Quartalszahlen vertiefen die Sorgenfalten
Die deutschen Aktienmärkte standen in der vergangenen Woche ganz im Zeichen der Quartalsberichte. Doch die gaben wenig Anlass zur Hoffnung.Wenig verwunderlich also, dass der Nemax 50 ein neues Tief von 1094 Punkten testete. Der Dax durchbrach die Marke von 5750 Punkten. Nun sei ein Kursrutsch bis auf 5500 Zähler nicht mehr ausgeschlossen, hieß es bei der DG Bank.
Die Woche begann zunächst schleppend: "Lediglich" ein Unternehmen machte von sich Reden:
Eon 
und
BP 
schütten ab sofort ihr Benzin in einen Topf. Die Düsseldorfer verkaufen 51 Prozent an Veba Oel und der Tankstellenkette Aral an den Ölmulti von der Insel.
Käuferstreik "Am Markt herrscht Käuferstreik", umschrieb ein Händler in der ersten Wochenhälfte das Geschäft: Alles habe auf die Quartalszahlen von Intel gewartet. Chiphersteller Intel traf zwar die Erwartungen, doch die wenig optimistischen Aussichten vom PC-Hersteller Apple und von Veritas Software deuteten an, dass sich der Technologie-Sektor wohl doch nicht wie erwartet im zweiten Halbjahr erholen werde. Zudem belastete der schwache Ausblick des niederländischen Elektronik-Konzerns Philips die Techs.
Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank, ließ die Stimmung der Börsianer am Mittwoch schließlich gen Null sinken: Der oberste Währungshüter geht davon aus, dass die Konjunkturschwäche nach wie vor anhalte, deshalb wollte er weitere Zinssenkungen nicht ausschließen.
Ausnahme SAP Ein Lichtblick leuchtete gegen Ende der Woche auf: Unerwartet positive Quartalszahlen des Software-Unternehmens
SAP 
und des finnischen Handyproduzenten Nokia ließen am Donnerstag die Aktienkurse weltweit steigen, während die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Zinsen nicht zu senken, ignoriert wurde. Der Dax schloss auf einem Tageshoch von 5829 Zählern. Vor den Zahlen von SAP und
Nokia 
habe man "schwer gezittert", sagte ein Händler. Wären die beiden Bilanzen schwach ausgefallen, hätte es im Dax "kein Halten mehr" gegeben. "Nun sollte eigentlich eine vernünftige Erholung im Dax drin sein", hoffte er.
Doch weit gefehlt: Gewinneinbrüche bei dem US-Softwareriesen
Microsoft 
und dem kanadischen Telekomausrüster Nortel trieb die Kurse am Freitag ins Minus.
Nortel 
hatte im zweiten Quartal mit 19,4 Mrd. $ den höchsten jemals in Nordamerika bilanzierten Quartalsverlust verbucht.
DaimlerChrysler im Aufwind Dagegen hat laut Angaben vom Freitag
DaimlerChrysler 
im zweiten Quartal wieder Gewinne erwirtschaftet. Das bescherte der Aktie zum Wochenende einen Platz im grünen Bereich. Zusätzlicher Pluspunkt für die Deutsch-Amerikaner: Noch-Verlustbringer Chrysler soll im Jahr 2002 wieder profitabel arbeiten.
Neben Quartalsbilanzen rückten in der abgelaufenen Woche Veränderungen in den Indizes in den Fokus der Anleger: Der Finanzdienstleister
MLP 
wird ab Montag die
Dresdner Bank 
im Dax ersetzen. Nach der Übernahme durch die Allianz hält der Versicherer mit 96,4 mehr als 85 Prozent an der "grünen" Bank. Damit erfüllt die Dresdner Bank nicht mehr die Voraussetzungen für die Notierung im Dax.
Rausschmiss für Penny Stocks Der Imageverlust des Neuen Marktes hat die Deutsche Börse gezwungen, die Regeln zu verschärfen: Billigaktien und zahlungsunfähige Unternehmen werden aus dem vermeintlichen Wachstumssegment entfernt. Kommentar eines Händlers: "Neue Regeln bedeuten nicht, dass die Kurse am Neuen Markt steigen." Die Tinte unter dem streitbaren Regelwerk war noch nicht trocken, da meldete ein weiterer "Wachstumswert" Insolvenz an: MB Software.
Quelle: dpa