Jahresendrally auf den Aktienmärkten: "Die letzten Pessimisten sind unter Druck"
Viele Analysten üben sich im Optimismus und sprechen von Jahresendrallys. Aus charttechnischer und aus statistischer Sicht ist allerdings der Aufschwung bald schon wieder zu Ende.
Die Jahresend-Rallys sollen nicht lange andauern. | (c) epa
WIEN / FRANKFURT. Vergangene Woche überraschten die Aktienmärkte mit deutlichen Kursanstiegen - und nicht wenige Analytiker nahmen das Wort "Jahresendrally" in den Mund, um diese Gewinne zu kommentieren. Doch gibt es eine solche Rally zum Jahresende wirklich? Soll man sein Geld nun lieber in Aktien als in Weihnachtsgeschenke investieren? Christoph Kraus, Vorstandsvorsitzender der Wiener Kathrein Bank, hat sich die vergangenen 100 Jahre des Dow Jones, die vergangenen 20 Jahre des deutschen Leitindex DAX und die vergangenen 18 Jahre des britischen Index FT-SE-100 angeschaut. "Es war interessant festzustellen, daß es bei allen großen Börsen der Welt im Dezember Rallys gibt", so Kraus im Gespräch mit der "Presse".
Der DAX sei in diesem Zeitraum in 75 Prozent der Fälle gestiegen und zwar im Schnitt um 3,4 Prozent. Zum Vergleich: Der zweitstärkste Monat war in dieser Analyse der Februar mit 2,37 Prozent. Auch der Dow Jones ist in den vergangenen hundert Jahre in 73 Mal im Dezember gestiegen - und zwar im Schnitt um 1,1 Prozent. Hier ist der zweitbeste Monat der Jänner, mit einem Durchschnittsplus von 1,1 Prozent. Auch in London gebe es keinen Monat, in dem im Durchschnitt öfter und höhere Gewinne erzielt werden als im Dezember.
"Aber wenn wir uns die Daten anschauen und sie mit den bisherigen Monatsgewinnen vergleicht, haben wir die Rally vermutlich schon hinter uns", meint Kraus. Seiner Ansicht nach ist die Börse derzeit - gemessen an den zukünftigen Gewinnchancen - leicht überbewertet. Daher sieht er im Moment keinen Anlaß einzusteigen, dies gelte für alle Branchen.
Andere Investmentbanker sind optimistischer, daß die Jahresendrally nicht an Schwung verliert. Klaus Metzke, Leiter der Berliner Niederlassung von HSBC Trinkaus & Burkhardt, rät Anlegern, "weiter investiert zu bleiben". Das Rückschlagspotenzial sei nämlich deutlich begrenzt. Für Metzke ist ein Anstieg des DAX auf 5500 Punkte bis zum Jahresende durchaus vorstellbar. Beat Wittmann, Stratege der Schweizer Clariden Bank glaubt: "Beim DAX sind bis zum Jahresende noch locker zehn bis 15 Prozent drin. Luft ist sogar bis 6000 Punkte."
Positiv eingestellt ist auch Peter Dombeck, Stratege bei der Hamburger Berenberg Bank. Er sagt in der deutschen Tageszeitung "Die Welt", die momentane Situation führe zu einer regelrechten Kettenreaktion: Immer mehr frisches Kapital fließe in die Märkte, dies beschleunige den Aufschwung und setze damit die letzten Pessimisten unter Druck.
Korrektur wäre logisch
Aus Sicht der Charttechnik kommt der Optimismus zu früh: Mit dem Jahrestief am 21. September mit einem Schlußkurs von 3787 Punkten war der Dax extrem überverkauft. Deshalb folgte eine scharfe Kursreaktion nach oben in Form einer V-Erholung ähnlich wie es auf dem Chart im Jahre 1998 zu erkennen ist. Inzwischen hat der Dax wieder ein Hoch von 5271 Punkten erreicht. Eine Korrektur wäre daher nicht ungewöhnliches. Da sich die Gewinne der Dax-Unternehmen im Jahre 2001 um rund 50 Prozent reduzieren werden und immer wieder Gewinnwarnungen auf den Markt kommen, ist das gegenwärtige Kursniveau des Dax nur gerechtfertigt, wenn die optimistischen Schätzungen der Gewinnsteigerungen für die Jahre 2002 von 35 Prozent und 2003 von 25 Prozent Wirklichkeit werden. Dann könnte der Dax im nächsten Jahr auch die 6000 Punkte-Grenze übersteigen.
Viele Analysten üben sich im Optimismus und sprechen von Jahresendrallys. Aus charttechnischer und aus statistischer Sicht ist allerdings der Aufschwung bald schon wieder zu Ende.
Die Jahresend-Rallys sollen nicht lange andauern. | (c) epa
WIEN / FRANKFURT. Vergangene Woche überraschten die Aktienmärkte mit deutlichen Kursanstiegen - und nicht wenige Analytiker nahmen das Wort "Jahresendrally" in den Mund, um diese Gewinne zu kommentieren. Doch gibt es eine solche Rally zum Jahresende wirklich? Soll man sein Geld nun lieber in Aktien als in Weihnachtsgeschenke investieren? Christoph Kraus, Vorstandsvorsitzender der Wiener Kathrein Bank, hat sich die vergangenen 100 Jahre des Dow Jones, die vergangenen 20 Jahre des deutschen Leitindex DAX und die vergangenen 18 Jahre des britischen Index FT-SE-100 angeschaut. "Es war interessant festzustellen, daß es bei allen großen Börsen der Welt im Dezember Rallys gibt", so Kraus im Gespräch mit der "Presse".
Der DAX sei in diesem Zeitraum in 75 Prozent der Fälle gestiegen und zwar im Schnitt um 3,4 Prozent. Zum Vergleich: Der zweitstärkste Monat war in dieser Analyse der Februar mit 2,37 Prozent. Auch der Dow Jones ist in den vergangenen hundert Jahre in 73 Mal im Dezember gestiegen - und zwar im Schnitt um 1,1 Prozent. Hier ist der zweitbeste Monat der Jänner, mit einem Durchschnittsplus von 1,1 Prozent. Auch in London gebe es keinen Monat, in dem im Durchschnitt öfter und höhere Gewinne erzielt werden als im Dezember.
"Aber wenn wir uns die Daten anschauen und sie mit den bisherigen Monatsgewinnen vergleicht, haben wir die Rally vermutlich schon hinter uns", meint Kraus. Seiner Ansicht nach ist die Börse derzeit - gemessen an den zukünftigen Gewinnchancen - leicht überbewertet. Daher sieht er im Moment keinen Anlaß einzusteigen, dies gelte für alle Branchen.
Andere Investmentbanker sind optimistischer, daß die Jahresendrally nicht an Schwung verliert. Klaus Metzke, Leiter der Berliner Niederlassung von HSBC Trinkaus & Burkhardt, rät Anlegern, "weiter investiert zu bleiben". Das Rückschlagspotenzial sei nämlich deutlich begrenzt. Für Metzke ist ein Anstieg des DAX auf 5500 Punkte bis zum Jahresende durchaus vorstellbar. Beat Wittmann, Stratege der Schweizer Clariden Bank glaubt: "Beim DAX sind bis zum Jahresende noch locker zehn bis 15 Prozent drin. Luft ist sogar bis 6000 Punkte."
Positiv eingestellt ist auch Peter Dombeck, Stratege bei der Hamburger Berenberg Bank. Er sagt in der deutschen Tageszeitung "Die Welt", die momentane Situation führe zu einer regelrechten Kettenreaktion: Immer mehr frisches Kapital fließe in die Märkte, dies beschleunige den Aufschwung und setze damit die letzten Pessimisten unter Druck.
Korrektur wäre logisch
Aus Sicht der Charttechnik kommt der Optimismus zu früh: Mit dem Jahrestief am 21. September mit einem Schlußkurs von 3787 Punkten war der Dax extrem überverkauft. Deshalb folgte eine scharfe Kursreaktion nach oben in Form einer V-Erholung ähnlich wie es auf dem Chart im Jahre 1998 zu erkennen ist. Inzwischen hat der Dax wieder ein Hoch von 5271 Punkten erreicht. Eine Korrektur wäre daher nicht ungewöhnliches. Da sich die Gewinne der Dax-Unternehmen im Jahre 2001 um rund 50 Prozent reduzieren werden und immer wieder Gewinnwarnungen auf den Markt kommen, ist das gegenwärtige Kursniveau des Dax nur gerechtfertigt, wenn die optimistischen Schätzungen der Gewinnsteigerungen für die Jahre 2002 von 35 Prozent und 2003 von 25 Prozent Wirklichkeit werden. Dann könnte der Dax im nächsten Jahr auch die 6000 Punkte-Grenze übersteigen.