"Der Glaube an den Erfolg hat viele Aktienanleger in die Irre geführt - und manchen Manager vor den Richter.
Meine Tochter sieht sich immer wieder gerne die Teletubbys an. Es stört sie nicht, dass sie die Folgen schon kennt. Im Gegenteil, es beruhigt sie, dass der Inhalt ihr vertraut ist. Sie mag keine Überraschungen. Wenn wir älter werden, wird unser Geschmack anspruchsvoller, und ein Ende mit überraschender Wendung wie in dem Bruce-Willis-Film "The Sixth Sense" gefällt uns besser.
Wie es aussieht, sind die Aktienanleger nicht in den 90er Jahren aufgewachsen. Während der Hausse wurden Unternehmen belohnt, wenn ihre Gewinnkurve kontinuierlich anstieg: 10 Mio. $, 12 Mio. $, 15 Mio. $, 20 Mio. $. Eine solche Zahlenreihe kündet von einem Unternehmen, das schnell und zuverlässig wächst.
Leider hat ein derartiges Profil wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Die Unternehmen haben hohe Fixkosten, und schon kleine Schwankungen bei den Erlösen haben einen starken Hebeleffekt auf die Gewinne.
Im wirklichen Leben entwickeln sich die Gewinne unregelmäßiger - etwa nach dem Muster 14 Mio. $, 11 Mio. $, 17 Mio. $, 15 Mio. $. Ein Unternehmen mit einer solchen Ertragsentwicklung erhielte zweifellos ein schlechteres Analysten-Rating als eines der ersten Kategorie, obwohl die Gewinne in beiden Fällen exakt die gleiche Summe ergeben.
Ertragsmeldungen ins passende Format pressen
Es verwundert also kaum, dass Unternehmen während der Hausse alle Anstrengungen unternahmen, um ihre Ertragsmeldungen ins passende Format zu pressen. Angesichts der Vergütung der Vorstände in Abhängigkeit vom Aktienkurs (der wiederum von der Fähigkeit des Unternehmens abhing, seine Ertragsziele zu erreichen), lief das auf die offene Einladung zu kreativer Buchführung und, im schlimmsten Fall, auf Betrug hinaus.
Joseph Fuller und Michael Jensen schrieben im "Journal of Applied Corporate Finance": "Der Versuch, die Ungewissheit zu maskieren, die jeder Branche innewohnt, ist wie der Versuch, einen Ballon durch Drücken zu glätten - bekommt man heute die Beule an einer Stelle weg, taucht sie morgen anderswo auf, oft mit verhängnisvollen Folgen."
Darin spiegeln sich zwei verbreitete psychologische Eigenschaften wider: der Wunsch, feste Muster zu entdecken, und der Hang zur Extrapolation. Untersuchungen zeigen, dass es uns schwer fällt, zwischen Ordnung und Zufall zu unterscheiden. Wir nehmen Muster wahr, wo keine existieren, und extrapolieren häufig auf ungenügender Faktenbasis (es hat an zwei Dienstagen hintereinander geregnet, also regnet es dienstags immer ).
Der Glaube an die Erfolgssträhne
Ein klassisches Beispiel für diese Neigung ist der Glaube an die Erfolgssträhne. Wissenschaftler haben die Wurfergebnisse von Basketball-Spielern untersucht und herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler den sechsten Wurf ins Netz bringt, nicht größer ist, nur weil er alle fünf Bälle davor verwandelt hat. Als dieses Ergebnis veröffentlicht wurde, glaubten es aber nur wenige.
In der Börsenwelt können sowohl Unternehmen als auch Fondsmanager vom Glauben an die "Erfolgssträhne" profitieren. Nimmt man eine Gruppe von tausend Fondsmanagern, ist nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit immer einer dabei, der in jedem der nächsten zehn Jahre den Durchschnitt übertreffen, also "outperformen", wird. Aber wenn es dann passiert (und die Zahl der Fonds geht ja in die Tausende), werden fast alle glauben, dass Genialität und nicht Glück die Ursache ist.
Ähnlich steigerten Technologieunternehmen Ende der 90er Jahre ihren Gewinn je Aktie regelmäßig in der Größenordnung von 20 Prozent im Jahr. Es war verlockend zu glauben, dass sie immer weiter so wachsen können - so wie bei den Teletubbys die Sonne immer scheint."
quelle : www.ftd.de
in diesem sinne
Meine Tochter sieht sich immer wieder gerne die Teletubbys an. Es stört sie nicht, dass sie die Folgen schon kennt. Im Gegenteil, es beruhigt sie, dass der Inhalt ihr vertraut ist. Sie mag keine Überraschungen. Wenn wir älter werden, wird unser Geschmack anspruchsvoller, und ein Ende mit überraschender Wendung wie in dem Bruce-Willis-Film "The Sixth Sense" gefällt uns besser.
Wie es aussieht, sind die Aktienanleger nicht in den 90er Jahren aufgewachsen. Während der Hausse wurden Unternehmen belohnt, wenn ihre Gewinnkurve kontinuierlich anstieg: 10 Mio. $, 12 Mio. $, 15 Mio. $, 20 Mio. $. Eine solche Zahlenreihe kündet von einem Unternehmen, das schnell und zuverlässig wächst.
Leider hat ein derartiges Profil wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Die Unternehmen haben hohe Fixkosten, und schon kleine Schwankungen bei den Erlösen haben einen starken Hebeleffekt auf die Gewinne.
Im wirklichen Leben entwickeln sich die Gewinne unregelmäßiger - etwa nach dem Muster 14 Mio. $, 11 Mio. $, 17 Mio. $, 15 Mio. $. Ein Unternehmen mit einer solchen Ertragsentwicklung erhielte zweifellos ein schlechteres Analysten-Rating als eines der ersten Kategorie, obwohl die Gewinne in beiden Fällen exakt die gleiche Summe ergeben.
Ertragsmeldungen ins passende Format pressen
Es verwundert also kaum, dass Unternehmen während der Hausse alle Anstrengungen unternahmen, um ihre Ertragsmeldungen ins passende Format zu pressen. Angesichts der Vergütung der Vorstände in Abhängigkeit vom Aktienkurs (der wiederum von der Fähigkeit des Unternehmens abhing, seine Ertragsziele zu erreichen), lief das auf die offene Einladung zu kreativer Buchführung und, im schlimmsten Fall, auf Betrug hinaus.
Joseph Fuller und Michael Jensen schrieben im "Journal of Applied Corporate Finance": "Der Versuch, die Ungewissheit zu maskieren, die jeder Branche innewohnt, ist wie der Versuch, einen Ballon durch Drücken zu glätten - bekommt man heute die Beule an einer Stelle weg, taucht sie morgen anderswo auf, oft mit verhängnisvollen Folgen."
Darin spiegeln sich zwei verbreitete psychologische Eigenschaften wider: der Wunsch, feste Muster zu entdecken, und der Hang zur Extrapolation. Untersuchungen zeigen, dass es uns schwer fällt, zwischen Ordnung und Zufall zu unterscheiden. Wir nehmen Muster wahr, wo keine existieren, und extrapolieren häufig auf ungenügender Faktenbasis (es hat an zwei Dienstagen hintereinander geregnet, also regnet es dienstags immer ).
Der Glaube an die Erfolgssträhne
Ein klassisches Beispiel für diese Neigung ist der Glaube an die Erfolgssträhne. Wissenschaftler haben die Wurfergebnisse von Basketball-Spielern untersucht und herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spieler den sechsten Wurf ins Netz bringt, nicht größer ist, nur weil er alle fünf Bälle davor verwandelt hat. Als dieses Ergebnis veröffentlicht wurde, glaubten es aber nur wenige.
In der Börsenwelt können sowohl Unternehmen als auch Fondsmanager vom Glauben an die "Erfolgssträhne" profitieren. Nimmt man eine Gruppe von tausend Fondsmanagern, ist nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit immer einer dabei, der in jedem der nächsten zehn Jahre den Durchschnitt übertreffen, also "outperformen", wird. Aber wenn es dann passiert (und die Zahl der Fonds geht ja in die Tausende), werden fast alle glauben, dass Genialität und nicht Glück die Ursache ist.
Ähnlich steigerten Technologieunternehmen Ende der 90er Jahre ihren Gewinn je Aktie regelmäßig in der Größenordnung von 20 Prozent im Jahr. Es war verlockend zu glauben, dass sie immer weiter so wachsen können - so wie bei den Teletubbys die Sonne immer scheint."
quelle : www.ftd.de
in diesem sinne