Der Rohstoffboom führt nicht nur zu rasant steigenden Gewinnen bei den Minengesellschaften, er trägt auch zur Unterstützung der AIDS-Forschung bei.
Dass von der stark steigenden Nachfrage nach Rohstoffen wie Eisen, Kupfer, Zink und Blei nicht nur Minengesellschaften profitieren können, sondern mitunter auch Konzerne aus anderen Branchen, wie der Biotechnologie, zeigt das Beispiel Virax. Das Unternehmen mit Hauptsitz im australischen Melbourne konnte acht große Rohstoffkonzerne davon überzeugen, in ein AIDS-Forschungsprogramm zu investieren. BHP Billiton, Gold Fields, Harmony Gold Mining, Lonmin, Mitsubishi Materials, Nippon Mining and Metals, Sumitomo Metal Mining und Rio Tinto werden die Entwicklung des AIDS-Medikamentes VIR201 finanziell unterstützen. So wird allein BHP Billiton zwei Millionen Australische Dollar spenden.
Mit AIDS leben und arbeiten
Die Minengesellschaften handeln dabei durchaus in eigenem Interesse. Zahlreiche Minenarbeiter tragen nämlich das HI-Virus in sich. Besonders in Südafrika und Lateinamerika ist HIV unter den Bergmännern weitverbreitet und hat, nach Einschätzung des Virax-Chefs David Beames, „epidemische Ausmaße“ angenommen. Dies führt zu einem hohen Krankheitsstand und schnell steigenden Gesundheitskosten. Ein wirksames Präparat, das das Leben und Arbeiten mit AIDS ermöglicht, würde also auch den Rohstoffkonzernen helfen. In einem ersten Schritt haben die acht Minengesellschaften Virax sechs Millionen Australische Dollar zur Verfügung gestellt. Das Geld soll dafür verwendet werden, die Wirksamkeit von VIR201, das derzeit die Phase II der klinischen Versuchsreihen durchläuft, an mit HIV infizierten Personen zu testen. Das Programm wird dabei 140 Patienten umfassen, die in fünf südafrikanischen Kliniken betreut werden. VIR201 ist ein Impfstoff, der das körpereigene Immunsystem stimuliert. In früheren Testprogrammen konnte bereits nachgewiesen werden, dass durch die Verabreichung von VIR201 die Virus-Belastung gesenkt wird. Sollten sich die Ergebnisse in den nun anstehenden Tests bestätigen, könnte AIDS mittelfristig zu einer zwar nicht heilbaren, aber auch nicht mehr tödlichen chronischen Erkrankung herabgestuft werden.
Viel beachtet
Virax ist nicht die einzige Biotechnologiegesellschaft, die AIDS-Medikamente entwickelt. Aber der Deal mit acht großen Minengesellschaften zieht erhebliche Beachtung nach sich und wird dem Unternehmen helfen, international bekannt zu werden – auch auf dem Börsenparkett. Unter diesem Gesichtspunkt ist die derzeitige Marktkapitalisierung von rund zwölf Millionen Euro eindeutig zu niedrig.
Erschienen in DER AKTIONÄR Ausgabe 51/2006.