Irak-Frage: Bush bringt UNO in Zugzwang
Der US-Präsident stellt die Vereinten Nationen vor die Wahl: UN-Ultimatum oder Alleingang der Amerikaner.
Britische Armee rüstet sich zum Krieg
NEW YORK. Es war eine feierliche Zeremonie in Battery Park, bei der am Mittwoch abend eine Reihe von hochrangigen internationalen Politikern an New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, US-Außenminister Colin Powell und UN-Generalsekretär Kofi Annan vorbeidefilierte. Bewußt war die sogenannte Minister-Woche der UN-Generalversammlung unmittelbar nach dem 11. September angesetzt worden, um die internationale Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten zu erleichtern. Bei der Übertragung durch "Fox 5 News Channel" wußte die Fernsehkommentatorin angesichts der ausländischen Minister nicht, "wer diese Leute da sind, wohl auch Menschen, die jemanden verloren haben".
Im weitesten Sinn stimmt es, da außer den USA weitere 91 Staaten Opfer bei den Terroranschlägen zu beklagen hatten. "Diese Leute da" - von der Reporterin beiläufig unter "ferner liefen" eingereiht - vertreten immerhin den Rest der Welt und waren Donnerstag vormittag das Publikum, als US-Präsident George W. Bush vor den Vereinten Nationen seine groß angekündigte Rede zum Irak hielt.
Bush versuchte dort, Saddam Hussein als globale Bedrohung darzustellen und allgemeines Verständnis dafür zu erwecken, daß es sich um ein drängendes Problem handle. Er muß davon nicht nur die internationale Gemeinschaft überzeugen, sondern auch Kritiker im eigenen Land, ja selbst in der eigenen Partei.
Bewußt vermied es der US-Präsident, allzu sehr als unilateraler Falke aufzutreten und eine Militäroperation zu beschwören; vielmehr trachtete er, vorsichtig den Boden für eine solche zu bereiten für den Fall, daß ein letzter Versuch der UNO scheitere, Waffeninspektoren in den Irak zu schicken. Der Ball wäre damit zunächst bei Saddam Hussein, und Washington würde nur dann eingreifen, wenn gar nichts anderes funktioniert. Zugleich wird seitens der USA der Druck auf die UNO erhöht, aktiv zu werden und die Einhaltung der Resolutionen durchzusetzen.
Während sich Bush mit seiner Rede vor den Vereinten Nationen an die ganze Welt wandte, hatte er zuvor, am Abend des 11. September, in erster Linie zu seinen Landsleuten gesprochen. Er habe nicht die Absicht, "die jüngste Gang von Fanatikern zu ignorieren", betonte er, man werde die Bedrohung der Zivilisation durch Massenvernichtungswaffen nicht akzeptieren und nicht eher locker lassen, als bis Gerechtigkeit geschehen sei.
"Bush hat ein härteres Jahr vor sich, als das letzte es war", glaubt die Historikerin Doris Kearns Goodwin, "die Welt wird komplizierter. Nach den Anschlägen konnte er mit kurzen Sätzen punkten, mit Zielstrebigkeit und Disziplin, aber jetzt braucht Bush in seinen Reden Nuancen und Absätze."
Kontrapunkt Annans
Einen klaren Kontrapunkt zur Rede des US-Präsidenten setzte die Ansprache von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Er hatte die Sitzung eröffnet und knapp vor Bush das Wort ergriffen. Annan betonte mit Nachdruck, daß die Terrorattacken eine breite, internationale Antwort erforderten. "Mr. President, ich glaube, diese Antwort kann nur erfolgreich sein, wenn wir vollen Gebrauch von den multilateralen Institutionen machen."
Die Existenz eines effizienten internationalen Sicherheitssystems hänge von der Autorität des UN-Sicherheitsrats ab, so Annan. "Einzelne Länder können sich verteidigen, indem sie gegen terroristische Gruppen oder Länder, die diese aufnehmen und unterstützen, zurückschlagen. Aber nur konzertierte Wachsamkeit und Kooperation zwischen allen Staaten mit ständigem systematischen Informationsaustausch geben echte Hoffnung darauf, den Terroristen ihre Betätigungsmöglichkeiten zu nehmen." Auch Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die am Samstag vor den Vereinten Nationen sprechen wird, betonte, daß sich "große Bedrohungen nur multilateral lösen lassen."
Der US-Präsident stellt die Vereinten Nationen vor die Wahl: UN-Ultimatum oder Alleingang der Amerikaner.

Britische Armee rüstet sich zum Krieg
NEW YORK. Es war eine feierliche Zeremonie in Battery Park, bei der am Mittwoch abend eine Reihe von hochrangigen internationalen Politikern an New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, US-Außenminister Colin Powell und UN-Generalsekretär Kofi Annan vorbeidefilierte. Bewußt war die sogenannte Minister-Woche der UN-Generalversammlung unmittelbar nach dem 11. September angesetzt worden, um die internationale Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten zu erleichtern. Bei der Übertragung durch "Fox 5 News Channel" wußte die Fernsehkommentatorin angesichts der ausländischen Minister nicht, "wer diese Leute da sind, wohl auch Menschen, die jemanden verloren haben".
Im weitesten Sinn stimmt es, da außer den USA weitere 91 Staaten Opfer bei den Terroranschlägen zu beklagen hatten. "Diese Leute da" - von der Reporterin beiläufig unter "ferner liefen" eingereiht - vertreten immerhin den Rest der Welt und waren Donnerstag vormittag das Publikum, als US-Präsident George W. Bush vor den Vereinten Nationen seine groß angekündigte Rede zum Irak hielt.
Bush versuchte dort, Saddam Hussein als globale Bedrohung darzustellen und allgemeines Verständnis dafür zu erwecken, daß es sich um ein drängendes Problem handle. Er muß davon nicht nur die internationale Gemeinschaft überzeugen, sondern auch Kritiker im eigenen Land, ja selbst in der eigenen Partei.
Bewußt vermied es der US-Präsident, allzu sehr als unilateraler Falke aufzutreten und eine Militäroperation zu beschwören; vielmehr trachtete er, vorsichtig den Boden für eine solche zu bereiten für den Fall, daß ein letzter Versuch der UNO scheitere, Waffeninspektoren in den Irak zu schicken. Der Ball wäre damit zunächst bei Saddam Hussein, und Washington würde nur dann eingreifen, wenn gar nichts anderes funktioniert. Zugleich wird seitens der USA der Druck auf die UNO erhöht, aktiv zu werden und die Einhaltung der Resolutionen durchzusetzen.
Während sich Bush mit seiner Rede vor den Vereinten Nationen an die ganze Welt wandte, hatte er zuvor, am Abend des 11. September, in erster Linie zu seinen Landsleuten gesprochen. Er habe nicht die Absicht, "die jüngste Gang von Fanatikern zu ignorieren", betonte er, man werde die Bedrohung der Zivilisation durch Massenvernichtungswaffen nicht akzeptieren und nicht eher locker lassen, als bis Gerechtigkeit geschehen sei.
"Bush hat ein härteres Jahr vor sich, als das letzte es war", glaubt die Historikerin Doris Kearns Goodwin, "die Welt wird komplizierter. Nach den Anschlägen konnte er mit kurzen Sätzen punkten, mit Zielstrebigkeit und Disziplin, aber jetzt braucht Bush in seinen Reden Nuancen und Absätze."
Kontrapunkt Annans
Einen klaren Kontrapunkt zur Rede des US-Präsidenten setzte die Ansprache von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Er hatte die Sitzung eröffnet und knapp vor Bush das Wort ergriffen. Annan betonte mit Nachdruck, daß die Terrorattacken eine breite, internationale Antwort erforderten. "Mr. President, ich glaube, diese Antwort kann nur erfolgreich sein, wenn wir vollen Gebrauch von den multilateralen Institutionen machen."
Die Existenz eines effizienten internationalen Sicherheitssystems hänge von der Autorität des UN-Sicherheitsrats ab, so Annan. "Einzelne Länder können sich verteidigen, indem sie gegen terroristische Gruppen oder Länder, die diese aufnehmen und unterstützen, zurückschlagen. Aber nur konzertierte Wachsamkeit und Kooperation zwischen allen Staaten mit ständigem systematischen Informationsaustausch geben echte Hoffnung darauf, den Terroristen ihre Betätigungsmöglichkeiten zu nehmen." Auch Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die am Samstag vor den Vereinten Nationen sprechen wird, betonte, daß sich "große Bedrohungen nur multilateral lösen lassen."