07.04.2006, 06:01:02
MÜNCHEN (Dow Jones)--Im vergangenen Jahr gehörten die Listings der Hersteller von Solarzellen wie Q-Cells zu den erfolgreichsten Börsengängen. Nun strebt mit der Roth&Rau AG, Hohenstein-Ernstthal, der erste Ausrüster für die Solarzellenbranche in den Entry Standard der Deutschen Börse.
Die Rohwedder AG, der die Roth&Rau AG zu 60% gehört, kündigte die Börsenpläne bereits im vergangenen November an. Im Mai dürfte das Initial Public Offering (IPO) nun über die Bühne gehen, erfuhr Dow Jones Newswires von mehreren mit der Materie vertrauten Personen. Beim Transaktionsvolumen rechnen sie mit einem zweistelligen Mio-EUR-Betrag.
"Die Erlöse aus dem Börsengang, in dessen Rahmen eine Kapitalerhöhung durchgeführt wird, sollen vornehmlich zur Kapazitätserweiterung und in den Ausbau des Vertriebs gesteckt werden", sagte Roth&Rau-CEO Dietmar Roth im Gespräch mit Dow Jones Newswires.
Bislang konzentriert sich die Gesellschaft vor allem auf die Geschäftsfelder Photovoltaik sowie Plasma- und Ionenstrahltechnologie. 70% des Geschäftsvolumens entfallen derzeit auf den Bereich Photovoltaik und 30% auf die Plasma- und Ionenstrahltechnologie. "Mittelfristig ist ein Verhältnis von 50 zu 50 denkbar", sagte Roth.
Roth&Rau liefert derzeit für Solarzellenhersteller wie Q-Cells Teile der Fertigungsanlagen, mit denen sich Silizium-Wafer in Solarzellen wandeln lassen. Ein solches Modul wird zum Beispiel dafür benötigt, um die Zellen ähnlich wie bei Brillen mit einer Antireflexbeschichtung zu belegen. Durch die Beschichtung steigt die Effizienz der Zelle um rund 20%. Ein anderes Modul für die Texturierung raut die Oberfläche der Solarzelle auf. Dies steigert die Effizienz nochmals um 10%.
Mit dem gerade entwickelten Modul für die so genannte Oxidätzung dürften die Kosten bei den Solarzellenherstellern erheblich sinken, glaubt Roth. Mit dem Modul lassen sich Rückstände, die beim Brennen von Zellen entstehen, recht einfach entfernen. Ein nasschemischer Prozess ist nicht mehr erforderlich. "Keiner von unseren Wettbewerbern hat so etwas in der Pipeline", gibt sich Roth selbstbewusst. Sein Unternehmen konkurriere in der Photovoltaik in erster Linie mit der deutschen Centrotherm, der niederländischen OTB und der japanischen Shimadzu.
Diese Unternehmen bieten den Solarzellenherstellern ebenso wie Roth&Rau derzeit nur einzelne Module für den Fertigungsprozess an. Roth&Rau will künftig neue Wege beschreiten und eine integrierte Lösung offerieren. Unter dem Stichwort Advanced Solar Cell Manufacturing (ASCM) verbirgt sich die Vision des Physikers Roth, ein schlüsselfertiges Konzept für die Massenproduktion der Solarzellen zu liefern.
Im Bereich der Plasma- und Ionenstrahltechnologie will sich der CEO noch stärker als bislang in der Halbleiter- und Automotive-Industrie als Zulieferer profilieren. In einem Projekt mit anderen Kooperationspartnern hat sein Unternehmen zum Beispiel ein Verfahren entwickelt, dass die Lacke für Automobile deutlich härter werden lässt.
Die Maschinen von Roth&Rau sorgen auch für die Oberflächen-Beschichtungen von Infrarotkameras. Diese werden zum Beispiel als Nachtsichtgerät in der neuen S-Klasse von Mercedes eingesetzt. Für die Halbleiterindustrie bietet Roth&Rau Anlagen an, die die Produktion von Hochfrequenzchips unterstützen. Solche Chips fertigt unter anderem Infineon.
Zum derzeitigen Geschäftsverlauf wollte sich Roth nicht äußern. Da die Roth&Rau AG zum Konsolidierungskreis von Rohwedder gehört, werden die Zahlen für 2005 am 26. April von der Muttergesellschaft publiziert. Die Rohwedder AG will sich von dem Investment zum Teil trennen, um sich wieder stärker auf ihre Kernkompetenz im Bereich der Automatisierung zu konzentrieren.
Rohwedder sieht bei Roth&Rau einer Präsentation zufolge, die vor DVFA-Analysten auf dem Eigenkapitalforum im November gehalten wurde, einen Auftragsbestand gemäß IFRS von 21,9 Mio EUR zum 30. September 2005. Zum 31.12.2004 habe sich dieser noch auf 7,8 Mio EUR belaufen, heißt es dort.
Für 2006 geht Rohwedder inklusive Roth&Rau von einer Gesamtleistung von 125 Mio bis 135 Mio EUR bei einem EBIT von 4 Mio bis 5 Mio EUR aus. Ohne Beteiligungen prognostiziert Rohwedder eine Gesamtleistung von 90 Mio bis 100 Mio EUR bei einem EBIT von 2 Mio bis 3 Mio EUR. Beteiligungen, die neben Roth&Rau konsolidiert werden, sind der Präsentation zufolge Rohwedder Pty, Rohwedder Canada Holding und Rohwedder Automation Co.
-Von Marc Langendorf, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 40 30,
MÜNCHEN (Dow Jones)--Im vergangenen Jahr gehörten die Listings der Hersteller von Solarzellen wie Q-Cells zu den erfolgreichsten Börsengängen. Nun strebt mit der Roth&Rau AG, Hohenstein-Ernstthal, der erste Ausrüster für die Solarzellenbranche in den Entry Standard der Deutschen Börse.
Die Rohwedder AG, der die Roth&Rau AG zu 60% gehört, kündigte die Börsenpläne bereits im vergangenen November an. Im Mai dürfte das Initial Public Offering (IPO) nun über die Bühne gehen, erfuhr Dow Jones Newswires von mehreren mit der Materie vertrauten Personen. Beim Transaktionsvolumen rechnen sie mit einem zweistelligen Mio-EUR-Betrag.
"Die Erlöse aus dem Börsengang, in dessen Rahmen eine Kapitalerhöhung durchgeführt wird, sollen vornehmlich zur Kapazitätserweiterung und in den Ausbau des Vertriebs gesteckt werden", sagte Roth&Rau-CEO Dietmar Roth im Gespräch mit Dow Jones Newswires.
Bislang konzentriert sich die Gesellschaft vor allem auf die Geschäftsfelder Photovoltaik sowie Plasma- und Ionenstrahltechnologie. 70% des Geschäftsvolumens entfallen derzeit auf den Bereich Photovoltaik und 30% auf die Plasma- und Ionenstrahltechnologie. "Mittelfristig ist ein Verhältnis von 50 zu 50 denkbar", sagte Roth.
Roth&Rau liefert derzeit für Solarzellenhersteller wie Q-Cells Teile der Fertigungsanlagen, mit denen sich Silizium-Wafer in Solarzellen wandeln lassen. Ein solches Modul wird zum Beispiel dafür benötigt, um die Zellen ähnlich wie bei Brillen mit einer Antireflexbeschichtung zu belegen. Durch die Beschichtung steigt die Effizienz der Zelle um rund 20%. Ein anderes Modul für die Texturierung raut die Oberfläche der Solarzelle auf. Dies steigert die Effizienz nochmals um 10%.
Mit dem gerade entwickelten Modul für die so genannte Oxidätzung dürften die Kosten bei den Solarzellenherstellern erheblich sinken, glaubt Roth. Mit dem Modul lassen sich Rückstände, die beim Brennen von Zellen entstehen, recht einfach entfernen. Ein nasschemischer Prozess ist nicht mehr erforderlich. "Keiner von unseren Wettbewerbern hat so etwas in der Pipeline", gibt sich Roth selbstbewusst. Sein Unternehmen konkurriere in der Photovoltaik in erster Linie mit der deutschen Centrotherm, der niederländischen OTB und der japanischen Shimadzu.
Diese Unternehmen bieten den Solarzellenherstellern ebenso wie Roth&Rau derzeit nur einzelne Module für den Fertigungsprozess an. Roth&Rau will künftig neue Wege beschreiten und eine integrierte Lösung offerieren. Unter dem Stichwort Advanced Solar Cell Manufacturing (ASCM) verbirgt sich die Vision des Physikers Roth, ein schlüsselfertiges Konzept für die Massenproduktion der Solarzellen zu liefern.
Im Bereich der Plasma- und Ionenstrahltechnologie will sich der CEO noch stärker als bislang in der Halbleiter- und Automotive-Industrie als Zulieferer profilieren. In einem Projekt mit anderen Kooperationspartnern hat sein Unternehmen zum Beispiel ein Verfahren entwickelt, dass die Lacke für Automobile deutlich härter werden lässt.
Die Maschinen von Roth&Rau sorgen auch für die Oberflächen-Beschichtungen von Infrarotkameras. Diese werden zum Beispiel als Nachtsichtgerät in der neuen S-Klasse von Mercedes eingesetzt. Für die Halbleiterindustrie bietet Roth&Rau Anlagen an, die die Produktion von Hochfrequenzchips unterstützen. Solche Chips fertigt unter anderem Infineon.
Zum derzeitigen Geschäftsverlauf wollte sich Roth nicht äußern. Da die Roth&Rau AG zum Konsolidierungskreis von Rohwedder gehört, werden die Zahlen für 2005 am 26. April von der Muttergesellschaft publiziert. Die Rohwedder AG will sich von dem Investment zum Teil trennen, um sich wieder stärker auf ihre Kernkompetenz im Bereich der Automatisierung zu konzentrieren.
Rohwedder sieht bei Roth&Rau einer Präsentation zufolge, die vor DVFA-Analysten auf dem Eigenkapitalforum im November gehalten wurde, einen Auftragsbestand gemäß IFRS von 21,9 Mio EUR zum 30. September 2005. Zum 31.12.2004 habe sich dieser noch auf 7,8 Mio EUR belaufen, heißt es dort.
Für 2006 geht Rohwedder inklusive Roth&Rau von einer Gesamtleistung von 125 Mio bis 135 Mio EUR bei einem EBIT von 4 Mio bis 5 Mio EUR aus. Ohne Beteiligungen prognostiziert Rohwedder eine Gesamtleistung von 90 Mio bis 100 Mio EUR bei einem EBIT von 2 Mio bis 3 Mio EUR. Beteiligungen, die neben Roth&Rau konsolidiert werden, sind der Präsentation zufolge Rohwedder Pty, Rohwedder Canada Holding und Rohwedder Automation Co.
-Von Marc Langendorf, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 40 30,