Insolvenzverfahren für bankrotte Länder?

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Insolvenzverfahren für bankrotte Länder?

 
17.04.02 15:04
Als Anwalt und Nothelfer seiner durch Finanzkrisen erschütterten Mitgliedsländer hat der Internationale Währungsfonds (IWF) vor kurzem einen kühnen Vorschlag gemacht: eine Art internationales Insolvenzverfahren für bankrotte Regierungen. IWF-Kritiker feierten dies als radikalen Durchbruch für ein gerechteres globales Finanzsystem, doch bei den Banken und Investoren, die damit erstmals Risiko liefen, in großem Umfang auf faulen Staatsanleihen sitzen zu bleiben, gingen die Alarmsirenen an.

Kapitalflucht vorübergehend verbieten

Was internationalen Unternehmen recht ist, solle Regierungen billig sein, argumentiert die stellvertretende IWF-Direktorin Anne Krueger. Wenn ein zahlungsunfähiges Land Gläubigerschutz erhält, könnten den Menschen in vielen Ländern die verheerenden Krisen erspart bleiben, die durch Zahlungsunfähigkeit ausgelöst werden. Regierungen sollen das Recht erhalten, Kapitalflucht vorübergehend zu verbieten. "Zu viele Länder mit unüberwindbaren Schuldenproblemen warten zu lange und bürden sich selbst und der internationalen Gemeinschaft unnötig große Kosten auf", sagte Krueger.

IWF-Kredite zur Schuldendeckung

Bislang versorgt der IWF gemäß seinem Auftrag Länder, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, mit kurzfristigen Krediten. Für die Kreditgeber, private Banken, Anleihehäuser und Investoren, ist das ein gutes Geschäft: weil ein Zinszahlungsstopp verheerende Folgen für die Kreditwürdigkeit hätte, werden mit den IWF-Millionen - letztendlich Steuergelder aus den Mitgliedsländern - in erster Linie die Auslandsschulden bedient. Der Währungsfonds ist für die spekulationsfreudigen Anleger praktisch Garant für hohe Renditen.

Investoren fürchten Folgen

Banken und Privatinvestoren sehen deshalb mit derlei Vorschlägen ihre Felle davon schwimmen. "Kruegers Vorschläge würden die privaten Kapitalflüsse in Entwicklungsländer weiter reduzieren, und damit die Armut erhöhen", schrieben Wall-Street-Investoren und Verbände von Wertpapierbesitzern alarmiert an IWF-Direktor Horst Köhler. Private Investoren fürchten, bei solchen "Konkursverfahren" schlechter weg zu kommen als die Schuldner. "Ein Rohrkrepierer, was mich angeht", beschied der Sprecher des Komitees der Inhaber argentinischer Staatsanleihen, Hans Humes, der "New York Times".

stern.de

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