Mezzanine-Kapital

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Mezzanine-Kapital

 
25.07.03 07:53
HANDELSBLATT, Freitag, 25. Juli 2003


Neue Finanzierungsform setzt sich durch


Von Peter Köhler, Handelsblatt


Der deutsche Markt für „Mezzanine“-Kapital wird in den kommenden Jahren nach Ansicht von Finanzexperten einen rasanten Aufschwung erleben.


FRANKFURT/M. Mezzanine steht in der Sprache der Architekten für ein Zwischengeschoss und beschreibt in der Finanzwelt die Zwitterstellung zwischen teurem Eigenkapital und knapper werdendem Fremdkapital. Für den Kapitalnehmer ist diese Art der Finanzierung teurer als ein normaler Kredit, für den Kapitalgeber bedeutet sie ein höheres Ausfallrisiko.

„Mezzanine wird sowohl zur Wachstumsfinanzierung im Mittelstand als auch bei der Finanzierung von Buyouts eine wichtige Rolle spielen“, sagt Jeremy Golding, Geschäftsführer bei der Beteiligungsgesellschaft Golding Capital Partners. Nicht zuletzt wegen der Eigenkapitalrichtlinien für die Banken - Stichwort Basel II - seien in Zukunft Alternativen in der Finanzierung gefragt. „Dem Markt steht auch mit dem Anziehen der M&A-Aktivitäten ein großes Wachstum bevor“, erwartet Lars Gehlhaar, Manager Corporate Finance bei der Beratungsgesellschaft KPMG.

Schon jetzt gebe es bei Übernahmen von Unternehmen und dem Kauf von Konzernteilen durch Finanzinvestoren einen größer werdenden Anteil von Mezzanine. Finanzexperten berichten von Transaktionen, bei denen der Eigenkapitalanteil 25 % betragen hat und die Banken selbst bei stetigen Cash-flows der zu übernehmenden Unternehmen nur 60 % der Fremdfinanzierung abdecken wollten. Die verbleibende Lücke von 15 % haben dann die Anbieter von Mezzanine geschlossen, sonst wären die Deals nicht zustande gekommen. „Oft werden in letzter Minute 10 bis 30 Mill. Euro Mezzanine gesucht", so die Erfahrung von KPMG-Partner Frank Golland. Bei der Übernahme von Viterra durch CVC seien beispielsweise vom gesamten Kaufpreis über 930 Mill. € rund 200 Mill. € auf Mezzanine entfallen, so Golding.

Die Preise für diese Finanzierungsform haben sich deutlich verteuert. Laut einer Studie von KPMG kostet Mezzanine-Kapital im Mittel 600 Basispunkte über dem Interbankensatz Euribor. Der Aufschlag sei auch damit zu erklären, dass Mezzanine gegenüber den anderen Kredittranchen nachrangig bedient wird. Im Klartext: Falls ein mit Mezzanine finanziertes Unternehmen scheitert, gehen die Geldgeber unter Umständen leer aus, wenn nach der Befriedigung der vorrangigen Darlehen nichts mehr übrig bleibt. Allerdings sei die Ausfallquote mit fünf bis sechs Prozent relativ gering, hat Golding nach der Auswertung von 900 Transaktionen herausgefunden.

Der Wettbewerb im Zukunftsmarkt Mezzanine nimmt stark zu. Vor allem bei Transaktionen über 150 Mill. € wird der Konkurrenzkampf schärfer, hat KPMG bei ihrer Umfrage unter 30 Banken ermittelt. Dominiert wird der Markt für die großen Buyout-Deals von angelsächsischen Spezialfonds.

In der Mittelstandsfinanzierung sind dagegen auch die deutschen Banken stark vertreten. Die KfW hat jetzt sogar ein „breit flächiges Programm“ angekündigt. Seit November 2002 bietet bereits die IKB Deutsche Industriebank zusammen mit der KfW Mezzanine-Kapital aus einem Fonds an. Von den 100 Mill. € seien bisher 25 % investiert, sagte Christoph Borges, Geschäftsführer der IKB Mezzanine GmbH & Co KG. Zu den Kapitalnehmern zählten Kfz-Zulieferer und Maschinenbauer.



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