung:
„Das KPMG-Gutachten bestätige ohne Vorbehalte, dass die Bilanzierung korrekt und konform mit den Vorgaben nach IAS ist. Allen Forderungen der Bilanzposition "noch nicht fakturierte Forderungen" stünden tatsächliche Aufträge gegenüber.“
Ganz so genau scheint man es jedoch mit dem Wording bei FJH nicht zu nehmen.
Eine Unternehmenssprecherin bezeichnete diese „Aufträge“ in einem Telefonat, das traders:briefing mit ihr am 21. November 2003 geführt hatte, nach mehrfachem Nachfragen als „LOIs“, und nicht als „Auftrag“. LOIs sind lediglich Absichtserklärungen, jedoch noch keine Aufträge.
Nachdem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Richtigkeit der Bilanzen von FJH bestätigt hat, setzte die Aktie im Dezember zu einem zwischenzeitlichen Höhenflug an und stieg bis auf 22 Euro.
Inzwischen scheint das Unternehmen jedoch von der Realität eingeholt. Die Kurse fallen kontinuierlich seit der zweiten Dezemberwoche und notieren nur noch bei ca. 17 Euro und damit nicht mehr wesentlich von den Tiefstkursen des vergangenen Jahres entfernt.
Am 05.01.2003 musste FJH in einer ersten Bewertung des Jahresergebnisses 2003 Folgendes einräumen:
"Die anonyme Anzeige gegen Verantwortliche der FJH vom Oktober 2003 sowie verschiedene in diesem Zusammenhang erschienene Presseartikel haben zu einer erkennbaren Zurückhaltung bei der Erteilung neuer beziehungsweise Erweiterung vorhandener Aufträge geführt", teilte das Beratungs- und Softwarehaus am Montag in München mit.
Das Unternehmen geht nun nicht mehr von einem Erreichen des ursprünglich für 2003 geplanten Gewinns von ca. 16 Mio. Euro aus. Nach neuer Planung ist ein Jahresüberschluss von 8 Mio. Euro nach Steuern realistisch.
Wie viel von diesen 8 Mio. Euro Gewinn wiederum durch die Position „noch nicht fakturierte Forderungen“ begründet ist, dazu gibt es momentan keine Aussagen des Unternehmens.
Das schlechte 4. Quartal 2003 ist nach Aussagen des Unternehmens für das Verfehlen der Jahresplanung verantwortlich, und dies maßgeblich deshalb, weil angeblich die Berichterstattung über das Unternehmen zu einer Zurückhaltung der Kunden bei Vertragsabschlüssen bzw. -verlängerungen geführt hat.
Wir haben bereits in unserer ersten Analyse darauf hingewiesen, dass es anscheinend Politik des Unternehmens ist, die Umsätze nicht detaillierter aufzugliedern. Es gibt somit für den Aktionär keine Möglichkeit zu ermitteln, wie viel Prozent der Umsätze aus den verschiedenen Geschäftsfeldern (Projektgeschäft, Lizenzen, Consulting etc.) generiert werden. Der wahre Grund für den Umsatzrückgang im 4. Quartal ist daher von extern nicht nachvollziehbar.
In der Ad Hoc zu den 9-Monatszahlen vom 06.11.2003 heißt es noch:
„Im derzeit schwierigen Marktumfeld hat sich die weit überdurchschnittliche Dauer und Intensität unserer Kundenbeziehungen als essentiell erwiesen.“
Nur 3 Monate später scheint diese Intensität der Kundenbeziehungen nicht mehr zu gelten.
Nachdenklich stimmt auch, dass die Übernahme der Heubeck AG anscheinend keinen positiven Einfluss auf die Umsatzentwicklung im 4. Quartal gehabt hat. In einem Gespräch mit traders:briefing wurde dazu noch im November erklärt, dass die Umsatzentwicklung im vierten Quartal einen Großteil der Jahresumsätze der Heubeck AG ausmacht und man deshalb wegen der schwachen 9-Monatszahlen nicht auf einen zu hohen Kaufpreis schließen könne.
Den Aktionären der FJH stehen wohl in den kommenden Monaten weiterhin harte Zeiten bevor, denn wie heißt es in der letzten Ad Hoc Mitteilung des Unternehmens:
„Der Vorstand ist zuversichtlich, im Laufe des Jahres 2004 wieder zu gewohnter Ertragsstärke zurückzukommen. Entsprechende Maßnahmen zur Umsatzausweitung und zur Kostenreduktion sind bereits eingeleitet.“
Maßnahmen zur Kostenreduktion führt ein auf Wachstum ausgerichtetes Unternehmen erfahrungsgemäß erst ein, wenn erkennbar ist, dass alle Versuche zusätzliche Umsätze zu akquirieren fehlschlagen.
Fazit
Für uns deutet alles auf weiter fallende Unternehmensumsätze und Gewinne hin. Die Liquiditätslage des Unternehmens wird sich durch das schlechte 4. Quartal 2003 deutlich verschlechtert haben. Genaue Zahlen dazu sind noch nicht bekannt. Wir gehen kaum davon aus, dass das Unternehmen in den kommenden Monaten positive Unternehmenszahlen veröffentlichen wird.
Bei der Kursentwicklung erwarten wir in den kommenden Wochen einen erneuten Rückfall auf die Tiefstkurse von 2003 und darunter. Risikofreudigen Anlegern empfehlen wir daher die Aktie zu shorten.
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