News: Öl-Kartell wird sich nicht einig

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News: Öl-Kartell wird sich nicht einig

 
02.04.02 17:48
SPIEGEL ONLINE - 02. April 2002, 12:28
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,189857,00.html
Ölpreis als Waffe

Kartell wird sich nicht einig

Unter dem Eindruck der kritischen Lage im Nahen Osten ist der Ölpreis zu Wochenbeginn auf den höchsten Stand seit sechs Monaten gestiegen. Doch es scheint, als würden sich die Förderländer nicht einig darüber, den Preis wirklich als Druckmittel gegen den Westen einzusetzen.

Singapur- Am Dienstagmorgen pendelte sich der Preis für die führende Öl-Sorte US Light Crude auf rund 27 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. Islamische Produzentenstaaten hatten zuvor die Forderung des Irak, den Ölpreis als Waffe gegen die Unterstützer Israels einzusetzen, als wenig aussichtsreich bezeichnet. Am Montag hatte der Preis mit 27,40 Dollar noch ein Sieben-Monats-Hoch markiert.

Am Montag hatte der Irak die arabischen Staaten aufgefordert, mit einer Verknappung des Öls die Staaten zu bestrafen, die Israel unterstützen. "Setzt das Öl als Waffe im Kampf gegen den Feind ein", hieß es in einer Erklärung der regierenden Staatspartei Baath.

Dagegen waren jedoch Stimmen aus dem Lager der Förderstaaten laut geworden. So erklärte der indonesische Justizminister Yusril Ihza Mahendra bei der Tagung der Konferenz der Islamischen Staaten (OIC) im malaysischen Kuala Lumpur, der Wettbewerb auf dem Ölmarkt sei inzwischen viel zu groß, um über eine Verknappung der Lieferungen politischen Druck auszuüben.

Auch der Außenminister Irans, Kamal Charrasi, wandte sich indirekt gegen eine Erhöhung des Ölpreises. Es sei sehr effektiv, wenn der Ölpreis als Druckmittel im Nahost-Konflikt eingesetzt werde. Doch darüber müssten alle islamischen Staaten gemeinsam entscheiden. Es gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich, dass das Kartell seine Reihen schließen kann.

So lehnte es Kuweit bereits definitiv ab, den Ölpreis als Waffe einzusetzen. "Wir müssen realistisch sein, wenn wir über die Öl-Waffe sprechen. Das ist ein zweischneidiges Schwert, das uns mehr schaden würde als den USA - sowohl kurz- als auch langfristig", sagte ein Delegierter Kuweits bei der OIC-Tagung. Mit dieser Maßnahme erreiche man auch nicht das gewünschte Ziel, den Palästinensern zu helfen. "Das ist unmöglich. Wie können wir unsere palästinensischen Brüder unterstützen, wenn wir keine Einnahmen haben."

Analysten zufolge würde ein Öl-Embargo die arabischen Staaten selbst schwer treffen. "Es gäbe tief greifende wirtschaftliche Auswirkungen. Die Araber werden kaum die Öl-Waffe einsetzen", sagte ein saudi-arabischer Öl-Analyst. "Die Dinge sind heute ganz anders als in den siebziger Jahren."

Zuletzt wurden Ölexporte 1973 als politisches Druckmittel eingesetzt. Damals verursachte die Verknappung eine weltweite Energiekrise, der Ölpreis vervierfachte sich. Im November 2000 nahm das Förderkartell Opec eine von Saudi-Arabien eingebrachte Initiative an, dass Öl nicht als politische Waffe missbraucht werden soll.

Israel hatte am Wochenende groß angelegte Militäraktionen in den Palästinensergebieten gestartet und diese mit der Suche nach den Verantwortlichen für Attentate begründet. Unterdessen gab es in Israel weitere Selbstmordattentate von Palästinensern. In Nachbarschaft zu dem Konfliktgebiet befinden sich zwei Drittel der weltweiten Erdölreserven.



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