Die Bildergeschichte von "Max und Moritz" wird erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder im Original im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover gezeigt. Weil die Zeichnungen extrem lichtempfindlich sind, werden die sieben Streiche der weltbekannten Lausbuben in vierwöchigem Wechsel jeweils nacheinander ausgestellt, teilte das Museum mit.
"Ich schicke Ihnen nun hier die Geschichte von Max und Moritz, die ich zu Nutz und eigenem Plaisir auch gar schön in Farben gesetzt habe, mit der Bitte, das Ding recht freundlich in die Hand zu nehmen und hin und wieder ein wenig zu lächeln". Als Wilhelm Busch (1832-1908) mit diesen zaghaften Worten im Brief vom Februar 1865 den Münchner Verleger Kaspar Braun zur Veröffentlichung von "Max und Moritz" zu animieren versuchte, ahnte er noch nicht, dass seine Bildergeschichte über die beiden Lausbuben einmal die Welt erobern würde.
Bereits als Busch 1908 starb, war "Max und Moritz" knapp 500.000 Mal verkauft und in unzählige Sprachen übersetzt worden, darunter Japanisch, Chinesisch und Hebräisch. Kaum ein Kind, dass die Geschichten um Witwe Bolte, Schneider Böck und Lehrer Lämpel nicht kennt.
"Dabei ist Max und Moritz gar keine Kindergeschichte, sondern eine Gesellschaftssatire", sagte Hans-Joachim Neyer, Direktor des Museums in Hannover. "Aus konservatorischen Gründen dürfen wir die Blätter nur kurze Zeit dem Licht aussetzen", erläuterte Neyer. Daher werde alle vier Wochen nur jeweils ein Streich gezeigt. Den Anfang machen die Hühner der Witwe Bolte, die Max und Moritz erst umbringen und dann gebraten durch den Schornstein entwenden.
"Zuerst hat Busch kleine Zeichnungen angefertigt, sie mit Nummern versehen und auf ein Blatt Papier geklebt. Danach fügte er den Text hinzu", sagt Neyer. Diese Methode sei nötig gewesen, weil Busch die Zeichnungen für den Druck auf kleine Holzklötzchen übertragen musste.
Zahlreiche Exponate aus den Bereichen der Kunst und Alltagskultur dokumentieren daneben die Wirkungsgeschichte des berühmten Buches. "Vom Scheuerpulver bis zum Christbaumschmuck, es gibt kaum etwas, für das die beiden Lausbuben nicht herhalten mussten", sagt Neyer. Aus dem Jahre 1902 stammt ein Foto aus Togo, das einen Afrikaner mit seinen beiden Kindern zeigt: "Meine beiden Zwillinge habe ich Dir zu Ehren Max & Moritz getauft!" steht auf der Rückseite. Auch die FDP warb 1957 mit dem Slogan: "Ach, was muss man oft von bösen Buben hören oder lesen! Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe! Drum höret nicht auf diese zwei, wählt FDP, wählt Liste 3." Sein Heimatdorf Wiedensahl bei Hannover druckte 1922 ein Satz Notgeld mit den Konterfeis der beiden Buben.
Es gilt als sicher, dass der humorige Pessimist Busch in "Max und Moritz" eigene Kindheitserlebnisse "abgemalt und aufgeschrieben " hat. Er selbst dürfte Moritz sein. In frühen Karikaturen zeichnete sich Busch oft mit der für Moritz typischen Tolle. Hinter Max dürfte Buschs bester Freund Erich Bachmann stecken, der Sohn eines Müllers aus Ebergötzen, wo Busch einen Teil seiner Kindheit bei seinem Onkel verbrachte. Ein Steg und eine Mühle erinnern hier an den dritten und den letzten Streich.