Aus der FTD vom 28.2.2003 www.ftd.de/kapital
Das Kapital: Im Vergleich zum Dax ist der Nikkei-Absturz nichts
Inkompetenz ist noch das edelste Attribut, das einem zur deutschen Wirtschaftspolitik einfällt. Wen wundert es da, dass die Ausländer die hiesige Börse schon seit langem hassen.
Schlimmer als in Japan
Der CDax mit 743 Werten bringt es noch auf einen Wert von 550 Mrd. Euro. Das sind etwa 13 Prozent des Stoxx 600. Letzterer wiederum ist kaum halb so groß wie der S&P 500. Die Kapitalisierung des S&P 500 ist also 13-mal größer als die des CDax, bei einem lediglich um 4,6-mal höheren BIP.
Da braucht man keine Gewinnschätzungen mehr, um zu ahnen, wie billig die Deutschland AG geworden ist. Der Dax-Kursindex (Daxki) hat am Donnerstag mit 1809 Zählern geschlossen. Am 30. 3. 90 (!) notierte er mit 1860 Punkten. Seit dem 7. 3. 00 ist der Daxki um 71 Prozent gesunken. Der Nikkei hat vom 29. 12. 89 bis heute 78,5 Prozent eingebüßt. Nur hatte sich der Nikkei in den 80er Jahren versechsfacht, während der Daxki in den 90er Jahren um 270 Prozent zulegte.
Zum Glück erzielen die deutschen Firmen einen Gutteil ihrer Umsätze im Ausland. Im Verhältnis zu den Weltbörsen wäre der Dax daher nicht mal dann teuer, wenn die SPD alle Nichtgewerkschaftler aus der Partei ausschließen würde. Sinnigerweise haben das mal wieder vor allem die Amerikaner erkannt, wie ihr reges Interesse an der Investorenkonferenz der Deutschen Bank zeigt.
Also zuschlagen? Na ja, wer einen Verlust von 10 oder 20 Prozent aussitzen kann, der mag es sich jetzt schon überlegen. Ein panischer Verkaufsrausch steht jedenfalls noch aus. Und die brachial überbewertete Nasdaq notiert weiterhin um 16 Prozent über dem Tief des Oktober 2002; überflüssig zu erwähnen, welchen Schrecken die verweichlichten Börsen Europas regelmäßig davontragen, wenn die Wall Street nur zittert.
Wie die Dinge stehen, werden uns die US-Vorgaben noch auf Jahre belasten, obgleich der S&P natürlich bisweilen spurten wird. Aber nicht nur dann wird in Deutschland mehr zu holen sein. Noch ist unklar, was die globale Reflationierung, die durch die EZB bald weitere Schübe kriegen wird, gegen die US-Ungleichgewichte und die europäisch-japanische Malaise ausrichten kann. Aber es gibt Hoffnung für den späteren Jahresverlauf, da die Nettoinvestitionen bereits extrem niedrig sind und die Firmenbilanzen alles in allem gesunden. Als Kapitalgüterlieferant würde Deutschland dann eindeutig profitieren; der Dax könnte leicht um 1000 Punkte zulegen. Die wären übrigens auch drin, wenn die Politik zur Abwechslung mal ein Konzept vorlegen würde. Ein Anfang wäre, jenen den Mund zu verbieten, die vorgeben, die Wirtschaft mit ein paar läppischen Investitionszulagen retten zu können.
kapital@ftd.de
© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD
Das Kapital: Im Vergleich zum Dax ist der Nikkei-Absturz nichts
Inkompetenz ist noch das edelste Attribut, das einem zur deutschen Wirtschaftspolitik einfällt. Wen wundert es da, dass die Ausländer die hiesige Börse schon seit langem hassen.
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Schlimmer als in Japan
Der CDax mit 743 Werten bringt es noch auf einen Wert von 550 Mrd. Euro. Das sind etwa 13 Prozent des Stoxx 600. Letzterer wiederum ist kaum halb so groß wie der S&P 500. Die Kapitalisierung des S&P 500 ist also 13-mal größer als die des CDax, bei einem lediglich um 4,6-mal höheren BIP.
Da braucht man keine Gewinnschätzungen mehr, um zu ahnen, wie billig die Deutschland AG geworden ist. Der Dax-Kursindex (Daxki) hat am Donnerstag mit 1809 Zählern geschlossen. Am 30. 3. 90 (!) notierte er mit 1860 Punkten. Seit dem 7. 3. 00 ist der Daxki um 71 Prozent gesunken. Der Nikkei hat vom 29. 12. 89 bis heute 78,5 Prozent eingebüßt. Nur hatte sich der Nikkei in den 80er Jahren versechsfacht, während der Daxki in den 90er Jahren um 270 Prozent zulegte.
Zum Glück erzielen die deutschen Firmen einen Gutteil ihrer Umsätze im Ausland. Im Verhältnis zu den Weltbörsen wäre der Dax daher nicht mal dann teuer, wenn die SPD alle Nichtgewerkschaftler aus der Partei ausschließen würde. Sinnigerweise haben das mal wieder vor allem die Amerikaner erkannt, wie ihr reges Interesse an der Investorenkonferenz der Deutschen Bank zeigt.
Also zuschlagen? Na ja, wer einen Verlust von 10 oder 20 Prozent aussitzen kann, der mag es sich jetzt schon überlegen. Ein panischer Verkaufsrausch steht jedenfalls noch aus. Und die brachial überbewertete Nasdaq notiert weiterhin um 16 Prozent über dem Tief des Oktober 2002; überflüssig zu erwähnen, welchen Schrecken die verweichlichten Börsen Europas regelmäßig davontragen, wenn die Wall Street nur zittert.
Wie die Dinge stehen, werden uns die US-Vorgaben noch auf Jahre belasten, obgleich der S&P natürlich bisweilen spurten wird. Aber nicht nur dann wird in Deutschland mehr zu holen sein. Noch ist unklar, was die globale Reflationierung, die durch die EZB bald weitere Schübe kriegen wird, gegen die US-Ungleichgewichte und die europäisch-japanische Malaise ausrichten kann. Aber es gibt Hoffnung für den späteren Jahresverlauf, da die Nettoinvestitionen bereits extrem niedrig sind und die Firmenbilanzen alles in allem gesunden. Als Kapitalgüterlieferant würde Deutschland dann eindeutig profitieren; der Dax könnte leicht um 1000 Punkte zulegen. Die wären übrigens auch drin, wenn die Politik zur Abwechslung mal ein Konzept vorlegen würde. Ein Anfang wäre, jenen den Mund zu verbieten, die vorgeben, die Wirtschaft mit ein paar läppischen Investitionszulagen retten zu können.
kapital@ftd.de
© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: FTD