Nur noch die Flüsterschätzungen zählen

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Nassie:

Nur noch die Flüsterschätzungen zählen

 
11.07.03 14:42
Flüsterpost an der Wall-Street

In den Jahren der Baisse waren die Anleger zufrieden, wenn ihre Unternehmen die Analystenprognosen gerade so erreichten. Nach dem Kursanstieg der letzten Monate sind die Ansprüche gestiegen. Nicht mehr die Durchschnittsprognosen, sondern die sogenannten Flüsterschätzungen sind das Maß der Dinge.

Die Flüsterschätzungen – inoffizielle Prognosen, die in den Handelsräumen der Broker und im Internet kursieren - erlebten ihren Höhepunkt in der Phase des Internetbooms um die Jahrtausendwende.

Grund für die Entstehung: Die offiziellen Analystenschätzungen sind meist sehr konservativ. Rund 60 Prozent der Unternehmen übertreffen diese Prognosen.

Während der Baisse, als viele Firmen mit rückläufigen Ergebnissen zu kämpfen hatten und Analysten ihre Prognosen nicht schnell genug nach unten anpassen konnten, verloren die Flüsterschätzungen ihre Daseinsberechtigung. Doch nach den extremen Kursgewinnen der letzten Monate, die vor allem Technologiewerte in die Höhe trieb - erleben sie ein Comeback.

Die Anleger von Yahoo und Juniper Networks mussten das in dieser Woche schmerzhaft erfahren.

Yahoo [Nasdaq: YHOO Kurs/Chart ] hat mit seinen Zahlen vom Mittwoch die offiziellen Umsatzprognosen übertroffen, beim Ergebnis gab es mit 0,08 Dollar je Aktie eine Punktlandung. Zudem hat der Vorstand des Internet-Urgesteins den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Die Aktie stürzte am Tag darauf dennoch mehr als acht Prozent ab.

Nach einem Kursgewinn von 100 Prozent seit Jahresbeginn und einem 2004er-Gewinnvielfachen um die 70 hatten Anleger einfach mehr erwartet. Die Flüsterschätzungen lagen nach Angaben der US-Seite www.whispernumbers.com bei 10 Cents je Aktie.

Ähnlich dürfte es am Freitag Juniper [Nasdaq: JNPR Kurs/Chart ] gehen. Der Netzwerkausrüster hat zwar mit seinen am Donnerstag nach Börsenschluss vorgelegten Zahlen die Umsatz und Ergebniserwartungen übertroffen, die Aktie gab nachbörslich dennoch mehr als vier Prozent ab.

Die Aktie von Juniper zählt seit Jahresbeginn zu den besten Performern im Nasdaq und hat sich mehr als verdoppelt. Das KGV auf Basis der 2004er-Gewinne liegt bei 90.

HAMSI:

@Nassie: Wieder gute Info!

 
11.07.03 14:47
Danke! Also müssten nun die Börsen anfangen, nervös zu werden. Tun es aber nicht!
Warum nicht? Was glaubst, ist die Hoffnung so sehr groß, dass es wirtschaftlich
nun alles besser wird?
Nassie:

Acampora-Kolumne: Flüsterschätzungen

 
13.07.03 12:17
Acampora-Kolumne: Das Geflüster ist wieder da
13.07.2003 11:56:00


     
Die Wall-Street-Kolumne von Ralph Acampora - Top-Analyst bei Prudential Sec.
Das Geflüster ist wieder da

Zwei Dinge an Wall Street dieser Tage erinnern an die gute alte Zeit des Aktien-Hypes der späten 90er: Zum einen gibt es wieder Übernahmephantasien - der Tech-Riese EMC will Legato kaufen und der Autozulieferer Arvin Meritor den Rivalen Dana. Und die zweite Sache, die an den Hype erinnert, ist die Rückkehr der Whisper Numbers - die von den Börsianern hinter vorgehaltener Hand geraunten und oft überzogenen Gewinnerwartungen, die meist deutlich höher liegen als das, was die Analysten errechneten.

Und je nachdem, wie gut die Whisper Numbers bestätigt werden, reagiert die Börse. Bei Genentech und Yahoo am Donnerstag eher enttäuscht, bei Juniper und Home Depot am Freitag angenehm überrascht. Börse runter, dann wieder rauf. Die Whisper Numbers sorgen für Bewegung. Vor allem auch kommende Woche, wenn eine Flut an Unternehmensmeldungen über Wall Street hereinstürzen wird. Dass die positiven Überraschungen dabei überwiegen, ist nicht unwahrscheinlich. Die Analysten haben ihre Erwartungen nämlich recht niedrig angesetzt.

Im Schnitt erwarten die Experten bei den Unternehmen des S&P 500 ein Gewinnwachstum von nur 5,3 Prozent. Das dürfte zu toppen sein. Doch der Teufel steckt im Detail: So gering die Erwartungen jetzt sind, so hoch gesteckt sind sie im dritten und vierten Quartal. Dann wollen die Analysten 12,6 und gar 21,4 Prozent Plus sehen. Die Firmen sind daher jetzt schon dazu verdammt, mehr als nur ordentliche Zahlen zu liefern. Die Whisper Numbers wollen erfüllt werden. Wir dürfen uns auf ein kräftiges Hin und Her an Wall Street gefasst machen.

Ralph Acampora ist Leiter der technischen Analyse bei der US-Investmentbank Prudential Securities. Er tritt in den USA regelmäßig in verschiedenen Fernsehkanälen auf und gehört aufgrund seiner Treffsicherheit zu den bekanntesten Analysten der Welt. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
 
-ra- / -red-

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