Neuregelung
Die EU-Kommission will Europas Binnenmarkt von einer der letzten „Zwangsjacken“ befreien und den Wettbewerb auf dem Automarkt stärken.

„Wir wollen mehr Dynamik und Innovation in diesem Sektor“, sagte der Sprecher von Wettbewerbskommissar Mario Monti der SZ. Vom bisherigen System hätten hauptsächlich die Autohersteller profitiert. Künftig will Brüssel dafür sorgen, dass es „ein besseres Angebot für den Verbraucher gibt“. Den Entwurf ihrer Reformvorschläge will die Kommission am 30. Januar vorstellen.
Die nach langjähriger Vorbereitung entwickelten Pläne sehen drei wesentliche Neuerungen vor: Künftig soll es für die Autohändler möglich sein, Autos zu verkaufen, auch ohne zugleich für Wartung und Reparatur zuständig zu sein.
Der bisherige Zwang, beides anzubieten, hat nach Auffassung der Kommission zu „unnötig hohen Investitionskosten“ geführt. Eine solche Verbindung zwischen Handel und Wartung gebe es „in keinem anderen Bereich“.
Qualität und Sicherheit blieben jedoch gewahrt, meint die Kommission. Auch künftig könnten die Pkw-Hersteller bestimmte Wartungkriterien festlegen. Händler dürften das Reparatur- und Wartungsgeschäft nur an autorisierte Werkstätten abgeben.
Außerdem soll künftig auch zwischen den Vertragshändlern einer Automarke der Wettbewerb angekurbelt werden. Die Händler sollen nicht mehr auf
genau abgezirkelte Verkaufsgebiete beschränkt werden, sondern ihre Autos auch grenzüberschreitend anbieten können.
Ein französischer Händler könnte beispielsweise einen VW Polo auch in Deutschland anbieten, zu den in Frankreich deutlich niedrigeren Preisen.
Als drittes wesentliches Element für mehrWettbewerb will die Kommission es den Händlern künftig ermöglichen, ohne große Auflagen Autos unterschiedlicher Hersteller anzubieten.
Das bisherige exklusive System sei völlig „unwirtschaftlich“, heißt es in Brüssel. Künftig soll ein Autohersteller von seinem Vertragshändler nur verlangen können, dass seine Autos getrennt von den anderen Marken im Verkaufsraum aufgestellt werden.
Dass Autos unter dem neuen Regime bald auch flächendeckend in Supermärkten angeboten werden, sieht die Kommission nicht. „Wahrscheinlich werden da, wenn überhaupt, nur kleine und billige Autos stehen“. Supermärkte hätten auch kein Anrecht darauf, Autos zu vertreiben.
Die Kommission will die Reform nach einer erneuten Konsultationsphase, in die auch die Kartellbehörden in den Mitgliedsstaaten eingeschaltet werden, zum 1. Oktober endgültig auf den Weg bringen. Die neuen Regeln sollen bis Ende Mai 2010 gelten.
Quelle: dpa