Bisher hatte der Konzern im Bereich Software zur Pflege von Kundenbeziehungen nicht viel zu bieten. Nun hat er zum ersten Mal eine eigene Software für das Customer- Relationship-Management vorgestellt und setzt die Wettbewerber wie SAP und Oracle unter Druck.
Redmond - Kundenbeziehungen wollen gepflegt sein. Mit Microsofts neuer Software für Customer-Relationship-Management (CRM) hat der Konzern nun zum ersten Mal in den USA ein eigenes Angebot präsentiert, mit dem er den Markt erobern will.
Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, soll das neue Produkt mit den konzerneigenen Anwendungen wie Outlook, Internet Explorer und Back-Office-Programmen verzahnt werden. Die Angebote sollen auf Windows 2000 Server laufen. Dabei richtetet sich eine Softwareversion an Verkaufs- und eine an Servicepersonal.
David Thacher, Microsoft-Manager für CRM, erklärte, dass die Preise für die Software je nach Umfang zwischen 395 und 1295 Dollar pro Rechnerlizenz liegen. Anvisiert habe Microsoft Unternehmen in der Größe zwischen 50 bis 500 Mitarbeitern, sagte der Thacher.
Trotz seines Vorstoßes im CRM-Markt betonte Microsoft, dass es Verträge mit seinen CRM-Partnern, darunter Siebel, Onyx Software und Pivotal, nicht aufkündigen wolle. Aber wie lange noch? Verdächtig erscheint, dass die gerade übernommene dänische Firma Navision ihren Vertriebsvertrag mit Siebel Systems aufgekündigt hat.
Doug Burgum führt Microsofts Business Solutions
Microsoft hatte erst am Donnerstag den Abschluss der Übernahme von Navision bekannt gegeben. Der Konzern hatte das Unternehmen für circa 1,4 Milliarden Euro gekauft. Die Dänen – fünft größtes Unternehmen im europäischen Markt für Unternehmenssoftware – sind jedoch nicht das erste Engagement Microsofts auf dem CRM-Markt. Im vergangenen Jahr übernahm das Bill-Gates-Unternehmen die amerikanische Softwarefirma Great Plains Software. Dessen früherer Chief Executive Officer (CEO), Doug Burgum, wird nun als Senior Vice President den Geschäftsbereich Microsoft Business Solutions leiten.
Dass Microsoft den Markt für CRM-Produkte für sich entdeckt, überrascht nicht. Die Nachfrage für Microsoft-Produkte für PCs schrumpft. Dementsprechend sucht der Konzern eifrig nach Wachstumsfeldern.
Rückschlag im TV-Geschäft
Hoffnung setzte Microsoft dabei auf das TV-Geschäft. Das Unternehmen rechnete mit einem florierenden Software-Markt für Set-Top-Boxen, mit denen Zuschauer digitale TV-Programme empfangen können. Der Einstieg gelang jedoch nur schleppend. Zwar kaufte Microsoft TV-Kabelnetze in den USA auf, die hohen Erwartungen an einen Durchbruch fürs interaktive Fernsehen wurden jedoch enttäuscht. Microsoft entließ daraufhin Anfang des Jahres rund 200 Mitarbeiter aus den Konzernbereichen für interaktives Fernsehen. Das Unternehmen beendete damit vorerst den Plan, Kabel-TV-Zuschauer mit Chats, E-Mails und Internet zu versorgen.
Analysten begrüßten daraufhin das Engagement im Bereich Unternehmenssoftware. Doch der Markt gilt als schwierig. "Wenn Firmen sich beispielsweise für SAP entschieden haben, wird es für Microsoft hart, dort Fuß zu fassen", sagt Jörg Forthmann von der Unternehmensberatung Mummert + Partner gegenüber manager-magazin.de.
Die Konkurrenz hat einen gewaltigen Vorsprung. Doch Microsoft hat einen langen Atem und die "Kriegskasse" ist groß.
Gruß Pichel