HV-Bericht Internationalmedia AG
Die erste öffentliche Hauptversammlung der Internationalmedia AG fand am 28.06.2001 in der Reithalle im Münchener Norden statt. Aufsichtsratsvorsitzende und Versammlungsleiterin Frau Antoinette Hiebeler-Hasner konnte rund 250 Aktionäre recht herzlich begrüßen. Nach Abhandlung der Formalien übergab sie das Wort an den Vorstandvorsitzenden Florian Bollen. Für GSC Research berichtet Markus Birner.
Bericht des Vorstands
Florian Bollen freute sich sichtlich, dass so viele Aktionäre den Weg zur ersten HV der Internationalmedia AG gefunden haben. Dies dokumentiere das große Interesse und die Verbundenheit der Aktionäre. Diesem Interesse wolle er heute mit zahlreichen Informationen sowohl über die Führungsmannschaft als über das eigentliche Geschäftsmodell gerecht werden.
Aus dem hochkarätig besetzten Vorstand stach insbesondere Guy East, Gründer der bedeutenden Majestic Film (15 Oscars) heraus, der seine Arbeitskraft über die Maßen stark in das Fortkommen der Internationalmedia AG stellt. Im Aufsichtsrat fiel insbesondere Hollywoodstar Hugh Grant auf, der allerdings einen recht erschöpften Eindruck bei den Aktionären hinterließ.
Florian Bollen erläuterte anschließend das Geschäftsmodell der Internationalmedia AG: Das Unternehmen ist in der Entwicklung von großen Hollywood - Filmen tätig, und besetzt hierbei die allerfrühesten Stufen in der Produktion, indem es bereits bei der Drehbuchentwicklung bzw. „Drehbuchadaption“ tätig wird. Die starke Präsenz in diesem frühen Entwicklungsstadium sichert der Firma für die Zukunft ein zeitlich unbegrenztes Copyright.
Eigenes Kapital der Gesellschaft wird nur in diesem Bereich der Drehbuchadaption, Weiterentwicklung und letzlicher Patentierungsfähigkeit ausgegeben. Die hierauf folgende eigentliche Auftragsproduktion wird mit neuen, fremden Finanzierungsquellen hinterlegt.
„Geringes Risiko, eine geringe Kapitalbindung, Feeszahlungen aus der Produktion und dem darauffolgenden Vertrieb“ sind die Charakteristika dieses Geschäftsmodelles. Wenn das jeweilige Projekt ein Erfolg wird, kommt es zu zusätzlichen Einnahmen. Florian Bollen: „Nach Ablauf dieses ersten Verwertungszyklus fällt das Recht an Internationalmedia vollständig zurück“. In diesem Zusammenhang ist es nach seiner Aussage bemerkenswert, dass sowohl mit 12 großen US-Produzenten als auch mit allen bedeutenden US-Studios derzeit Projekte laufen.
Die derzeitige Strategie der Gesellschaft ruht auf drei Säulen: Mehr Content durch gesteigerte Produktionen und dadurch auch einen permanenten Ausbau der Filmlibrary, Ausbau der Distribution durch Fokussierung auf neue Marken und neue Rechte, und letztlich Wachstum, insbesondere extern durch Akquisitionen und durch den möglichen Einstieg in die TV-Produktionen.
Im Anschluss an seine Ausführungen übergab Herr Bollen das Wort an den Finanzvorstand Andreas Konle für die Anmerkungen zum Zahlenwerk.
Die prognostizierten Ergebniswerte für das Jahr 2000, welche zum Börsengang gemacht wurden, konnten bei weitem übertroffen werden. So erreichte zwar der Umsatz nur 149,7 Mio. Euro (Prognose 193,2 Mio. Euro), dafür erzielte man beim EBIT 27,5 Mio. Euro nachdem nur 18,8 Mio. Euro erwartet wurden. Das Ergebnis nach Steuern erreichte 33,2 Mio. Euro. Im Zeitraum 1997-2000 erreicht man mit den dargestellten Zahlen eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des EBIT von 139 Prozent, beim Ergebnis nach Steuern sogar von 147 Prozent.
Bei einem Blick auf die Quartalsberichte fällt die extreme Saisonalität des Filmgeschäftes auf. Im ersten und zweiten Quartal fallen nur maximal 20 Prozent der Jahresumsatzerlöse an, dies liegt an den Abdrehterminen (Sommer) und dem Verwertungszeitraum (2. Jahreshälfte). Dies ist charakteristisch für das Filmgeschäft auf der Nordhalbkugel.
Dementsprechend gering ist auch das Ergebnis pro Aktie für das erste Quartal 2001 mit 0,09 Euro. Im Gesamtjahr 2000 wurden 0,67 Euro erreicht. In diesem Zusammenhang werden auch die prognostizierten Eckwerte für Umsatz (355 Mio. Euro) und EBIT (47,2 Mio. Euro) nachdrücklich bestätigt. Dies entspreche Steigerungen von 137 bzw. 72 Prozent.
Sehr aufschlussreich waren die Informationen zur Aktie. In einem Performancevergleich ab dem 19.05.2000 bis zum 22.06.2001 verlor die Aktie von ihrem Emissionskurs von 32,00 Euro gerechnet rund 13 Prozent. In dieser Zeit verlor der Nemax 50 rund 80 Prozent, der Nemax Media und Entertainment gar 85 Prozent. Durch den stärkeren Absturz der übrigen Medienwerten beträgt die Gewichtung der Internationalmedia AG am Nemax Media und Entertainment sehr bedeutende 20 Prozent.
Allgemeine Diskussion
Im Anschluss an diese Ausführungen ergriff Matthias Schmitt von der Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) das Wort. Nachdem er bereits vier Hauptversammlungen anderer Medienwerte besucht habe und dort immer den Eindruck gehabt habe im falschen Film zu sein, glaube er jetzt im richtigen zu sein. Großes Lob erteilte er dem vorbildlich gestalteten Geschäftsbericht. Seine Fragen kreisten um den Bereich möglicher Schauspielerstreiks, die Rechtesituation bei den produzierten Filmen und die Auswirkungen einer möglichen Rezession auf die Filmbranche. „Was versprechen Sie sich von der Erschließung neuer Geschäftsfelder wie Musik oder TV-Geschäft ?“, wollte der Aktionärsvertreter wissen.
Weiterhin betraf eine Frage die 1,434 Mio. Aktien des Herrn Bormann, welche verpfändet sind. Herr Schmitt spielte mit seiner Frage auf die Situation des Vorstandschefs der Intertainment AG an, wo die Bank Aktienbestände zwangsexekutiert hat. „Droht solches Ungemach auch bei diesem Bestand ?“ Wichtig sei auch, wie die Filme bei Internationalmedia abgeschrieben werden.
Eine letzte Frage betraf die Wahl von Martin Schürmann in den Aufsichtsrat. Herr Schmitt wollte wissen, ob diese Person identisch mit dem ehemaligen Aufsichtsratmitglied bei Intertainment ist.
Als zweiter Redner trat Markus Jaeckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an das Rednerpult. Sein Fragenschwerpunkt lag auf der Umsetzung des KontraG und des internen Controlling, den internen Regeln innerhalb des Aufsichtsrates und der Möglichkeit einer etwaigen Plausibilitätsprüfung für die Quartalsberichte. In Bezug auf das Kerngeschäft bezogen sich die Fragen auf eventuelle Markteintrittsbarrieren für Mitkonkurrenten und die Ertragslage nach den ausgewiesenen Segmenten.
Walter Ruehl, ein „bewusster Kleinaktionär“, stellte im Anschluss noch die Zwischenfrage, wer den Personalwechsel des Wirtschaftsprüfers veranlasst hat.
Frau Ingrid Weihvater stellte noch Fragen hinsichtlich der Qualität der produzierten Filme. Insbesondere in Mexiko habe sie sehr schöne Filme gesehen, die oftmals den deutschen Markt nicht erreichten. „Kann die Internationalmedia auf diesen Umstand Einfluss nehmen?“
Antworten
Florian Bollen und Andreas Konle übernahmen nun gemeinschaftlich die Beantwortung der angefallenen Fragen. Herr Bollen bekräftigte nochmals die Prognosen für das Ergebnis 2001. Bezüglich der Ausweitung des Geschäftes auch in den Bereich Musik bzw. Soundtracks bemerkte Herr Bollen, dass hier die Chancen die Risiken bei weitem übersteigen.
Der Grund für den Wechsel des Wirtschaftsprüfers, der auf einem Beschluss des Aufsichtsrates beruht, liege in der Tatsache begründet, dass sich PriceWaterhouseCoopers besser mit der Filmbranche auskenne. Dann kann es auch dazu kommen, dass die Quartalsberichte einer Plausibilitätskontrolle unterzogen werden. Bezogen auf die Fragen zum Controlling bzw. zu den Anforderungen des KontraG konnte Herr Bollen auf ein funktionierendes Risikofrüherkennungssystem verweisen. Wöchentlich finde zudem ein Management Call statt.
Die produzierten Filme werden nach dem ersten Verwertungszyklus zu 83 bis 85 Prozent abgeschrieben. Die verpfändeten Aktien des Herrn Bormann liegen bei der DG-Bank in einem Treuhanddepot. Nach Ansicht von Vorstand und Aufsichtsrat sei dies ein normaler Vorgang ohne irgendeine Gefahr einer Zwangsliquidation. Auch von Seiten eines Schauspielerstreikes drohe keine Gefahr. Angesprochen auf mögliche vermehrte Konkurrenz in der Branche entgegnete Herr Bollen, dass das Geschäft sehr stark von einzelnen Personen abhänge und man sich erst über Jahre eine gewisse Reputation aufbauen müsse. Dies allein wirke als Markteintrittsbarriere.
Bei dem in den Aufsichtsrat zu wählenden Herrn Schürmann handelt es sich in der Tat um den ehemaligen Aufsichtsrat der Intertainment AG. Für ihn spricht die langjährige Erfahrung und seine sehr gute Reputation.
Die derzeitige Liquidität des Unternehmens beträgt zum 31.03.2001 rund 178 Mio. Euro, wobei der monatliche Finanzbedarf 2 Mio. Euro beträgt.
Auf die Frage von Frau Weihvater konnte Herr Bollen nur entgegnen, dass die Filmqualität von Internationalmedia sehr hoch ist, die Filmqualität in Deutschland aber von lokalen Distributoren abhängt. Das in der Branche bekannteste Label der Internationalmedia ist „Intermedia“.
Die Aufsichtsratvorsitzende Frau Antoinette Hiebeler-Hasner beantwortete die Fragen hinsichtlich der internen Aufsichtsratsstruktur: „Ja, es gibt eine eigene Geschäftsordnung. Es gibt auch Beraterverträge, aber keine direkt mit einem Aufsichtsrat.“ Eine Firma, an der sie selbst als Partner beteiligt ist, erhielt im Geschäftsjahr 18.000 DM für diverse Dienstleistungen.
Abstimmungen
Bei einem Grundkapital von 30.877.500 Mio. Euro waren 20.640.901 Mio. Euro des gezeichneten Kapitals anwesend. Dies entspricht der gleichen Anzahl an Stimmen. Die Präsenz betrug demnach 66,84 Prozent. Der Vorstand hält rund 13.000.000 Mio., der Aufsichtsrat rund 500.000 Aktien. Sämtliche Tagesordnungspunkte wurden nahezu einstimmig verabschiedet. Einzig die Beschlussfassungen zur Schaffung neuen Kapitals (TOP 7 und TOP 8) wurden mit 271.588 bzw. 702.393 Gegenstimmen bedacht.
Fazit
Die Internationalmedia AG ist eine der wenigen Unternehmen am Neuen Markt und insbesondere der Medienbranche, welche ihre Prognosen immer erfüllt oder gar übererfüllt haben. Das Geschäftsmodell überzeugt und scheint auf Dauer hohe Profitabilität zu sichern. Die Copyrights derart produzierter Hollywoodfilme bleiben nach Aussage des Vorstandes „bis in alle Ewigkeit erhalten“. Das gesamte Management macht von seiner Vita bzw. seinem Auftreten und Know How einen sehr kompetenten und seriösen Eindruck.
Die Kennzahlen der Aktie liegen über dem des Businessplanes, der Gewinn je Aktie sollte im nächsten Jahr zumindest 1,10 Euro/Aktie erreichen. Vergegenwärtigen muss man sich aber die optisch hohe Bewertung mit einer Börsenkapitalisierung von 0,8 Mrd. Euro und einem durchschnittlichen KGV von rund 24 für 2001. Dem stehen aber potentielle internationale „Blockbuster-Filme“, welche auch einmal für eine positive Ergebnisüberraschung gut sein können, gegenüber. Aktien, welche sich in einer starken Abwärtsbewegung gut gehalten haben, sollten bei anziehenden Märkten überproportional profitieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund kann der Aufbau erster Positionen in Betracht gezogen werden.
Kontaktadresse
IM Internationalmedia AG
Cuvilliéstrasse 25
81679 München
Tel.: 089 / 98107 - 100
Fax: 089 / 98107 - 199
Email: info@internationalmedia.de
Internet: www.internationalmedia.de
18.07.2001 00:42 Redakteur: mb01de © 2001 GSC Research
Die erste öffentliche Hauptversammlung der Internationalmedia AG fand am 28.06.2001 in der Reithalle im Münchener Norden statt. Aufsichtsratsvorsitzende und Versammlungsleiterin Frau Antoinette Hiebeler-Hasner konnte rund 250 Aktionäre recht herzlich begrüßen. Nach Abhandlung der Formalien übergab sie das Wort an den Vorstandvorsitzenden Florian Bollen. Für GSC Research berichtet Markus Birner.
Bericht des Vorstands
Florian Bollen freute sich sichtlich, dass so viele Aktionäre den Weg zur ersten HV der Internationalmedia AG gefunden haben. Dies dokumentiere das große Interesse und die Verbundenheit der Aktionäre. Diesem Interesse wolle er heute mit zahlreichen Informationen sowohl über die Führungsmannschaft als über das eigentliche Geschäftsmodell gerecht werden.
Aus dem hochkarätig besetzten Vorstand stach insbesondere Guy East, Gründer der bedeutenden Majestic Film (15 Oscars) heraus, der seine Arbeitskraft über die Maßen stark in das Fortkommen der Internationalmedia AG stellt. Im Aufsichtsrat fiel insbesondere Hollywoodstar Hugh Grant auf, der allerdings einen recht erschöpften Eindruck bei den Aktionären hinterließ.
Florian Bollen erläuterte anschließend das Geschäftsmodell der Internationalmedia AG: Das Unternehmen ist in der Entwicklung von großen Hollywood - Filmen tätig, und besetzt hierbei die allerfrühesten Stufen in der Produktion, indem es bereits bei der Drehbuchentwicklung bzw. „Drehbuchadaption“ tätig wird. Die starke Präsenz in diesem frühen Entwicklungsstadium sichert der Firma für die Zukunft ein zeitlich unbegrenztes Copyright.
Eigenes Kapital der Gesellschaft wird nur in diesem Bereich der Drehbuchadaption, Weiterentwicklung und letzlicher Patentierungsfähigkeit ausgegeben. Die hierauf folgende eigentliche Auftragsproduktion wird mit neuen, fremden Finanzierungsquellen hinterlegt.
„Geringes Risiko, eine geringe Kapitalbindung, Feeszahlungen aus der Produktion und dem darauffolgenden Vertrieb“ sind die Charakteristika dieses Geschäftsmodelles. Wenn das jeweilige Projekt ein Erfolg wird, kommt es zu zusätzlichen Einnahmen. Florian Bollen: „Nach Ablauf dieses ersten Verwertungszyklus fällt das Recht an Internationalmedia vollständig zurück“. In diesem Zusammenhang ist es nach seiner Aussage bemerkenswert, dass sowohl mit 12 großen US-Produzenten als auch mit allen bedeutenden US-Studios derzeit Projekte laufen.
Die derzeitige Strategie der Gesellschaft ruht auf drei Säulen: Mehr Content durch gesteigerte Produktionen und dadurch auch einen permanenten Ausbau der Filmlibrary, Ausbau der Distribution durch Fokussierung auf neue Marken und neue Rechte, und letztlich Wachstum, insbesondere extern durch Akquisitionen und durch den möglichen Einstieg in die TV-Produktionen.
Im Anschluss an seine Ausführungen übergab Herr Bollen das Wort an den Finanzvorstand Andreas Konle für die Anmerkungen zum Zahlenwerk.
Die prognostizierten Ergebniswerte für das Jahr 2000, welche zum Börsengang gemacht wurden, konnten bei weitem übertroffen werden. So erreichte zwar der Umsatz nur 149,7 Mio. Euro (Prognose 193,2 Mio. Euro), dafür erzielte man beim EBIT 27,5 Mio. Euro nachdem nur 18,8 Mio. Euro erwartet wurden. Das Ergebnis nach Steuern erreichte 33,2 Mio. Euro. Im Zeitraum 1997-2000 erreicht man mit den dargestellten Zahlen eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des EBIT von 139 Prozent, beim Ergebnis nach Steuern sogar von 147 Prozent.
Bei einem Blick auf die Quartalsberichte fällt die extreme Saisonalität des Filmgeschäftes auf. Im ersten und zweiten Quartal fallen nur maximal 20 Prozent der Jahresumsatzerlöse an, dies liegt an den Abdrehterminen (Sommer) und dem Verwertungszeitraum (2. Jahreshälfte). Dies ist charakteristisch für das Filmgeschäft auf der Nordhalbkugel.
Dementsprechend gering ist auch das Ergebnis pro Aktie für das erste Quartal 2001 mit 0,09 Euro. Im Gesamtjahr 2000 wurden 0,67 Euro erreicht. In diesem Zusammenhang werden auch die prognostizierten Eckwerte für Umsatz (355 Mio. Euro) und EBIT (47,2 Mio. Euro) nachdrücklich bestätigt. Dies entspreche Steigerungen von 137 bzw. 72 Prozent.
Sehr aufschlussreich waren die Informationen zur Aktie. In einem Performancevergleich ab dem 19.05.2000 bis zum 22.06.2001 verlor die Aktie von ihrem Emissionskurs von 32,00 Euro gerechnet rund 13 Prozent. In dieser Zeit verlor der Nemax 50 rund 80 Prozent, der Nemax Media und Entertainment gar 85 Prozent. Durch den stärkeren Absturz der übrigen Medienwerten beträgt die Gewichtung der Internationalmedia AG am Nemax Media und Entertainment sehr bedeutende 20 Prozent.
Allgemeine Diskussion
Im Anschluss an diese Ausführungen ergriff Matthias Schmitt von der Schutzvereinigung der Kleinaktionäre (SdK) das Wort. Nachdem er bereits vier Hauptversammlungen anderer Medienwerte besucht habe und dort immer den Eindruck gehabt habe im falschen Film zu sein, glaube er jetzt im richtigen zu sein. Großes Lob erteilte er dem vorbildlich gestalteten Geschäftsbericht. Seine Fragen kreisten um den Bereich möglicher Schauspielerstreiks, die Rechtesituation bei den produzierten Filmen und die Auswirkungen einer möglichen Rezession auf die Filmbranche. „Was versprechen Sie sich von der Erschließung neuer Geschäftsfelder wie Musik oder TV-Geschäft ?“, wollte der Aktionärsvertreter wissen.
Weiterhin betraf eine Frage die 1,434 Mio. Aktien des Herrn Bormann, welche verpfändet sind. Herr Schmitt spielte mit seiner Frage auf die Situation des Vorstandschefs der Intertainment AG an, wo die Bank Aktienbestände zwangsexekutiert hat. „Droht solches Ungemach auch bei diesem Bestand ?“ Wichtig sei auch, wie die Filme bei Internationalmedia abgeschrieben werden.
Eine letzte Frage betraf die Wahl von Martin Schürmann in den Aufsichtsrat. Herr Schmitt wollte wissen, ob diese Person identisch mit dem ehemaligen Aufsichtsratmitglied bei Intertainment ist.
Als zweiter Redner trat Markus Jaeckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an das Rednerpult. Sein Fragenschwerpunkt lag auf der Umsetzung des KontraG und des internen Controlling, den internen Regeln innerhalb des Aufsichtsrates und der Möglichkeit einer etwaigen Plausibilitätsprüfung für die Quartalsberichte. In Bezug auf das Kerngeschäft bezogen sich die Fragen auf eventuelle Markteintrittsbarrieren für Mitkonkurrenten und die Ertragslage nach den ausgewiesenen Segmenten.
Walter Ruehl, ein „bewusster Kleinaktionär“, stellte im Anschluss noch die Zwischenfrage, wer den Personalwechsel des Wirtschaftsprüfers veranlasst hat.
Frau Ingrid Weihvater stellte noch Fragen hinsichtlich der Qualität der produzierten Filme. Insbesondere in Mexiko habe sie sehr schöne Filme gesehen, die oftmals den deutschen Markt nicht erreichten. „Kann die Internationalmedia auf diesen Umstand Einfluss nehmen?“
Antworten
Florian Bollen und Andreas Konle übernahmen nun gemeinschaftlich die Beantwortung der angefallenen Fragen. Herr Bollen bekräftigte nochmals die Prognosen für das Ergebnis 2001. Bezüglich der Ausweitung des Geschäftes auch in den Bereich Musik bzw. Soundtracks bemerkte Herr Bollen, dass hier die Chancen die Risiken bei weitem übersteigen.
Der Grund für den Wechsel des Wirtschaftsprüfers, der auf einem Beschluss des Aufsichtsrates beruht, liege in der Tatsache begründet, dass sich PriceWaterhouseCoopers besser mit der Filmbranche auskenne. Dann kann es auch dazu kommen, dass die Quartalsberichte einer Plausibilitätskontrolle unterzogen werden. Bezogen auf die Fragen zum Controlling bzw. zu den Anforderungen des KontraG konnte Herr Bollen auf ein funktionierendes Risikofrüherkennungssystem verweisen. Wöchentlich finde zudem ein Management Call statt.
Die produzierten Filme werden nach dem ersten Verwertungszyklus zu 83 bis 85 Prozent abgeschrieben. Die verpfändeten Aktien des Herrn Bormann liegen bei der DG-Bank in einem Treuhanddepot. Nach Ansicht von Vorstand und Aufsichtsrat sei dies ein normaler Vorgang ohne irgendeine Gefahr einer Zwangsliquidation. Auch von Seiten eines Schauspielerstreikes drohe keine Gefahr. Angesprochen auf mögliche vermehrte Konkurrenz in der Branche entgegnete Herr Bollen, dass das Geschäft sehr stark von einzelnen Personen abhänge und man sich erst über Jahre eine gewisse Reputation aufbauen müsse. Dies allein wirke als Markteintrittsbarriere.
Bei dem in den Aufsichtsrat zu wählenden Herrn Schürmann handelt es sich in der Tat um den ehemaligen Aufsichtsrat der Intertainment AG. Für ihn spricht die langjährige Erfahrung und seine sehr gute Reputation.
Die derzeitige Liquidität des Unternehmens beträgt zum 31.03.2001 rund 178 Mio. Euro, wobei der monatliche Finanzbedarf 2 Mio. Euro beträgt.
Auf die Frage von Frau Weihvater konnte Herr Bollen nur entgegnen, dass die Filmqualität von Internationalmedia sehr hoch ist, die Filmqualität in Deutschland aber von lokalen Distributoren abhängt. Das in der Branche bekannteste Label der Internationalmedia ist „Intermedia“.
Die Aufsichtsratvorsitzende Frau Antoinette Hiebeler-Hasner beantwortete die Fragen hinsichtlich der internen Aufsichtsratsstruktur: „Ja, es gibt eine eigene Geschäftsordnung. Es gibt auch Beraterverträge, aber keine direkt mit einem Aufsichtsrat.“ Eine Firma, an der sie selbst als Partner beteiligt ist, erhielt im Geschäftsjahr 18.000 DM für diverse Dienstleistungen.
Abstimmungen
Bei einem Grundkapital von 30.877.500 Mio. Euro waren 20.640.901 Mio. Euro des gezeichneten Kapitals anwesend. Dies entspricht der gleichen Anzahl an Stimmen. Die Präsenz betrug demnach 66,84 Prozent. Der Vorstand hält rund 13.000.000 Mio., der Aufsichtsrat rund 500.000 Aktien. Sämtliche Tagesordnungspunkte wurden nahezu einstimmig verabschiedet. Einzig die Beschlussfassungen zur Schaffung neuen Kapitals (TOP 7 und TOP 8) wurden mit 271.588 bzw. 702.393 Gegenstimmen bedacht.
Fazit
Die Internationalmedia AG ist eine der wenigen Unternehmen am Neuen Markt und insbesondere der Medienbranche, welche ihre Prognosen immer erfüllt oder gar übererfüllt haben. Das Geschäftsmodell überzeugt und scheint auf Dauer hohe Profitabilität zu sichern. Die Copyrights derart produzierter Hollywoodfilme bleiben nach Aussage des Vorstandes „bis in alle Ewigkeit erhalten“. Das gesamte Management macht von seiner Vita bzw. seinem Auftreten und Know How einen sehr kompetenten und seriösen Eindruck.
Die Kennzahlen der Aktie liegen über dem des Businessplanes, der Gewinn je Aktie sollte im nächsten Jahr zumindest 1,10 Euro/Aktie erreichen. Vergegenwärtigen muss man sich aber die optisch hohe Bewertung mit einer Börsenkapitalisierung von 0,8 Mrd. Euro und einem durchschnittlichen KGV von rund 24 für 2001. Dem stehen aber potentielle internationale „Blockbuster-Filme“, welche auch einmal für eine positive Ergebnisüberraschung gut sein können, gegenüber. Aktien, welche sich in einer starken Abwärtsbewegung gut gehalten haben, sollten bei anziehenden Märkten überproportional profitieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund kann der Aufbau erster Positionen in Betracht gezogen werden.
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18.07.2001 00:42 Redakteur: mb01de © 2001 GSC Research