Kaufen in der Baisse
Einstieg im Crash: Chance oder Gefahr?
Je tiefer die Kurse fallen, desto häufiger wird die Frage gestellt, wann der Aktienmarkt seinen Boden erreicht hat. Chefvolkswirt Norbert Walter sieht für strategisch denkende Anleger den Zeitpunkt für ein Börsen-Engagement gekommen.
Nach Ansicht des Ökonomen wird an der Börse derzeit ohne jegliches Augenmaß gehandelt, ähnlich wie zur Hausse vor dem Jahrtausendwechsel. Das Verhältnis von Chance zu Risiko spreche auf dem derzeitigen Niveau für einen Einstieg in den Kapitalmarkt. In eine ähnliche Kerbe schlägt das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Deren Präsident sieht die Gefahr, dass die einst übertrieben euphorische Stimmung an der Börse nun ins Gegenteil umschlägt.
Im Grundsatz mag die anti-zyklische Sichtweise des Chefvolkswirts richtig sein, zwei Dinge sollten aber zu denken geben: Im vergangenen Börsen-Jahr ist einiges an Porzellan zerschlagen worden, viele Anleger wenden der Börse den Rücken zu. Anlegern Mut zu machen ist eine Seite, andererseits haben viele Börsen-Sparer das Gefühl, am Aktienmarkt ein Spielball der Banken zu sein. Aktien-Fonds, die in engen Märkten die Kursrichtung fast nach belieben bestimmen können. Formuliert wird dieser Eindruck in zahlreichen Beiträgen der wallstreet:online-Community.
Der zweite Punkt betrifft die fundamentale Situation vieler deutschen Aktien. Unter den Dax-Titeln befinden sich Unternehmen, deren Geschäft auf noch recht optimistischen Gewinnschätzungen ruht. Der Banken-Sektor verbuchte im vergangenen Jahr Rekordgewinne, die u.a. aus den Gewinnen im Investmentbereich und aus Beteiligungsverkäufen resultieren. Das Geschäft wird jedoch zukünftig schlechter laufen. Schon will die US-Investmentbank Morgan Stanley bis zu 1.000 Händler entlassen, weiß das Wall Street Journal.
Siemens und die Deutsche Telekom haben durch die Börsengänge ihrer Töchter kräftig Geld in die Kasse gespült, zumal Infineon und T-Online zu besseren Börsenzeiten auch zu hohen Kursen das Börsenlicht erblickten. Das operative Geschäft bei der Telekom kocht bekanntlich auf kleiner Flamme. Die am Mittwoch aufkommenden Marktgerüchte, die von einem möglichen Scheitern der Voicestream-Übernahme wissen wollen, helfen der T-Aktie heute auf die Beine. Ein Scheitern des Deals wäre das beste, was dem Aktienkurs derzeit passieren könnte.
Auf lange Sicht ist die Devise von Norbert Walter mit Sicherheit nicht verkehrt. Natürlich ist jeder Crash ist als potenzielle Chance für Kursgewinne zu werten. Der übereilte Sprung in den Markt scheint jedoch unangebracht, zumal viele Anleger noch reichlich Verluste aus der Vergangenheit zu verdauen haben.
Autor: Klaus Scharfen, 11:50 05.04.01
Einstieg im Crash: Chance oder Gefahr?
Je tiefer die Kurse fallen, desto häufiger wird die Frage gestellt, wann der Aktienmarkt seinen Boden erreicht hat. Chefvolkswirt Norbert Walter sieht für strategisch denkende Anleger den Zeitpunkt für ein Börsen-Engagement gekommen.
Nach Ansicht des Ökonomen wird an der Börse derzeit ohne jegliches Augenmaß gehandelt, ähnlich wie zur Hausse vor dem Jahrtausendwechsel. Das Verhältnis von Chance zu Risiko spreche auf dem derzeitigen Niveau für einen Einstieg in den Kapitalmarkt. In eine ähnliche Kerbe schlägt das Deutsche Aktieninstitut (DAI). Deren Präsident sieht die Gefahr, dass die einst übertrieben euphorische Stimmung an der Börse nun ins Gegenteil umschlägt.
Im Grundsatz mag die anti-zyklische Sichtweise des Chefvolkswirts richtig sein, zwei Dinge sollten aber zu denken geben: Im vergangenen Börsen-Jahr ist einiges an Porzellan zerschlagen worden, viele Anleger wenden der Börse den Rücken zu. Anlegern Mut zu machen ist eine Seite, andererseits haben viele Börsen-Sparer das Gefühl, am Aktienmarkt ein Spielball der Banken zu sein. Aktien-Fonds, die in engen Märkten die Kursrichtung fast nach belieben bestimmen können. Formuliert wird dieser Eindruck in zahlreichen Beiträgen der wallstreet:online-Community.
Der zweite Punkt betrifft die fundamentale Situation vieler deutschen Aktien. Unter den Dax-Titeln befinden sich Unternehmen, deren Geschäft auf noch recht optimistischen Gewinnschätzungen ruht. Der Banken-Sektor verbuchte im vergangenen Jahr Rekordgewinne, die u.a. aus den Gewinnen im Investmentbereich und aus Beteiligungsverkäufen resultieren. Das Geschäft wird jedoch zukünftig schlechter laufen. Schon will die US-Investmentbank Morgan Stanley bis zu 1.000 Händler entlassen, weiß das Wall Street Journal.
Siemens und die Deutsche Telekom haben durch die Börsengänge ihrer Töchter kräftig Geld in die Kasse gespült, zumal Infineon und T-Online zu besseren Börsenzeiten auch zu hohen Kursen das Börsenlicht erblickten. Das operative Geschäft bei der Telekom kocht bekanntlich auf kleiner Flamme. Die am Mittwoch aufkommenden Marktgerüchte, die von einem möglichen Scheitern der Voicestream-Übernahme wissen wollen, helfen der T-Aktie heute auf die Beine. Ein Scheitern des Deals wäre das beste, was dem Aktienkurs derzeit passieren könnte.
Auf lange Sicht ist die Devise von Norbert Walter mit Sicherheit nicht verkehrt. Natürlich ist jeder Crash ist als potenzielle Chance für Kursgewinne zu werten. Der übereilte Sprung in den Markt scheint jedoch unangebracht, zumal viele Anleger noch reichlich Verluste aus der Vergangenheit zu verdauen haben.
Autor: Klaus Scharfen, 11:50 05.04.01