HV-Bericht Camelot AG
Nach einer schon nicht gerade berauschenden Kursentwicklung überraschte der Kommunikationsdienstleister CAMELOT.tele.communication.online.AG seine Aktionäre am 26. April 2001 mit einer Ad-hoc-Mitteilung. So wurde die Umsatzerwartung für das laufende Jahr von 60 Mio. DM auf 45 Mio. DM zurückgenommen und statt eines positiven EBIT von 6 Mio. DM nun ein negatives von 8 Mio. DM prognostiziert. Begründet wurde dies mit einem schlechter als erwartet ausgefallenen 1. Quartal und mit der Auflösung eines Vorvertrags für einen Großauftrag von über 15 Mio. DM.
Zwei Börsentage später lud die Gesellschaft am 30.4.2001 zur ersten ordentlichen Hauptversammlung seit dem Börsengang Ende Oktober vergangenen Jahres. Die zu 8,50 Euro emittierten Aktien wurden kurz vor Bekanntgabe der Ad-hoc-Mitteilung zehnmal so stark als sonst gehandelt, und am Tag darauf halbierte sich der Kurs auf unter 1,50 Euro. Die etwa 70 erschienen Aktionäre kamen demnach mit einiger Verwunderung und vielen Fragen zur Versammlung ins CityHilton, München. Für GSC Research berichtet Robert Zeiss.
Bericht des Vorstands
Der Vorstandsvorsitzende und Hauptaktionär Thomas Zacharias wies zunächst darauf hin, dass CAMELOT in einer Branche mit einer 30-prozentigen Wachstumsperspektive arbeitet und selbst ein Wachstum von 160 Prozent erreichte. Die angebotenen Call-Center-Dienstleistungen gingen weit über den Betrieb eines Telefoncenters hinaus. So werde mit dem Kunden dessen Dienstleistungsbedarf analysiert, und es werde versucht, seinen ganzen Betrieb virtuell darzustellen. Der Kunde könne sich danach auf seine Kernkompetenzen und die Produktion konzentrieren.
Im Rahmen eines umfassenden CRM (Customer Relationship Management) übernehme CAMELOT Marketing, Kundenbetreuung, Support, Versand, Inkasso, Warenwirtschaft und erstelle eine Kundendatenbank. Die Wertschöpfung für den Kunden erfolge über eine Bestandsaufnahme, Bedarfsanalyse, Prozessentwicklung und die Auswahl der Kommunikationsmittel. Ferne biete man die Implementierung und Mitarbeiterschulung, ein Schnittstellenmanagement und kontinuierliches Qualitätsmanagement.
Konkurrierende Telefondienstleister beschränken sich dagegen oftmals auf den Bereich "Auswahl der Kommunikationsmittel", während der vorangehende analytische Teil und die folgende technisch- organisatorische Umsetzung die CAMELOT von ihren Wettbewerbern abgrenzt.
Die Kunden der CAMELOT sind überwiegend im Medien-, Kommunikations-, e-commerce- und Online-Banking-Sektor zu finden, beispielsweise debitel, o.tel.o, Microsoft und AOL. Um mit dem Wachstum der Bestandskunden Schritt halten zu können, konzentriere man sich auf wenige Kunden. Da die Geschäftsaktivitäten vieler Kunden im 4. Quartal eingebrochen sind, habe das Unternehmen nun Überkapazitäten. Es konnten zwar 18 Neukunden gewonnen werden, diese hatten jedoch jeweils nur einen kleinen Etat.
Die Niederlassung Berlin wurde hauptsächlich für Bestandskunden aufgebaut, Neukunden wurden jedoch für die Zentrale in München gewonnen, wo die Arbeitskräfte wesentlich teuerer sind. Da die Kunden auf eine geographische Nähe wert legen, konnte die Überkapazität in Berlin nicht genutzt werden. Folglich wurde der geplante Umsatz im letzten Jahr erreicht, der Gewinn blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die Mitarbeiterzahl und Managementplätze wurden reduziert.
Finanzvorstand Michael-Alexander Pöhn gab im Anschluss einen Überblick über die Rechnungslegung nach IAS. Der Umsatz konnte um 160 Prozent auf 14,9 Mio. Euro gesteigert werden, die Personalkosten und sonstige Kosten stiegen überproportional auf 9 Mio. Euro und 5,1 Mio. Euro an. Das EBIT wurde mit 337.000 Euro ermittelt. Der Jahresüberschuss nach IAS betrug 1,99 Mio. Euro oder 0,13 Euro je Aktie.
Die Finanzmittel beliefen sich zum Jahresende auf 19,4 Mio. Euro und betragen aktuell 14 Mio. Euro. Das Anlagevermögen wurde mit 2,1 Mio. Euro ausgewiesen, wobei die Geschäftsausstattung zusätzlich über Leasingsverträge Güter über 1,7 Mio. Euro enthält. Infolge der Kapitalerhöhung stieg das Eigenkapital von 218.000 Euro auf 26,6 Mio. Euro.
Herr Zacharias ging im Folgenden auf den derzeitigen status-quo der CAMELOT ein. Die Kunden aus den bisher bearbeiteten Branchen verzeichnen einen Nachfragerückgang. Dies führe zu einem Margendruck im eigenen Geschäft, weil auch Wettbewerber Überkapazitäten aufgebaut haben. Im klassischem Call-Center-Bereich investieren internationale Wettbewerber in Deutschland, um ihre Marktstellung auszubauen.
Das Geschäftsmodell der CAMELOT, das auf ein umfassenderes CRM ausgelegt ist, trifft noch nicht auf die erwartete Nachfrage. Die Kunden müssen dafür ihre Firmenphilosophie bezüglich Technik, Kommunikation und Strategie ändern, und dies benötige eine längere Vorlaufzeit als zunächst angenommen. Schlussendlich mache CAMELOT bei der Vertragserfüllung Zugeständnisse an die Kunden, um eine langfristige Kundenbeziehung nicht zu gefährden.
Das Geschäft der CAMELOT basiere nun auf drei Säulen. Diese sind zunächst die angesprochene "Auswahl der Tools", sprich das wettbewerbsintensive klassische Call-Center, weiterhin "Technische Lösungen im Umfeld des CRM", welche mittels der Tochtergesellschaft econe AG (Beteiligungsquote 50,01 Prozent) mit 35 Mitarbeitern angeboten werden und schließlich eine Unternehmensberatung, die noch im laufenden Quartal erworben werden soll.
Für dieses umfassende CRM- und Beratungskonzept gebe es europaweit keinen Wettbewerber. Zusätzlich hebe sich das Unternehmen von der Konkurrenz dadurch ab, dass sich die Standorte nicht auf der "grünen Wiese" befinden, dass damit mehrere und bessere Mitarbeiter zu finden sind und dass man näher am Kunden arbeitet. Als Konsequenz aus der unbefriedigenden Geschäftsentwicklung werde man vermehrt auf qualitatives Wachstum und hochwertiges CRM setzen, und die räumlichen Überkapazitäten in Berlin sollen untervermietet werden.
Bei dem in der Ad-hoc-Mitteilung bezeichneten Großauftrag habe es sich um einen internationalen Bestandskunden gehandelt, der seit Herbst 2000 einen Auftrag mit einem Etat von 40 bis 60 Mio. DM innerhalb der nächsten drei Jahre ausgeschrieben hat. CAMELOT hatte diese Ausschreibung gewonnen, was zeige, dass die Strategie des Unternehmens grundsätzlich richtig ist. Letztendlich wurde der Auftrag jedoch konzernintern vergeben. Allerdings gab Herr Zacharias zu, dass dieser Etat alleine auch nicht zur Erfüllung der geplanten Zahlen für das Jahr 2001 ausgereicht hätte.
Abschließend fasste der Vorstandsvorsitzende die Vorteile der CAMELOT zusammen. Das Unternehmen habe ein starkes Management und werde dieses Jahr 50 Prozent beim Umsatz zulegen. An dem Modell der drei Säulen werde festgehalten, und man bemühe sich um ein erweitertes Portfolio. Bei der Akquisition des Mittelstands gereiche es zum Vorteil, dass CAMELOT mit fünf Stadtorten bundesweit präsent ist. Auch aufgrund des starken Kursrückgangs bestehe nun die beste Chance, zum Outperformer im Markt zu werden.
Allgemeine Aussprache
Herr Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisierte den starken Kursrückgang seit der Emission und merkte an, dass nur ein sehr gutes oder ein sehr schlechtes Unternehmen, das dringend Kapital benötigt, in dem damals schlechten Umfeld an die Börse ging. Die Korrektur des Jahresergebnisses spreche eher für letzteres.
Wie der Vorstand ausführte, hatten zahlreiche Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2000 spürbare Nachfragerückgänge zu verzeichnen, weshalb es Herrn Öfele verwunderte, dass CAMELOT noch keine Warnung zum Börsengang im Oktober 2000 herausgegeben hatte. Es habe den Anschein, als ob der erfolgreiche Börsengang die einzige Überlebensmöglichkeit darstellte.
Von dem Emissionserlös von 28,9 Mio. Euro habe die Gesellschaft nur noch 14 Mio. Euro in der Kasse. Da stelle sich die Frage, wie lange das Unternehmen bei dem schnellen Kapitalverzehr noch existieren kann. Herr Öfele fragte des Weiteren, ob die Geschäfte mit dem größten Kunden Premiere Gewinn bringend sind und wie teuer die Akquisitionen des Call-Centers in Münster und der econe AG bezahlt wurden.
Danach sprach Herr Michael Leipold für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und bemängelte zunächst die Namensgebung der CAMELOT. Nach der Artus-Sage handle es sich dabei um die sichere Festung des Königs, dem habe das Unternehmen bisher aber wenig Rechnung getragen. Nicht ständige Zukäufe seien entscheidend für den Erfolg, sondern ein profitables Geschäft.
Anschließend stellte der Aktionärssprecher einige Fragen zu einzelnen Bilanzpositionen und wollte wissen, ob es Insidergeschäfte kurz vor Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung gegeben hat. Das Geld der "Festung" sei noch nicht verloren, aber es dürften keine weiteren Aufträge mehr verloren gehen.
Als Nächster lobte Herr Helfrich die Organisationsmannschaft des Unternehmens für den Abschluss des dynamischen Jahres 2000. Sodann ging er auf die hohen Umsätze und den Kursrückgang im Vorfeld der Ad-hoc-Mitteilung ein und auf den Umstand, dass diese einen Tag vor Ende der Lock-upPeriode des Großaktionärs publiziert wurde. Er wollte wissen, ob der um 25 Prozent korrigierte Umsatz nun erreicht wird oder ob es möglicherweise noch weitere Reduzierungen gibt.
Weiterhin wunderte sich Herr Helfrich über die Zuversicht des Vorstands, dass das Geschäftsjahr 2002 mit einem ausgeglichenen Ergebnis abgeschlossen werden kann. Deshalb fragte er nach der Planung des Cash Flow für das laufende Jahr. In einem Gutachten zum Börsengang hatte er gesehen, dass die Vorgängergesellschaft siebenmal niedriger getaxt wurde als die AG zum Börsengang. Dies sei wohl auch der wahre Wert gewesen, wenn man sich die Entwicklung des Börsenpreises von 8,50 Euro auf 1,30 Euro ansieht.
Herr Zacharias ging bei der Beantwortung der Fragen zunächst auf die Firmenzukäufe ein. So erwirtschaftete das Call-Center in Münster 4 Mio. DM Umsatz, und der 51-prozentige Geschäftsanteil wurde für 440.000 DM erworben, zusätzlich wurde ein Darlehen über 1 Mio. DM zugesagt. Nun besitze die Camelot 74,9 Prozent der Gewinnbezugsrechte an dem Unternehmen.
Für die Übernahme des Geschäftsbereichs Call-Center der Internet AG wurde ein Kaufpreis von 3 Mio. DM, zahlbar in drei Raten, vereinbart. Die Raten sind umsatzabhängig und stellen die Maximalbeträge dar. Der Anteil an der econe AG habe etwa 900.000 DM gekostet. Die Kaufpreise lägen jeweils unter den eingeholten Bewertungsgutachten.
Das Geschäft mit Premiere World verlaufe zufrieden stellend und werde beibehalten. Das zitierte Gutachten zur Vorgängergesellschaft mit einer Bewertung von 5 Mio. Euro sei von den Konsortialbanken als Mindestwert beziffert worden. Die Bewertung der CAMELOT AG zum Zeitpunkt des Börsengangs sei fair gewesen und habe dem Firmenwert entsprochen. Die Ergebnisprognose für das Jahr 2002 sei realistisch, wenn die Zahl der Mitarbeiter weiter reduziert wird und die Standortgrößen überdacht werden.
Die Ad-hoc-Mitteilung über den Verlust des Großauftrags sei schnellstmöglich erfolgt. Am 24. April 2001 erfolgte seitens des Kunden eine mündliche Absage, die bis heute noch nicht schriftlich bestätigt wurde. Bei der Vereinbarung wurde bereits ein Vorvertrag unterzeichnet, der in seiner Regelungsdichte und der Verbindlichkeit über einen Letter of Intend hinausging. CAMELOT hatte daraufhin bereits Personal eingestellt und eine Telefonanlage bestellt.
Deshalb müsse nun auch über eine Schadenersatzzahlung gesprochen werden. In den darauf folgenden zwei Tagen habe das Unternehmen unter Einbeziehung des Vorstands darüber nachgedacht, welche finanziellen Auswirkungen die Entscheidung des Kunden bringen wird. Warum es zu einem erhöhten Handelsumsatz am 26. April 2001 kam, konnte Herr Zacharias nicht nachvollziehen, möglicherweise gebe es keinen Zusammenhang.
Zum Börsengang hatten die Altaktionäre eine Lock-up-Vereinbarung über 2 Jahre unterzeichnet. Zum jetzigen Zeitpunkt, 6 Monate nach dem Börsengang, dürfte lediglich ein Aktionär maximal 100.000 Stücke verkaufen. Herr Zacharias widersprach der Vermutung, dass der Börsengang zwingend für das Überleben des Unternehmens war. Der Börsengang habe 7,4 Mio. DM gekostet, wobei bei einem Abbruch bereits die Hälfte der Kosten angefallen wären. Dieser Betrag musste aus dem operativen Geschäft bezahlt werden. Ohne den Gang an die Börse wäre das Jahr 2000 sogar erfolgreicher abgeschlossen worden. Die fünf vorangehenden Jahre verliefen ebenfalls erfolgreich.
Dann schlüsselte Herr Pöhn die Verwendung des Emissionserlöses von 28 Mio. Euro auf. So beliefen sich die eigenen und fremden Kosten für den Börsengang und für die Börsenzulassung auf 7 Mio. Euro. Von den verbleibenden 21 Mio. Euro wurden etwa 3 Mio. Euro für Beteiligungen ausgegeben, so dass 18 Mio. Euro übrig bleiben. Davon abzuziehen seien die Verluste des ersten Quartals. So komme man auf etwa 15 Mio. Euro, die derzeit als Festgeld mit 4,5 Prozent verzinst werden. Eine Planung für den Cash flow sei derzeit wenig aussagekräftig, weil diese von den weiteren Überlegungen des in Arbeit befindlichen Konsolidierungsprogramms abhänge.
Abstimmungen
Vor der Abstimmung über die Tagesordnung stellte sich Herr Willi Weck als Kandidat für einen Aufsichtsratsposten vor. Er habe langjährige Erfahrung im Finanzbereich und sei derzeit Geschäftsführer der Media Saturn Holding GmbH. CAMELOT betrachte er als "funktionierendes Business-Modell", dem er seinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und seine Erfahrung zur Verfügung stellen wolle. Er selbst besitze keine Aktien am Unternehmen.
Die Präsenz betrug 5.009.712 Aktien und damit 60,76 Prozent des Grundkapitals. Sämtliche Abstimmungspunkte wurden bei jeweils maximal 2.100 Gegenstimmen angenommen. Im Einzelnen wurden Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, die Satzung geändert (Nach dem Betriebsverfassungsgesetz war die Zahl der Aufsichtsräte auf 6 zu erhöhen, wobei 2 durch die Belegschaft gestellt werden), Herr Weck zum Aufsichtsrat gewählt und Susat & Partner oHG zum Abschlussprüfer gewählt.
Fazit
Herr Zacharias betonte während der 140-minütigen Versammlung mehrmals energisch, dass eine Aktie keine festverzinsliche Anlage darstellt und dass er die Aktionäre als Mitunternehmer sieht. Er war vom nicht Erreichen der geplanten Ergebnisse selbst schwer enttäuscht und reagierte auf geäußerte Kritik teilweise recht forsch. Man bekam fast den Eindruck, dass es ihm lieber gewesen wäre, er wäre mit seinem Unternehmen nicht an die Börse gegangen. Hier blieb ihm aber wohl vor einem Jahr schon kaum eine Entscheidungsmöglichkeit.
Bevor eine Aktiengesellschaft an der Börse gelistet wird, sind eine Menge Vorarbeiten zu leisten, die mehr als nur ein paar Monate Zeit in Anspruch nehmen. Die Kosten für Wirtschafts-, Rechts- und Steuerberater steigern sich insbesondere für kleinere Unternehmen in nahezu Existenz vernichtende Höhen. Es ist wohl nicht ganz unwahr, dass CAMELOT im Oktober letzten Jahres an die Börse gehen musste, um die vorgeschossenen Kosten finanzieren zu können.
Seit diesem Zeitpunkt ging es lediglich darum, das Beste daraus zu machen. Dazu gehörten die Akquisition von Unternehmen und der Ausbau der eigenen Kundenbeziehungen. Die Enttäuschung über den Wegfall eines Großauftrags ist verständlicherweise groß. CAMELOT wird versuchen, zumindest die unmittelbaren Kosten zur Vorbereitung des Geschäfts vom Auftraggeber zu erhalten. Dabei möchte der Vorstand den Kunden aber auch nicht komplett verprellen. Es klang die leise Hoffnung durch, dass der Kunde doch noch überzeugt werden kann, zu einem späteren Zeitpunkt die Aktivitäten auf die CAMELOT zu übertragen.
Das Unternehmen hat wohl aus der einseitigen Zusammensetzung der Kundenstruktur gelernt und möchte sich nun breiter aufstellen. Dies ist natürlich zu begrüßen, da eine geringere Abhängigkeit von der Entwicklung einzelner Branchen das eigene Geschäft stetiger verlaufen lässt. Grundsätzlich ist also davon auszugehen, dass nach dem notwendigen Konsolidierungskurs das Geschäft wieder profitabel geführt werden kann. Wird die angekündigte Akquisition einer Beratungsgesellschaft nicht zu teuer bezahlt, sollte auch dort Geld verdient werden können.
Die Aussichten für das nächste Jahr auf ein ausgeglichenes Ergebnis erscheinen demnach realistisch. Wann jedoch der bereits für dieses Jahr in Aussicht gestellte Ertrag von 6 Mio. Euro erreicht wird, steht in den Sternen. So bleibt festzuhalten, dass Herr Zacharias es momentan wirklich einfacher hätte, wäre er mit seinem Unternehmen nicht an die Börse gegangen. Nun muss er sich jedoch um so mehr anstrengen, damit er nach Auslauf seiner Lock-up-Vereinbarung in 18 Monaten den laut seiner Aussage "fairen Wert" von 8,50 Euro je Aktie wieder sieht. Die Liquiditätsdecke von 14 Mio. Euro oder 1,70 Euro je Aktie gibt ihm dazu einen vernünftigen Handlungsspielraum.
Kontaktadresse
Camelot AG
Leopoldstraße57
80802 München
Tel.: 089/38849-0
Fax: 089/38849-490
Email: info@camelot.ag
Internet: www.camelot.ag
Nach einer schon nicht gerade berauschenden Kursentwicklung überraschte der Kommunikationsdienstleister CAMELOT.tele.communication.online.AG seine Aktionäre am 26. April 2001 mit einer Ad-hoc-Mitteilung. So wurde die Umsatzerwartung für das laufende Jahr von 60 Mio. DM auf 45 Mio. DM zurückgenommen und statt eines positiven EBIT von 6 Mio. DM nun ein negatives von 8 Mio. DM prognostiziert. Begründet wurde dies mit einem schlechter als erwartet ausgefallenen 1. Quartal und mit der Auflösung eines Vorvertrags für einen Großauftrag von über 15 Mio. DM.
Zwei Börsentage später lud die Gesellschaft am 30.4.2001 zur ersten ordentlichen Hauptversammlung seit dem Börsengang Ende Oktober vergangenen Jahres. Die zu 8,50 Euro emittierten Aktien wurden kurz vor Bekanntgabe der Ad-hoc-Mitteilung zehnmal so stark als sonst gehandelt, und am Tag darauf halbierte sich der Kurs auf unter 1,50 Euro. Die etwa 70 erschienen Aktionäre kamen demnach mit einiger Verwunderung und vielen Fragen zur Versammlung ins CityHilton, München. Für GSC Research berichtet Robert Zeiss.
Bericht des Vorstands
Der Vorstandsvorsitzende und Hauptaktionär Thomas Zacharias wies zunächst darauf hin, dass CAMELOT in einer Branche mit einer 30-prozentigen Wachstumsperspektive arbeitet und selbst ein Wachstum von 160 Prozent erreichte. Die angebotenen Call-Center-Dienstleistungen gingen weit über den Betrieb eines Telefoncenters hinaus. So werde mit dem Kunden dessen Dienstleistungsbedarf analysiert, und es werde versucht, seinen ganzen Betrieb virtuell darzustellen. Der Kunde könne sich danach auf seine Kernkompetenzen und die Produktion konzentrieren.
Im Rahmen eines umfassenden CRM (Customer Relationship Management) übernehme CAMELOT Marketing, Kundenbetreuung, Support, Versand, Inkasso, Warenwirtschaft und erstelle eine Kundendatenbank. Die Wertschöpfung für den Kunden erfolge über eine Bestandsaufnahme, Bedarfsanalyse, Prozessentwicklung und die Auswahl der Kommunikationsmittel. Ferne biete man die Implementierung und Mitarbeiterschulung, ein Schnittstellenmanagement und kontinuierliches Qualitätsmanagement.
Konkurrierende Telefondienstleister beschränken sich dagegen oftmals auf den Bereich "Auswahl der Kommunikationsmittel", während der vorangehende analytische Teil und die folgende technisch- organisatorische Umsetzung die CAMELOT von ihren Wettbewerbern abgrenzt.
Die Kunden der CAMELOT sind überwiegend im Medien-, Kommunikations-, e-commerce- und Online-Banking-Sektor zu finden, beispielsweise debitel, o.tel.o, Microsoft und AOL. Um mit dem Wachstum der Bestandskunden Schritt halten zu können, konzentriere man sich auf wenige Kunden. Da die Geschäftsaktivitäten vieler Kunden im 4. Quartal eingebrochen sind, habe das Unternehmen nun Überkapazitäten. Es konnten zwar 18 Neukunden gewonnen werden, diese hatten jedoch jeweils nur einen kleinen Etat.
Die Niederlassung Berlin wurde hauptsächlich für Bestandskunden aufgebaut, Neukunden wurden jedoch für die Zentrale in München gewonnen, wo die Arbeitskräfte wesentlich teuerer sind. Da die Kunden auf eine geographische Nähe wert legen, konnte die Überkapazität in Berlin nicht genutzt werden. Folglich wurde der geplante Umsatz im letzten Jahr erreicht, der Gewinn blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die Mitarbeiterzahl und Managementplätze wurden reduziert.
Finanzvorstand Michael-Alexander Pöhn gab im Anschluss einen Überblick über die Rechnungslegung nach IAS. Der Umsatz konnte um 160 Prozent auf 14,9 Mio. Euro gesteigert werden, die Personalkosten und sonstige Kosten stiegen überproportional auf 9 Mio. Euro und 5,1 Mio. Euro an. Das EBIT wurde mit 337.000 Euro ermittelt. Der Jahresüberschuss nach IAS betrug 1,99 Mio. Euro oder 0,13 Euro je Aktie.
Die Finanzmittel beliefen sich zum Jahresende auf 19,4 Mio. Euro und betragen aktuell 14 Mio. Euro. Das Anlagevermögen wurde mit 2,1 Mio. Euro ausgewiesen, wobei die Geschäftsausstattung zusätzlich über Leasingsverträge Güter über 1,7 Mio. Euro enthält. Infolge der Kapitalerhöhung stieg das Eigenkapital von 218.000 Euro auf 26,6 Mio. Euro.
Herr Zacharias ging im Folgenden auf den derzeitigen status-quo der CAMELOT ein. Die Kunden aus den bisher bearbeiteten Branchen verzeichnen einen Nachfragerückgang. Dies führe zu einem Margendruck im eigenen Geschäft, weil auch Wettbewerber Überkapazitäten aufgebaut haben. Im klassischem Call-Center-Bereich investieren internationale Wettbewerber in Deutschland, um ihre Marktstellung auszubauen.
Das Geschäftsmodell der CAMELOT, das auf ein umfassenderes CRM ausgelegt ist, trifft noch nicht auf die erwartete Nachfrage. Die Kunden müssen dafür ihre Firmenphilosophie bezüglich Technik, Kommunikation und Strategie ändern, und dies benötige eine längere Vorlaufzeit als zunächst angenommen. Schlussendlich mache CAMELOT bei der Vertragserfüllung Zugeständnisse an die Kunden, um eine langfristige Kundenbeziehung nicht zu gefährden.
Das Geschäft der CAMELOT basiere nun auf drei Säulen. Diese sind zunächst die angesprochene "Auswahl der Tools", sprich das wettbewerbsintensive klassische Call-Center, weiterhin "Technische Lösungen im Umfeld des CRM", welche mittels der Tochtergesellschaft econe AG (Beteiligungsquote 50,01 Prozent) mit 35 Mitarbeitern angeboten werden und schließlich eine Unternehmensberatung, die noch im laufenden Quartal erworben werden soll.
Für dieses umfassende CRM- und Beratungskonzept gebe es europaweit keinen Wettbewerber. Zusätzlich hebe sich das Unternehmen von der Konkurrenz dadurch ab, dass sich die Standorte nicht auf der "grünen Wiese" befinden, dass damit mehrere und bessere Mitarbeiter zu finden sind und dass man näher am Kunden arbeitet. Als Konsequenz aus der unbefriedigenden Geschäftsentwicklung werde man vermehrt auf qualitatives Wachstum und hochwertiges CRM setzen, und die räumlichen Überkapazitäten in Berlin sollen untervermietet werden.
Bei dem in der Ad-hoc-Mitteilung bezeichneten Großauftrag habe es sich um einen internationalen Bestandskunden gehandelt, der seit Herbst 2000 einen Auftrag mit einem Etat von 40 bis 60 Mio. DM innerhalb der nächsten drei Jahre ausgeschrieben hat. CAMELOT hatte diese Ausschreibung gewonnen, was zeige, dass die Strategie des Unternehmens grundsätzlich richtig ist. Letztendlich wurde der Auftrag jedoch konzernintern vergeben. Allerdings gab Herr Zacharias zu, dass dieser Etat alleine auch nicht zur Erfüllung der geplanten Zahlen für das Jahr 2001 ausgereicht hätte.
Abschließend fasste der Vorstandsvorsitzende die Vorteile der CAMELOT zusammen. Das Unternehmen habe ein starkes Management und werde dieses Jahr 50 Prozent beim Umsatz zulegen. An dem Modell der drei Säulen werde festgehalten, und man bemühe sich um ein erweitertes Portfolio. Bei der Akquisition des Mittelstands gereiche es zum Vorteil, dass CAMELOT mit fünf Stadtorten bundesweit präsent ist. Auch aufgrund des starken Kursrückgangs bestehe nun die beste Chance, zum Outperformer im Markt zu werden.
Allgemeine Aussprache
Herr Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisierte den starken Kursrückgang seit der Emission und merkte an, dass nur ein sehr gutes oder ein sehr schlechtes Unternehmen, das dringend Kapital benötigt, in dem damals schlechten Umfeld an die Börse ging. Die Korrektur des Jahresergebnisses spreche eher für letzteres.
Wie der Vorstand ausführte, hatten zahlreiche Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte 2000 spürbare Nachfragerückgänge zu verzeichnen, weshalb es Herrn Öfele verwunderte, dass CAMELOT noch keine Warnung zum Börsengang im Oktober 2000 herausgegeben hatte. Es habe den Anschein, als ob der erfolgreiche Börsengang die einzige Überlebensmöglichkeit darstellte.
Von dem Emissionserlös von 28,9 Mio. Euro habe die Gesellschaft nur noch 14 Mio. Euro in der Kasse. Da stelle sich die Frage, wie lange das Unternehmen bei dem schnellen Kapitalverzehr noch existieren kann. Herr Öfele fragte des Weiteren, ob die Geschäfte mit dem größten Kunden Premiere Gewinn bringend sind und wie teuer die Akquisitionen des Call-Centers in Münster und der econe AG bezahlt wurden.
Danach sprach Herr Michael Leipold für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und bemängelte zunächst die Namensgebung der CAMELOT. Nach der Artus-Sage handle es sich dabei um die sichere Festung des Königs, dem habe das Unternehmen bisher aber wenig Rechnung getragen. Nicht ständige Zukäufe seien entscheidend für den Erfolg, sondern ein profitables Geschäft.
Anschließend stellte der Aktionärssprecher einige Fragen zu einzelnen Bilanzpositionen und wollte wissen, ob es Insidergeschäfte kurz vor Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung gegeben hat. Das Geld der "Festung" sei noch nicht verloren, aber es dürften keine weiteren Aufträge mehr verloren gehen.
Als Nächster lobte Herr Helfrich die Organisationsmannschaft des Unternehmens für den Abschluss des dynamischen Jahres 2000. Sodann ging er auf die hohen Umsätze und den Kursrückgang im Vorfeld der Ad-hoc-Mitteilung ein und auf den Umstand, dass diese einen Tag vor Ende der Lock-upPeriode des Großaktionärs publiziert wurde. Er wollte wissen, ob der um 25 Prozent korrigierte Umsatz nun erreicht wird oder ob es möglicherweise noch weitere Reduzierungen gibt.
Weiterhin wunderte sich Herr Helfrich über die Zuversicht des Vorstands, dass das Geschäftsjahr 2002 mit einem ausgeglichenen Ergebnis abgeschlossen werden kann. Deshalb fragte er nach der Planung des Cash Flow für das laufende Jahr. In einem Gutachten zum Börsengang hatte er gesehen, dass die Vorgängergesellschaft siebenmal niedriger getaxt wurde als die AG zum Börsengang. Dies sei wohl auch der wahre Wert gewesen, wenn man sich die Entwicklung des Börsenpreises von 8,50 Euro auf 1,30 Euro ansieht.
Herr Zacharias ging bei der Beantwortung der Fragen zunächst auf die Firmenzukäufe ein. So erwirtschaftete das Call-Center in Münster 4 Mio. DM Umsatz, und der 51-prozentige Geschäftsanteil wurde für 440.000 DM erworben, zusätzlich wurde ein Darlehen über 1 Mio. DM zugesagt. Nun besitze die Camelot 74,9 Prozent der Gewinnbezugsrechte an dem Unternehmen.
Für die Übernahme des Geschäftsbereichs Call-Center der Internet AG wurde ein Kaufpreis von 3 Mio. DM, zahlbar in drei Raten, vereinbart. Die Raten sind umsatzabhängig und stellen die Maximalbeträge dar. Der Anteil an der econe AG habe etwa 900.000 DM gekostet. Die Kaufpreise lägen jeweils unter den eingeholten Bewertungsgutachten.
Das Geschäft mit Premiere World verlaufe zufrieden stellend und werde beibehalten. Das zitierte Gutachten zur Vorgängergesellschaft mit einer Bewertung von 5 Mio. Euro sei von den Konsortialbanken als Mindestwert beziffert worden. Die Bewertung der CAMELOT AG zum Zeitpunkt des Börsengangs sei fair gewesen und habe dem Firmenwert entsprochen. Die Ergebnisprognose für das Jahr 2002 sei realistisch, wenn die Zahl der Mitarbeiter weiter reduziert wird und die Standortgrößen überdacht werden.
Die Ad-hoc-Mitteilung über den Verlust des Großauftrags sei schnellstmöglich erfolgt. Am 24. April 2001 erfolgte seitens des Kunden eine mündliche Absage, die bis heute noch nicht schriftlich bestätigt wurde. Bei der Vereinbarung wurde bereits ein Vorvertrag unterzeichnet, der in seiner Regelungsdichte und der Verbindlichkeit über einen Letter of Intend hinausging. CAMELOT hatte daraufhin bereits Personal eingestellt und eine Telefonanlage bestellt.
Deshalb müsse nun auch über eine Schadenersatzzahlung gesprochen werden. In den darauf folgenden zwei Tagen habe das Unternehmen unter Einbeziehung des Vorstands darüber nachgedacht, welche finanziellen Auswirkungen die Entscheidung des Kunden bringen wird. Warum es zu einem erhöhten Handelsumsatz am 26. April 2001 kam, konnte Herr Zacharias nicht nachvollziehen, möglicherweise gebe es keinen Zusammenhang.
Zum Börsengang hatten die Altaktionäre eine Lock-up-Vereinbarung über 2 Jahre unterzeichnet. Zum jetzigen Zeitpunkt, 6 Monate nach dem Börsengang, dürfte lediglich ein Aktionär maximal 100.000 Stücke verkaufen. Herr Zacharias widersprach der Vermutung, dass der Börsengang zwingend für das Überleben des Unternehmens war. Der Börsengang habe 7,4 Mio. DM gekostet, wobei bei einem Abbruch bereits die Hälfte der Kosten angefallen wären. Dieser Betrag musste aus dem operativen Geschäft bezahlt werden. Ohne den Gang an die Börse wäre das Jahr 2000 sogar erfolgreicher abgeschlossen worden. Die fünf vorangehenden Jahre verliefen ebenfalls erfolgreich.
Dann schlüsselte Herr Pöhn die Verwendung des Emissionserlöses von 28 Mio. Euro auf. So beliefen sich die eigenen und fremden Kosten für den Börsengang und für die Börsenzulassung auf 7 Mio. Euro. Von den verbleibenden 21 Mio. Euro wurden etwa 3 Mio. Euro für Beteiligungen ausgegeben, so dass 18 Mio. Euro übrig bleiben. Davon abzuziehen seien die Verluste des ersten Quartals. So komme man auf etwa 15 Mio. Euro, die derzeit als Festgeld mit 4,5 Prozent verzinst werden. Eine Planung für den Cash flow sei derzeit wenig aussagekräftig, weil diese von den weiteren Überlegungen des in Arbeit befindlichen Konsolidierungsprogramms abhänge.
Abstimmungen
Vor der Abstimmung über die Tagesordnung stellte sich Herr Willi Weck als Kandidat für einen Aufsichtsratsposten vor. Er habe langjährige Erfahrung im Finanzbereich und sei derzeit Geschäftsführer der Media Saturn Holding GmbH. CAMELOT betrachte er als "funktionierendes Business-Modell", dem er seinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und seine Erfahrung zur Verfügung stellen wolle. Er selbst besitze keine Aktien am Unternehmen.
Die Präsenz betrug 5.009.712 Aktien und damit 60,76 Prozent des Grundkapitals. Sämtliche Abstimmungspunkte wurden bei jeweils maximal 2.100 Gegenstimmen angenommen. Im Einzelnen wurden Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, die Satzung geändert (Nach dem Betriebsverfassungsgesetz war die Zahl der Aufsichtsräte auf 6 zu erhöhen, wobei 2 durch die Belegschaft gestellt werden), Herr Weck zum Aufsichtsrat gewählt und Susat & Partner oHG zum Abschlussprüfer gewählt.
Fazit
Herr Zacharias betonte während der 140-minütigen Versammlung mehrmals energisch, dass eine Aktie keine festverzinsliche Anlage darstellt und dass er die Aktionäre als Mitunternehmer sieht. Er war vom nicht Erreichen der geplanten Ergebnisse selbst schwer enttäuscht und reagierte auf geäußerte Kritik teilweise recht forsch. Man bekam fast den Eindruck, dass es ihm lieber gewesen wäre, er wäre mit seinem Unternehmen nicht an die Börse gegangen. Hier blieb ihm aber wohl vor einem Jahr schon kaum eine Entscheidungsmöglichkeit.
Bevor eine Aktiengesellschaft an der Börse gelistet wird, sind eine Menge Vorarbeiten zu leisten, die mehr als nur ein paar Monate Zeit in Anspruch nehmen. Die Kosten für Wirtschafts-, Rechts- und Steuerberater steigern sich insbesondere für kleinere Unternehmen in nahezu Existenz vernichtende Höhen. Es ist wohl nicht ganz unwahr, dass CAMELOT im Oktober letzten Jahres an die Börse gehen musste, um die vorgeschossenen Kosten finanzieren zu können.
Seit diesem Zeitpunkt ging es lediglich darum, das Beste daraus zu machen. Dazu gehörten die Akquisition von Unternehmen und der Ausbau der eigenen Kundenbeziehungen. Die Enttäuschung über den Wegfall eines Großauftrags ist verständlicherweise groß. CAMELOT wird versuchen, zumindest die unmittelbaren Kosten zur Vorbereitung des Geschäfts vom Auftraggeber zu erhalten. Dabei möchte der Vorstand den Kunden aber auch nicht komplett verprellen. Es klang die leise Hoffnung durch, dass der Kunde doch noch überzeugt werden kann, zu einem späteren Zeitpunkt die Aktivitäten auf die CAMELOT zu übertragen.
Das Unternehmen hat wohl aus der einseitigen Zusammensetzung der Kundenstruktur gelernt und möchte sich nun breiter aufstellen. Dies ist natürlich zu begrüßen, da eine geringere Abhängigkeit von der Entwicklung einzelner Branchen das eigene Geschäft stetiger verlaufen lässt. Grundsätzlich ist also davon auszugehen, dass nach dem notwendigen Konsolidierungskurs das Geschäft wieder profitabel geführt werden kann. Wird die angekündigte Akquisition einer Beratungsgesellschaft nicht zu teuer bezahlt, sollte auch dort Geld verdient werden können.
Die Aussichten für das nächste Jahr auf ein ausgeglichenes Ergebnis erscheinen demnach realistisch. Wann jedoch der bereits für dieses Jahr in Aussicht gestellte Ertrag von 6 Mio. Euro erreicht wird, steht in den Sternen. So bleibt festzuhalten, dass Herr Zacharias es momentan wirklich einfacher hätte, wäre er mit seinem Unternehmen nicht an die Börse gegangen. Nun muss er sich jedoch um so mehr anstrengen, damit er nach Auslauf seiner Lock-up-Vereinbarung in 18 Monaten den laut seiner Aussage "fairen Wert" von 8,50 Euro je Aktie wieder sieht. Die Liquiditätsdecke von 14 Mio. Euro oder 1,70 Euro je Aktie gibt ihm dazu einen vernünftigen Handlungsspielraum.
Kontaktadresse
Camelot AG
Leopoldstraße57
80802 München
Tel.: 089/38849-0
Fax: 089/38849-490
Email: info@camelot.ag
Internet: www.camelot.ag