Kostolany stammt nach heutigen Maßstäben aus einer mittelständischen bürgerlichen Familie. Ein war ein oder zweimal im Wortsinne pleite. Dann hat er Geld (Provisionen) als Börsenmakler verdient. Das verdiente Geld hat er erfolgreich in Spekulationen auf Baisse oder Hausse an über 70 Börsen vermehrt. Der Grundstock der Spekulationen war sein Geld. Die Gewinne hat er natürlich anderen an der Börse abgenommen, etwa so, wie ich Dir Dein Geld abnehmen möchte. Nachdem er in einer Baisse sehr viel Geld "gemacht" hatte, während alle seine Freunde verarmten sah er es als ethischer an, Geld in der Hausse zu verdienen. Das aber nur am Rande. Er hat auch fremde Vermögen verwaltet.
Seine Hauptbeschäftigung war jedoch die Spekulation mit eigenenm Geld. Er genoß es, bei klassischer Musik Überlegungen anzustellen, eine Entscheidung zu treffen, die Spekulation an der Börse umzusetzen und in vielen Fällen gegen fast alle anderen zu gewinnen. Der Sieg war ihm wohl oft mehr wert als das Geld. Geld war für ihn nach anfänglicher "Anbetung" das Mittel für persönliche Freiheit. Um Informationen zu sammeln, war er ständig in der Welt unterwegs und hatte viele interessante Kontakte. Nicht das rein betriebswirtschaftliche Wissen war für ihn das wesentliche bei der Beurteilung der Märkte sondern eine feine Sensorik für Stimmungen und Zusammenhänge, eher der Blick auf das Ganze als die Kenntnis jeden Details.
Er hätte wohl zumindest in seinen Anfangsjahren, als ihn kaum jemand kannte, nicht versucht, die Märkte zu beeinflussen. Später als er Kolumnist bei Capital war, hat man nicht auf ihn gehört.
Ich gebe zu, Vorstehendes liest sich wie ein Märchen und muß auch aus Platzgründen grob vereinfacht sein.
Aber falls Du echtes Interesse an etwas Altersweisheit, Witz, Anekdoten und Erfahrungen aus 70 Jahren Börsenleben mit Intrigen, Puschern, Krisen, unredlichen Bankern und Politikern, schönen Frauen ... hast, hier die Literaturempfehlung für den kleinen Geldbeutel: Der große Kostolany (Börsenseminar - Börsenpsychologie - die besten Geldgeschichten), ISBN 3-612-26708-6, Paperback-Ausgabe von Econ, DM 20. Gesamt 812 Seiten. Muß man leider selbst lesen, da die Zusammenfassung hier etwas zu umfänglich wäre.
R.