Von MATTHIAS EBERLE
Für Ferienfluggesellschaften ohne Bindung an einen großen Tourismuskonzern wird die Luft dünn. Nach der Fast-Pleite der Düsseldorfer Traditions-Airline LTU gerät nun auch der Konkurrent Aero Lloyd ins Trudeln.
DÜSSELDORF. Das Unternehmen ist mit rund 1100 Beschäftigten und rund 400 Mill. Euro Umsatz Deutschlands fünftgrößte Ferienfluggesellschaft.
Angesichts erheblicher Umsatzeinbußen in diesem Winter hat das Unternehmen bei der Bayerischen Landesbank um einen Kredit von 20 Mill. Euro nachgesucht. Das bestätigte Aero-Lloyd-Geschäftsführer Wolfgang John dem Handelsblatt. Allerdings habe das Unternehmen das auch schon einmal nach dem Golfkrieg getan. Die Bayerische Landesbank ist über ihre Beteiligungsgesellschaft Sigma mit 66,3 % Hauptgesellschafter der Aero Lloyd Flugreisen GmbH & Co. KG.
Ein Vertreter der Pilotenvereinigung Cockpit sagte dem Handelsblatt, ohne diesen Kredit wäre Aero Lloyd „bereits in den ersten Monaten dieses Jahres in sehr ernsthafte wirtschaftliche Turbulenzen geraten.“ Die Aero-Lloyd-Piloten hätten deshalb schon auf die für 2002 und 2003 ausgehandelte Gehaltserhöhung von 2,8 % verzichtet. Zudem müsse das gesamte Cockpit-Personal bis zum 30. April 2002 zwei Wochen Urlaub beantragen. Das sei ein „schmerzhafter finanzieller Beitrag zur Krisenbewältigung“.
In Branchenkreisen heißt es, vor allem das Winterziel Ägypten habe Aero Lloyd in Bedrängnis gebracht. John bestätigte, dass er wegen schwacher Buchungszahlen fast jeden zweiten Ägypten-Flug streichen musste. Die anderen Ferienziele seien aber stabil geblieben. Das Unternehmen hofft – wie die gesamte Reisebranche – auf eine rasche Erholung, denn fast 70 % des Umsatzes fallen im Sommergeschäft an.
Doch das droht schwierig zu werden, weil viele Kunden Flug- und Rezessionsangst haben. Noch immer sitzen die großen deutschen Reiseveranstalter auf zweistelligen Buchungsrückgängen – schlimme Vorzeichen für die mit Überkapazitäten kämpfenden Charter-Airlines.
Während Preussag seine Tui- Kundschaft in die Flieger der Konzerntochter Hapag-Lloyd bucht und Thomas Cook seine Tochter Condor füttert, bleiben die Sitze konzernungebundener Fluggesellschaften wie LTU und Aero Lloyd leer. „Die haben ganz schön gequietscht“, schildert ein Preussag-Manager die Reaktion der unabhängigen Flieger.
Die LTU, die nur dank einer Landesbürgschaft noch existiert, sucht deshalb in einer stärkeren Bindung an den Touristikbereich der Handelsgruppe Rewe ihr Heil. Neuer LTU-Geschäftsführer wurde bereits Rewe-Vorstand Jürgen Marbach.
Dass Aero Lloyd durch die vorläufige LTU-Rettung noch zum Hauptverlierer wird, glaubt John nicht. „Wir sind Ergänzungspartner für die großen Reiseanbieter – und das werden wir auch bleiben.“ Ein Branchenanalyst stimmt zu: „Das Unternehmen hat zwei Vorteile: Erstens eine große Bank im Rücken und zweitens die Tatsache, dass keiner der großen Reisekonzerne die Kapazitäten alleine füllen kann.“ John spricht von einem Jahr der Wahrheit für die deutsche Charterflug- Branche: „Wer dieses Jahr nicht gut in den Griff bekommt, wird es sehr schwer haben.“
HANDELSBLATT, Montag, 14. Januar 2002
Für Ferienfluggesellschaften ohne Bindung an einen großen Tourismuskonzern wird die Luft dünn. Nach der Fast-Pleite der Düsseldorfer Traditions-Airline LTU gerät nun auch der Konkurrent Aero Lloyd ins Trudeln.
DÜSSELDORF. Das Unternehmen ist mit rund 1100 Beschäftigten und rund 400 Mill. Euro Umsatz Deutschlands fünftgrößte Ferienfluggesellschaft.
Angesichts erheblicher Umsatzeinbußen in diesem Winter hat das Unternehmen bei der Bayerischen Landesbank um einen Kredit von 20 Mill. Euro nachgesucht. Das bestätigte Aero-Lloyd-Geschäftsführer Wolfgang John dem Handelsblatt. Allerdings habe das Unternehmen das auch schon einmal nach dem Golfkrieg getan. Die Bayerische Landesbank ist über ihre Beteiligungsgesellschaft Sigma mit 66,3 % Hauptgesellschafter der Aero Lloyd Flugreisen GmbH & Co. KG.
Ein Vertreter der Pilotenvereinigung Cockpit sagte dem Handelsblatt, ohne diesen Kredit wäre Aero Lloyd „bereits in den ersten Monaten dieses Jahres in sehr ernsthafte wirtschaftliche Turbulenzen geraten.“ Die Aero-Lloyd-Piloten hätten deshalb schon auf die für 2002 und 2003 ausgehandelte Gehaltserhöhung von 2,8 % verzichtet. Zudem müsse das gesamte Cockpit-Personal bis zum 30. April 2002 zwei Wochen Urlaub beantragen. Das sei ein „schmerzhafter finanzieller Beitrag zur Krisenbewältigung“.
In Branchenkreisen heißt es, vor allem das Winterziel Ägypten habe Aero Lloyd in Bedrängnis gebracht. John bestätigte, dass er wegen schwacher Buchungszahlen fast jeden zweiten Ägypten-Flug streichen musste. Die anderen Ferienziele seien aber stabil geblieben. Das Unternehmen hofft – wie die gesamte Reisebranche – auf eine rasche Erholung, denn fast 70 % des Umsatzes fallen im Sommergeschäft an.
Doch das droht schwierig zu werden, weil viele Kunden Flug- und Rezessionsangst haben. Noch immer sitzen die großen deutschen Reiseveranstalter auf zweistelligen Buchungsrückgängen – schlimme Vorzeichen für die mit Überkapazitäten kämpfenden Charter-Airlines.
Während Preussag seine Tui- Kundschaft in die Flieger der Konzerntochter Hapag-Lloyd bucht und Thomas Cook seine Tochter Condor füttert, bleiben die Sitze konzernungebundener Fluggesellschaften wie LTU und Aero Lloyd leer. „Die haben ganz schön gequietscht“, schildert ein Preussag-Manager die Reaktion der unabhängigen Flieger.
Die LTU, die nur dank einer Landesbürgschaft noch existiert, sucht deshalb in einer stärkeren Bindung an den Touristikbereich der Handelsgruppe Rewe ihr Heil. Neuer LTU-Geschäftsführer wurde bereits Rewe-Vorstand Jürgen Marbach.
Dass Aero Lloyd durch die vorläufige LTU-Rettung noch zum Hauptverlierer wird, glaubt John nicht. „Wir sind Ergänzungspartner für die großen Reiseanbieter – und das werden wir auch bleiben.“ Ein Branchenanalyst stimmt zu: „Das Unternehmen hat zwei Vorteile: Erstens eine große Bank im Rücken und zweitens die Tatsache, dass keiner der großen Reisekonzerne die Kapazitäten alleine füllen kann.“ John spricht von einem Jahr der Wahrheit für die deutsche Charterflug- Branche: „Wer dieses Jahr nicht gut in den Griff bekommt, wird es sehr schwer haben.“
HANDELSBLATT, Montag, 14. Januar 2002