Verluste - und die Folgen
von Detlef Wormstall
Professionelle Trader wissen es und Trader am Beginn ihrer Karriere werden es sehr bald erfahren - Verlust ist nicht zu vermeiden. Er gehört zum Trading dazu, so wie auch der Gewinn dazugehört. Selbst die erfolgreichsten Trader machen mitunter Verluste. Nur haben sie eine Methode entwickelt, mit diesen Verlusten sinnvoll umzugehen. Sie halten sie nämlich sehr klein. Wenn ein Verlust auftritt, dann wird die Position relativ schnell glattgestellt. Auf der anderen Seite lassen diese Trader Gewinne lange laufen. Um das zu erreichen, nutzen sie zum Teil komplexe Systeme, manchmal sind es aber auch einfachste Mittel, die die Positionen begrenzen. Sowohl nach oben als auch nach unten. Die Frage, ob komplex oder einfach, spielt am Anfang eine eher untergeordnete Rolle. Wichtig ist es, sich überhaupt Gedanken über Verluste zu machen.
Sehen wir uns dazu einmal einen Vergleich zwischen möglichen Verlusten und den benötigten Gewinnen an, um nur den Break-Even-Punkt wieder zu erreichen. Dazu begrenzen wir das theoretische Konto auf das am Anfang vorhandene Kapital. Es wird also von außen kein Kapital nachgeschossen. Wer nun mit einem solchen Konto einen Verlust in Höhe von 10 Prozent erwirtschaftet, benötigt 11,1 Prozent Gewinn, um den ursprünglichen Betrag wieder zu erreichen. Bei diesen Zahlen gibt es noch keine großen Unterschiede. Man muss etwas mehr Gewinne als Verluste gemacht haben. Das ist in der Regel noch machbar. Sehen wir uns aber mal die nächste Zahlen an, damit die Problematik noch deutlicher wird.
Das Ziel eines jeden Traders muss es also sein - besonders am Anfang der Karriere - dass vorhandene Kapital so gut es eben geht zu schützen. Nur wie geht das idealerweise?
Wer Verluste in Höhe von 25 Prozent macht, braucht schon 33,3 Prozent Gewinn, um den ursprünglichen Betrag wieder zu erreichen. Hier ist die Kluft schon sichtbar größer. Um an diesem Punkt wieder auf das Ausgangskapital zu kommen, muss man schon ein Drittel des vorhandenen Kapitals gewinnen. Will heißen: Der Trader muss sehr viel disziplinierter vorgehen, als das die meisten am Anfang ihrer Karriere können. Bitter wird es, wenn man das Zahlenspiel weitertreibt. Wer 30 Prozent Kapital verliert, benötigt 42,9 Prozent Gewinn, um den Ausgangszustand wiederherzustellen. Bei 40 Prozent sind es schon 66,7 Prozent. Hier machen die nötigen Gewinne schon mehr als die Hälfte des vorhandenen Kapitals aus. Und wer 50 Prozent des Ausgangskapitals verliert, ist bei 100 Prozent angelangt. An dieser Stelle muss also das noch vorhandene Kapital verdoppelt werden, um nur den Ausgangszustand wiederherzustellen.
Gerade am Anfang einer Tradingkarriere stellt das ein unüberwindbares Hindernis dar. Da der Trader immer noch damit beschäftigt ist, sehr viele Komponenten zu lernen und sich mit unbekannten Dingen auseinanderzusetzen, wird in dem komplexen Tradinggeschäft eine Verdoppelung des vorhandenen Kapitals in den meisten Fällen unmöglich sein.
Das Ziel eines jeden Traders muss es also sein - besonders am Anfang der Karriere - dass vorhandene Kapital so gut es eben geht zu schützen. Es muss also die Maxime gelten, möglichst keinen Verlust zu machen. Da das beim Traden unmöglich ist, muss der Verlust so klein wie möglich gehalten werden. Das Ziel sollte es also sein, nicht die Gewinne zu maximieren, sondern vielmehr die Verluste zu minimieren. Wenn der Verlust klein gehalten werden kann, dann werden sich Gewinne automatisch einstellen.
Stellen Sie also einen Plan auf, der für alle Trades genaue Zieldefinitionen bereithält, sowohl auf der Gewinnseite, als auch auf der sehr viel wichtigeren Verlustseite.
Ist der "Stop-Loss" einmal durchbrochen, dann setzt mit hoher Wahrscheinlichkeit das Prinzip der Hoffnung ein und der Druck auf den Trader wird immer größer. Der Verlust schmerzt zwar, aber die Entscheidung, zu verkaufen, wird nicht getroffen. Das gleiche passiert auf der anderen Seite. Läuft die Aktie in die richtige Richtung, dann verkauft der Trader nicht, weil er ja "mental" seinen Stopp mitzieht und die Aktie tatsächlich Gewinn erwirtschaftet. Der psychologische Druck entsteht, wenn die Aktie einmal einen Höchststand erreicht hat und diesen wieder verlässt. Der Trader ist dann nicht mehr bereit, den schon vor Augen gehabten Buchgewinn abzugeben und bleibt in der offenen Position in der Hoffnung, die vorherigen Gewinne wieder erreichen zu können. Solche Positionen werden vielfach bis in den Verlust hinein gehalten.
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