Kein Anlass zur Entwarnung

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Kein Anlass zur Entwarnung

 
01.11.01 20:39
Kein Anlass zur Entwarnung

von Anne Lacker  

Rational ist Börse nicht zu erklären. Das beweisen diese Tage wieder einmal. Da legte in der vergangenen Woche ein Unternehmen nach dem anderen schlechte Geschäftszahlen vor, die Aktienmärkte ignorierten dies und legten ordentlich zu. Dann auf einmal vergessen die Investoren alle ihre Hoffnungen, verweisen auf das stark zurückgegangene Konsumentenvertrauen der Amerikaner sowie auf eine mögliche Bankrotterklärung Argentiniens und ziehen sich aus ihren Aktienanlagen zurück. Und: So wie die Lage derzeit aussieht, wird die Schaukelbörse wohl noch eine Weile anhalten.

Dabei werden Unternehmensnachrichten an Wertigkeit abnehmen, denn die Berichtssaison für das dritte Quartal ist so gut wie vorüber. Nur noch wenige Zahlen werden mit Spannung erwartet. Dazu gehören auf jeden Fall die von Cisco am kommenden Montag. Analysten rechnen hier durchschnittlich mit einem Quartalsgewinn je Aktie von $ 0,02. Auch der Bericht von Qualcomm einen Tag später dürfte bei einigen Anlegern Interesse wecken. Hier prognostizieren die Strategen einen Gewinn je Anteilsschein von $ 0,25.


Film Noir bei Kodak


In den vergangenen Tagen bekleckerten sich die Unternehmen bei der Vorlage ihrer Quartalsberichte nicht gerade mit Ruhm. Der Dow-Jones-Titel Eastman Kodak etwa gab für die drei Monate bis Ende September einen Netto-Gewinneinbruch je Aktie um 77% auf $ 0,33 und einen Abbau von weiteren 4 000 Stellen bekannt.

Auch die Aussichten für das vierte Quartal seien eher freudlos, warnte der Film-und Kamerazubehörhersteller. Das Unternehmen rechnet mit einem Gewinn je Aktie von maximal $ 0,15. Analysten waren hier laut Thomson Financial/First Call bisher von $ 0,46 ausgegangen. Wenig überraschend also, dass der Aktienkurs nach dieser Nachricht erheblich an Terrain verlor. Zeitweise sank er sogar auf ein 15-Jahrestief.


DuPont bleibt ohne Prognose


Auch das Chemieunternehmen DuPont, ebenfalls Mitglied des Dow Jones, musste im dritten Quartal einen Gewinneinbruch je Aktie exklusive Sonderposten von gut 75% auf $ 0,12 hinnehmen. Dies lag im Rahmen der Erwartungen. Allerdings werde man diese im vierten Quartal wohl nicht mehr erfüllen können, so DuPont. Der Gewinn je Aktie werde ungefähr auf dem Niveau des dritten Quartals bleiben. Analysten hatten hier jedoch bisher mit $ 0,17 gerechnet. Und für das kommende Geschäftsjahr wollte DuPont noch gar keine Prognosen abgeben.


Von Gewinn keine Rede mehr


Der kanadische Hersteller von Fiber-Optik-Zubehör, JDS Uniphase, durfte das Wort Gewinn schon gar nicht mehr in den Mund nehmen. Das Unternehmen, das unter anderem Zulieferer für die ebenfalls stark unter Druck stehenden Firmen Cisco und Nortel Networks ist, gab einen Quartalsverlust je Aktie inklusive Sonderposten von $ 0,93 bekannt. Mit einer Belebung des Marktes rechnet JDS nicht mehr in diesem Jahr.

Mit hohen Verlusten kämpft AMR, zu der auch American Airlines gehört. Zwei Flugzeuge der Linie wurden im Zuge der Terror-Attacke am 11. September entführt. Doch schon vorher hatte die Gruppe auf Grund der wirtschaftlichen Flaute in den USA und der immer noch relativ hohen Ölpreise zu kämpfen. Nun gab AMR für das dritte Quartal einen Netto-Verlust je Aktie von $ 2,68 bekannt. Und Analysten befürchten, dass sich der Verlust im laufenden Quartal sogar noch ausweiten könnte.


Ford-Enkel soll aufräumen


Auf Grund schlechter Performance wurde am Dienstag Jacques Nasser aus seinem Amt als Chief Executive Officer von Ford Motor entlassen. Seinen Posten bei dem zweitgrößten Autohersteller der Welt wird Chairman William Clay Ford Jr., Grossenkel des Unternehmensgründers, übernehmen. Der 44-Jährige wird wohl alles daran setzen, dass die Verluste des zweiten und dritten Quartals bald wieder der Vergangenheit angehören. Zudem versprach er, dass auch der Shareholder Value wieder verbessert werden solle.

Dennoch, Analysten blieben zunächst einmal skeptisch. Sie forderten eine Strategie, wie Ford aus der Krise herauszukommen gedenkt. Es sei zu wenig, lediglich den Mann an der Spitze auszutauschen.


Online-Auktionär bleibt bei Vorhersagen


Bei all den trüben Nachrichten gibt es jedoch auch Unternehmen, die hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Die Online-Auktionsseite Ebay zum Beispiel versprüht noch Optimismus. Das im Silicon Valley angesiedelte Unternehmen bestätigte seine Geschäftsziele der kommenden vier Jahre. 2001 wolle man einen Gewinn je Aktie von maximal $ 0,47 erreichen. Dieser solle dann bis auf maximal $ 0,73 steigen.

Dennoch, die Aktie verlor am Tag dieser Aussage. Grund: Die Prognosen von Ebay lagen am unteren Ende der Analysten-Erwartungen. Und das wird auch in diesen Tagen, in denen man so häufig das Wort Verlust hört, von der Börse abgestraft. Zudem verweigerte Ebay, eine Prognose bis ins Jahr 2010 abzugeben. Es sei aber daran erinnert, dass manche Unternehmen dies noch nicht einmal für das kommende Quartal tun können!

Doch wie gesagt, die Börse ist rational nicht zu erklären. Andere Investoren würden sich freuen, wenn ihre Unternehmen wenigstens die Mindesterwartungen der Analysten erfüllen könnten. Sie würden dann sicher wieder zugreifen, egal ob die Aktie an der Börse als teuer gilt.

multexinvestor


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