Massage für Tote
Krankenkassen kritisieren Ärzte
Nach Schätzungen der Krankenkassen verursachen Abrechnungsbetrug und Mauscheleien im Gesundheitswesen jedes Jahr einen Schaden von mindestens einer Milliarde Euro. Bis zu jede fünfte Arztrechnung ist falsch. Diese Zahlen nannte der Leiter der Arbeitsgruppe Abrechnungsmanipulation der Kassen, Gernot Kiefer, in Berlin. Die Kassen fordern deshalb härtere Strafen. Betrügerische Ärzte sollen ihre Kassenzulassung dauerhaft oder auf Zeit verlieren. Auch Pharmafirmen, die schmieren, sollten nach Ansicht der Kassen für die betroffenen Medikamente die Zulassung oder den Patentschutz verlieren.
Diaphragma für eine tote Frau
Ärzte verordnen Toten Massagen, kassieren für Phantompatienten oder rechnen 27-Stunden-Arbeitstage ab. Die Kassen wollen zwar nicht gleich einen ganzen Berufszweig "zu Verbrechern" stempeln. Dennoch gehe es nicht nur um "einige wenige schwarze Schafe", sagt Gernot Kiefer. Die Dunkelziffer ist hoch, oft fliegen nur dreiste Fälle auf. Wie etwa ein Neurologe, der für eine Patientin nicht nur eine Reihe von Untersuchungen abrechnete, sondern auch ein Diaphragma. Pech nur, dass die 83- jährige schon tot war. Nicht minder kreativ zeigte sich eine Berliner Ärztin, die über Schulhöfe tingelte, um die Chipkarten von Schülern einzulesen und 350.000 Euro für angebliche Behandlungen abzurechnen. Die bekannt gewordenen Betrugsfälle im Gesundheitswesen sind nur die Spitze des Eisbergs, sagte Kiefer. Das Bundeskriminalamt geht von einem großen Dunkelfeld aus. Kiefer warnte zwar davor, einen ganzen Berufszweig zu kriminalisieren. Die meisten Ärzte und Heilberufler rechnen korrekt ab.
Mehr Transparenz gewünscht
Fast 140 Milliarden Euro flossen allein 2001 über die gesetzlichen Kassen in den Gesundheitsmarkt. Doch es mangelt an Kontrolle. Krankenkassen-Vertreter warfen der Politik indirekt vor, nicht energisch genug gegen diese Missstände vorzugehen. Sie legten einen Maßnahmenkatalog vor, um Mauscheleien und Manipulationen wirksamer zu unterbinden. Notwendig ist vor allem mehr Transparenz bei den Abrechnungen. "Obwohl die Kassen als Sachwalter der Versicherten die Leistungen zu bezahlen haben, bleiben sie nach Ansicht der Krankenkassen als zahlende Zaungäste außen vor. Wir haben einen völlig unzureichenden Einblick in die Abrechnungsvorgänge", beklagte Kiefer.
Kassen wollen Ärzte kontrollieren
Kiefer forderte, dass die Kassen die notwendigen Daten bekommen, um einzelne Ärzte kontrollieren zu können. Auch muss es künftig leichter sein, Ärzten die Zulassung zu entziehen, wenn diese ihre Pflichten gröblich verletzen. Derzeit ist der Zulassungsentzug ein stumpfes Schwert, weil jedes Rechtsmittel aufschiebende Wirkung hat. "Das heißt, dem Arzt passiert einfach nichts." Die Kassen forderten den Gesetzgeber auf, ihnen den Zulassungsentzug auf Zeit zu ermöglichen.
Sanktionen gegen Pharmaindustrie gefordert
Massive Sanktionen forderte Kiefer auch für die Pharmafirmen, die bisher meist mit einer kleinen Geldstrafe davonkommen. So soll das betroffene Arzneimittel bei Betrug oder Bestechung die Zulassung verlieren. Bei patentgeschützten Mitteln muss aber sichergestellt werden, dass die Patienten weiterhin versorgt werden könnten. Daher soll bei solchen Medikamenten der Patentschutz erlöschen, forderte Kiefer. Jedes andere Unternehmen kann dann ein Nachahmerpräparat auf den Markt bringen. Kiefer forderte weiter eine Klausel im ärztlichen Berufsrecht. Diese soll jede Verbindung verbieten, "die den Arzt in seiner freien ärztlichen Entscheidung beeinträchtigen könnte".
Ärzte wehren sich gegen Vorwürfe
Deutschlands Ärzte reagierten überrascht auf die Vorwürfe. Der Hartmannbund konnte auf die Anfrage von T-Online noch keine offizielle Stellungnahme formulieren. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) weist die Vorwürfe der Kassen in einer ersten Reaktion zurück und beruft sich auf die eigenen Kontrollen. Diese zeigen nach Ansicht des Verbandes Wirkung. So sei die Zahl der Verdachtsfälle auf Abrechnungsbetrug im Jahr 2001 auf 4.695 gesunken. Ein Jahr zuvor habe die Polizei noch 17.368 Fälle registriert. Nur ein kleiner Anteil dieser Verdachtsfälle münde in ein Gerichtsverfahren.
Krankenkassen kritisieren Ärzte
Nach Schätzungen der Krankenkassen verursachen Abrechnungsbetrug und Mauscheleien im Gesundheitswesen jedes Jahr einen Schaden von mindestens einer Milliarde Euro. Bis zu jede fünfte Arztrechnung ist falsch. Diese Zahlen nannte der Leiter der Arbeitsgruppe Abrechnungsmanipulation der Kassen, Gernot Kiefer, in Berlin. Die Kassen fordern deshalb härtere Strafen. Betrügerische Ärzte sollen ihre Kassenzulassung dauerhaft oder auf Zeit verlieren. Auch Pharmafirmen, die schmieren, sollten nach Ansicht der Kassen für die betroffenen Medikamente die Zulassung oder den Patentschutz verlieren.
Diaphragma für eine tote Frau
Ärzte verordnen Toten Massagen, kassieren für Phantompatienten oder rechnen 27-Stunden-Arbeitstage ab. Die Kassen wollen zwar nicht gleich einen ganzen Berufszweig "zu Verbrechern" stempeln. Dennoch gehe es nicht nur um "einige wenige schwarze Schafe", sagt Gernot Kiefer. Die Dunkelziffer ist hoch, oft fliegen nur dreiste Fälle auf. Wie etwa ein Neurologe, der für eine Patientin nicht nur eine Reihe von Untersuchungen abrechnete, sondern auch ein Diaphragma. Pech nur, dass die 83- jährige schon tot war. Nicht minder kreativ zeigte sich eine Berliner Ärztin, die über Schulhöfe tingelte, um die Chipkarten von Schülern einzulesen und 350.000 Euro für angebliche Behandlungen abzurechnen. Die bekannt gewordenen Betrugsfälle im Gesundheitswesen sind nur die Spitze des Eisbergs, sagte Kiefer. Das Bundeskriminalamt geht von einem großen Dunkelfeld aus. Kiefer warnte zwar davor, einen ganzen Berufszweig zu kriminalisieren. Die meisten Ärzte und Heilberufler rechnen korrekt ab.
Mehr Transparenz gewünscht
Fast 140 Milliarden Euro flossen allein 2001 über die gesetzlichen Kassen in den Gesundheitsmarkt. Doch es mangelt an Kontrolle. Krankenkassen-Vertreter warfen der Politik indirekt vor, nicht energisch genug gegen diese Missstände vorzugehen. Sie legten einen Maßnahmenkatalog vor, um Mauscheleien und Manipulationen wirksamer zu unterbinden. Notwendig ist vor allem mehr Transparenz bei den Abrechnungen. "Obwohl die Kassen als Sachwalter der Versicherten die Leistungen zu bezahlen haben, bleiben sie nach Ansicht der Krankenkassen als zahlende Zaungäste außen vor. Wir haben einen völlig unzureichenden Einblick in die Abrechnungsvorgänge", beklagte Kiefer.
Kassen wollen Ärzte kontrollieren
Kiefer forderte, dass die Kassen die notwendigen Daten bekommen, um einzelne Ärzte kontrollieren zu können. Auch muss es künftig leichter sein, Ärzten die Zulassung zu entziehen, wenn diese ihre Pflichten gröblich verletzen. Derzeit ist der Zulassungsentzug ein stumpfes Schwert, weil jedes Rechtsmittel aufschiebende Wirkung hat. "Das heißt, dem Arzt passiert einfach nichts." Die Kassen forderten den Gesetzgeber auf, ihnen den Zulassungsentzug auf Zeit zu ermöglichen.
Sanktionen gegen Pharmaindustrie gefordert
Massive Sanktionen forderte Kiefer auch für die Pharmafirmen, die bisher meist mit einer kleinen Geldstrafe davonkommen. So soll das betroffene Arzneimittel bei Betrug oder Bestechung die Zulassung verlieren. Bei patentgeschützten Mitteln muss aber sichergestellt werden, dass die Patienten weiterhin versorgt werden könnten. Daher soll bei solchen Medikamenten der Patentschutz erlöschen, forderte Kiefer. Jedes andere Unternehmen kann dann ein Nachahmerpräparat auf den Markt bringen. Kiefer forderte weiter eine Klausel im ärztlichen Berufsrecht. Diese soll jede Verbindung verbieten, "die den Arzt in seiner freien ärztlichen Entscheidung beeinträchtigen könnte".
Ärzte wehren sich gegen Vorwürfe
Deutschlands Ärzte reagierten überrascht auf die Vorwürfe. Der Hartmannbund konnte auf die Anfrage von T-Online noch keine offizielle Stellungnahme formulieren. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) weist die Vorwürfe der Kassen in einer ersten Reaktion zurück und beruft sich auf die eigenen Kontrollen. Diese zeigen nach Ansicht des Verbandes Wirkung. So sei die Zahl der Verdachtsfälle auf Abrechnungsbetrug im Jahr 2001 auf 4.695 gesunken. Ein Jahr zuvor habe die Polizei noch 17.368 Fälle registriert. Nur ein kleiner Anteil dieser Verdachtsfälle münde in ein Gerichtsverfahren.