Jahresendrallye kommt ?

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Jahresendrallye kommt ?

 
07.12.02 23:10
Börsenausblick: Die Jahresendrally kommt (noch) nicht
Von S. Sachs, Frankfurt, T. Kramer, Hamburg, C. Schwalb, New York

Anleger müssen sich im Hoffen auf eine Jahresendrally an den Aktienmärkten weiter in Geduld üben. Für diese Woche erwarten Strategen zunächst eine Fortsetzung der Konsolidierung an den Börsen.


 



Belastend wirke insbesondere die steigende Angst vor einem US-Angriff auf den Irak. Zudem drückten enttäuschende Geschäftsprognosen führender Hightech-Konzerne sowie wiederholt schwache US-Wirtschaftsdaten auf die Stimmung der Investoren.

Am Devisenmarkt werden die Akteure diskutieren, welche Auswirkungen der Rücktritt von US-Finanzminister Paul O'Neill auf den Wechselkurs des Dollar haben wird. In einer ersten Reaktion fielen die US-Devisen am Freitag gegen die wichtigsten Weltwährungen deutlich zurück.



Opec-Treffen am Donnerstag


Ein Highlight der Woche ist die außerordentliche Sitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), die am Donnerstag in Wien stattfindet. Vor dem Hintergrund der jüngst hohen täglichen Schwankungsbreite beim Ölpreis werden die Themen Irak-Konflikt und der Streik in Venezuela eine große Rolle spielen. Ob allerdings eine Änderung der Förderquoten beschlossen werden wird, ist unter den Experten noch strittig.


Am Freitag schlossen die großen Aktienindizes im Wochenvergleich fester. Der Deutsche Aktienindex Dax gewann 3,5 Prozent. An der Wall Street legte der Dow Jones Industrial 2,9 Prozent zu, der Nasdaq Composite lag 3,9 Prozent über seinem Vorwochenstand.


"Das Geschehen an den Aktienmärkten ist momentan von Gewinnmitnahmen geprägt, nachdem wir nicht zuletzt durch die Markttechnik eindeutige Verkaufssignale erhalten haben", sagte Aktienstratege Christian Stocker von der HypoVereinsbank. Der Dax hatte bei 3275 Punkten den kurzfristigen charttechnischen Aufwärtstrend nach unten durchbrochen. Die nächste massive Unterstützung sehen technische Analysten erst im Bereich von 3000 Zählern.


"Damit es wieder aufwärts gehen kann, brauchen wir neue Impulse. Die bekommen wir in dieser Woche voraussichtlich aber weder von den Unternehmen noch von der Konjunkturseite", sagte Stocker. Er erwartet den Dax zum Jahresende dennoch zwischen 3450 und 3500 Punkten.


Auch Alfred Goldman, Chief Market Strategist von A.G. Edwards & Sons, rechnet nach der ausgedehnten Rally mit weiteren Gewinnmitnahmen: "Die Korrektur an den US-Börsen könnte bis zu zehn Tagen anhalten."


Die kräftige Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank um 50 Basispunkte auf 2,75 Prozent vergangenen Donnerstag war von den meisten Marktteilnehmern in dieser Höhe erwartet worden. "Sie wird den Börsen daher keine dauerhaften Impulse geben", schrieben die Aktienanalysten der Commerzbank in ihrem wöchentlichen Marktkommentar. Immerhin, so analysierte die Bankgesellschaft Berlin, wurde durch den großen Zinsschritt das vorhandene Enttäuschungspotenzial aus dem Markt genommen. Der positive Grundton bleibe dem Markt deshalb erhalten, resümierten Börsianer.



Fed-Sitzung am Dienstag


Schlüsseltag der neuen Woche ist Dienstag, wenn sich der Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve zur letzten turnusmäßigen Sitzung des Jahres trifft. Ein Zinsschritt wird zwar nicht erwartet - aber die Kommentare von Fed-Chef Alan Greenspan zur Lage der US-Konjunktur könnten die Richtung der Finanzmärkte beeinflussen.


Vor dem Hintergrund der Fed-Sitzung dürften die übrigen Konjunkturveröffentlichungen der Woche nur wenig Beachtung finden. Kaum Bewegung erwarten Volkswirte am Freitag beim Konsumentenvertrauen für Dezember, das die Universität Michigan zuletzt mit 84,2 Punkten gemessen hatte. Nur wenig Verbesserung dürften auch die für Dienstag erwarteten Einzelhandelsumsätze ausweisen. Die Konsensschätzungen sehen einen Anstieg um 0,4 Prozent im November.


Hatten die Thanksgiving-Sales noch auf steigende Konsumlust der Amerikaner hingedeutet, tendierten die Novemberumsätze einiger Einzelhandelsketten in der vergangenen Woche in genau die andere Richtung. Daten von Kohl, Saks und May Department Stores enttäuschten und machten die Analysten hinsichtlich ihrer Prognosen nervös.


"Die Lage ist unübersichtlich und nicht einfach für das Weihnachtsgeschäft", fasste Michael Niemira den lahmen Handelsindex von Bank of Tokyo-Mitsubishi-UBS Warburg in der vergangenen Woche zusammen: "Nachrichten aus der US-Konjunktur, aber auch die Kriegsbefürchtungen erzeugen gegensätzliche Strömungen für die Verbraucher."


Von Unternehmensseite sind diese Woche kaum Impulse zu erwarten. Bei dem Softwarehersteller Adobe rechnet First Call für Donnerstag mit einem Quartalsgewinn von 23 Cent pro Aktie gegenüber 20 Cent im Vorjahr. Credit Suisse First Boston hob das Kursziel für Adobe an, weil die Broker mit der Verbesserung im Werbemarkt eine fundamentale Erholung in der ersten Hälfte 2003 nicht ausschließen.


Beim Netzausrüster Ciena erwartet der Markt am Donnerstag einen Quartalsverlust von 17 Cent nach fünf Cent im Vorjahr. Außerdem berichtet am Donnerstag der Lebensmittelkonzern H.J. Heinz.



Ende des festen Dollar?


Am Devisenmarkt stellt sich nach dem Rücktritt von US-Finanzminister Paul O'Neill die Frage, ob mit seinem Weggang auch die "Politik des starken Dollar" ein Ende findet. Diese Frage wird allerdings erst beantwortet werden können, wenn über einen Nachfolger entschieden wird. Da seitens des Weißen Hauses bekannt wurde, dass O'Neill zum Rücktritt gezwungen worden ist, liegt nahe, dass auch über die Nachfolgefrage bereits intensive Diskussionen stattgefunden haben.


Für den Bondmarkt erwarten die Strategen von JP Morgan eine Seitwärtsbewegung in engen Spannen - allerdings mit einem erhöhten Risiko, dass die Renditen nach oben ausbrechen. Tendenziell wird sich ihrer Einschätzung nach die Angleichung der Renditen in den USA und der Euro-Zone fortsetzen, insbesondere bei den längeren Laufzeiten.


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