von Ronald Gehrt
Nemax unter 1.000?
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Man hat sich ja immer beklagt. Der Neue Markt sei nichts anderes als der hiesige Dackel der amerikanischen Nasdaq, hieß es. Mal einen Schritt voraus, mal einen hinterher, doch letztlich willenlos den Vorgaben des "Herrchens" aus den USA folgend. Doch die vergangenen zwei Wochen waren wie ein Befreiungsschlag für die deutschen Wachstumstitel. Endlich fanden sich eigene Impulse, endlich mal Eigeninitiative. Dumm nur, dass es für die meisten in die definitiv falsche Richtung geht!
Denn während sich der Nasdaq 100 nach einem Breakout nach unten trotzdem eisern an der unteren Begrenzung seiner vormaligen Seitwärtsspanne zwischen 1.750 und 1.980 Punkten hält, notiert der Nemax 50 nur noch hauchdünn oberhalb der bisherigen, Anfang April erreichten Baissetiefs von 1.309 Punkten (Schlusskurs). In konkreten Zahlen ausgedrückt hat der Nasdaq 100 in den letzten vier Wochen sieben Prozent verloren, der Nemax 50 im selben Zeitraum knapp 25 Prozent. Warum nur?
Immerhin hatte das Fallbeil der schrumpfenden Wirtschaft bisher doch mit Masse die US-Hightechs getroffen. Aber trotz einer Flut von Gewinnwarnungen, die in ihrer Anzahl fast genau die Größenordnung des ersten Quartals 2001 erreicht hatte, halten sich die Aktien jenseits des Atlantiks recht wacker. Aber das ist nicht unbedingt das Problem. Sie müssen sehen, dass im Nemax 50 nur noch überraschend wenige Unternehmen existieren, die hinsichtlich Gewinnen überhaupt noch nennenswert etwas zu warnen hätten. Der sogar im "Paradeindex" Nemax 50 unerfreulich hohe Anteil ehemaliger Publikumslieblinge, die jetzt wie EM.TV oder Intershop zu Hoffnungswerten geworden sind, hat den Neuen Markt in eine Spielwiese derjenigen verwandelt, die nicht investieren, sondern zocken. Und das in einem Marktsegment, das im Vergleich zu den US-Börsen nicht gerade liquide ist!
Wer hier in größeren Stückzahlen ein- oder aussteigen will, bewegt die Kurse - und zwar kräftig! Dementsprechend kann es eigentlich nicht verwundern, dass der Nemax aktuell so haltlos abrutscht. Denn zum einen steigen nun all diejenigen desillusioniert wieder aus, die im April wähnten, die Wende gesehen zu haben, zum anderen wirkt mal wieder das so genannte "Window Dressing" der Fonds. Hierbei geht es einfach nur darum, die Bestände zum Quartalsende, wenn die Positionen offengelegt werden müssen, in die richtige Richtung zu "pflegen". Hätte die Kurserholung vom April gehalten, jeder Neue Markt-Fonds wäre zum Quartalsende bestrebt gewesen, so wenig Cash wie möglich vorzuweisen. Die Kurse hätten ein wahres Feuerwerk erlebt. Doch es sind keine Kursgewinne mehr da. Demnach ist jetzt Cash der König. Und wer als Fondsmanager noch Positionen hat, die er lieber am Ultimo nicht vorweisen möchte, zieht jetzt die Reissleine. Was, angesichts der relativ niedrigen Umsätze in diesem Marktsegment, durchaus massive Kursverluste bedeutet.
Doch damit ist die Situation jetzt reichlich auseinander gelaufen. Denn ob sich die US-Wirtschaft nun wenigstens im dritten Quartal so nennenswert erholt, dass sich dies bei den Technologieunternehmen in Heller und Pfennig messen läßt, ist noch offen. Denkbar also, dass die Nasdaq in den kommenden Wochen erneut abwärts tendiert. Und dann wird es am Neuen Markt reichlich düster. Denn die negativen Auswirkungen der amerikanischen Konjunkturprobleme sind in Deutschland noch nicht einmal in vollem Umfang zu spüren. Aus dieser Warte heraus ist es ohne weiteres möglich, dass der Nemax 50 noch im dritten Quartal die 1.000er-Marke touchiert! Katastrophe? Eigentlich nicht. Denn in diesem Baissesog werden auch diejenigen NM-Aktien in die Tiefe gerissen, die "unten" eigentlich gar nichts zu suchen haben. Ich empfehle Ihnen:
Suchen Sie sich diejenigen Aktien aus dem Neuen Markt heraus, die zum einen bereits seit mindestens einem Jahr Gewinn erzielen, die zum anderen auch in den vergangenen Quartalen trotz erschwertem konjunkturellen Umfeld in Umsatz und Gewinn zulegen konnten und darüber hinaus KGVs unter 40 ausweisen. Greifen Sie zu, wenn in den kommenden Wochen wieder einmal zwei, drei Tage in Folge Kursverluste über fünf Prozent einen erneuten Selloff andeuten. Ein Anleger, der einen Zeithorizont von ca. einem Jahr aufbringen will, wird Gewinne erzielen, die weit jenseits der Performance des Neuen Markts insgesamt liegen. Denn eines wird in diesen Tagen immer deutlicher:
Der hohe Anteil an "Leichen" am Neuen Markt verhindert, dass der Nemax 50, und erst recht der Nemax All Share, in den nächsten ein, zwei Jahren wieder Punktestände jenseits der 4.000 erreicht. Aber eine solche für den Index auszuschließende Verdreifachung können einzelne, ausgewählte Titel allemal erreichen. Daher: Kapital bereithalten!
Mit besten Wünschen Ihr
Ronald Gehrt
27.06.2001
Nemax unter 1.000?
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Man hat sich ja immer beklagt. Der Neue Markt sei nichts anderes als der hiesige Dackel der amerikanischen Nasdaq, hieß es. Mal einen Schritt voraus, mal einen hinterher, doch letztlich willenlos den Vorgaben des "Herrchens" aus den USA folgend. Doch die vergangenen zwei Wochen waren wie ein Befreiungsschlag für die deutschen Wachstumstitel. Endlich fanden sich eigene Impulse, endlich mal Eigeninitiative. Dumm nur, dass es für die meisten in die definitiv falsche Richtung geht!
Denn während sich der Nasdaq 100 nach einem Breakout nach unten trotzdem eisern an der unteren Begrenzung seiner vormaligen Seitwärtsspanne zwischen 1.750 und 1.980 Punkten hält, notiert der Nemax 50 nur noch hauchdünn oberhalb der bisherigen, Anfang April erreichten Baissetiefs von 1.309 Punkten (Schlusskurs). In konkreten Zahlen ausgedrückt hat der Nasdaq 100 in den letzten vier Wochen sieben Prozent verloren, der Nemax 50 im selben Zeitraum knapp 25 Prozent. Warum nur?
Immerhin hatte das Fallbeil der schrumpfenden Wirtschaft bisher doch mit Masse die US-Hightechs getroffen. Aber trotz einer Flut von Gewinnwarnungen, die in ihrer Anzahl fast genau die Größenordnung des ersten Quartals 2001 erreicht hatte, halten sich die Aktien jenseits des Atlantiks recht wacker. Aber das ist nicht unbedingt das Problem. Sie müssen sehen, dass im Nemax 50 nur noch überraschend wenige Unternehmen existieren, die hinsichtlich Gewinnen überhaupt noch nennenswert etwas zu warnen hätten. Der sogar im "Paradeindex" Nemax 50 unerfreulich hohe Anteil ehemaliger Publikumslieblinge, die jetzt wie EM.TV oder Intershop zu Hoffnungswerten geworden sind, hat den Neuen Markt in eine Spielwiese derjenigen verwandelt, die nicht investieren, sondern zocken. Und das in einem Marktsegment, das im Vergleich zu den US-Börsen nicht gerade liquide ist!
Wer hier in größeren Stückzahlen ein- oder aussteigen will, bewegt die Kurse - und zwar kräftig! Dementsprechend kann es eigentlich nicht verwundern, dass der Nemax aktuell so haltlos abrutscht. Denn zum einen steigen nun all diejenigen desillusioniert wieder aus, die im April wähnten, die Wende gesehen zu haben, zum anderen wirkt mal wieder das so genannte "Window Dressing" der Fonds. Hierbei geht es einfach nur darum, die Bestände zum Quartalsende, wenn die Positionen offengelegt werden müssen, in die richtige Richtung zu "pflegen". Hätte die Kurserholung vom April gehalten, jeder Neue Markt-Fonds wäre zum Quartalsende bestrebt gewesen, so wenig Cash wie möglich vorzuweisen. Die Kurse hätten ein wahres Feuerwerk erlebt. Doch es sind keine Kursgewinne mehr da. Demnach ist jetzt Cash der König. Und wer als Fondsmanager noch Positionen hat, die er lieber am Ultimo nicht vorweisen möchte, zieht jetzt die Reissleine. Was, angesichts der relativ niedrigen Umsätze in diesem Marktsegment, durchaus massive Kursverluste bedeutet.
Doch damit ist die Situation jetzt reichlich auseinander gelaufen. Denn ob sich die US-Wirtschaft nun wenigstens im dritten Quartal so nennenswert erholt, dass sich dies bei den Technologieunternehmen in Heller und Pfennig messen läßt, ist noch offen. Denkbar also, dass die Nasdaq in den kommenden Wochen erneut abwärts tendiert. Und dann wird es am Neuen Markt reichlich düster. Denn die negativen Auswirkungen der amerikanischen Konjunkturprobleme sind in Deutschland noch nicht einmal in vollem Umfang zu spüren. Aus dieser Warte heraus ist es ohne weiteres möglich, dass der Nemax 50 noch im dritten Quartal die 1.000er-Marke touchiert! Katastrophe? Eigentlich nicht. Denn in diesem Baissesog werden auch diejenigen NM-Aktien in die Tiefe gerissen, die "unten" eigentlich gar nichts zu suchen haben. Ich empfehle Ihnen:
Suchen Sie sich diejenigen Aktien aus dem Neuen Markt heraus, die zum einen bereits seit mindestens einem Jahr Gewinn erzielen, die zum anderen auch in den vergangenen Quartalen trotz erschwertem konjunkturellen Umfeld in Umsatz und Gewinn zulegen konnten und darüber hinaus KGVs unter 40 ausweisen. Greifen Sie zu, wenn in den kommenden Wochen wieder einmal zwei, drei Tage in Folge Kursverluste über fünf Prozent einen erneuten Selloff andeuten. Ein Anleger, der einen Zeithorizont von ca. einem Jahr aufbringen will, wird Gewinne erzielen, die weit jenseits der Performance des Neuen Markts insgesamt liegen. Denn eines wird in diesen Tagen immer deutlicher:
Der hohe Anteil an "Leichen" am Neuen Markt verhindert, dass der Nemax 50, und erst recht der Nemax All Share, in den nächsten ein, zwei Jahren wieder Punktestände jenseits der 4.000 erreicht. Aber eine solche für den Index auszuschließende Verdreifachung können einzelne, ausgewählte Titel allemal erreichen. Daher: Kapital bereithalten!
Mit besten Wünschen Ihr
Ronald Gehrt
27.06.2001