Krise der US-Telekoms erreicht neue Tiefen
Die WorldCom-Aktien fallen und fallen, Williams Communications erklärte vor kurzem den Bankrott, und Lucent streicht weitere 5000 Stellen.
NEW YORK. Die Entwicklung der US-Telekombranche in den vergangenen zwei Jahren gleicht einem Ski-Abfahrtsrennen: Jedem Sprung folgt eine neue Delle, und jedesmal, wenn der Fahrer abhebt, zittert man darum, wie tief er landen wird. Derzeit ist die Branche einmal mehr in einem haarsträubenden Sturzflug begriffen, die Landung ist ungewiß.
Ausgehend von den Hiobsbotschaften des Ericsson-Konzerns geriet die Nasdaq am Montag massiv unter Druck. Die Probleme der Handy-Branche beginnen auf den US-Telekomsektor abzufärben, aber auch die hausgemachten Probleme der US-Telekom-Industrie haben sich verschärft. Ericsson, die auch an der Nasdaq gehandelt werden, verloren am Montag 23 Prozent. Auch im weiteren Wochenverlauf schmolz der Kurs weiter.
Aber noch viel massiver kam der US-Konzern WorldCom unter die Räder: Der zweitgrößte Telephonkonzern der USA verlor mehr als 33 Prozent. Dies, nachdem er bereits in den letzten zwei Jahren neunzig Prozent seines Werts verloren hatte. Die Aktie ist jetzt noch etwas mehr als drei Dollar wert. Und zwei Brokerhäuser - Merrill Lynch und Credit Suisse First Boston - empfehlen die WorldCom-Aktien jetzt zum Verkauf - etwas, was die Wallstreet-Banken bekanntlich meist erst dann tun, wenn der Patient praktisch tot ist. Die Anleihenrendite von WorldCom entspricht bereits jener von Junkbonds.
Williams Communications, einst ein strahlender "Highflyer", erklärte diese Woche seinen Bankrott. Dies hatte der Markt bereits erwartet. Schlimmer war, daß Lucent einen Verlust von 495 Mill. Dollar melden mußte und seine Zukunftsprognosen empfindlich nach unten korrigierte. Der größte Telekom-Ausrüster der USA hatte bis vor kurzem noch prognostiziert, das Geschäft werde sich in diesem Herbst erholen. Jetzt heißt es bei Lucent, der Aufschwung werde sich wahrscheinlich bis mindestens nächstes Jahr verzögern. Umsatz- und Ertragsprognosen gibt Lucent überhaupt nicht mehr heraus. Und in den nächsten Monaten sollen weitere 5000 Stellen gestrichen werden. Mit knapp 50.000 Personen ist die Belegschaft des einst weltgrößten Telekom-Ausrüsters heute weniger als halb so groß wie vor zwei Jahren.
Schlechte Nachrichten gab es auch vom US-Telekomkonzern AT&T. Das fünfte Quartal in Folge gingen die Umsätze zurück, der Verlust erhöhte sich auf 975 Mill. Dollar.
Experten der kanadischen Großbank CIBC schätzen, daß der nordamerikanische Absatz von Telekom-Ausrüstungen dieses Jahr um weitere 40 Prozent fallen dürfte. Mit etwa 45 Mrd. Dollar wäre er damit weniger als halb so groß als im Jahr 2000. Und die Erholung der ganzen US-Telekombranche - ein Wirtschaftsfaktor mit einem Gewicht von 300 Mrd. Dollar - dürfte sich bis zum nächsten Jahr oder gar bis 2004 verzögern, befürchtet man jetzt in der Branche. Die unabhängigen Telephon- und Mobilfunkgesellschaften sterben wie die Fliegen. Ein Brachenverband in Washington, der auf seinem Höhepunkt Hunderte von Mitgliedern hatte, hat jetzt noch ein paar Dutzend. Jeden Monat gehen viele "Startups" ein.
Lucent hat deshalb seine Verkaufsanstrengungen auf die "Baby Bells" verschoben, die als Telekombetreiber dank ihrem regionalen Monopol robuster sind. Aber jetzt haben auch die Baby Bells begonnen, ihre Investitionen zu drosseln. Nachdem sie ihre Investitionen bereits letztes Jahr um neun Prozent vermindert hatten, wollen sie sie dieses Jahr um weitere 20 Prozent senken. Sogar Verizon, der Telephongigant an der Ostküste, liegt jetzt auf einem Dreijahrestief.
Die WorldCom-Aktien fallen und fallen, Williams Communications erklärte vor kurzem den Bankrott, und Lucent streicht weitere 5000 Stellen.
NEW YORK. Die Entwicklung der US-Telekombranche in den vergangenen zwei Jahren gleicht einem Ski-Abfahrtsrennen: Jedem Sprung folgt eine neue Delle, und jedesmal, wenn der Fahrer abhebt, zittert man darum, wie tief er landen wird. Derzeit ist die Branche einmal mehr in einem haarsträubenden Sturzflug begriffen, die Landung ist ungewiß.
Ausgehend von den Hiobsbotschaften des Ericsson-Konzerns geriet die Nasdaq am Montag massiv unter Druck. Die Probleme der Handy-Branche beginnen auf den US-Telekomsektor abzufärben, aber auch die hausgemachten Probleme der US-Telekom-Industrie haben sich verschärft. Ericsson, die auch an der Nasdaq gehandelt werden, verloren am Montag 23 Prozent. Auch im weiteren Wochenverlauf schmolz der Kurs weiter.
Aber noch viel massiver kam der US-Konzern WorldCom unter die Räder: Der zweitgrößte Telephonkonzern der USA verlor mehr als 33 Prozent. Dies, nachdem er bereits in den letzten zwei Jahren neunzig Prozent seines Werts verloren hatte. Die Aktie ist jetzt noch etwas mehr als drei Dollar wert. Und zwei Brokerhäuser - Merrill Lynch und Credit Suisse First Boston - empfehlen die WorldCom-Aktien jetzt zum Verkauf - etwas, was die Wallstreet-Banken bekanntlich meist erst dann tun, wenn der Patient praktisch tot ist. Die Anleihenrendite von WorldCom entspricht bereits jener von Junkbonds.
Williams Communications, einst ein strahlender "Highflyer", erklärte diese Woche seinen Bankrott. Dies hatte der Markt bereits erwartet. Schlimmer war, daß Lucent einen Verlust von 495 Mill. Dollar melden mußte und seine Zukunftsprognosen empfindlich nach unten korrigierte. Der größte Telekom-Ausrüster der USA hatte bis vor kurzem noch prognostiziert, das Geschäft werde sich in diesem Herbst erholen. Jetzt heißt es bei Lucent, der Aufschwung werde sich wahrscheinlich bis mindestens nächstes Jahr verzögern. Umsatz- und Ertragsprognosen gibt Lucent überhaupt nicht mehr heraus. Und in den nächsten Monaten sollen weitere 5000 Stellen gestrichen werden. Mit knapp 50.000 Personen ist die Belegschaft des einst weltgrößten Telekom-Ausrüsters heute weniger als halb so groß wie vor zwei Jahren.
Schlechte Nachrichten gab es auch vom US-Telekomkonzern AT&T. Das fünfte Quartal in Folge gingen die Umsätze zurück, der Verlust erhöhte sich auf 975 Mill. Dollar.
Experten der kanadischen Großbank CIBC schätzen, daß der nordamerikanische Absatz von Telekom-Ausrüstungen dieses Jahr um weitere 40 Prozent fallen dürfte. Mit etwa 45 Mrd. Dollar wäre er damit weniger als halb so groß als im Jahr 2000. Und die Erholung der ganzen US-Telekombranche - ein Wirtschaftsfaktor mit einem Gewicht von 300 Mrd. Dollar - dürfte sich bis zum nächsten Jahr oder gar bis 2004 verzögern, befürchtet man jetzt in der Branche. Die unabhängigen Telephon- und Mobilfunkgesellschaften sterben wie die Fliegen. Ein Brachenverband in Washington, der auf seinem Höhepunkt Hunderte von Mitgliedern hatte, hat jetzt noch ein paar Dutzend. Jeden Monat gehen viele "Startups" ein.
Lucent hat deshalb seine Verkaufsanstrengungen auf die "Baby Bells" verschoben, die als Telekombetreiber dank ihrem regionalen Monopol robuster sind. Aber jetzt haben auch die Baby Bells begonnen, ihre Investitionen zu drosseln. Nachdem sie ihre Investitionen bereits letztes Jahr um neun Prozent vermindert hatten, wollen sie sie dieses Jahr um weitere 20 Prozent senken. Sogar Verizon, der Telephongigant an der Ostküste, liegt jetzt auf einem Dreijahrestief.