Bis zu vier Milliarden Euro Mehrkosten je UMTS-Netz befürchtet / Streit unter Forschern
Thomas H. Wendel
BERLIN, 10. September. Der Streit um eine mögliche Absenkung der Elektrosmog-Grenzwerte für Handys und Mobilfunk-Sendeanlagen verschärft sich. Vertreter der Mobilfunkindustrie warnten in Berlin anlässlich einer Fachtagung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) vor den wirtschaftlichen Folgen eines solchen Schrittes.
Sollte die Bundesregierung bei der anstehenden Novellierung der Bundesimmissionsschutzverordnung die Grenzwerte nach Schweizer Vorbild auf ein Zehntel des heutigen Feldstärke-Wertes reduzieren,
drohten beim Aufbau der sechs projektierten UMTS-Mobilfunknetze jeweils Mehrkosten zwischen zwei bis vier Milliarden Euro (7,82 Milliarden Mark), erklärte Fritz Lauer, Leiter Umwelttechnik beim Netzbetreiber T-Mobil.
Zur Nachrüstung der vier GSM-Netze müssten je eine halbe bis eine Milliarde Euro angesetzt werden, sagte Lauer.
"Mogelpackung" Vorsorgewert
Der Netzwerktechnik-Chef des viertgrößten deutschen Mobilfunkanbieters Viag Interkom, Wolfgang Krüger, sagte, die diskutierten so genannten Vorsorgewerte seien eine "Mogelpackung". Zwar würde durch eine Einführung niedrigerer Strahlungsgrenzen die Elektrosmog-Belastung gesenkt.
Gleichzeitig müssten aber eine Vielzahl zusätzlicher Sendestationen gebaut werden, damit es keine Empfangslöcher gebe. Ähnlich äußerte sich auch Uwe Kullnick vom Gerätehersteller Siemens.
Es sei "sehr einfach", Handys mit geringeren Abstrahlwerten zu konstruieren, sagte Kullnick. Man müsse dazu nur die Sendeleistung verringern. Dann müssten jedoch kleinteiligere Handy-Netze aufgebaut werden.
T-Mobil-Umwelttechniker Lauer räumte jedoch ein, dass es in der Wissenschaft "widersprüchliche Wertungen" empirischer Untersuchungen gebe. T-Mobil hatte vier Studien bei der Humboldt-Universität (Berlin), der RWTH Aachen, dem Darmstädter Öko-Institut sowie dem Ecolog-Institut (Hannover) in Auftrag gegeben.
Ergebnisse der vier Studien unter:
www.fz-juelich.de/mut/projekte/pro_emf/gutachten.html
jo.