Konsum lähmt Konjunkturhoffnung

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Konsum lähmt Konjunkturhoffnung

 
18.04.03 12:27
Am schwachen Konsum scheitern viele Konjunkturhoffnungen

Frankfurt/Main (dpa) - Der private Konsum bleibt die Achillesferse für den allseits erhofften Konjunkturaufschwung in Deutschland. Während der Exportmotor trotz weltweiter Wirtschaftsflaute weiter auf höchsten Touren dreht und bei den Investitionen ein deutlicher Anstieg absehbar ist, bremst der schwache private Verbrauch das dringend benötigte Wachstum für mehr Beschäftigung.

Auch 2003 wird von der Kaufkraft der privaten Haushalte kein nennenswerter Impuls für die wirtschaftliche Belebung ausgehen. Steigende Arbeitslosigkeit, höhere Sozialabgaben und die zunehmende Sorge um einen sicheren Job lähmen die Konsumneigung. Auch die immensen Kursverluste an den Aktienmärkten dämpfen die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen. Die sechs führenden Forschungsinstitute prognostizieren in ihrem Frühjahrsgutachten für das laufende Jahr nur einen Anstieg der privaten Nachfrage von 0,6 Prozent.

Dabei ist dieser Posten mit rund 56 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entscheidend für die Entwicklung der Konjunktur. 2002 wirkte der private Konsum mit einem Rückgang von 0,6 Prozent als Bremse. Nach Berechnungen der Dresdner Bank drückte dies das BIP-Wachstum um 0,4 Punkte auf magere 0,2 Prozent. Entscheidende Ursache war - neben psychologischen Faktoren wie die Teuro-Debatte - der geringe Anstieg der verfügbaren Einkommen. Mit einem Plus von lediglich einem Prozent war dies der geringste Zuwachs seit mehr als 30 Jahren.

Auch nach dem Ende des Irak-Krieges wird die Unsicherheit über den weiteren Konjunkturverlauf kaum nachlassen. Für den kommenden Winter ist eine Rekordarbeitslosigkeit zu befürchten. Dies wird - wie schon 2002 - die Sparquote weiter erhöhen. Zusätzlich belasten hohe Öl- und Benzinpreise die privaten Budgets. In der Konsequenz wird die schleppende Verbrauchernachfrage erneut das deutsche Wachstum mit lediglich 0,5 Prozent deutlich unter den EU-Durchschnitt drücken.

Viele Branchen bekommen das eisige Konsumklima voll zu spüren. Die Reisebranche reagiert mit Sonderangeboten, der Handel mit Preiskrieg («Geiz ist geil») und die Autohersteller locken mit günstigen Finanzierungen. Der deutsche Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeuge und Tankstellen) musste bereits 2002 mit einem Minus von 1,8 Prozent den stärksten Umsatzrückgang seit 30 Jahren verbuchen. Auch im neuen Jahr ist keine Trendumkehr in Sicht. Vor allem der Facheinzelhandel mit Textilien, Bekleidung und Schuhen spürt die aufgeschobenen Kaufwünsche mit Einbußen von fünf Prozent. Die Gastronomie erlitt zum Jahresbeginn sogar Einbrüche von mehr als sieben Prozent.

Vor diesem Hintergrund kann die Automobilindustrie als wichtigster Industriezweig über ihr derzeitiges Inlandsgeschäft noch froh sein. Trotz Irak-Konflikt und der hitzigen Debatte über eine Anhebung der Dienstwagensteuer sind die Pkw-Zulassungen im 1. Quartal nur um 1,5 Prozent zurückgegangen. Dennoch bleibt auch den Autoherstellern sowie den anderen großen Exportbranchen nur die Hoffnung, über die Ausfuhren ein bescheidenes Wachstum erzielen zu können.

 
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