Moderne Technik begrenzt Verluste

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Moderne Technik begrenzt Verluste

 
30.09.01 08:28
ftd.de, Sa, 29.9.2001, 18:00  
Krieg im 21. Jahrhundert: Moderne Technik begrenzt Verluste
Von Andreas Albert, Hamburg

US-Präsident George W. Bush hat den ersten Krieg des 21. Jahrhunderts erklärt. Doch wie sieht er aus? Präzise Militärschläge und elektronische Kriegsführung sollen die eigenen Verluste begrenzen. Auch die Bundeswehr bereitet sich auf den neuen Krieg vor.


Moderne Armeen haben kaum noch etwas mit den stehenden Heeren des vorigen Jahrhunderts gemein. Mit der neuen Bedrohungslage für die Nato-Staaten vollzieht sich eine Neuausrichtung auf schnelle Einsatzkräfte, die mit modernster Technik ausgerüstet sind. Von besonderer Bedeutung ist die so genannte 'Urban Warfare' - Kriege werden künftig hauptsächlich in Städten geführt.

Seit dem Golfkrieg gibt es Präzisionswaffen, die "chirurgische Eingriffe" versprechen, mit der militärische Ziele getroffen und zivile Opfer vermieden werden sollen. Bei dem Nato-Bombardement Jugoslawiens wurde allerdings schnell deutlich, dass diese Waffensysteme zwar Flächenbombardements verhindern, vor Fehlschlägen wie der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad jedoch nicht schützen.



Präzisionswaffen bereiten Angriff von Spezialkräften vor

Diese Präzisionswaffen sollen die eigenen Verluste möglichst gering halten und den Boden bereiten für kleine Einsatzkommandos. Mittel- und Kurzstreckenraketen der Nato-Staaten werden per Satellit oder lasergesteuert ins Ziel geführt. Mit dem Global-Positioning-System (GPS), das inzwischen auch im zivilen Sektor eingesetzt wird, werden mögliche Ziele wie Flugabwehrstellungen, Kasernen oder Bunker per Satellit erfasst. Haben die Waffen, vom Flugzeug, Schiff oder landgestützt abgefeuert, ihre Ziele zerstört, können Spezialkommandos abgesetzt werden. Die Soldaten werden per Fallschirm, Hubschrauber oder auf dem Seeweg in ihr Einsatzgebiet gebracht.


Die Nato verfügt über etwa 3000 Mann, die für diese Aufgaben ausgebildet werden. Neben den Navy-Seals der USA gibt es Sondereinheiten unter anderem in Großbritannien, Frankreich, Holland und Belgien. Auch Deutschland hat seit Mitte der 90er Jahre ein ca. 400 Mann starkes sogenanntes Kriseneinsatzkommando.



Spionage und Sabotage hinter feindlichen Linien

Diese Sondereinheiten sind dazu ausgebildet, hinter den feindlichen Linien Spionage- und Sabotageaktionen durchzuführen. Zu ihren Aufgaben gehört die Befreiung von Geiseln, die Besetzung militärischer oder ziviler Gebäude wie Bunker oder Sendestationen, oder die Entführung von Personen. Die Einsatzkräfte werden per Hubschrauber oder auf dem Seeweg wieder aus der Gefahrenzone gebracht.


Die Soldaten operieren in kleinen Teams und bilden eigene Netzwerke. In den Zellen herrschen flache Hierarchien, die Einheiten sind während ihrer Einsätze auf sich allein gestellt. Ausgerüstet sind die Soldaten mit modernsten Waffen, beispielsweise Gewehren mit Laserzielvorrichtungen. Mit am Helm angebrachten Sensoren können sie Scharfschützen ausmachen. Auch untereinander sind die Soldaten vernetzt. Zur Kommunikation mit ihrer Kommandozentrale nutzen sie Satellitenverbindungen.



Krieg per Computer

Einen 'sauberen Krieg' führen die Computerspezialisten der Nato. Zu ihrer Aufgabe gehört es, die Kommunikation des Gegners zu stören, mit falschen Informationen Verwirrung zu stiften und sich in die gegnerischen Computernetzwerke einzuhacken. Sie suchen nach Schlupflöchern in gegnerischen Rechnern und können so unbemerkt Informationen sammeln, manipulieren oder die feindlichen Computersysteme zerstören. Information Warfare bedeutet Krieg mit und um Informationen.


Die Computerexperten können auch auf zivile Ziele angesetzt werden. Es ist beispielsweise möglich, die Finanzströme von Regierungen oder Organisationen nachzuverfolgen. So sollen die Information Operation Cells der US-Streitkräfte im Kosovo-Krieg bereits Auslandskonten des damaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic im Visier gehabt haben - bereit, die Vermögenswerte abzuziehen.



© 2001 Financial Times Deutschland  
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