Nachruf auf den Neuen Markt

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Nachruf auf den Neuen Markt

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26.09.02 23:51
Nachruf auf den Neuen Markt 799246

Die Chronik einer Kapitalvernichtung


Fünfeinhalb Jahre nach dem Start am 10. März 1987 ist der Neue Markt endgültig gescheitert. Die Deutsche Börse beschließt die Abschaffung des einst hochgelobte Wachstums-Segments. Eine Übersicht.

10. März 1997: Der Neue Markt startet mit dem Börsenneuling Mobilcom  und dem Ingenieurdienstleister Bertrandt, der vom Geregelten Markt in das Segment wechselt.

25. September 1997: Als erste ausländische Gesellschaft wird das niederländische Biotech-Unternehmen Qiagen  am Neuen Markt notiert. Zum Jahresende sind 17 Firmen gelistet. Seit März hat der Neue-Markt-Index um 97,4 Prozent zugelegt.

1998: Zum Jahresende sind 64 Werte mit einem Marktwert von rund 26 Milliarden Euro notiert. Der Neue-Markt-Index legte in Jahresfrist um 174,4 Prozent auf 2.738,64 Punkte zu.

6. April 1999: Die Lösch Umweltschutz AG und die Sero Entsorgung AG ziehen als erste Unternehmen ihre Aktien aus dem Neuen Markt wieder zurück und wechseln in den Geregelten Markt.  

1. Juli 1999: Die Deutsche Börse  führt für die größten 50 Unternehmen am Neuen Markt den Blue-Chip-Index Nemax 50 ein. Basis ist der 30. Dezember 1997 mit einem Wert von 1000 Punkten. Zwei Jahre später wird dieser Anfangswert im Handelsverlauf des 30. August 2001 erstmals wieder unterschritten.

Eine weitere Neuerung: Der bisherige Neue-Markt-Index wird als Nemax All Share bezeichnet. Im All Share sind zu diesem Zeitpunkt 124 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 56 Milliarden Euro vertreten.

1999: Die Zahl der Neuemissionen steigt erstmals um über 100 auf 132 Gesellschaften. Am Jahresende sind 201 Titel mit einer Marktkapitalisierung von 111,276 Milliarden Euro am Neuen Markt notiert. Der All-Share legt in diesem Jahr 66,2 Prozent auf 4.552 Zähler zu.

10. März 2000: Der Nemax All Share schließt am dritten Geburtstag des Neuen Marktes auf einem neuen Allzeithoch von 8546,19 Punkten.

Der Nemax 50 erreicht auf Schlusskurs-Basis sein bisheriges Allzeithoch bei 9665,81 Zählern. Die Marktkapitalisierung der 229 Unternehmen im Nemax All Share beläuft sich auf 234,25 Milliarden Euro.

März 2000: Nur einen Tag nach seinem Geburtstag beginnt die Talfahrt des Neuen Marktes - eng am Verlauf der US-Technologiebörse Nasdaq orientiert - mit zwischenzeitlichen Kurserholungen. Immer mehr Unternehmen verfehlen ihre Prognosen aus der Zeit vor dem Börsengang.

17. April 2000: Die Emission von T-Online ist mit einem Volumen von 2,489 Milliarden Euro das größte IPO am Neuen Markt.

Juli 2000: In Börsenbriefen und Anlegermagazinen kursieren die ersten "Todeslisten" mit Unternehmen, die von Zahlungsunfähigkeit bedroht sein sollen. Zahlreiche Vorstände von Nemax-Firmen regieren mit heftigen Dementis und bezeichnen alle Negativ-Prognosen als "völlig überzogen". Später zeigt sich, dass viele dieser Listen noch viel zu optimistisch waren.

21. Juli 2000: Mit dem Biotech-Unternehmen Genescan Europe wird das 300. Unternehmen am Neuen Markt gelistet. Seit Jahresbeginn verzeichnet der Markt für Wachstumswerte 99 Börsengänge.

15. September 2000: Mit dem Telekom-Unternehmen Gigabell beantragt die erste Nemax-Firma ein Insolvenzverfahren.

2000: Die Zahl der Neuemissionen liegt im Gesamtjahr bei 132. Ende des Jahres sind 339 Firmen mit einem Börsenwert von 120,992 Milliarden Euro am Neuen Markt gelistet.

3. Januar 2001: Die Aktienkurse am Neuen Markt sinken weiter kräftig. Der Nemax50 fällt auf ein neues Rekordtief von 2.175 Punkten.

23. Februar 2001: Mit Gigabell wird zum ersten Mal eine Firma wegen Verstoßes gegen das Regelwerk ausgeschlossen.

1. März 2001: Das neue Regelwerk, wonach Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder Käufe und Verkäufe von Aktien des eigenen Unternehmens anzeigen müssen, tritt in Kraft.

3. April 2001: Ausverkauf am Neuen Markt: Der Nemax50 stürzt im freien Fall unter die Marke von 1.300 Punkten.

6. Juli 2001: Die insolvente Sunburst Merchandising eröffnet einen Reigen von Unternehmen, die 2001 den Wechsel von dem Neuen in den Geregelten Markt beantragten.

19. Juli 2001: Die Deutsche Börse  kündigt erstmals offiziell an, künftig so genannte Penny-Stocks sowie die Aktien insolventer Firmen vom Kurszettel des Neuen Marktes streichen zu wollen.

20. Juli 2001: Die Börse nennt Details zu den Delisting-Regeln. Nach dem ab 1. Oktober geltenden Regelwerk sind Firmen vom Ausschluss bedroht, deren Aktienkurs dauerhaft unter einem Euro und deren Marktkapitalisierung dauerhaft unter 20 Millionen Euro liegt.

30. August 2001: Der Nemax 50, der Index der wichtigsten Werte des Neuen Markts, fällt im Handelsverlauf erstmals unter die Marke von 1000 Punkten.

11. September 2001: Nach den Anschlägen in den USA brechen die Kurse weltweit ein. Der Nemax 50 fällt an dem Tag auf 837 Punkte, der All-Share auf 867 Stellen. Bis zum 21. September setzen die Indizes ihre Talfahrt fort. Der Nemax 50 markiert mit 662 Punkten ein Allzeittief.

1. Oktober 2001: Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse AG  für Penny-Stocks und insolvente Firmen treten in Kraft. In den folgenden Monaten erwirken über 20 Firmen eine Einstweilige Verfügung gegen ihren Ausschluss.

2. November 2001: Kabel New Media ist die erste insolvente Firma, die auf Grund der Delisting-Regeln ausgeschlossen wird.

20. November 2001: Mit dem IT-Sicherheitsspezialisten Biodata Information Technology  beantragt erstmals ein Wert des Nemax 50 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Ende des Jahres sind 327 Firmen mit einer Marktkapitalisierung von 49,93 Milliarden am Neuen Markt gelistet. Lediglich elf Unternehmen wagen in diesem Jahr den Gang an den Neuen Markt, als letztes am 24. Juli der Telematikanbieter Init.

22. November 2001: Die Deutsche Börse  teilt mit, dass sie ihr Finanzportal Neuermarkt.com zum Jahresende vom Netz nehmen will. Die Trägergesellschaft, eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Börse, war erst im Juni 2000 gegründet worden.

Das Unternehmen war dadurch bekannt geworden, dass das Bankhaus Metzler ein Kursziel von 0 Euro für die Aktie ausgegeben hatte.

19. Dezember 2001: Premiere am Neuen Markt: Erstmals wird jetzt auch gegen einen Analysten wegen Insider-Verdachts ermittelt. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Bank-Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit dem Vorstandschef der Aktiengesellschaft an Kursmanipulationen beim Unternehmen CPU  beteiligt war.

4. Februar 2002: Der an der Nasdaq gelistete Erotikkonzern Private Media sagt sein geplantes Zweitlisting am Neuen Markt wenige Stunden vor der Erstnotiz ab.

20. Februar 2002: Die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft KPMG kündigt nach wochenlangen Gerüchten über nicht existierende Geschäftsbeziehungen des im Nemax50 gelisteten Telematikanbieter Comroad  ihr Mandat. Anfang April wird Firmengründer Bodo Schnabel verhaftet. In einer Sonderprüfung Mitte April kann nur ein Bruchteil der in der Comroad-Bilanz ausgewiesenen Umsatzerlöse nachgewiesen werden. Mitte August wird gegen Schnabel Anklage erhoben. Das Verfahren soll im Oktober beginnen.

27. Februar 2002: Die Börse teilt den Ausschluss von Biodata und Lobster vom Neuen Markt wegen Insolvenz zum 27. März mit.

7. März 2002: Der Hamburger Windenergiespezialist Repower Systems AG kündigt seinen Gang an den Neuen Markt für den 26. März an. Dieses Listing wäre die erste Neuemission im Jahr 2002.

10. März 2002: Der 5. Geburtstag des Neuen Marktes fällt auf einen Sonntag, aber die Stimmung ist verhalten. Der Nemax All Share beendete die Woche mit 1053 Punkte, der Auswahlindex Nemax 50 mit 1078 Punkten. Die Feier der Deutschen Börse AG  findet in einem sehr kleinen Rahmen und mit handverlesenen Gästen statt.

Börsen-Chef Werner G. Seifert geht in seiner Festrede zwar auf die hohen Verluste des Segments ein, verweist jedoch gleichzeitig auf die problematischen Anfangsjahre der amerikanischen Technologie-Börse Nasdaq und kommt zu dem Fazit: "Die Schwankungen und hohen Verluste an den Neuen Märkten, die derzeit der 'Internet-Spekulationsblase' angelastet werden, sind also keineswegs ungewöhnlich oder gar ohne Beispiel. Investoren und ihre Berater, die sich mit den Charakteristika der Nasdaq vertraut gemacht hatten, dürften vom Auf und Ab des Neuen Marktes nicht überrascht sein."

Am Ende allerdings kommt auch Seifert nicht umhin, einige Worte der Kritik zu äußern. "Die neue moralische Dimension", so heißt es im letzten Teil seiner Rede, "liegt darin, daß Investoren und Arbeitnehmer dazu verführt wurden, Risiken zu akzeptieren, die sie nicht verstanden haben und die sie teilweise nicht wissentlich akzeptieren mußten. Gierige Manager und Geldgeber haben Risiko auf andere Leute abgewälzt, ohne deren informierte Zustimmung einzuholen, und sie haben damit deren bekannt erscheinende Risikoposition unterminiert."

Seifert weiter: "Venture Capitalists haben 'high risk-start-ups' an die Märkte gebracht, ohne die Investoren über die damit verbundenen Risiken zu informieren. Dadurch ist ein moralisches Vakuum entstanden, das keine klare Linie zieht zwischen akzeptablem und unakzeptablem Risiko."

26. März 2002: Der Hamburger Windenergiespezialist Repower Systems geht an den Neuen Markt. Es war die erste Neuemission im Jahr 2002 und auch die vorerst letzte.

19. April 2002: Die Deutsche Börse verbannt Comroad  nach einem Bilanzskandal mit sofortiger Wirkung vom Neuen Markt. Comroad ist der bisher größte Bilanzskandal am Neuen Markt. Das Unternehmen hatte nahezu seine gesamten Umsätze fingiert und verstärkt damit die Vertrauenskrise der Anleger.

23. April 2002: Die Deutsche Börse  setzt nach einer Niederlage vor Gericht die Anfang Oktober 2001 in Kraft getretenen Delisting-Regeln wieder aus.

13. September 2002: Nach dem Rückzug des Großaktionärs France Telecom  kommt mit Mobilcom  einer der beiden Segmentgründer in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Insolvenzantrag wird nach Intervention der Bundesregierung vorerst abgewendet werden. Der Aktienkurs des einstigen Marktschwergewichts gerät zum Spielball der Spekulanten.

24. September 2002: Der Nemax 50 fällt mit 325,45 Punkten auf ein neues Allzeittief. Der All Share markiert mit 375,13 Zählern ebenfalls seinen bisher tiefsten Stand.

26. September 2002: Die Deutsche Börse kündigte das Ende des Neuen Marktes bis Dezember 2003 an. Derzeit notieren 264 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 29,36 Milliarden Euro am Neuen Markt.


"Die Marke ist verbrannt"


Der skandalbehaftete Neue Markt wird aufgelöst, doch Vertreter von Kleinaktionären bemängeln schlechtes Timing. Die betroffenen Firmen begrüßen mehrheitlich das Ende des Imagekillers.

Frankfurt - Es war genau neun Minuten vor Zwölf, als am Donnerstagmittag die Todesanzeige über die Nachrichtenagenturen tickerte: "Deutsche Börse will Neuen Markt und Smax schließen". Die Deutsche Börse plane einen radikalen Umbau ihrer Aktienmarktsegmente. Nachdem die Nachricht auf dem Börsenparkett angekommen war, stieg der Nemax50 unaufhörlich bis 18 Uhr um 2,42 Prozent auf 363,68 Punkte.

Der Neue Markt und der Nebenwerte-Index Smax werden bis Ende 2003 aufgelöst. An ihre Stelle soll eine Zwei-Klassen-Börse treten: Das Segment "Prime Standard" fordert von den notierten Unternehmen hohe Transparenzanforderungen. Das Einstiegssegment soll den Namen "Domestic Standard" tragen.

Experten, Händler und Anleger scheinen völlig überrascht. Schließlich ist es fünf Jahre her, dass die Deutsche Börse den Neuen Markt als Handelssegment für hoffnungsvolle Wachstumsunternehmen gründete - ganz nach dem US-Vorbild Nasdaq. Im Frühjahr 2000 erreichte der Index seinen Höchststand im Frühjahr 2000.

Doch in den letzten beiden Jahren machte der so hoffnungsvoll gestartete Index nicht mehr durch glänzendes Wachstum, sondern vor allem durch Skandale um verfehlte Prognosen, Bilanzfälschungen und Firmenpleiten von sich reden. Rund 95 Prozent verlor der Index seit seinem Höchststand im Frühjahr 2000 an Wert. Da dürften sich viele Kleinanleger über den Tod des Nemax freuen, haben sie doch viel Geld mit nicht eingelösten Versprechungen von Firmen wie EM.TV oder Comroad verloren.

"Das Kind ist hirntot"

Gar nicht begeistert zeigt sich jedoch der Chef der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus Schneider. Die Aktion käme schlicht zu spät. "Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen und hirntot", sagte Schneider. "Der Neue Markt war ein Zeichen für junge wachsende Unternehmen", sagte Schneider. Die geplante Unterteilung des Aktienmarktes in ein Premiumsegment, das hohe Voraussetzungen an die Transparenz und die Berichterstattung der Unternehmen setzt, und in ein Einstiegssegment hält der Aktionärsschützer für Augenwischerei. "Es sieht so aus, als ob da nur Kosmetik betrieben würde und ein neuer Name benutzt wird, sich sonst aber nichts ändert", sagte Schneider. Ein wesentlicher Fortschritt wäre es gewesen, wenn sich die Premiumsegment-Kandidaten hohen Finanzmarktregeln hätten verpflichten müssen. Dies sei aber ausgeblieben.

Schlechtes Timing, findet auch die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). "Das Schlimme ist, dass die Deutsche Börse damit noch mehr Unruhe in die Märkte bringt", sagt Marc Tüngler, Rechtsanwalt bei der DSW. Vom Zeitpunkt abgesehen sei der Neue Markt als Marke tatsächlich verbrannt, sagt DSW-Geschäftsführer Carsten Heise. Für die Aktionäre sei nun die Frage, was das neue Konzept der Deutschen Börse im Einzelnen bedeute. So müssten Lösungen für Indexfonds gefunden werden, die den Nemax als Orientierungsfonds verwendet haben. Die Deutsche Börse habe offenbar bewusst einen langen Übergangszeitraum bis Ende 2003 gewählt.

Positiv sieht Aktionärsschützer Heise die Pläne der Deutschen Börse, künftig den Aktienmarkt in einen "Domestic Standard" sowie in einen "Prime Standard" mit höheren, international üblichen Anforderungen an Transparenz zu teilen. Dies erleichtere die Vereinheitlichung der Märkte in Europa.

Auch der Erlanger Wirtschaftsprofessor und Börsenexperte Wolfgang Gerke begrüßt die Schließung. Die sei zwar "keine große Überraschung", aber ein "relativ konsequenter und notwendiger Schritt", sagte Gerke. "Der Neue Markt wurde von Banken und Analysten zu sehr als Segment mit niedrigen Risiken verkauft", sagte Gehrke. Der Imageverlust sei schließlich so groß gewesen, "dass man sich etwas Neues einfallen lassen musste, um die Funktionalität zu erhalten."

Das schlechte Image sei eben entscheidend gewesen, sagen auch Analysten und Banker. Privatanleger hätten sich nach den Skandalgeschichten um EM.TV und Comroad immer weniger mit dem Neuen Markt identifiziert, sagt Marius Hoerner, Analyst beim Bankhaus Lang & Schwarz. Sein Kollege Wolfgang Kuhl von der SEB Bank stimmte ihm zu. "Die Auflösung ist das Beste, was dem deutschen Kapitalmarkt passieren kann." Und der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften begrüßt es, dass die Deutsche Börse "wieder Vertrauen in die Märkte erzielen möchte". Das Ende des Nemax sei gut, finden die Banken, dennoch wird auch Kritik laut. "Die Börse hat es nicht geschafft, das Vertrauen in das Segment wieder herzustellen", sagte Analyst Peter Thilo Hasler von der HypoVereinsbank

Auch die Nemax-Unternehmen sind überrascht

Viele der betroffenen 264 Unternehmen aus dem Nemax zeigten sich von der angekündigten Auflösung völlig überrascht. Man habe ja schon länger geahnt und gehofft, dass die Deutsche Börse endlich handeln würde, sagten Firmensprecher. Einige Unternehmen wie den österreichischen Notebook-Herstellers Gericom reagierten auf die Nachricht mit Unverständnis. Bei wiederholten Treffen zwischen Nemax50-Vorständen und der Börse sei ein solch drastischer Schritt nie besprochen worden, sagte Gericom-Sprecher Gerhard Leimer. Das jüngste Treffen habe erst vor zwei bis drei Wochen statt gefunden.

Trotz der Überraschung reagieren die Unternehmen in der Mehrheit positiv auf die Nachricht vom angekündigten Tod des ungeliebten Nemax. Das Ansehen des Neuen Marktes sei deutlich beschädigt worden, sagte der Finanzchef des DVD-Anlagenherstellers Singulus, Christian Holtmann. Das neugeplante "Premium"-Segment sei eine gute Sache. Je klarer die Auswahl der Unternehmen stattfinde, desto besser sei dies für den Anleger, der sich dann auf einzelne Branchen fokussieren könne.

"Alles was dazu dient, das Vertrauen in den Markt wieder herzustellen, ist positiv", sagte auch der Finanzchef des CD-und DVD-Anlagenbauers Steag Hamatech, Joachim Eppinger. "Ob das Ganze nun unter dem Namen Neuer Markt oder Prime Standard weiterläuft, spielt dabei keine Rolle."


Fragen über Fragen


Das angekündigte Aus für den Neuen Markt wirft bei Anlegern viele Fragen auf. Was zum Beispiel wird dann aus Fondsanteilen oder Index-Zertifikaten? Noch wissen die Banken nicht, wie sie darauf reagieren werden.

Berlin - Die angekündigte Neuorganisation an der Deutschen Börse und das Aus für den Neuen Markt haben bei Anlegern und Finanzwelt am Donnerstag zahlreiche Fragen aufgeworfen: Was passiert eigentlich, wenn ein ganzes Aktiensegment verschwindet? Was wird zum Beispiel aus Fondsanteilen, wenn der Fonds den Neue-Markt-Index Nemax 50 abbildet? Oder aus Index-Zertifikaten, deren Laufzeit erst nach dem geplanten Wegfall des Neuen Marktes am 31. Dezember 2003 endet? Die meisten Banken und Fondsgesellschaften wussten am Donnerstag noch nicht recht zu sagen, was den Besitzern solcher Papiere nun bevorsteht.

Mehrere Szenarien denkbar

Nach den Verkaufsprospekten und Geschäftsbedingungen der Banken sind für den Fall, dass ein Index durch einen neuen ersetzt wird oder sogar ganz verschwindet, mehrere Szenarien denkbar. So kann die Bank, die die Fonds oder die Zertfikate ausgegeben hat, einen Ersatzindex bestimmen und den Berechnungsmodus des Wertpapiers dem neuen Index anpassen. Dafür wird im Zweifelsfall ein unabhängiger Sachverständiger hinzugezogen, heißt es etwa bei der Deutschen Bank und der Commerzbank. Möglicherweise würde die Bank einen solchen Index sogar selbst weiter berechnen, "was aber sehr schwierig ist", sagte ein Commerzbank-Sprecher.

Kündigung des Wertpapiers ist möglich

Wenn weder ein Ersatzindex noch eigene Berechnungen in Frage kommen, behalten sich die Emittenten eine außerordentliche Kündigung des Wertpapiers vor. Der Wert des Papiers würde dann anhand des Index-Stands an einem vereinbarten Stichtag berechnet. "Das wäre aus unserer Sicht auch für den Neuen Markt die fairste Lösung", sagte ein Sprecher der HypoVereinsbank. "Unser Vorschlag wäre, Index-Zertifikate mit open end oder mit Laufzeit bis 2004 am 31. Dezember 2003 abzurechnen und die Kunden auszubezahlen."

Die meisten Banken wussten am Donnerstag jedoch noch nicht zu sagen, wie sie im Fall des Neuen Marktes vorgehen werden. "Wir müssen zunächst abwarten, was die Deutsche Börse im Detail beschließt", hieß es bei der Commerzbank und bei der Deutschen Bank. Jens Walter, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Banken, zeigte sich sogar zuversichtlich, dass sich durch die Umstrukturierung der Börse für die Anleger gar nicht viel ändern werde: "Einen Index für Technologiewerte soll es ja schließich weiterhin geben". Auch wenn der vielleicht dann nicht mehr Nemax 50 heißt.

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...der Letzte macht bitte das Licht aus:

Nachruf auf den Neuen Markt 799246
TD714788:

Mal was ganz anderes....

 
27.09.02 00:44
...was passiert eigentlich mit Endlos-Nemax-Zertifikaten, Optionsscheinen etc ?

Oder wird dem Kind nur ein anderer Namen gegeben und alles bleibt beim Alten ? Das hatten wir ja schon je einmal mit der NSDAP und der SED...

Grüsse,
Tyler Durdan

Happy End:

Posting lesen erleichtert die Informationsfindung

 
27.09.02 05:46
Happy End:

Tod einer Börse

 
27.09.02 08:39
Drei Jahre lang galt der Neue Markt als Erfolgsstory: Die Zahl der notierten Unternehmen wuchs ebenso rasant wie der Wohlstand der Kleinaktionäre. Dann kam der tiefe Fall. Gewinneinbrüche, Pleiten und Betrügereien haben den Ruf des Vorzeigesegments ruiniert. Jetzt ist Schluss.

Die Dementis waren eindeutig: "Der Neue Markt wird auch in Zukunft so heißen", versicherten die Topmanager der Deutschen Börse in letzter Zeit immer dann, wenn Gerüchte vom Exitus des einstigen Wachstumssegments die Runde machten. Der Neue Markt werde sich um Skandalfirmen und Insolvenzen bereinigen, das Vertrauen der Anleger schon zurückkehren, die Kurse wieder anziehen, hieß es optimistisch.

Von wegen. Seit Donnerstag ist klar, dass das einstige Aushängeschild der Börse, die viel gepriesene Jobmaschine und Cash-Cow einer ganzen Generation ambitionierter Jungmanager, tot ist. Die Sargträger sind bestellt, die Beerdigung der "deutschen Nasdaq" steht kurz bevor.

"Deutsche Börse stellt neue Aktienmarktsegmentierung vor" - unter der harmlos klingenden Überschrift einer trockenen Pressemitteilung schreiben die Frankfurter dem Neuen Markt in Zeile 23 verschämt den Totenschein aus: "... die bestehenden Handelssegmente Neuer Markt und Smax (sollen) spätestens Ende 2003 vollständig eingestellt werden."

Vollständig eingestellt haben viele Kleinanleger den Irrglauben, am Aktienmarkt schnell und ohne Risiko Geld zu scheffeln. 211 Mrd. Euro sind verbrannt, mit denen Eigentumswohnungen, Sportwagen und Ruhesitze auf Mallorca finanziert werden sollten.

Starvorstände haben ausgesorgt

Ausgesorgt haben nur die ehemaligen Starvorstände. Boulevardgrößen wie EM.TV-Chef Thomas Haffa oder Peter Kabel von Kabel New Media privatisieren auf Yachten und Latifundien, die sie sich leisten können, weil sie rechtzeitig Aktien der eigenen Firma abgestoßen haben, während sich treuherzige Kleinsparer noch von angeblich dreistelligen Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn blenden ließen und fleißig Wertpapiere nachkauften.

Der Start des Neuen Marktes lässt die Rasanz seines Aufstiegs und das Drama seines Absturzes keineswegs erahnen. "Die Kandidaten für den Neuen Markt sind rar", schreibt "Der Spiegel" im März 1997, als das Segment das Licht der Finanzwelt erblickt.

Zwei Firmen stehen auf dem Kurszetteln unter dem Signet "Neuer Markt": der Börsenneuling Mobilcom aus einem norddeutschen Städtchen namens Büdelsdorf und der Ingenieurdienstleister Bertrandt, zuvor am Geregelten Markt notiert. Mobilcoms Schicksal ist bekannt, Bertrandt gehört heute mit 155 Mio. Euro Börsenwert zu den Großen am Neuen Markt.

"Wir waren sehr froh, mit Mobilcom und Bertrandt zwei sehr ordentliche Unternehmen zum Start gefunden zu haben", räumt Rainer Riess, Chef des Neuen Markts, später ein. Die Börsenmanager wollen um jeden Preis die Seriosität des Segments herausstellen. Immerhin trauen sich bis Ende 1997 noch 15 Firmen an den Start. Die Kleinanleger warten ab.

Euphorische Entrepreneure

Dabei hat die Börse die Wachstumssparte vor allem für private Investoren kreiert, um den Deutschen das bis dahin vernachlässigte Anlageprodukt Aktie schmackhaft zu machen. "Es war das erste Mal, dass die Börse an den Privatanleger als Kunden gedacht hat", sagt Riess im März 2001, als der Neue Markt seine beste Zeit schon längst hinter sich hat.

In Deutschland rollt eine Gründerwelle, denn Risikokapitalgeber verfügen nun endlich über einen "Ausstiegskanal", über den sie ihre Beteiligung versilbern können: den Neuen Markt. Die jungen Entrepreneure äußern sich euphorisch über die neue Geldquelle, die sich ihnen auftut: "Wenn wir nur ein Zehntel des Risikokapitals mobilisieren können, entsteht ein unglaublicher Dampf, der viele Unternehmen nach oben reißen wird", sagt Horst Görtz, Chef des Nachrichtenverschlüsselers Utimaco, der Februar 1999 an den Neuen Markt geht. Heute klingen die Worte wie Hohn.

Der Schwung der New Economy reißt nicht nur die Startups mit. Biedere deutsche Großunternehmen und fleißige Mittelständler wollen am positiven Image des Neuen Marktes teilhaben. Automobil- und Pharmafirmen gründen Internet-Plattformen, um den Einkauf von Produktionsmitteln zu bündeln und die Zulieferindustrie unter Preisdruck zu setzen. Die Versorger Veba und Viag schließen sich zu einem Unternehmen an, dessen wunderlicher Name "E.on" irgendwie an "dot.com" erinnert.

Das Emissionstempo am Neuen Markt legt zu. Ende 1998 sind dort 64 Titel mit einem Marktwert von 26 Mrd. Euro notiert. Der Gesamtindex hat sich seit dem Start mehr als verfünffacht.

Im Sommer 1999 bringt die Deutsche Börse Ordnung in das immer schneller wachsende Segment. Die größten 50 Unternehmen werden im Auswahlindex Nemax 50 zusammengefasst. 124 Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 56 Mrd. Euro sind zu diesem Zeitpunkt am Neuen Markt notiert.

Kleinanleger werden aufmerksam

Jetzt werden auch die Kleinanleger auf die Wunderbörse aufmerksam. Banken verkaufen die ersten Neuer-Markt-Fonds. Kioske pflastern ihre Auslagen mit Anlegermagazinen und Börsen-Infodiensten. In "Tagesschau" und "Heute"-Nachrichten berichten Reporter live vom Parkett über die neuesten Kurssprünge und heizen das Interesse am Neuen Markt weiter an. Bundesschatzbriefe als Geschenk zum 18. Geburtstag scheinen passé.

Kurz darauf zündet die Rakete Neuer Markt die nächste Stufe. Ähnlich wie an der 1972 gegründeten Hightech-Börse Nasdaq boomen die Technologiewerte. Banken, Telekommunikationsanbieter, Internetfirmen investieren massiv in ihre Informationstechnik und treiben den Nemax 50 im Jahr 1999 von 3400 auf über 5000 Zähler

Zum Millenniumswechsel stehen 201 Titel auf dem Kurszettel. Wer sämtliche Aktien vom Markt kaufen wollte, müsste 111,3 Mrd. Euro ausgeben. "Bookbuildingspanne" und "Zeichnungsfrist" gehen den deutschen Kleinanlegern lässig von der Zunge. "I-P-O" wird zum beliebtesten Kürzel. Wer beim Initial Public Offering zu den Erstzeichnern zählt, kann garantiert mit rasanten Kurssteigerungen rechnen.

Die Banken prügeln sich regelrecht um Konsortialmandate bei den Börsengängen, denn sie wissen, dass ihnen die Anleger alles aus den Händen reißen werden, was irgendwie nach Internet und Wachstum klingt.

Warnungen werden ignoriert

Die ersten Händler warnen vor Übertreibungen und erwarten deutliche Kurskorrekturen. Mahnende Stimmen sind allerdings selten. Jeder will dabei sein beim großen Spiel.

"Wer auf die Euphorie-Bremse trat, wurde als Miesepeter abgekanzelt", blickt der Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts, Rüdiger von Rosen, später zurück. Doch selbst unter den aktienerfahrenen Amerikanern grassiert das Börsenfieber. Notenbankchef Alan Greenspan hat bereits Ende 1996 in seinem üblichen Kauderwelsch gefragt: "Wie können wir wissen, wann irrationaler Überschwang die Wertpapierkurse unangemessen erhöht hat?" Die Antwort geben sich die Anleger selbst: "Keine Ahnung, aber es interessiert uns auch nicht." Greenspan warnt, versäumt, jedoch etwas gegen das Entstehen der Spekulationsblase zu tun.

Im Jahr 2000 geht die Super-Hausse zunächst ungebremst weiter. Am dritten Geburtstag des Neuen Marktes am 10. März schließt der Nemax All Share auf einem Rekordhoch von 8546,19 Punkten. Die Marktkapitalisierung der 229 Firmen beläuft sich auf 234,3 Mrd. Euro. Der Börsengang von T-Online im April ist mit einem Volumen von 2,5 Mrd. Euro die größte Emission des Segments.

Blase angestochen

Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Kurse bereits auf dem Rückzug, die Blase ist angestochen, die Luft entweicht langsam, aber stetig. Im September schockt das Telekomunternehmen Gigabell die Anleger mit dem Gang zum Insolvenzrichter - die erste Firma am Neuen Markt ist pleite. Am Jahresende ist der Börsenwert der insgesamt 339 Gesellschaften auf 120,9 Mrd. Euro zusammengeschnurrt.

Börsennachrichten werden zu Horrormeldungen. Zahlreiche Firmen verunsichern mit Gewinn- und Umsatzwarnungen, die Banken ergreifen die Flucht, betrügerische Firmenvorstände kommen in Haft, IPOs werden Mangelware. Immer mehr Unternehmen flüchten freiwillig in den Geregelten Markt, um den Ausschlussregeln zu entgehen, mit denen die Börse ab Oktober 2001 Billigaktien vom Neuen Markt verbannen will. Dass die Börse mit ihrem Vorstoß später vor Gericht scheitert, registrieren die meisten Kleinanleger in ihrem Trauerschmerz nicht mehr.

Im Oktober 2001 unterschreitet der Nemax 50 erstmals sein Startguthaben von 1000 Punkten, im November beantragt der IT-Sicherheitsspezialist Biodata als erster Nemax-50-Wert die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die 327 Firmen am Neuen Markt sind zum Jahresende noch 49,9 Mrd. Euro wert. Diesen Donnerstag sind die Aktien der 264 Überlebenden für 23 Mrd. Euro zu haben.

Viele werden wohl nicht mehr die Kraft haben, die Asche des Neuen Marktes wegzupusten und ins neue Premiumsegment zu wechseln.
Happy End:

Fieberkurve

 
27.09.02 08:41
Happy End:

Ruhet in Frieden

 
27.09.02 09:12
DÜSSELDORF. Jetzt ist die New Economy auch offiziell und von Amts wegen beerdigt. Die Deutsche Börse wird den Neuen Markt abschaffen - ein Schritt, schon lange überfällig und vielen erwartet.

Das Marktsegtment für Wachstumsaktien war zuletzt nur noch eine Farce. Gehässige Beobachter stellten die Frage, wann es einen Nemax null geben geben würde - angesichts eines Wertverlustes von 95 Prozent seit dem Höchststand im März 2000 auch kein Wunder.

Die wenigen respektablen Nemax 50-Werte wie zum Beipiel T-Online oder Qiagen werden ihrer alten Heimat keine Träne nachweinen. Sie wurden in den vergangenen 18 Monaten häufig genug durch Sippenhaft gestraft, weil der Nemax als Zocker- und Betrügermarkt Schlagzeilen machte.

Der überwiegende Teil der Nemax-Aktien wird in den geregelten Markt übergehen, wenn sie denn überhaupt noch eine Zukunft haben. Bei den meisten Penny-Stocks, die ohne jede Aussicht auf Erholung sind, wäre es ohnehin am besten, sie würden durch ein Delisting von der Börse verschwinden - bevor die Firmen ganz pleite gehen. Erleichterte Anleger, die so wenigstens einen Teil ihres Einsatzes retten könnten, würden ihnen ein "Ruhet in Frieden" hinterherrufen.
maxperforma.:

Die Story des Neues Marktes

 
27.09.02 10:01
Die Story des Neues Marktes


Als „Leben auf der Überholspur“ bezeichnete einmal ein Fondsmanager die Geldanlage am Neuen Markt. In Anbetracht der dort herrschenden Schnelllebigkeit von Informationen und Gerüchten traf diese Einschätzung auch bis zum Jahr 2000 zu.

Mehr zum Thema: Nemax vor dem Aus
 
Radikalkur für den Aktienmarkt (26.09.)


Die Marke Neuer Markt verschwindet (06:00)


Kommentar: Ruhet in Frieden (26.09.)


Kommentar: Scheintot (07:00)


Neuer Markt und Smax werden 2003 begraben (26.09.)


Reaktionen auf angekündigtes Aus für Neuen Markt (26.09.)


Experte zur Börsenreform: "Details unausgegoren" (26.09.)


Einstellung des Neuen Markt wirft Fragen bei Derivaten auf (26.09.)



HB/scc DÜSSELDORF. Dass es so weit kommen würde, ahnte am 10. März 1997 noch niemand, als die deutsche Variation der bereits in den frühen siebziger Jahre gegründeten US-Wachstumsbörse Nasdaq ihre Pforten öffnete. Mit dem Automobilzulieferer Bertrandt und der Telefongesellschaft Mobilcom machten ganze zwei Unternehmen den Anfang. Weitere 15 Unternehmen folgten 1997, im Folgejahr waren es bereits dreimal so viele.

Die Jahre 1999 und 2000 zeigten dann einen Neuemissionsboom, wie ihn Deutschland bis dato nicht erlebt hatte. Mit exakt 133 Unternehmen erlebte die Deutsche Börse 2000 einen nie für möglich geglaubten Ansturm an den Neuen Markt, der zu diesem Zeitpunkt für die Unternehmen die einfachste Form des Geldeinsammelns war und den Anlegern aberwitzige Zuwächse versprach. Am 10. März 2000 schloss der Nemax 50 bei 9 631 Punkten. Eine ganze Industrie aus Beratern, Investmentbänkern, PR-Agenturen und Börsenblättern lebte damals vom Neuen Markt.

Doch schon bald stellte sich heraus, dass sich unter die vielen Unternehmen auch solche gemischt hatten, bei denen Schein und Sein nicht zusammenpassten. Gefälschte Bilanzen, fingierte Aufträge, Fantasieumsätze und Kursmanipulationen waren die gravierendsten Vergehen, mit den das Vertrauen der Anleger zerstört wurde. Als Gipfel der Dreistigkeit gilt noch heute der Münchener Telematik-Spezialist Comroad, der etwa 95 % seiner Umsätze mit Geschäftspartnern in Fernost erfand.

Doch es waren nicht nur Betrugsfälle, die die Anleger vergraulten. Zumeist gingen schlicht Geschäftsmodelle nicht auf. Der Niedergang der „new economy“ tat sein übriges. Seit Beginn dieses Jahres haben über 60 Unternehmen – zumeist aus Kostengründen – den Neuen Markt verlassen. Weder Analysten noch Investoren widmeten ihnen noch einen Blick. Gestern stand der Nemax 50 bei 360 Punkten.

Quelle: Handelsblatt


HANDELSBLATT, Freitag, 27. September 2002, 06:02 Uhr

TD714788:

Zu Antwort 3 von Happy

 
27.09.02 10:06
1) Das Posting ist zu lang, um es ganz zu lesen.

2) Selbst wenn ich mich zusammenreißen würde geht es nicht, da die Musik nervt.

3) Ja, ich weiß wie man die Boxen ausschaltet.

4) Ich geb´s ja zu, die Ausreden 1-3 ziehen nicht und die Frage war dumm.

Redest Du jetzt wieder mit mir, Happy ?

Grüsse,
Tyler Durdan

flamingoe:

Man hätte ihn den Bösen Markt nennen müssen

 
27.09.02 10:20
Happy End:

Modernisierung des Aktienmarkts an der FWB

 
27.09.02 11:07
marketinfo.deutsche-boerse.com/cmspreview/...ernisierung_x.pdf  
kruemmel:

Der NEMAX50 usw. war reine Abzockerei

 
27.09.02 12:16
und ist auch für die dummen Kleinanleger gedacht. Auch wenn er aufglöst wird und unter neuer Bezeichnung startet, gehts wieder nur ums abzocken. Darum heissen ja auch T-Online usw. Volksaktien weil die grosse Masse vom Aktieroulette nichts versteht.

Gruss
Kruemmel
Elan:

stimmt exakt

 
27.09.02 12:32
Happy End:

Positionen von Fondsmanagern

 
28.09.02 11:51
ADIG begrüßt die Veränderungen

ADIG-Investment wird ihre Fondsstrategie wegen der Schließung des Neuen Marktes nicht verändern. "Unabhängig vom Segment setzen wir weiterhin auf eine qualitativ hochwertige Titelselektion", sagte ADIG-Fondsmanager Kerstan von Schlotheim am Donnerstag. Deshalb komme es durch die Umstellung auch nicht zu einem Ausverkauf der Fonds.

Insgesamt begrüße sein Haus die angekündigten Veränderungen der Indexneusegmentierung. "Skandale, Betrugsfälle und mangelnde Reife zahlreicher Unternehmen haben das Renommee des Neuen Marktes in den vergangenen Monaten stark beschädigt", sagte von Schlotheim.

Dit setzt auf bessere Sanktionsmöglichkeiten

"Der Name Neuer Markt war durch die vielen Negativschlagzeilen im In- wie im Ausland verbrannt", sagte Fondsmanager Matthias Born, der für den dit den Neue Märkte Europa verwaltet. Die Deutsche Börse werde dadurch, dass die Segmente unter die Börsenordnung fallen anders als bei der bisherigen privatrechtlichen Regelung des Neuen Marktes bessere Sanktionsmöglichkeiten bekommen.

"Es ist gut, dass die Transparenz erhöht wird. Wichtig ist jedoch auch die konsequente Anwendung von Sanktionen bei Verstößen", sagte ein Fondsmanager von Union-Investment. "Die grundlegenden Probleme sind dadurch genauso wenig gelöst, wie wenn man nichts tun würde," erklärte ein Kollege.

Union Investment gibt sich abwartend

"Viele Unternehmen des Neuen Marktes erfüllen bereits heute die Kriterien des "Prime Segments", sagte der Union-Manager. Mögliche hohe Kosten für die Teilnahme am diesem Segment könnten jedoch viele kleinere Unternehmen von einer Notierung abhalten, sagte auch ein Kollege.

Für den Manager der Union Investment bleibt es abzuwarten, wieviele Unternehmnen sich für das Prime Segment entscheiden und wie sich die Liquidität dieses Segments entwickeln wird. Zu wenig habe die Deutsche Börse zu den Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung der geforderten Standard gesagt, gab der Union Investment-Manager zu Bedenken.

"Jetzt müsse ein Unternehmen beweisen, dass es in ein bestimmtes Segment gehöre und nach der Verabschiedung des Vierten Finanzmarktförderungsgesetzes im Sommer dieses Jahres habe die Deutsche Börse ihre Sanktionsregelungen erstmals konsequenter umsetzten können", sagte Fondsmanager Karl Fickel von Lupus Alpha.
Happy End:

Ende des Neuen Marktes schafft Unruhe

 
30.09.02 07:17
Für Unruhe unter den Optionsschein- und Zertifikateanlegern sorgte vergangene Woche die Mitteilung der Deutschen Börse, wonach der Deutsche Aktienmarkt in zwei Teile segmentiert werden soll. Bedingt durch die Schaffung eines Prime Standard und Domestic Standard bedeutet dies auch das Aus für den Neuen Markt.

Laut der Deutschen Börse soll allerdings der neue Technologieindex, der voraussichtlich dem Bereich der Mid Caps zugeordnet wird, weiterhin den Arbeitsnamen Nemax 50 tragen. Angesichts dieser Spekulationen stellt sich der private Anleger die Frage, was aus den Optionsscheinen und Zertifikaten wird, die eine Laufzeit über das Jahr 2003 hinaus haben und den Nemax 50 als Basiswert besitzen. Auch bei den Emittenten von derivativen Produkten, zu denen Optionsscheine und Zertifikate zählen, herrscht noch keine Klarheit, was dies für die Produkte bedeutet.

Zum einen könnte der Emittent von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und das Produkt zum aktuellen Wert zurückzahlen. Sollte ein Sonderkündigungsrecht vorhanden sein, so ist dieses im Verkaufsprospekt geregelt. Zum anderen könnte ein "Switch" erfolgen, also eine Angleichung des Produktes an den neuen Index. Eine weitere Variante wäre die interne Weiterberechnung des ursprünglichen Nemax 50 bis Laufzeitende der Papiere.

Das Konzept über die Neusegmentierung, das vom Arbeitskreis Indizes erarbeitet wird, soll dem Börsenrat der Deutschen Börse am 16. Oktober vorgelegt werden. Endgültige Klarheit über die Auswirkungen auf den Derivatemarkt bringt erst die Entscheidung der Deutschen Börse.

Am Optionsscheinmarkt standen in der vergangenen Woche Wave Calls und Puts hoch in der Gunst der Anleger. Während bei den Wave Calls auf eine Basis von 2750 Punkten und Laufzeiten bis November gesetzt wurde, konzentrierten sich die Pessimisten auf Puts mit Laufzeiten bis Mitte Oktober und Basispreisen von 3000 Euro.

Pessimistisch waren auch die Anleger bei Investments auf den Nasdaq 100 eingestellt. Auf den Kauflisten standen Basispreise von 1000 $ und Laufzeiten bis Dezember dieses Jahres. Die Investoren rechnen hier mit einer weiteren kurzfristigen Konsolidierung des amerikanischen Technologiesektors.

Innerhalb des Dax standen Kaufoptionsscheine auf die Allianz im Mittelpunkt des Interesses. Optionsscheinanleger orderten zu Wochenbeginn überwiegend Wave Calls mit einem Basispreis von 80 Euro und Laufzeiten bis Dezember dieses Jahres. Diese Engagements wurden überwiegend gegen Wochenmitte aufgelöst und mit Gewinnen bis zu 25 Prozent honoriert.

ftd.de
Happy End:

End of an era as symbol of dotcom boom dies

 
01.10.02 06:07
A symbol of the dotcom era was consigned to history yesterday as the German stock exchange announced the demise of its once high-flying technology market, the Neuer Markt.

During the technology boom companies scrambled to become part of the Neuer Markt, with many a UK business suddenly discovering a German subsidiary it could spin off in an attempt to boost its own standing.

The London Stock Exchange devised its own equivalent, TechMark, as a response to the success of the German initiative, itself inspired by America's Nasdaq.

At its peak in March 2000 Neuer Markt companies had a combined market value of 234bn euros (£147bn), but that collapsed to less than 13bn euros as the market was hit by the global slump in hi-tech stocks and a string of corporate scandals.

Officials at the Frankfurt-based Deutsche Börse insisted that the changes were being driven by a desire to boost the transparency and attractiveness of the overall market. "We want to organise our markets consistently in line with investors' needs in the future. To do this we will safeguard maximum transparency with clear rules and provide a consistent index world to support their investment decisions," said Deutsche Börse member Volker Potthoff.

A London Stock Exchange spokesman said: "Given Deutsche Börse's particular regulatory difficulties with Neuer Markt over the last year or so, this is not a surprising development. Our markets have not been saddled with the same problems and we have no plans for similar changes." Under the new structure, which still has to be approved by the exchange, companies will be divided into two sections. One will be for companies looking for international exposure and which will have to provide quarterly reporting, follow international accounting standards and hold analysts meetings. Companies will be divided into two indices - one hi-tech, the other featuring more traditional sectors. The second section will cover the domestic sector and will be subject to a less demanding regulatory regime.  
Happy End:

Der "TecDax " soll es richten

 
31.10.02 15:14
Neuer Name, neues Glück. Nach dem Scheitern ihres Nemax-50-Experimentes versammelt die Deutsche Börse nun 30 wichtige Technologieunternehmen im TecDax. Kandidaten für den neuen Index werden bereits genannt.

Nachruf auf den Neuen Markt 836645

Frankfurt - Die Deutsche Börse wird bei der Neustrukturierung des deutschen Aktienmarktes den Nemax 50 durch den neuen Index 'TecDAX' ablösen. Dieser soll wie zuvor von Experten gefordert nur 30 Unternehmen umfassen, teilte die Deutsche Börse am Donnerstag bei der Vorstellung ihrer neuen Indexsystematik in Frankfurt mit. Zudem soll der bisherige MDax-Index von derzeit 70 auf 50 Werte verkleinert werden.

Die 30 größten börsennotierten Unternehmen bleiben weiterhin im Deutschen Aktienindex Dax zusammengefasst werden. Der Smax für kleinere Werte werde weiterhin 50 Unternehmen umfassen.

Kandidaten für den TecDax

Nach Stand 28. Oktober werden voraussichtlich Fresenius, Jenoptik, Software AG, Wedeco und Drägerwerk vom MDAX in den TecDAX wechseln. Dieses Szenario sei jedoch lediglich eine Indikation und diene als Information im Vorfeld der Umstellung, teilte die Deutsche Börse am Donnerstag mit. Die vorgelegte Liste habe keinen Einfluss auf die tatsächliche Zusammensetzung der Aktienindizes im März 2003, da die Entscheidung erst auf Basis der Schlusskurse von Ende Januar 2003 getroffen werde.

Nemax 50: Schamfrist nach der Pleite

Bis Ende 2004 soll jedoch auch der Nemax 50 weiter berechnet werden: Die 30 Werte des TecDax sind auch im Nemax-50 enthalten. Dazu kommen weitere 20 Technologiewerte. Die Börse begründet den Erhalt des Nemax-50 mit den Zertifikaten und Derivaten, die es auf den Nemax-50 gibt.

Die neuen Indizes sollen am 24. März 2003 starten, die neuen Börsenregeln ab Januar gelten. Alle Indizes außer dem DAX werden für internationale Titel und Emittenten geöffnet.

Erhalten bleibt der C-DAX, der künftig aus den Segmenten Prime, All Share und General Standard bestehen wird. Im General Standard gelten die gesetzlichen Transparenzregeln, im Prime-Segment und im All Share verpflichten sich die Unternehmen zu noch höherer Transparenz wie Quartalsberichten, Rechnungslegung nach IAS und US-GAAP sowie zu Analystenkonferenzen.  
Happy End:

Ende des Jahres

 
26.12.02 15:50
Was war die Deutsche Börse AG vor sieben-, achthundert Tagen stolz auf ihren Neuen Markt: Börsenpremier Werner Seifert wollte die Dax-Konzerne damals am liebsten nach London wegmosern. Voll daneben, Herr Seifert.

Den großen "Vorstandsvorsitzenden" Gerhard Schröder (58) hingegen lud der 53-Jährige Seifert ein, seine "Deutschland AG" am Neuen Markt zu platzieren. Das war ein Witz, und das waren noch Zeiten.

Am Ende blieb von dem Catwalk für "innovative, wachstumsorientierte Unternehmen" nur eine dunkle Erinnerung übrig: die größte Kapitalvernichtung in der Geschichte der Republik. 200 Milliarden Euro sind weg.

Woran es gelegen hat? An Bankern, die jede noch so wackelige Neugründung börsensteif gerechnet haben; an Unternehmern, die ihre Geldgeber belogen und betrogen; an Anlegern, die schnell reich werden wollten. Und es lag an der Deutschen Börse, die dem Spektakel lange nur demütig zugelächelt hatte.

Doch aus all dem Schaden wurde in letzter Instanz sogar Qualitätsmanager Professor Seifert einen Tick klüger: Er beendet das Desaster. In Kürze wird der Neue Markt, semantisch jedenfalls, aus der Gegenwartssprache getilgt.

Statt seiner führt die Börse einen vom Sound her prima international abgehenden Prime Standard ein, der furchtbar strenge Regeln haben soll. Wer nicht pariert, wird erschossen! Versprochen! Ob's hilft?
Ding:

Diese 200 Milliarden Euro

 
26.12.02 16:18
ist das der Betrag, der in NM-Aktien investiert worden ist,
oder beziehen sich die auf die Marktkapitalisierung aller
NM-Firmen beim Index-Höchststand?
Happy End:

In Memoriam... o. T.

 
24.03.03 08:29
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