In der Seitwärtsbewegung profitieren
Von Horst Fugger
Nicht immer ist Hausse-Zeit: Derivative Finanzinstrumente bieten Anlegern die Möglichkeit, auch von wenig spektakulären Börsentrends zu profitieren.
Wohl jeder Börsianer träumt insgeheim davon, sein Geld innerhalb kurzer Zeit zu vervielfachen. Manchmal gehen solche Träume sogar in Erfüllung. Die Kehrseite der Medaille: Je höher die mit einem Wertpapierengagement verbundenen Chancen, desto schwerer wiegen auch die Risiken. Die Achterbahnfahrt am Neuen Markt hat dies in den vergangenen drei Jahren sehr deutlich gezeigt.
Derart turbulente Börsenphasen sind im historischen Vergleich jedoch die Ausnahme. Viel häufiger sind von einem Seitwärts- oder moderaten Aufwärtstrend gekennzeichnete Zeiträume. Extreme Kursausschläge nach oben wie nach unten gleichen einander auf lange Sicht aus. So liegt etwa die jährliche Nettorendite amerikanischer Aktien für sämtliche 30-Jahres-Zeiträume seit Beginn des organisierten Wertpapierhandels mit erstaunlicher Konstanz bei etwa sieben Prozent.
Während es in dieser Hinsicht an der Börse tatsächlich nichts Neues zu geben scheint, hat sich auf dem Feld der börsennotierten Wertpapiere und innovativen Finanzprodukte gerade in den vergangenen Jahren viel getan. Beschränkte sich das Interesse der Anleger früher größtenteils auf Aktien und festverzinsliche Wertpapiere, so ist heute eine kaum noch überschaubare Anzahl und Vielfalt von Finanzderivaten auf dem Markt. Derivate oder derivative Finanzinstrumente heißen so, weil sie von anderen Instrumenten, also zum Beispiel Aktien, Anleihen, Indizes oder Währungen abgeleitet sind und sich auf diese beziehen.
Mit Derivaten, deren wichtigste Kategorien Optionsscheine und Zertifikate sind, kann der Anleger heute besser denn je seine ganz persönliche Anlagestrategie verfolgen. Er kann damit hoch spekulativ agieren, stockkonservativ sein Depot gegen Verluste absichern und auch auf einen Seitwärtstrend setzen. Er muss nur wissen, welche Instrumente er wie und wann einsetzen kann, falls er mit einem bestimmten Börsentrend rechnet. Der Feinabstimmung einer ganz persönlichen Strategie sind keine Grenzen gesetzt - während Anleger früher eben nur kaufen, halten oder verkaufen konnten oder komplizierte Optionskombinationen basteln mussten, was in Ermangelung von Fachwissen und Geld auch nicht für jedermann möglich war.
Ganz neue Möglichkeiten
Damit ergeben sich vor allem für Privatanleger ganz neue Möglichkeiten. Zum Beispiel die, von einem wenig spektakulären Börsentrend zu profitieren, sprich: von einer seitwärts oder nur leicht nach oben gerichteten Tendenz. Der Aktionär muss sich in solchen Phasen mit moderaten Kursgewinnen zufrieden geben und kann sich allenfalls über regelmäßige Dividendenausschüttungen freuen. Mit bestimmten Derivaten, vor allem mit Discount-Zertifikaten, lassen sich aber auch bei solchen Entwicklungen Renditen erzielen, die am Aktienmarkt nicht realisierbar wären.
In der aktuellen, von allerhand konjunkturellen und auch politischen Imponderabilien gekennzeichneten Börsensituation dürfte es zudem auch nicht die schlechteste Strategie sein, zunächst einmal auf eine Seitwärtstendenz oder auf einen moderaten Aufschwung zu setzen. Im dritten Quartal könnte ein durch die massive Zinssenkungspolitik in den USA und Europa ausgelöster Aufschwung kommen, aber noch stehen die Zeichen nicht auf Hausse. Da erscheint es sinnvoll, Risiken abzusichern und dennoch nicht darauf zu verzichten, sich bietende Gewinnchancen zu nutzen.
Viele Alternativen
Wie aber erreicht man eine überdurchschnittliche Performance in flauen Börsenzeiten? Jeder Börsengewinn beruht darauf, dass man aus einem Wertpapier oder einem Recht weit mehr Geld erlöst, als man dafür bezahlt hat. Wenn die Situation nicht dafür spricht, in absehbarer Zeit sehr hohe Verkaufserlöse realisieren zu können, dann muss man sich eben darauf konzentrieren, möglichst billig einzukaufen. Dabei geht es in diesem Zusammenhang nicht um antizyklische Strategien am Aktienmarkt, sondern um einen echten, auf Euro und Cent berechenbaren Preisabschlag (Discount). Den bieten zum Beispiel im Optionsschein-Bereich die so genannten Capped Calls und bei Zertifikaten die Discount-Zertifikate, die mittlerweile in großer Vielfalt und in verschiedenen Ausprägungen auf dem Markt sind. Damit erwirbt man das Recht, zum Beispiel eine bestimmte Aktie unter dem aktuellen Kurswert zu kaufen, profitiert aber nicht in vollem Umfang von einer starken Aufwärtsbewegung dieser Aktie. Mit diesem Nachteil kann man in flauen Börsenzeiten komfortabel leben, denn man muss ja immer auch die Gefahr von Verlusten mit einkalkulieren. Wirklich schmerzhaft wird es für den Inhaber von Discount-Zertifikaten erst dann, wenn der Kurs der Aktie unter den Preis fällt, den er für das Zertifikat bezahlt hat. Bei einer leicht rückläufigen Aktientendenz aber bieten solche Papiere ein bequemes Schutzpolster - vor allem für konservative Anleger, die auf eine sichere Rendite mehr Wert legen als auf die Chance, spektakuläre Kursgewinne zu erzielen.
Cap und niedriges Agio
Ebenso wie Discount-Zertifikate weist auch eine Reihe von Optionsscheinen einen so genannten Cap auf. Darunter versteht man eine Gewinnobergrenze. Steigt das zu Grunde liegende Papier über diesen Cap hinaus an, profitiert der Inhaber des Papiers nicht mehr davon. Für den Anleger werden also die Gewinnchancen durch die Optionsbedingungen begrenzt, während sie bei Standard-Optionsscheinen theoretisch unbeschränkt sind. Warum sollte er sich nun einen solchen Schein ins Depot legen? Wegen des Nachteils der Gewinnbegrenzung weisen "Capped Calls" ein deutlich niedrigeres Agio auf als vergleichbare Standardscheine. Das niedrigere Aufgeld aber bewirkt, dass Capped Calls bei einer leichten Aufwärtsbewegung der zu Grunde liegenden Aktie meist stärker an Wert gewinnen als ein entsprechender Standardschein.
Welche Risiken ein Anleger einzugehen bereit ist, kann letztlich nur er selbst entscheiden. An geeigneten Instrumenten, um eine bestimmte Strategie umzusetzen, herrscht jedenfalls kein Mangel.
Von Horst Fugger
Nicht immer ist Hausse-Zeit: Derivative Finanzinstrumente bieten Anlegern die Möglichkeit, auch von wenig spektakulären Börsentrends zu profitieren.
Wohl jeder Börsianer träumt insgeheim davon, sein Geld innerhalb kurzer Zeit zu vervielfachen. Manchmal gehen solche Träume sogar in Erfüllung. Die Kehrseite der Medaille: Je höher die mit einem Wertpapierengagement verbundenen Chancen, desto schwerer wiegen auch die Risiken. Die Achterbahnfahrt am Neuen Markt hat dies in den vergangenen drei Jahren sehr deutlich gezeigt.
Derart turbulente Börsenphasen sind im historischen Vergleich jedoch die Ausnahme. Viel häufiger sind von einem Seitwärts- oder moderaten Aufwärtstrend gekennzeichnete Zeiträume. Extreme Kursausschläge nach oben wie nach unten gleichen einander auf lange Sicht aus. So liegt etwa die jährliche Nettorendite amerikanischer Aktien für sämtliche 30-Jahres-Zeiträume seit Beginn des organisierten Wertpapierhandels mit erstaunlicher Konstanz bei etwa sieben Prozent.
Während es in dieser Hinsicht an der Börse tatsächlich nichts Neues zu geben scheint, hat sich auf dem Feld der börsennotierten Wertpapiere und innovativen Finanzprodukte gerade in den vergangenen Jahren viel getan. Beschränkte sich das Interesse der Anleger früher größtenteils auf Aktien und festverzinsliche Wertpapiere, so ist heute eine kaum noch überschaubare Anzahl und Vielfalt von Finanzderivaten auf dem Markt. Derivate oder derivative Finanzinstrumente heißen so, weil sie von anderen Instrumenten, also zum Beispiel Aktien, Anleihen, Indizes oder Währungen abgeleitet sind und sich auf diese beziehen.
Mit Derivaten, deren wichtigste Kategorien Optionsscheine und Zertifikate sind, kann der Anleger heute besser denn je seine ganz persönliche Anlagestrategie verfolgen. Er kann damit hoch spekulativ agieren, stockkonservativ sein Depot gegen Verluste absichern und auch auf einen Seitwärtstrend setzen. Er muss nur wissen, welche Instrumente er wie und wann einsetzen kann, falls er mit einem bestimmten Börsentrend rechnet. Der Feinabstimmung einer ganz persönlichen Strategie sind keine Grenzen gesetzt - während Anleger früher eben nur kaufen, halten oder verkaufen konnten oder komplizierte Optionskombinationen basteln mussten, was in Ermangelung von Fachwissen und Geld auch nicht für jedermann möglich war.
Ganz neue Möglichkeiten
Damit ergeben sich vor allem für Privatanleger ganz neue Möglichkeiten. Zum Beispiel die, von einem wenig spektakulären Börsentrend zu profitieren, sprich: von einer seitwärts oder nur leicht nach oben gerichteten Tendenz. Der Aktionär muss sich in solchen Phasen mit moderaten Kursgewinnen zufrieden geben und kann sich allenfalls über regelmäßige Dividendenausschüttungen freuen. Mit bestimmten Derivaten, vor allem mit Discount-Zertifikaten, lassen sich aber auch bei solchen Entwicklungen Renditen erzielen, die am Aktienmarkt nicht realisierbar wären.
In der aktuellen, von allerhand konjunkturellen und auch politischen Imponderabilien gekennzeichneten Börsensituation dürfte es zudem auch nicht die schlechteste Strategie sein, zunächst einmal auf eine Seitwärtstendenz oder auf einen moderaten Aufschwung zu setzen. Im dritten Quartal könnte ein durch die massive Zinssenkungspolitik in den USA und Europa ausgelöster Aufschwung kommen, aber noch stehen die Zeichen nicht auf Hausse. Da erscheint es sinnvoll, Risiken abzusichern und dennoch nicht darauf zu verzichten, sich bietende Gewinnchancen zu nutzen.
Viele Alternativen
Wie aber erreicht man eine überdurchschnittliche Performance in flauen Börsenzeiten? Jeder Börsengewinn beruht darauf, dass man aus einem Wertpapier oder einem Recht weit mehr Geld erlöst, als man dafür bezahlt hat. Wenn die Situation nicht dafür spricht, in absehbarer Zeit sehr hohe Verkaufserlöse realisieren zu können, dann muss man sich eben darauf konzentrieren, möglichst billig einzukaufen. Dabei geht es in diesem Zusammenhang nicht um antizyklische Strategien am Aktienmarkt, sondern um einen echten, auf Euro und Cent berechenbaren Preisabschlag (Discount). Den bieten zum Beispiel im Optionsschein-Bereich die so genannten Capped Calls und bei Zertifikaten die Discount-Zertifikate, die mittlerweile in großer Vielfalt und in verschiedenen Ausprägungen auf dem Markt sind. Damit erwirbt man das Recht, zum Beispiel eine bestimmte Aktie unter dem aktuellen Kurswert zu kaufen, profitiert aber nicht in vollem Umfang von einer starken Aufwärtsbewegung dieser Aktie. Mit diesem Nachteil kann man in flauen Börsenzeiten komfortabel leben, denn man muss ja immer auch die Gefahr von Verlusten mit einkalkulieren. Wirklich schmerzhaft wird es für den Inhaber von Discount-Zertifikaten erst dann, wenn der Kurs der Aktie unter den Preis fällt, den er für das Zertifikat bezahlt hat. Bei einer leicht rückläufigen Aktientendenz aber bieten solche Papiere ein bequemes Schutzpolster - vor allem für konservative Anleger, die auf eine sichere Rendite mehr Wert legen als auf die Chance, spektakuläre Kursgewinne zu erzielen.
Cap und niedriges Agio
Ebenso wie Discount-Zertifikate weist auch eine Reihe von Optionsscheinen einen so genannten Cap auf. Darunter versteht man eine Gewinnobergrenze. Steigt das zu Grunde liegende Papier über diesen Cap hinaus an, profitiert der Inhaber des Papiers nicht mehr davon. Für den Anleger werden also die Gewinnchancen durch die Optionsbedingungen begrenzt, während sie bei Standard-Optionsscheinen theoretisch unbeschränkt sind. Warum sollte er sich nun einen solchen Schein ins Depot legen? Wegen des Nachteils der Gewinnbegrenzung weisen "Capped Calls" ein deutlich niedrigeres Agio auf als vergleichbare Standardscheine. Das niedrigere Aufgeld aber bewirkt, dass Capped Calls bei einer leichten Aufwärtsbewegung der zu Grunde liegenden Aktie meist stärker an Wert gewinnen als ein entsprechender Standardschein.
Welche Risiken ein Anleger einzugehen bereit ist, kann letztlich nur er selbst entscheiden. An geeigneten Instrumenten, um eine bestimmte Strategie umzusetzen, herrscht jedenfalls kein Mangel.