Im nachhinein ist man halt immer gescheitert
Aktienanalysten waren zu lange euphorisch. Das gestehen sie selbst ein und geben nun auch klare Verkaufsempfehlungen.
RZB-Tochter stellte die Aktie des Feuerfestkonzerns-RHI auf 'Verkaufen' | (c) RZB
WIEN. Für Aufregung sorgte in der Vorwoche die Raiffeisen Centrobank, das Wertpapierhaus der RZB. Sie stellte die Aktie des Feuerfestkonzerns-RHI auf "Verkaufen". Verkaufsempfehlungen waren für Aktien in den vergangenen Jahren extrem selten bis gar nicht zu finden. Die Chefanalysten der heimischen Großbanken müssen teilweise lange nachdenken, wann sie zum bislang letzten mal eine Aktie auf "sell" gestellt hatten.
Selbst wenn eine Gesellschaft bereits extreme Probleme hatte, drückte man sich um das "four letter word" sell herum. So bewertet die BA/CA das im Vorjahr in den Ausgleich geschlitterte Medienunternehmen Libro zuletzt mit "neutral", die RZB und die Erste Bank mit "underperform". Eine rechtzeitige Verkaufsempfehlung gab es nicht - sehr zum Schaden der Investoren.
Die heimische Analystenriege gibt heute unumwunden zu, daß man in der Vergangenheit vieles zu optimistisch gesehen hat. Nach den Kurseinbrüchen seit dem Frühsommer 2000 und insbesonders seit dem 11. September 2001 sei man generell vorsichtiger geworden, bestätigt BA/Ca-Chefanalyst Lukas Stipkovich. Viele Analysten hätten sich in der Vergangenheit einfach von den Marktgegebenheiten mitreißen lassen: "Auf dem Höhepunkte des Bull-Marktes Anfang 2000 waren laut internationalen Statistiken zwei Drittel aller Empfehlungen strong buy oder buy." Mittlerweile habe etwa die britische Großbank HSBC Regeln für die Wertpapierbeurteilung erlassen, wonach jeder Analyst gleich Kauf- und Verkaufsempfehlungen aussprechen muß.
Selbstkritik übt auch Birgit Kuras, Chefanalystin der RCB und früher der RZB: "Die Vorwürfe, daß wir Analysten zu optimistisch waren, sind zum Teil sicher berechtigt." Es sei aber "wahnsinnig schwer", in einer Phase allgemeiner Euphorie, die auch von Branchengurus, Wirtschaftsprüfern und Rating-Agenturen verbreitet werde, gegen den Strom zu schwimmen. Die Kurseinbrüche der vergangenen Monate hätten bei den Analysten aber einen großen Lerneffekt hinterlassen.
Der Chefanalyst der Erste Bank, Friedrich Mostböck, empfiehlt Anlegern, bei Aktienbeurteilungen auch zwischen den Zeilen zu lesen. Die Erste Bank verwendet ein fünfstufiges Bewertungsschema: Es reicht von "buy" über "outperform", "neutral" zu "underperform" und "sell". "Wenn eine Aktie etwa gleich um zwei Stufen zurückgestellt wird, sagte das eigentlich alles", meint Mostböck.
Daß die Analysten ihr Urteil über eine Aktie davon abhängig machen, ob das betreffende Unternehmen Kreditkunde des eigenen Hauses sei oder gar zu dessen Konzern gehöre, wird einhellig verneint. Trotz der vorgeschriebenen "Chinesischem Mauern" zwischen Wertpapier- und Kreditabteilung dürfte es aber gelegentlich doch zu Interventionen kommen. Eigenständige Wertpapierhäuser können hier unabhängiger agieren.
Aktienanalysten waren zu lange euphorisch. Das gestehen sie selbst ein und geben nun auch klare Verkaufsempfehlungen.
RZB-Tochter stellte die Aktie des Feuerfestkonzerns-RHI auf 'Verkaufen' | (c) RZB
WIEN. Für Aufregung sorgte in der Vorwoche die Raiffeisen Centrobank, das Wertpapierhaus der RZB. Sie stellte die Aktie des Feuerfestkonzerns-RHI auf "Verkaufen". Verkaufsempfehlungen waren für Aktien in den vergangenen Jahren extrem selten bis gar nicht zu finden. Die Chefanalysten der heimischen Großbanken müssen teilweise lange nachdenken, wann sie zum bislang letzten mal eine Aktie auf "sell" gestellt hatten.
Selbst wenn eine Gesellschaft bereits extreme Probleme hatte, drückte man sich um das "four letter word" sell herum. So bewertet die BA/CA das im Vorjahr in den Ausgleich geschlitterte Medienunternehmen Libro zuletzt mit "neutral", die RZB und die Erste Bank mit "underperform". Eine rechtzeitige Verkaufsempfehlung gab es nicht - sehr zum Schaden der Investoren.
Die heimische Analystenriege gibt heute unumwunden zu, daß man in der Vergangenheit vieles zu optimistisch gesehen hat. Nach den Kurseinbrüchen seit dem Frühsommer 2000 und insbesonders seit dem 11. September 2001 sei man generell vorsichtiger geworden, bestätigt BA/Ca-Chefanalyst Lukas Stipkovich. Viele Analysten hätten sich in der Vergangenheit einfach von den Marktgegebenheiten mitreißen lassen: "Auf dem Höhepunkte des Bull-Marktes Anfang 2000 waren laut internationalen Statistiken zwei Drittel aller Empfehlungen strong buy oder buy." Mittlerweile habe etwa die britische Großbank HSBC Regeln für die Wertpapierbeurteilung erlassen, wonach jeder Analyst gleich Kauf- und Verkaufsempfehlungen aussprechen muß.
Selbstkritik übt auch Birgit Kuras, Chefanalystin der RCB und früher der RZB: "Die Vorwürfe, daß wir Analysten zu optimistisch waren, sind zum Teil sicher berechtigt." Es sei aber "wahnsinnig schwer", in einer Phase allgemeiner Euphorie, die auch von Branchengurus, Wirtschaftsprüfern und Rating-Agenturen verbreitet werde, gegen den Strom zu schwimmen. Die Kurseinbrüche der vergangenen Monate hätten bei den Analysten aber einen großen Lerneffekt hinterlassen.
Der Chefanalyst der Erste Bank, Friedrich Mostböck, empfiehlt Anlegern, bei Aktienbeurteilungen auch zwischen den Zeilen zu lesen. Die Erste Bank verwendet ein fünfstufiges Bewertungsschema: Es reicht von "buy" über "outperform", "neutral" zu "underperform" und "sell". "Wenn eine Aktie etwa gleich um zwei Stufen zurückgestellt wird, sagte das eigentlich alles", meint Mostböck.
Daß die Analysten ihr Urteil über eine Aktie davon abhängig machen, ob das betreffende Unternehmen Kreditkunde des eigenen Hauses sei oder gar zu dessen Konzern gehöre, wird einhellig verneint. Trotz der vorgeschriebenen "Chinesischem Mauern" zwischen Wertpapier- und Kreditabteilung dürfte es aber gelegentlich doch zu Interventionen kommen. Eigenständige Wertpapierhäuser können hier unabhängiger agieren.