MLP-Management stemmt sich gegen Berater-Exodus
Das Management des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP kämpft um die Loyalität seiner Mitarbeiter. Am Mittwoch versammelten sich rund 300 Geschäftsstellenleiter in Wiesloch bei Heidelberg, um sich über die Lage des Konzerns zu informieren.
HB FRANKFURT. Ein Teilnehmer berichtete, die Leiter hätten trotz der schwierigen Situation hinter der Führungsspitze gestanden. In einer offenen Diskussion habe Vorstandschef Bernhard Termühlen auch eingeräumt, sich in der Vergangenheit zu stark von der Performance der Aktie habe blenden lassen. Die Suche nach einem Finanzvorstand werde forciert angegangen.
Auf der Ebene der MLP-Berater ist die Unsicherheit viel größer. Branchenkenner berichten von Absetzbewegungen hin zu Versicherungen und Banken. MLP-Sprecher Michael Pfister sprach dagegen von einer normalen Fluktuation, räumte aber ein: „Sicherlich ist es jetzt die größte Herausforderung, die Mannschaft beisammen zu halten“. Strukturvertriebe seien keine Alternative und zum Sprung in die Selbständigkeit fehle die Infrastruktur.
Auslöser für den Teufelskreis aus Kritik an der Bilanzierungspraxis und Kursrückgängen ist nach Ansicht von Frank Altmeyer von der Beratungsgesellschaft Kienbaum Consultants die Vergütungsstruktur für die MLP-Berater. Der auf Hochschulabsolventen spezialisierte Finanzdienstleister habe im Vergleich zur Branche eine rund 30 % niedrigere Vergütung gezahlt, dafür aber MLP-Aktien als Ausgleich angeboten. Diese Aktien haben in den vergangenen Wochen deutlich an Wert verloren. Der Dauer-Clinch mit dem Magazin „Börse Online“ über die Bilanzierungspraktiken, die bisher vergebliche Suche nach einem Finanzvorstand und zuletzt die Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr haben die Aktie auf Talfahrt geschickt.
Einige Berater haben Wertpapierkredite aufgenommen, als die Banken neue Sicherheiten forderten, mussten Termühlen und Lautenschläger in die Bresche springen und bürgen, was sie auch bestätigt haben. „Die Berater und Termühlen sind jetzt eine Schicksalsgemeinschaft“, so Altmeyer. Viele Berater könnten wegen der Wertpapierkredite aber nicht den Arbeitgeber wechseln, selbst wenn sie wollten.
Noch wirken sich die Imageprobleme nur im Neukundengeschäft aus, die Bestandskunden verhalten sich ruhig. Wie könnte MLP wieder in die Spur kommen? „Als erstes muss man die Berater sichern, dann die Vergütungsstruktur überdenken und vor allem schnell einen Finanzvorstand finden“, so Altmeyer.
Trotz der Probleme hält Robert Bopp, Senior Consultant bei Cap Gemini Ernst & Young das Geschäftsmodell für grundsätzlich „gut durchdacht und auf eine langfristige Kundenbindung ausgelegt“.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 08. August 2002, 05:48 Uhr
Rette sich wer kann...
Das Management des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP kämpft um die Loyalität seiner Mitarbeiter. Am Mittwoch versammelten sich rund 300 Geschäftsstellenleiter in Wiesloch bei Heidelberg, um sich über die Lage des Konzerns zu informieren.
HB FRANKFURT. Ein Teilnehmer berichtete, die Leiter hätten trotz der schwierigen Situation hinter der Führungsspitze gestanden. In einer offenen Diskussion habe Vorstandschef Bernhard Termühlen auch eingeräumt, sich in der Vergangenheit zu stark von der Performance der Aktie habe blenden lassen. Die Suche nach einem Finanzvorstand werde forciert angegangen.
Auf der Ebene der MLP-Berater ist die Unsicherheit viel größer. Branchenkenner berichten von Absetzbewegungen hin zu Versicherungen und Banken. MLP-Sprecher Michael Pfister sprach dagegen von einer normalen Fluktuation, räumte aber ein: „Sicherlich ist es jetzt die größte Herausforderung, die Mannschaft beisammen zu halten“. Strukturvertriebe seien keine Alternative und zum Sprung in die Selbständigkeit fehle die Infrastruktur.
Auslöser für den Teufelskreis aus Kritik an der Bilanzierungspraxis und Kursrückgängen ist nach Ansicht von Frank Altmeyer von der Beratungsgesellschaft Kienbaum Consultants die Vergütungsstruktur für die MLP-Berater. Der auf Hochschulabsolventen spezialisierte Finanzdienstleister habe im Vergleich zur Branche eine rund 30 % niedrigere Vergütung gezahlt, dafür aber MLP-Aktien als Ausgleich angeboten. Diese Aktien haben in den vergangenen Wochen deutlich an Wert verloren. Der Dauer-Clinch mit dem Magazin „Börse Online“ über die Bilanzierungspraktiken, die bisher vergebliche Suche nach einem Finanzvorstand und zuletzt die Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr haben die Aktie auf Talfahrt geschickt.
Einige Berater haben Wertpapierkredite aufgenommen, als die Banken neue Sicherheiten forderten, mussten Termühlen und Lautenschläger in die Bresche springen und bürgen, was sie auch bestätigt haben. „Die Berater und Termühlen sind jetzt eine Schicksalsgemeinschaft“, so Altmeyer. Viele Berater könnten wegen der Wertpapierkredite aber nicht den Arbeitgeber wechseln, selbst wenn sie wollten.
Noch wirken sich die Imageprobleme nur im Neukundengeschäft aus, die Bestandskunden verhalten sich ruhig. Wie könnte MLP wieder in die Spur kommen? „Als erstes muss man die Berater sichern, dann die Vergütungsstruktur überdenken und vor allem schnell einen Finanzvorstand finden“, so Altmeyer.
Trotz der Probleme hält Robert Bopp, Senior Consultant bei Cap Gemini Ernst & Young das Geschäftsmodell für grundsätzlich „gut durchdacht und auf eine langfristige Kundenbindung ausgelegt“.
HANDELSBLATT, Donnerstag, 08. August 2002, 05:48 Uhr
Rette sich wer kann...