Lehren aus Pferderennen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Heute habe ich mich an Pferderennen erinnert. So viel Investment-Weisheit, die man dort lernen kann!
"Du wettest nicht auf das Pferd, von dem Du denkst, dass es gewinnt", erklaerte mir einmal ein alter Spieler. "Sondern Du setzt auf das Pferd, das die besten Chancen hat ..."
Solvente Trader verstehen dieses Prinzip, aber wenige Investoren. Da man nicht wissen kann, welches Pferd gewinnen wird, setzt man entsprechend den Wahrscheinlichkeiten ... und die bevorzugen das Pferd, das das beste Chance/Risiko-Profil hat.
Das ist der Grund, warum man denkt, dass die Aktien steigen werden ...
und trotzdem Put-Optionsscheine kauft. Denn die Eintrittswahrscheinlichkeit muss mit dem zu erwartenden Ergebnis multipliziert werden. Wenn die Aktien zu 60 % weiter steigen, und das dann einen Gewinn von 10 % bringen wuerde, dann sollte man trotzdem besser einen Put-Optionsschein kaufen, wenn die Aktien zwar nur mit 40 %iger Wahrscheinlichkeit fallen werden, dann aber 50 % Gewinn mit diesem Schein drin waeren.
Wie ich darauf komme? Nun, ein Plakat in der Pariser Rue Sebastopol erinnerte mich an meinen alten Pferderennbahn-Freund. Dieses Plakat bewarb eine schwarze Gospelgruppe, die "Blind Boys of Alabama". Einer von den Saengern sah so aus wie er.
Vielleicht sollte ich dieser Gruppe beitreten. Meine Hautfarbe ist zwar nicht schwarz und ich kann auch nicht singen, aber in gewisser Hinsicht bin auch ich blind: Fast jeder Investor und Analyst in den USA denkt, dass er die Pferde schon die Ziellinie ueberschreiten sieht, bevor sie ueberhaupt gestartet sind. Ich hingegen kann nichts sehen.
Und was tut man, wenn man die Zukunft nicht sehen kann? Man dreht sich um und wendet sich der Vergangenheit zu ... und man schaut sich die Wahrscheinlichkeiten an.
Investoren, die am Ende des Zweiten Weltkriegs keine amerikanischen Aktien gekauft haben, muessen sich selbst in den folgenden 20 Jahren in den Hintern getreten haben ... denn der Dow Jones stand damals bei 200 Punkten. Die Aktien stiegen bis zum Ende der spaeten 1960ern. Dann fielen sie ... und dann stiegen sie wieder. Bis zum Ende des Jahrtausends stand der Dow Jones ueber 11.000 Punkten. Was fuer ein langer und fabelhafter Anstieg!
Nun, vielleicht hat ein Investor, der nach dem Zweiten Weltkrieg keine US-Aktien kaufte, nur deshalb nicht gekauft, weil die Kurse von den spaeten 1920ern bis zu den 1940ern nur gefallen waren. "Warum soll ich Aktien kaufen, die fallen doch eh nur", koennte er sich gedacht haben.
Real gesehen fallen Aktien nicht immer. Sie steigen ... und dann fallen sie wieder. Real gesehen sind sie im 20. Jahrhunderts fuer Perioden von 17 bis 20 Jahren gestiegen ... und dann sind sie vergleichbar lange gefallen.
Ich weiss nicht, was mit den Kursen im naechsten Jahr passieren wird, aber ich weiss, dass der Dow Jones von 1982 bis 2000 von unter 1.000 Punkten auf ueber 11.000 Punkte gestiegen ist. Dann ist er ab Maerz 2000 rund 20 % gefallen ... und hat die Haelfte dieser Verluste wieder reingeholt.
Der Goldpreis hat hingegen das Gegenteil getan. Er erreichte 1980 sein Topp ... und dann began ein 18 Jahre dauernder Baerenmarkt, in dem der Goldpreis real gesehen 90 % an Wert verlor. Seitdem hat er ungefaehr 10 % seiner Verluste wieder aufgeholt und steht jetzt bei knapp 400 Dollar pro Feinunze. Aber um sich - inflationsbereinigt - voll zu erholen, muesste er auf ueber 2.000 Dollar pro Unze klettern.
Also: Der Goldpreis kann 500 % steigen, und selbst dann haette er real gesehen noch nicht den Preis, den er vor 23 Jahren hatte. Die Aktienkurse hingegen koennten um 75 % fallen, und waeren dann immer noch nicht so billig wie zu Beginn der Amtszeit von Ronald Reagan.
Womit wird man wahrscheinlich mehr Geld verdienen koennen? Indem man darauf setzt, dass die Kurse von ihren heutigen Fast-Hoechststaenden weiter steigen ... oder indem man darauf setzt, dass sich der Goldpreis von seinem Fast-Tiefsstand erholen wird? Oder indem man daran setzt, dass sich die Muster der letzten 100 Jahre wiederholen werden?
Natuerlich ist innerhalb der letzten 2 Dekaden viel passiert. Aber nichts, das ein KGV von 30 rechtfertigen koennte. Oder das rechtfertigen koennte, das Gold unter 400 Dollar pro Unze steht.
Wir werden sehen ...
----------------------
Grüße
NL
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Heute habe ich mich an Pferderennen erinnert. So viel Investment-Weisheit, die man dort lernen kann!
"Du wettest nicht auf das Pferd, von dem Du denkst, dass es gewinnt", erklaerte mir einmal ein alter Spieler. "Sondern Du setzt auf das Pferd, das die besten Chancen hat ..."
Solvente Trader verstehen dieses Prinzip, aber wenige Investoren. Da man nicht wissen kann, welches Pferd gewinnen wird, setzt man entsprechend den Wahrscheinlichkeiten ... und die bevorzugen das Pferd, das das beste Chance/Risiko-Profil hat.
Das ist der Grund, warum man denkt, dass die Aktien steigen werden ...
und trotzdem Put-Optionsscheine kauft. Denn die Eintrittswahrscheinlichkeit muss mit dem zu erwartenden Ergebnis multipliziert werden. Wenn die Aktien zu 60 % weiter steigen, und das dann einen Gewinn von 10 % bringen wuerde, dann sollte man trotzdem besser einen Put-Optionsschein kaufen, wenn die Aktien zwar nur mit 40 %iger Wahrscheinlichkeit fallen werden, dann aber 50 % Gewinn mit diesem Schein drin waeren.
Wie ich darauf komme? Nun, ein Plakat in der Pariser Rue Sebastopol erinnerte mich an meinen alten Pferderennbahn-Freund. Dieses Plakat bewarb eine schwarze Gospelgruppe, die "Blind Boys of Alabama". Einer von den Saengern sah so aus wie er.
Vielleicht sollte ich dieser Gruppe beitreten. Meine Hautfarbe ist zwar nicht schwarz und ich kann auch nicht singen, aber in gewisser Hinsicht bin auch ich blind: Fast jeder Investor und Analyst in den USA denkt, dass er die Pferde schon die Ziellinie ueberschreiten sieht, bevor sie ueberhaupt gestartet sind. Ich hingegen kann nichts sehen.
Und was tut man, wenn man die Zukunft nicht sehen kann? Man dreht sich um und wendet sich der Vergangenheit zu ... und man schaut sich die Wahrscheinlichkeiten an.
Investoren, die am Ende des Zweiten Weltkriegs keine amerikanischen Aktien gekauft haben, muessen sich selbst in den folgenden 20 Jahren in den Hintern getreten haben ... denn der Dow Jones stand damals bei 200 Punkten. Die Aktien stiegen bis zum Ende der spaeten 1960ern. Dann fielen sie ... und dann stiegen sie wieder. Bis zum Ende des Jahrtausends stand der Dow Jones ueber 11.000 Punkten. Was fuer ein langer und fabelhafter Anstieg!
Nun, vielleicht hat ein Investor, der nach dem Zweiten Weltkrieg keine US-Aktien kaufte, nur deshalb nicht gekauft, weil die Kurse von den spaeten 1920ern bis zu den 1940ern nur gefallen waren. "Warum soll ich Aktien kaufen, die fallen doch eh nur", koennte er sich gedacht haben.
Real gesehen fallen Aktien nicht immer. Sie steigen ... und dann fallen sie wieder. Real gesehen sind sie im 20. Jahrhunderts fuer Perioden von 17 bis 20 Jahren gestiegen ... und dann sind sie vergleichbar lange gefallen.
Ich weiss nicht, was mit den Kursen im naechsten Jahr passieren wird, aber ich weiss, dass der Dow Jones von 1982 bis 2000 von unter 1.000 Punkten auf ueber 11.000 Punkte gestiegen ist. Dann ist er ab Maerz 2000 rund 20 % gefallen ... und hat die Haelfte dieser Verluste wieder reingeholt.
Der Goldpreis hat hingegen das Gegenteil getan. Er erreichte 1980 sein Topp ... und dann began ein 18 Jahre dauernder Baerenmarkt, in dem der Goldpreis real gesehen 90 % an Wert verlor. Seitdem hat er ungefaehr 10 % seiner Verluste wieder aufgeholt und steht jetzt bei knapp 400 Dollar pro Feinunze. Aber um sich - inflationsbereinigt - voll zu erholen, muesste er auf ueber 2.000 Dollar pro Unze klettern.
Also: Der Goldpreis kann 500 % steigen, und selbst dann haette er real gesehen noch nicht den Preis, den er vor 23 Jahren hatte. Die Aktienkurse hingegen koennten um 75 % fallen, und waeren dann immer noch nicht so billig wie zu Beginn der Amtszeit von Ronald Reagan.
Womit wird man wahrscheinlich mehr Geld verdienen koennen? Indem man darauf setzt, dass die Kurse von ihren heutigen Fast-Hoechststaenden weiter steigen ... oder indem man darauf setzt, dass sich der Goldpreis von seinem Fast-Tiefsstand erholen wird? Oder indem man daran setzt, dass sich die Muster der letzten 100 Jahre wiederholen werden?
Natuerlich ist innerhalb der letzten 2 Dekaden viel passiert. Aber nichts, das ein KGV von 30 rechtfertigen koennte. Oder das rechtfertigen koennte, das Gold unter 400 Dollar pro Unze steht.
Wir werden sehen ...
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Grüße
NL
