Im Imperium des Australiers könnte sich mancher Manager eine Mehrheitsübernahme bei Kirch vorstellen.
Von Gerd Zitzelsberger
(SZ v. 5.2.2002) - Will er nun richtig auf dem deutschen Fernseh-Markt einsteigen oder erscheint es ihm letztlich doch zu risikoreich? Der australische Medien-Mogul Rupert Murdoch spielt seine Karten eng am Körper. Doch der von ihm dominierte Satelliten-Sender BSkyB würde offenbar gerne nach Deutschland expandieren.
Noch nie hatte Rupert Murdoch, dem Fernsehsender in aller Welt, renommierte Zeitungen wie die Londoner Times und lukrative wie das Boulevard-Blatt Sun gehören, so gute Möglichkeiten, einen Fuß auf den deutschen Markt zu setzen wie heute.
Denn die Kirch-Gruppe, Deutschlands zweitgrößtes Medien-Imperium, dürfte einerseits von den führenden Banken in der Bundesrepublik kaum frische Kredite bekommen. Das sagte am Montag jedenfalls mit überraschender Deutlichkeit Rolf Breuer, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, in einem Fernsehinterview in New York.
Für Kirch wird es eng
Sollte Breuer recht behalten, wird es für Kirch finanziell sehr eng werden. Denn zugleich besitzt Murdoch – präziser: die von ihm dominierte Fernsehgesellschaft BSkyB Plc, London – ähnlich wie der Axel Springer-Konzern und Silvio Berlusconis Mediaset eine so genannte Put-Option.
Im Falle von BSkyB bedeutet diese Option, dass das britische Unternehmen seine Beteiligung an der KirchPayTV am 1. Oktober dieses Jahres an Kirch zurückgeben kann, falls KirchPayTV bestimmte Geschäftsziele nicht erreicht.
Dabei geht es um Abonnentenzahlen und die Umsätze des Bezahlfernsehens. Sollte BSkyB die Verkaufsoption ausüben, müsste Kirch den seinerzeitigen Wert des Investments mit Zins und Zinseszins in bar zurückbezahlen.
Die Briten hatten im Dezember 1999 gegen Bargeld und eigene Aktien im Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro einen Anteil von 22 Prozent an der KirchPayTV übernommen. Eine Rückzahlung dieser inzwischen schätzungsweise 1,7 Milliarden Euro dürfte Kirch aber ohne neue Kredite kaum möglich sein – zumal, wenn auch Springer und Berlusconi große Summen zurückbekommen wollen.
BSkyB hat zwar in ihrem letzten Quartalsbericht bereits damit gedroht, die Verkaufsoption auszuüben. Doch der Satelliten-Sender könnte sich wohl auch eine ganz andere Lösung vorstellen: „Wir sehen eine ganze Menge an unrealisiertem Potenzial im deutschen Markt“, sagte ein BSkyB-Sprecher gegenüber der SZ am Montag. Schon im vorigen Sommer hatte der BSkyB-Chef Ball unterstrichen, dass Deutschland schließlich Europas größter Fernsehmarkt sei.
Aus Sicht von BSkyB würde eine Mehrheitsübernahme – jedenfalls an Teilen der Kirch-Gruppe – Synergien bringen. Denn der Satelliten-Sender hat sich umfangreiches Know-how erworben, das man auch in Deutschland anwenden könnte. Und in Großbritannien sind die Wachstumsmöglichkeiten schon aus kartellrechtlichen Gründen begrenzt, nachdem BSkyB mit seinen mittlerweile 5,5 Millionen Direkt-Kunden gegenüber der Konkurrenz eine überragende Marktstellung errungen hat.
Aktionäre wenig begeistert
Die freien BSkyB-Aktionäre sind aber offenbar von den Deutschland-Aussichten nicht sehr begeistert. Jedenfalls ist der Aktienkurs in den beiden vergangenen Monaten deutlich abgerutscht. Denn der deutsche Markt mit seinen vielen kostenlosen Fernsehprogrammen gilt für das Bezahlfernsehen als erheblich schwieriger als der britische.
Bei BSkyB hat man diesen Einwand möglicherweise schon vorhergesehen, jedenfalls hat das Unternehmen schon eine noch ungünstigere Variante an die Wand gemalt: „Es ist nicht sicher, dass die finanziellen Möglichkeiten der Kirch-Holding ausreichen, den Rückkauf der Beteiligung zu bezahlen“, mussten die Aktionäre lesen.
Welche Strategie Medienmogul Murdoch nun einschlägt, wird möglicherweise auch von der amerikanischen Liberty Media Corporation abhängen, die gerade um das Einverständnis des Bundeskartellamtes zum Kauf von sechs Kabelnetzen der Deutschen Telekom ringt. Denn die Amerikaner und Murdoch sind schon Verbündete auf anderen Feldern: Liberty hält 18 Prozent des Kapitals der News Corporation, über die Murdoch den größten Teil seines Imperiums steuert.
Umgekehrt hält Murdoch 38,5 Prozent an der Liberty-Tochter Gemstar, dem größten Anbieter von interaktiven Programm-Führern. Aufschluss über Murdochs Strategie wird möglicherweise der BSkyB-Zwischenbericht geben, der am Freitag veröffentlicht wird.
Quelle: www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wirtschaft/...5854&datei=index.php
Von Gerd Zitzelsberger
(SZ v. 5.2.2002) - Will er nun richtig auf dem deutschen Fernseh-Markt einsteigen oder erscheint es ihm letztlich doch zu risikoreich? Der australische Medien-Mogul Rupert Murdoch spielt seine Karten eng am Körper. Doch der von ihm dominierte Satelliten-Sender BSkyB würde offenbar gerne nach Deutschland expandieren.
Noch nie hatte Rupert Murdoch, dem Fernsehsender in aller Welt, renommierte Zeitungen wie die Londoner Times und lukrative wie das Boulevard-Blatt Sun gehören, so gute Möglichkeiten, einen Fuß auf den deutschen Markt zu setzen wie heute.
Denn die Kirch-Gruppe, Deutschlands zweitgrößtes Medien-Imperium, dürfte einerseits von den führenden Banken in der Bundesrepublik kaum frische Kredite bekommen. Das sagte am Montag jedenfalls mit überraschender Deutlichkeit Rolf Breuer, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, in einem Fernsehinterview in New York.
Für Kirch wird es eng
Sollte Breuer recht behalten, wird es für Kirch finanziell sehr eng werden. Denn zugleich besitzt Murdoch – präziser: die von ihm dominierte Fernsehgesellschaft BSkyB Plc, London – ähnlich wie der Axel Springer-Konzern und Silvio Berlusconis Mediaset eine so genannte Put-Option.
Im Falle von BSkyB bedeutet diese Option, dass das britische Unternehmen seine Beteiligung an der KirchPayTV am 1. Oktober dieses Jahres an Kirch zurückgeben kann, falls KirchPayTV bestimmte Geschäftsziele nicht erreicht.
Dabei geht es um Abonnentenzahlen und die Umsätze des Bezahlfernsehens. Sollte BSkyB die Verkaufsoption ausüben, müsste Kirch den seinerzeitigen Wert des Investments mit Zins und Zinseszins in bar zurückbezahlen.
Die Briten hatten im Dezember 1999 gegen Bargeld und eigene Aktien im Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Euro einen Anteil von 22 Prozent an der KirchPayTV übernommen. Eine Rückzahlung dieser inzwischen schätzungsweise 1,7 Milliarden Euro dürfte Kirch aber ohne neue Kredite kaum möglich sein – zumal, wenn auch Springer und Berlusconi große Summen zurückbekommen wollen.
BSkyB hat zwar in ihrem letzten Quartalsbericht bereits damit gedroht, die Verkaufsoption auszuüben. Doch der Satelliten-Sender könnte sich wohl auch eine ganz andere Lösung vorstellen: „Wir sehen eine ganze Menge an unrealisiertem Potenzial im deutschen Markt“, sagte ein BSkyB-Sprecher gegenüber der SZ am Montag. Schon im vorigen Sommer hatte der BSkyB-Chef Ball unterstrichen, dass Deutschland schließlich Europas größter Fernsehmarkt sei.
Aus Sicht von BSkyB würde eine Mehrheitsübernahme – jedenfalls an Teilen der Kirch-Gruppe – Synergien bringen. Denn der Satelliten-Sender hat sich umfangreiches Know-how erworben, das man auch in Deutschland anwenden könnte. Und in Großbritannien sind die Wachstumsmöglichkeiten schon aus kartellrechtlichen Gründen begrenzt, nachdem BSkyB mit seinen mittlerweile 5,5 Millionen Direkt-Kunden gegenüber der Konkurrenz eine überragende Marktstellung errungen hat.
Aktionäre wenig begeistert
Die freien BSkyB-Aktionäre sind aber offenbar von den Deutschland-Aussichten nicht sehr begeistert. Jedenfalls ist der Aktienkurs in den beiden vergangenen Monaten deutlich abgerutscht. Denn der deutsche Markt mit seinen vielen kostenlosen Fernsehprogrammen gilt für das Bezahlfernsehen als erheblich schwieriger als der britische.
Bei BSkyB hat man diesen Einwand möglicherweise schon vorhergesehen, jedenfalls hat das Unternehmen schon eine noch ungünstigere Variante an die Wand gemalt: „Es ist nicht sicher, dass die finanziellen Möglichkeiten der Kirch-Holding ausreichen, den Rückkauf der Beteiligung zu bezahlen“, mussten die Aktionäre lesen.
Welche Strategie Medienmogul Murdoch nun einschlägt, wird möglicherweise auch von der amerikanischen Liberty Media Corporation abhängen, die gerade um das Einverständnis des Bundeskartellamtes zum Kauf von sechs Kabelnetzen der Deutschen Telekom ringt. Denn die Amerikaner und Murdoch sind schon Verbündete auf anderen Feldern: Liberty hält 18 Prozent des Kapitals der News Corporation, über die Murdoch den größten Teil seines Imperiums steuert.
Umgekehrt hält Murdoch 38,5 Prozent an der Liberty-Tochter Gemstar, dem größten Anbieter von interaktiven Programm-Führern. Aufschluss über Murdochs Strategie wird möglicherweise der BSkyB-Zwischenbericht geben, der am Freitag veröffentlicht wird.
Quelle: www.sueddeutsche.de/index.php?url=/wirtschaft/...5854&datei=index.php