Mit gespaltener Zunge

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EinsamerSam.:

Mit gespaltener Zunge

 
30.06.05 09:13
Für die junge Zertifikatebranche sprechen zwei konkurrierende Verbände

Mit gespaltener Zunge

Der 16. September erlebte Dieter Lendle, Chef des Lobbyverbandes Deutsches Derivate Institut (DDI) Triumph und Niederlage zugleich. Mit dem ersten „Deutsche Derivate Tag“ hatte er die Zertifikatebranche gerade an einen Tisch gebracht – da gründeten ausgerechnet am selben Tag fünf große Zertifikateemittenten einen neuen Verband, das Derivate Forum.

Dem Netzwerk schlossen sich vier Banken an, die zuvor nicht zum DDI gehört hatten, darunter der größte Emittent, die Deutsche Bank. Außerdem wechselte Sal. Oppenheim zum Forum.

Seither stehen zwei Gruppen für die Branche. Einerseits das DDI mit Lendle als Cheflobbyisten und einem kleinen Büro in Frankfurt. Andererseits das Derivate Forum – bisher ein eher loser Zusammenschluss, hinter dem aber deutlich mehr Marktanteile stehen. Anders als das DDI will das Forum die Branche bisher nicht politisch vertreten. Als der Finanzausschuss des Bundestages im vergangenen Jahr Experten zur Umsetzung der EU-Prospektrichtlinie anhörte, saß dort Lendle für die Zertifikatebranche.

Doch das Derivate Forum entwickelt sich zunehmend zu einem echten Verband. Die Emittenten geben gemeinsame Statistiken zu Umsatz und investiertem Volumen in strukturierten Produkten heraus, eine PR-Agentur rührt für sie die Werbetrommel und seit kurzem hat das Forum eine Adresse im Internet.

Momentan arbeiteten die Mitglieder des Netzwerks an einer einheitlichen Risikoklassifizierung für Zertifikate – und merken, dass sie für die Zusammenarbeit eine neue Struktur brauchen.„Das Forum muss auf eine neue Plattform gestellt werden, daran arbeiten die Juristen gerade“, sagt Stefan Armbruster von der Deutschen Bank. Ob der neu strukturierte Verband auch Vorstand und Geschäftsstelle haben wird, ist wohl noch offen.

Notwendig könnte ein schlagkräftiger Verband für die Emittenten schneller werden, als ihnen lieb ist. Denn je größer das investierte Anlagevolumen der Zertifikatebranche wird, desto genauer werden Politik und Fiskus die Branche beobachten. In der Schweiz hat jüngst die Eidgenössische Bankenkommission (EBK) angeregt, bestimmte Papiere genauso streng zu regulieren wie Investmentfonds. Damit baut sich für die Banken eine Drohkulisse auf; denn das enorme Wachstum der in Zertifikate investierten Summen hat auch mit der liberalen Regulierung der Anlageform zu tun. Spätestens wenn die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auf ähnliche Ideen wie die Schweizer EBK kommt, braucht der Derivatemarkt einen starken Verband – oder zwei.

Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 30. Juni 2005, 07:00 Uhr

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