Impfung gegen Krebs: Erste Erfolge in Graz
44 Prozent der Männer erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs. In Wien und Graz hat man Fortschritte bezüglich einer Krebsimpfung gemacht.
Hans Loibner, Vorstandsvorsitzender von Igeneon | (c) apa
WIEN/GRAZ (cr). Es gibt kaum jemanden, der im Laufe seines Lebens nicht in irgendeiner Form mit Krebs konfrontiert wird: Entweder man erkrankt selbst (44 Prozent der Männer, 38 Prozent der Frauen) oder es trifft Familienangehörige, einen Freund, einen Bekannten.
Noch immer sterben an die 50 Prozent der Krebspatienten an ihrem Leiden, trotz ständiger Fortschritte hinsichtlich Therapie. Die Chemotherapie beispielsweise zerstört nur sich teilende Zellen, nicht jedoch "schlafende" Krebszellen, die sich nicht teilen.
Bei vielen Tumoren sind aber bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose primär meist nicht sichtbare einzelne Tumorzellen im Blut (sogenannte Mikrometastasen) vorhanden. Die können nun monate- oder sogar jahrelang "schlafen" und sind - da sie sich ja nicht teilen - auch keiner hochdosierten Chemotherapie zugänglich. Nach ihrem "Aufwachen" können diese Tumorzellen Fernmetastasen bilden, die Prognosen für eine Heilung sind dann sehr schlecht.
Da Krebszellen ja körpereigene Zellen sind, greift sie das Immunsystem nicht oder nicht effizient genug an. Hier setzt der Impfstoff IGN 101 der Wiener Pharmafirma Igeneon an: IGN 101 besteht nicht - wie viele andere Impfstoffe - aus geimpften Krebszellen, sondern aus einem dem Menschen fremden Protein. Das ist so konstruiert, daß es Ähnlichkeiten mit einem sehr häufig auf der Oberfläche menschlicher Krebszellen vorkommenden Protein hat. Damit wird es für das Immunsystem leichter, die Krebszellen als gefährlich (da ja fremd) zu erkennen. "Mit diesem Trick veranlassen wir das Immunsystem, die Tumorzelle anzugreifen", erklärt Hans Loibner, Vorstandsvorsitzender von Igeneon.
Der Impfstoff - er kommt für etwa 70 Prozent aller Krebsarten in Frage, Lungenkrebs etwa, aber auch Darm-, Magen-, Brust- und Prostatakrebs - wurde in einer ersten klinischen Phase bereits an 20 Patienten getestet. "Der Impfstoff wurde hervorragend vertragen", berichtet Studienleiter Hellmut Samonigg, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik Graz. Es gab auch Hinweise, daß diese Impfung gegen Mikrometastasen wirkt. Samonigg: "Es schaut ganz danach aus, aber dennoch ist dieses Ergebnis noch mit Vorsicht zu genießen. Das muß erst in größeren Studien untermauert werden."
Phase II ist bereits in Graz angelaufen, es soll evaluiert werden, inwieweit der Impfstoff in direkter Kombination mit Chemotherapie wirkt. Bei vielversprechenden Ergebnissen werden große internationale Multicenterstudien folgen. Wenn auch die positiv verlaufen, kann in frühestens zwei bis drei Jahren mit der Marktreife des Impfstoffes gerechnet werden.
Fernziel: Diese Impfung weiter zu entwickeln und zur Vorbeugung von Krebs generell einzusetzen. Samonigg: "Das ist noch totale Zukunftsvision, aber es ist denkbar. Noch allerdings sind wir sehr weit weg davon."
44 Prozent der Männer erkranken im Laufe ihres Lebens an Krebs. In Wien und Graz hat man Fortschritte bezüglich einer Krebsimpfung gemacht.
Hans Loibner, Vorstandsvorsitzender von Igeneon | (c) apa
WIEN/GRAZ (cr). Es gibt kaum jemanden, der im Laufe seines Lebens nicht in irgendeiner Form mit Krebs konfrontiert wird: Entweder man erkrankt selbst (44 Prozent der Männer, 38 Prozent der Frauen) oder es trifft Familienangehörige, einen Freund, einen Bekannten.
Noch immer sterben an die 50 Prozent der Krebspatienten an ihrem Leiden, trotz ständiger Fortschritte hinsichtlich Therapie. Die Chemotherapie beispielsweise zerstört nur sich teilende Zellen, nicht jedoch "schlafende" Krebszellen, die sich nicht teilen.
Bei vielen Tumoren sind aber bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose primär meist nicht sichtbare einzelne Tumorzellen im Blut (sogenannte Mikrometastasen) vorhanden. Die können nun monate- oder sogar jahrelang "schlafen" und sind - da sie sich ja nicht teilen - auch keiner hochdosierten Chemotherapie zugänglich. Nach ihrem "Aufwachen" können diese Tumorzellen Fernmetastasen bilden, die Prognosen für eine Heilung sind dann sehr schlecht.
Da Krebszellen ja körpereigene Zellen sind, greift sie das Immunsystem nicht oder nicht effizient genug an. Hier setzt der Impfstoff IGN 101 der Wiener Pharmafirma Igeneon an: IGN 101 besteht nicht - wie viele andere Impfstoffe - aus geimpften Krebszellen, sondern aus einem dem Menschen fremden Protein. Das ist so konstruiert, daß es Ähnlichkeiten mit einem sehr häufig auf der Oberfläche menschlicher Krebszellen vorkommenden Protein hat. Damit wird es für das Immunsystem leichter, die Krebszellen als gefährlich (da ja fremd) zu erkennen. "Mit diesem Trick veranlassen wir das Immunsystem, die Tumorzelle anzugreifen", erklärt Hans Loibner, Vorstandsvorsitzender von Igeneon.
Der Impfstoff - er kommt für etwa 70 Prozent aller Krebsarten in Frage, Lungenkrebs etwa, aber auch Darm-, Magen-, Brust- und Prostatakrebs - wurde in einer ersten klinischen Phase bereits an 20 Patienten getestet. "Der Impfstoff wurde hervorragend vertragen", berichtet Studienleiter Hellmut Samonigg, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik Graz. Es gab auch Hinweise, daß diese Impfung gegen Mikrometastasen wirkt. Samonigg: "Es schaut ganz danach aus, aber dennoch ist dieses Ergebnis noch mit Vorsicht zu genießen. Das muß erst in größeren Studien untermauert werden."
Phase II ist bereits in Graz angelaufen, es soll evaluiert werden, inwieweit der Impfstoff in direkter Kombination mit Chemotherapie wirkt. Bei vielversprechenden Ergebnissen werden große internationale Multicenterstudien folgen. Wenn auch die positiv verlaufen, kann in frühestens zwei bis drei Jahren mit der Marktreife des Impfstoffes gerechnet werden.
Fernziel: Diese Impfung weiter zu entwickeln und zur Vorbeugung von Krebs generell einzusetzen. Samonigg: "Das ist noch totale Zukunftsvision, aber es ist denkbar. Noch allerdings sind wir sehr weit weg davon."