Die amerikanische Fast-Food-Kette hat in diesem Jahr ein Hotel in der Schweiz eröffnet. Wenn das erfolgreich läuft, folgt die internationale Expansion
Der goldene Buchstabe scheint vertraut, doch irgendetwas stimmt nicht. Statt des markanten "M" weist ein leuchtendes "H" dem Gast den Weg. H wie Hotel. In Rümlang, in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens Zürich, steht die weltweit erste von McDonald's betriebene Herberge.
High Tech in den Zimmern, aber auch der vertraute Big Mac erwartet die Gäste. Mit vier Sternen ist das Haus bewertet. Zielgruppe während der Woche sind in erster Linie betuchte Geschäftskunden, am Wochenende sollen sich Familien in einem der 211 Zimmer zu Hause fühlen.
Billig-Burger an der Ecke, Luxus-Hotel in Zürich, wie passt das zusammen? Urs Hammer, Chef der McDonald's Swiss Holding AG, sieht darin keinen Widerspruch: "Ein gutes Hotel lebt von den gleichen Elementen wie ein McDonald's-Restaurant: von Convenience, Reliability und Hospitality." Ganz konsequent hält Hammer dieses Konzept jedoch nicht durch. Anstelle der weltweit bekannten Marke mit dem goldenen M firmieren die Hotels unter dem Namen "Golden Arch". Dennoch will er das Engagement im Beherbergungsgewerbe als Ausweitung der Marke verstanden wissen. Wer in einem Restaurant der Kette in die Business-Center schaue, werde schnell feststellen, dass auch Geschäftsleute durchaus zum Kundenstamm zählen.
Wie entstand die Idee, den Einstieg ins Hotelgeschäft zu wagen? "Dies ist eng mit der Person unseres CEO, Herrn Hammer, verknüpft", sagt Sacha Wigdorovits, Sprecher der Golden-Arch-Hotels. Hammer ist Absolvent der Hotelfachschule in Lausanne, arbeitete vor seinem Einstieg bei McDonald's Schweiz zehn Jahre in unterschiedlichen Häusern.
Und er sah auf Grund des boomenden Touristikmarktes in der Alpenrepublik ein großes Potenzial. Wie konnte er die Führungsebene im fernen Chicago für sich gewinnen? Wigdorovits: "Bei McDonald's ist es Tradition, dass das Management Ideen von der Basis aufgreift." So sei es kein Problem gewesen, Jack Greenberg, McDonald's-Chef, von den Hotelplänen zu überzeugen.
Darüber hinaus sieht Hammer Erfolgschancen durch die Zusammenarbeit von Fast-Food- und Hotel-Kette: "Im Bereich Mitarbeiterentwicklung und Karriereplanung eröffnen sich durch die Hotels zusätzliche Berufschancen. Das erhöht unsere Attraktivität als Arbeitgeber." Hauptsynergien erwartet er jedoch bei den Kunden: "Wenn nur jeder 1000. Besucher eines McDonald's-Restaurants in eines unserer Hotels fährt, sind wir das ganze Jahr ausgebucht."
Neben dem Standort Zürich gibt es bislang ein zweites Haus im Schweizer Kanton Freiburg. Etwa 52 Millionen Schweizer Franken ließ sich McDonald's dieses Engagement kosten. Darin seien bereits Projektierungskosten und Vorleistungen für spätere Hotelbauten inbegriffen.
So war ursprünglich geplant, am Genfer Flughafen ein drittes Haus zu bauen. "Nach dem 11. September haben wir diese Pläne jedoch zunächst begraben", sagt Wigdorovits. Lag die durchschnittliche Auslastung vor den Anschlägen bei mehr als 80 Prozent, sei sie seitdem stark eingebrochen. Dies ändere aber nichts an den grundsätzlichen Plänen, langfristig das Golden-Arch-Konzept auf andere Länder zu übertragen. "Wir gehen das aber jetzt erst einmal langsam an und wollen in der Schweiz zunächst weitere Erfahrungen sammeln", sagt der Sprecher.
Warum wurde aber gerade die Schweiz als Pilot-Land für den Einstieg ins Hotelgewerbe gewählt? Wigdorovits hat dafür eine plausible Erklärung: "In der Schweiz gibt es auf Grund der vier Sprachen vier unterschiedliche Kulturen." So könnten in einem relativ kleinen Land realistische Erfahrungen gesammelt werden, die sich auf andere Märkte übertragen ließen.
McDonald's hat dieses bereits in der Vergangenheit mehrmals genutzt. So wurden McTrain und McPlane, der Burger-Verkauf in Zügen und Flugzeugen, erstmals in der Schweiz eingeführt. Auch andere Unternehmen nutzten die Schweiz als Testmarkt. Beispielsweise die norwegische Verlagsgruppe Schibsted. Die kostenlose Tageszeitung "20 Minuten" ist hier sehr erfolgreich. Daraufhin wurde eine Ausbreitung in Europa beschlossen. Mit mäßigem Erfolg, zumindest in Deutschland. Mitte dieses Jahres wurde der Vertrieb in Köln eingestellt. McDonald's, so Sprecher Wigdorovits, will sich davon aber nicht abschrecken lassen.
Schließlich soll das etwas andere Hotel-Ambiente die Kunden überzeugen. Funktionalität und High Tech haben sich die Manager dabei auf die Fahnen geschrieben. Und das beginnt bereits beim Check-in. Der eilige Business-Kunde erledigt das selbst, am Computer-Terminal. Eine Chipkarte dient als Zimmerschlüssel, wird aber auch zum Bezahlen in Coffee-Shop, Bar oder Burger-Restaurant benutzt.
Praktisch: Der Trolley, auf dem das Gepäck aus der Tiefgarage aufs Zimmer transportiert wird, dient gleichzeitig als Kleiderständer. Bei der Positionierung im Raum sollte aber darauf geachtet werden, dass der freie Blick vom Bett auf den Fernseher nicht verstellt wird. Denn durch eine schnurlose Tastatur lässt sich das Gerät auch als Internetzugang nutzen. Das mit Hilfe von drei Motoren verstellbare Bett soll sicherstellen, dass auch stundenlanges Surfen nicht zu körperlichen Qualen führt.
Die Übernachtung bei McDonald's ist nicht billig, das finden auch die Schweizer, dafür aber ist es günstiger als in den anderen Airport-Hotels oder in der Innenstadt von Zürich. Bei Direktbuchungen über das Internet zahlt man weniger. Der Normalpreis beträgt 189 Schweizer Franken. Für Business-Traveller gibt es einen noch kostenlosen Airport-Shuttle.
An den Wochenenden werden stark die Familien umworben. Wer sich für ein Family-Adventure-weekend entscheidet, zahlt 390 Franken für zwei Erwachsene und bis zu drei Kindern. Wer demnächst nach Zürich reist, kann bis Jahresende von einem Sonderpreis profitieren. Die Übernachtung kostet dann, egal ob Doppel- oder Einzelzimmer, 150 Franken.
Geschäftsreisende, die nicht zu den Burger-Liebhabern gehören, finden in den Golden-Arch-Hotels Alternativen. Zumindest zum Frühstück. Wer nicht auf Bagels oder McMuffins steht, kann den Tag auch an einem Büfett starten. Nur abends ist das Angebot mager. Aber Zürich mit seinen Spitzenrestaurants ist ja nicht weit.
(Quelle: Die Welt vom 9.1.2002; www.welt.de/daten/2001/12/09/1209un301206.htx)
So long, und guts Nächtle,
Calexa
Der goldene Buchstabe scheint vertraut, doch irgendetwas stimmt nicht. Statt des markanten "M" weist ein leuchtendes "H" dem Gast den Weg. H wie Hotel. In Rümlang, in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens Zürich, steht die weltweit erste von McDonald's betriebene Herberge.
High Tech in den Zimmern, aber auch der vertraute Big Mac erwartet die Gäste. Mit vier Sternen ist das Haus bewertet. Zielgruppe während der Woche sind in erster Linie betuchte Geschäftskunden, am Wochenende sollen sich Familien in einem der 211 Zimmer zu Hause fühlen.
Billig-Burger an der Ecke, Luxus-Hotel in Zürich, wie passt das zusammen? Urs Hammer, Chef der McDonald's Swiss Holding AG, sieht darin keinen Widerspruch: "Ein gutes Hotel lebt von den gleichen Elementen wie ein McDonald's-Restaurant: von Convenience, Reliability und Hospitality." Ganz konsequent hält Hammer dieses Konzept jedoch nicht durch. Anstelle der weltweit bekannten Marke mit dem goldenen M firmieren die Hotels unter dem Namen "Golden Arch". Dennoch will er das Engagement im Beherbergungsgewerbe als Ausweitung der Marke verstanden wissen. Wer in einem Restaurant der Kette in die Business-Center schaue, werde schnell feststellen, dass auch Geschäftsleute durchaus zum Kundenstamm zählen.
Wie entstand die Idee, den Einstieg ins Hotelgeschäft zu wagen? "Dies ist eng mit der Person unseres CEO, Herrn Hammer, verknüpft", sagt Sacha Wigdorovits, Sprecher der Golden-Arch-Hotels. Hammer ist Absolvent der Hotelfachschule in Lausanne, arbeitete vor seinem Einstieg bei McDonald's Schweiz zehn Jahre in unterschiedlichen Häusern.
Und er sah auf Grund des boomenden Touristikmarktes in der Alpenrepublik ein großes Potenzial. Wie konnte er die Führungsebene im fernen Chicago für sich gewinnen? Wigdorovits: "Bei McDonald's ist es Tradition, dass das Management Ideen von der Basis aufgreift." So sei es kein Problem gewesen, Jack Greenberg, McDonald's-Chef, von den Hotelplänen zu überzeugen.
Darüber hinaus sieht Hammer Erfolgschancen durch die Zusammenarbeit von Fast-Food- und Hotel-Kette: "Im Bereich Mitarbeiterentwicklung und Karriereplanung eröffnen sich durch die Hotels zusätzliche Berufschancen. Das erhöht unsere Attraktivität als Arbeitgeber." Hauptsynergien erwartet er jedoch bei den Kunden: "Wenn nur jeder 1000. Besucher eines McDonald's-Restaurants in eines unserer Hotels fährt, sind wir das ganze Jahr ausgebucht."
Neben dem Standort Zürich gibt es bislang ein zweites Haus im Schweizer Kanton Freiburg. Etwa 52 Millionen Schweizer Franken ließ sich McDonald's dieses Engagement kosten. Darin seien bereits Projektierungskosten und Vorleistungen für spätere Hotelbauten inbegriffen.
So war ursprünglich geplant, am Genfer Flughafen ein drittes Haus zu bauen. "Nach dem 11. September haben wir diese Pläne jedoch zunächst begraben", sagt Wigdorovits. Lag die durchschnittliche Auslastung vor den Anschlägen bei mehr als 80 Prozent, sei sie seitdem stark eingebrochen. Dies ändere aber nichts an den grundsätzlichen Plänen, langfristig das Golden-Arch-Konzept auf andere Länder zu übertragen. "Wir gehen das aber jetzt erst einmal langsam an und wollen in der Schweiz zunächst weitere Erfahrungen sammeln", sagt der Sprecher.
Warum wurde aber gerade die Schweiz als Pilot-Land für den Einstieg ins Hotelgewerbe gewählt? Wigdorovits hat dafür eine plausible Erklärung: "In der Schweiz gibt es auf Grund der vier Sprachen vier unterschiedliche Kulturen." So könnten in einem relativ kleinen Land realistische Erfahrungen gesammelt werden, die sich auf andere Märkte übertragen ließen.
McDonald's hat dieses bereits in der Vergangenheit mehrmals genutzt. So wurden McTrain und McPlane, der Burger-Verkauf in Zügen und Flugzeugen, erstmals in der Schweiz eingeführt. Auch andere Unternehmen nutzten die Schweiz als Testmarkt. Beispielsweise die norwegische Verlagsgruppe Schibsted. Die kostenlose Tageszeitung "20 Minuten" ist hier sehr erfolgreich. Daraufhin wurde eine Ausbreitung in Europa beschlossen. Mit mäßigem Erfolg, zumindest in Deutschland. Mitte dieses Jahres wurde der Vertrieb in Köln eingestellt. McDonald's, so Sprecher Wigdorovits, will sich davon aber nicht abschrecken lassen.
Schließlich soll das etwas andere Hotel-Ambiente die Kunden überzeugen. Funktionalität und High Tech haben sich die Manager dabei auf die Fahnen geschrieben. Und das beginnt bereits beim Check-in. Der eilige Business-Kunde erledigt das selbst, am Computer-Terminal. Eine Chipkarte dient als Zimmerschlüssel, wird aber auch zum Bezahlen in Coffee-Shop, Bar oder Burger-Restaurant benutzt.
Praktisch: Der Trolley, auf dem das Gepäck aus der Tiefgarage aufs Zimmer transportiert wird, dient gleichzeitig als Kleiderständer. Bei der Positionierung im Raum sollte aber darauf geachtet werden, dass der freie Blick vom Bett auf den Fernseher nicht verstellt wird. Denn durch eine schnurlose Tastatur lässt sich das Gerät auch als Internetzugang nutzen. Das mit Hilfe von drei Motoren verstellbare Bett soll sicherstellen, dass auch stundenlanges Surfen nicht zu körperlichen Qualen führt.
Die Übernachtung bei McDonald's ist nicht billig, das finden auch die Schweizer, dafür aber ist es günstiger als in den anderen Airport-Hotels oder in der Innenstadt von Zürich. Bei Direktbuchungen über das Internet zahlt man weniger. Der Normalpreis beträgt 189 Schweizer Franken. Für Business-Traveller gibt es einen noch kostenlosen Airport-Shuttle.
An den Wochenenden werden stark die Familien umworben. Wer sich für ein Family-Adventure-weekend entscheidet, zahlt 390 Franken für zwei Erwachsene und bis zu drei Kindern. Wer demnächst nach Zürich reist, kann bis Jahresende von einem Sonderpreis profitieren. Die Übernachtung kostet dann, egal ob Doppel- oder Einzelzimmer, 150 Franken.
Geschäftsreisende, die nicht zu den Burger-Liebhabern gehören, finden in den Golden-Arch-Hotels Alternativen. Zumindest zum Frühstück. Wer nicht auf Bagels oder McMuffins steht, kann den Tag auch an einem Büfett starten. Nur abends ist das Angebot mager. Aber Zürich mit seinen Spitzenrestaurants ist ja nicht weit.
(Quelle: Die Welt vom 9.1.2002; www.welt.de/daten/2001/12/09/1209un301206.htx)
So long, und guts Nächtle,
Calexa