Positives Denken erleichtert das Leben und manchmal auch das Portemonnaie. Die meisten Aktienstrategen lagen im abgelaufenen Börsenjahr mit ihren rosigen Prognosen für die Wall Street daneben. Statt der in Aussicht gestellten Gewinne büßte der Dow-Jones-Index 0,6 Prozent ein.
Natürlich sind wir im Nachhinein schlauer. Weder die Hurrikans noch der schleichende Kollaps von General Motors oder der robuste Dollar waren absehbar. Oft kommt es anders als man denkt. Was zwangsläufig die Frage aufwirft, ob die Zukunft überhaupt vorhersagbar ist? Nur gut, dass wir Menschen von Natur aus nach vorne blicken und bereitwillig die Fehltritte ignorieren. Vergangenes gerät in Vergessenheit und die Hoffnung auf den baldigen Glückstreffer hält uns am Ball. Auf Gier ist stets Verlass, daran wird sich auch 2006 nichts ändern.
Das Schicksal des neuen Jahres liegt großenteils in den Händen von Greenspan-Nachfolger Ben Bernanke. Wie die inverse Zinskurve signalisiert nimmt die Gefahr einer Konjunkturabkühlung zu. Die Notenbank muss ihr Gesicht als Inflationsbekämpfer wahren, darf dabei aber keine Rezession riskieren. Ein schwieriger Spagat, der in Anbetracht der stabilen Weltwirtschaft hinzukriegen sein dürfte. Außerdem dürften sich die Inflationsängste als übertrieben erweisen.
Bleibt zu hoffen, dass der Kongress die in 2003 gesenkte Kapitalertrags- und Dividendenbesteuerung verlängert. Der Schritt führte im Fiskaljahr 2005 zu einem Rekordanstieg der Steuereinnahmen und schmälerte das Haushaltsdefizit um 100 Milliarden Dollar. Zeigen die Republikaner zudem mehr Eigenverantwortung und verordnen dem Haushaltsplan eine Diät, dürfte auch die Verschuldung kräftig sinken.
Sorgen über den möglichen Kollaps der Immobilienpreise oder dem eventuell abflauenden Konsum mögen angebracht sein. Offen bleibt nur, ob und wann es dazu kommt und was wir in der Zwischenzeit mit all unserem Geld machen? Angst verleitet zum Nichtstun und macht alles andere als reich. Setzen wir doch lieber vertrauensvoll auf eine erfreuliche Zukunft, schließlich ist das ganze Leben ein Risiko. Alles andere wäre langweilig. Schließlich ist das einzig Konstante die Veränderung.